„Solange Vorrat reicht“, steht neben Produkten für Devolo Home Control im Shop von conrad.de. Dieselbe Formulierung findet sich bei voelkner.de. Und amazon.de meldet zu den meisten Sensoren und Aktoren geringe Stückzahlen („nur noch 5 auf Lager“), wenn sie überhaupt lieferbar sind. Der Hersteller selbst hat den Verkauf offenbar eingestellt. Seit Monaten ist das Sortiment im eigenen Store als „nicht mehr erhältlich“ gekennzeichnet. Nur das SMS-Paket für Benachrichtigungen lässt sich noch nachbestellen (Link).
Lieferengpässe bei Home-Control-Produkten
„Wir arbeiten mit Hochdruck an einer langfristigen Lösung, um diesen Lieferengpass aufzuheben“, teilte Devolo auf Nachfrage im August 2023 mit und hat diese Aussage im November noch einmal bestätigt. Alternativ stünden auch Z-Wave-Komponenten anderer Hersteller zur Verfügung, die in das System eingebunden werden können. Die Home-Control-Software werde weiterhin gepflegt: „Updates werden angeboten und die Server bleiben online. Das gilt auch für die Home Control-App sowie das Portal mydevolo“.
Einen harten Schnitt wie im Falle der DLAN Live Cam haben Nutzer bis auf Weiteres also nicht zu befürchten. Im Juni 2022 schaltete Devolo nach zehn Jahren die Server seiner Überwachungskameras ab und machte die Hardware damit unbrauchbar. Nach einer intensiven Weiterentwicklung der Smarthome-Plattform hört sich die Aussage allerdings auch nicht an. Besonders viel ist bei Home Control in den vergangenen Jahren ohnehin nicht passiert.
Die Z-Wave-basierte Lösung für Haussteuerung startete 2015, nachdem Devolo sie im Herst 2014 auf der IFA in Berlin erstmals angekündigt hatte. Das System bekam viel Lob – auch von mir – für seine einfache Installation und die aufgeräumte Bedienoberfläche. Lösungen wie Ikea Home Smart oder SmartThings gab es damals in Deutschland noch gar nicht, Apple schlug sich mit den Kinderkrankheiten von HomeKit herum.
Zunächst ging die Entwicklung gut voran, etwa mit der Integration des Lichtsystems Philips Hue und des Google Assistant. Andere Firmen wie der Energieversorger EWE nutzten die Devolo-Plattform für eigene Smarthome-Angebote. Auf die angekündigten Unterputz-Module mussten die Nutzer dann aber schon mehrere Jahre warten. EWE sprang ab und stellte den Verkauf eigener Smarthome-Produkte wieder ein. Dasselbe gilt für den Versicherer Zurich, der Home Control in Deutschland zeitweise im Paket mit einer Hausratversicherung und 24-Stunden-Notfallservice anbot (Link).
Die große Frage: Wie geht’s weiter?
Da Devolo selbst keine Geräte an Endkunden mehr verkauft, schwer liefern kann und auch am Unterhalt der Plattform kaum etwas verdienen dürfte – von SMS-Paketen für 14,90 € abgesehen – stellt sich die Frage, wie langfristig der Betrieb finanziert werden soll. Das Unternehmen hat erst 2022 ein Insolvenzverfahren abgewendet, das durch zu hohe Lagerbestände und Chipmangel infolge der Corona-Pandemie ausgelöst worden war. Aktuell scheint man sich eher auf Netzwerktechnik zu konzentrieren und hat sicher nichts zu verschenken. Viele Nutzerinnen und Nutzer der Smarthome-Lösung fragen sich zurecht: Was wird aus Home Control?
Das System funkt zwar lokal und speichert Regeln auf der Zentrale, ist für manche Dinge aber auf die Cloud angewiesen. Die gute Nachricht: Sollte es zum Äußersten kommen, sind Kunden – anders als bei Livisi/Innogy/RWE Smarthome – nicht in einem proprietären Funkstandard gefangen. Auch wenn die Zentrale irgendwann nicht mehr funktionieren sollte, lassen sich Z-Wave-Sensoren und -Aktoren prinzipiell an anderen Smarthome-Hubs weiternutzen. Der Homey Pro oder die Homecenter von Fibaro wären potenzielle Kandidaten dafür.
Update vom 15.12.2023: Devolo ist erneut in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Nur etwas mehr als ein Jahr nach Abschluss des letzten Sanierungsverfahrens in Eigenverantwortung hat das Unternehmen ein weiteres eingeleitet, um die Firmen-Insolvenz abzuwenden. Eine „Kaufzurückhaltung der Endkunden“ mache diesen Schritt nötig, so Devolo in seiner Pressemitteilung (Link).