Philips Hue ist zu einer Art Standard für drahtlose Lichtsysteme geworden. Immer mehr Produkte im Smarthome bieten eine Hue-Unterstützung. Das heißt: Sie können die Lampen des niederländischen Herstellers steuern. Das gilt für Harmony-Fernbedienungen von Logitech genauso wie für drahtlose Zigbee-Lichtschalter aus dem Hause Jung und Gira oder für Digitalstrom-Installationen. Eine Gruppe von Herstellern, die sich um dieses Thema besonders bemühen, sind die Anbieter von Smarthome-Komplettsystemen. Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog einen Beitrag über die Lichtsteuerung mit Telekom Smart Home geschrieben. Weil es inzwischen viel mehr Möglichkeiten gibt, folgt hier nun die komplette Übersicht: Das sind alle mir bekannten Plug-and-Play-Systeme mit Hue-Unterstützung.
Bosch Smart Home: mit Hue-Lizenz zum Leuchten
Bosch ist offizieller Teilnehmer des Philips-Partnerprogramms „Friends of Hue“. Es soll gewährleisten, dass Produkte anderer Marken gut mit den Lampen zusammenarbeiten. In der Bosch-App weisen das Hue-Logo und der Vermerk „In Kooperation mit Philips Hue“ sogar ausdrücklich darauf hin. Die Verbindung mit dem Lichtsystem läuft wie meistens über eine Hue-Bridge. Die Lampen lassen sich nicht direkt am Smart Home Controller von Bosch anmelden.
Die Steuerung mit Kreisbögen für die Farbauswahl und einem horizontalen Helligkeitsregler ist sehr intuitiv. Allerdings wirkt sie nur auf einzelne Leuchtmittel. Wer mehrere Hue-Exemplare in in der Wohnung hat, muss sie nacheinander von Hand ein- oder ausschalten. Das braucht Zeit, weil für jedes Licht ein Untermenü geöffnet werden muss. Hier macht sich aktuell noch das Fehlen von Regeln und Gruppen im Smarthome-System von Bosch bemerkbar. Zum Herbst will der Hersteller einen sogenannten Szenarien-Manager per Software-Update nachliefern. Dann soll es auch möglich sein, Lichtstimmungen zu programmieren oder beim Verlassen der Wohnung alle Lampen auf einmal auszuschalten.
Devolo Home Control: komplett ins System integriert
Die Haussteuerung vom Powerline-Spezialisten Devolo behandelt Hue-Lampen wie alle anderen Geräte. Auch hier muss das Lichtsystem mit Bridge bereits fertig installiert sein. Dann lässt es sich im Geräte-Menü zur Smarthome-Installation hinzufügen. Alle Lampen tauchen danach in der Geräteübersicht auf und stehen für die weitere Verwendung zur Verfügung. Die Zeitsteuerung schaltet sie nach der Uhr ein und aus. Über Regeln kann zum Beispiel eine Bewegungsmelder beim Nachhausekommen das Flurlicht aktivieren. Und Szenen kombinieren komplexe Aktionen zu einem einzigen Schaltvorgang. Das alles geht wie bei Devolo Home Control üblich sehr einfach über farbige Kacheln, die im PC-Browser mit der Maus zusammengeschoben werden. Per App am Smarthone lassen sich die konfigurierten Regeln und Szenarien nur abrufen.
Farbeinstellungen wie Relax oder Konzentration übernimmt Home Control automatisch von der Bridge. Allerdings sehen sie anders aus als im Original. Relax etwa hat einen Rotstich und auch im Leselicht Reading sind die Gelbtöne unterrepräsentiert. Es empfiehlt sich daher, eigene Farben zu definieren. Sechs Speicherplätze gibt es dafür, die individuelle Namen tragen können. Die Einstellung der gewünschten Farbe braucht etwas Zeit, weil sie mit den Reglern Farbton, Sättigung und Helligkeit erst gefunden werden muss. Der für warmes Licht nötige, gelb bis orangefarbige Bereich ist sehr schmal und die Schieber haben keine Skala, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht. Allerdings benötigt man die Regler im Devolo-System auch nur zum Anlegen von Szenen und Regeln. Für die schnelle Änderungen von Lichtstimmung im Alltag lässt sich weiterhin die Hue-App von Philips verwenden.
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Homee: Hue-Unterstützung ohne Bridge
Seit Kurzem ist der vierte, organgefarbene Würfel zum Smarthome-Baukastensystem Homee erhältlich. Er rüstet den Zigbee-Standard nach und damit auch die Hue-Unterstützung. Mangels eigener Erfahrung kann ich dazu noch nicht viel sagen. Eines ist aber sicher: Homee steuert die Philips-Lampen direkt an, das heißt ohne Bridge. Wer die Leuchtmittel vorher in einem Hue-System verwendet hat, muss sie zurücksetzen und mit dem Homee-Würfel neu verbinden. Wie das Zurücksetzen funktioniert, ist in diesem Beitrag beschrieben. Nachteil der direkten Zigbee-Verbindung: Hue-Apps, die mit der Bridge zusammenarbeiten, funktionieren nicht mehr. Und es gibt auch keine Integration in Apple HomeKit, weil die Sprachsteuerung mit Siri ebenfalls eine Funkbasis von Philips verlangt.
Magenta Smart Home: Hue-Steuerung in neuem Design
Wie gesagt: Über die Lichtsteuerung mit der Qivicon Home-Base ist auf diesem Blog bereits geschrieben worden. Neben Lightify-Lampen von Osram lässt sich auch eine Hue-Basis mit der Qivicon-Zentrale verbinden. In der App erscheinen die hinzugefügten Lampen dann als Kachel im jeweiligen Raum. Sie lassen sich individuell in Farbe und Helligkeit einstellen. Zum Gruppieren und für Lichtszenen gibt es sogenannte Situationen. So heißen automatisch oder per Tastendruck ausführbare Regeln in der Telekom-App. Allerdings hat das Unternehmen mit der Umbenennung seines Angebots in Magenta Smarthome auch die Software geändert. Das macht ein paar neue Screens und kleinere Korrekturen notwendig.
Neu hinzugekommen ist etwa die Skala zum Weißabgleich von Lampen (Bild unten). Ein bestimmtes Warm- oder Kaltweiß lässt sich damit viel leichter finden als im großen, bunten RGB-Farbverlauf der App. Ebenfalls neu: eine Astrofunktion, die das Licht in Abhängigkeit von Sonnenauf- und untergang steuert. Dank einstellbarer Vor- oder Nachlaufzeit von bis zu einer Stunde, lässt sich der Schaltzeitpunkt ziemlich genau auf den gewünschten Dämmerungsgrad einstellen. Die Hue-Unterstützung von Magenta Smart Home gehört damit zu den besten am Markt – auch weil die Programmierung von Situationen nahezu selbsterklärend ist. Selbst Regeln, die An- und Abwesenheit berücksichtigen, sind schnell definiert.
RWE Smarthome: zwei Schieberegler pro Lampe
Die Funkzentrale des Systems steuert Hue nicht von Haus aus. Das geht nur mit Geräten, die von RWE stammen. Produkte anderer Hersteller lassen sich aber über den Menüpunkt „Apps & Services“ einbinden. Er führt zu einem Appstore mit Funktionserweiterungen. Einige davon sind kostenlos wie die Verbindung mit Miele-Hausgeräten oder dem smarten Türschloss von Entr. Für andere verlangt RWE eine Gebühr. Die Hue-Unterstützung kostet einmalig 3,99 Euro. Ist sie freigeschaltet, erkennt RWE Smarthome im Suchmodus eine Hue-Bridge. Die mit ihr verbundenen Lampen tauchen dann nacheinander im Fenster „Geräte & Auslöser“ auf, von wo aus sie auf die Räume im Smarthome verteilt werden können. Einer Automatisierung steht so nichts mehr im Wege.
Wie bei Devolo Home Control klappt die Konfiguration aktuell nur am Computer – mit einem Browser, für den das Silverlight-Plugin von Microsoft installiert ist. Über Zeitprofile lassen sich dann zum Beispiel Lichtwecker programmieren. Im Ereignisprofil lösen Schalter oder Sensoren direkt eine Aktion aus. So geht auf Tastendruck oder bei Bewegung das Licht an. Der „virtuelle Bewohner“ schaltet Geräte nach dem Zufallsprinzip ein und aus, wobei sich Zeitrahmen definieren lassen – eine besonders realistische Anwesenheitssimulation. Und wer etwas Muße der Einarbeitung besitzt, kann im Logikprofil auch komplexe Abhängigkeiten herstellen.
Separate Schieberegler für Helligkeit und Farbe machen die Bedienung intuitiv. Anhand der angezeigten Zahlenwerte lassen sich Einstellungen auch gut auf andere Lampen übertragen Die Einteilung in 25 Farbstufen ist für RGB- Lampen mit Millionen Zwischentönen aber recht grob. Eine feine Differenzierung zwischen Weißtönen, wie sie die Hue-App oder Magenta Smart Home bieten, ist damit unmöglich. Auch gruppiert die Konfigurationsoberfläche die Regler getrennt nach Helligkeit und Farbe, was bei vielen Lampen im Raum den Überblick erschwert. Allerdings sind die Schieber ja auch nicht da, um ständig an ihnen herzumzuspielen. Sie sollen das Licht in festlegten Szenen definieren. Für die schnelle Lichtsteuerung am Smartphone sind reine Hue-Apps besser geeignet.
Osram Gateway erkennt SN nicht
Hallo Herr Lichtensteiger,
was möchten Sie uns mit diesem Kommentar mitteilen?
Beste Grüße aus dem Digitalzimmer
Hallo, ich bin auf der Suche nach einem Schalter, der ähnlich wie ein klassischer Lichtschalter die bereits installierten Lampen via Hue ein und ausschalten kann. Ähnlich wie die Netzstecker, nur halt das er den vorhandenen Lichtschalter ersetzt und vor Hue, zB Bewegungsmeldern, geschaltet, werden kann.
Bei den vielen Herstellern, Produkten und Kompatibilitäten verliere ich den Überblick.
Aber vielleicht hat einer von Euch den Überblick?
Danke und Viele Grüße Stefan
Das suche ich auch schon länger. Habe bislang aber kein Produkt gefunden. Falls jemand eine Idee hat wäre ich dankbar.
Gruß Wolle
Würde mich freuen, wenn das Litecom System von Zumtobel http://www.zumtobel.com/ch-de/produkte/litecom.html mit in Ihre Betrachtungen einfliessen würde. Mit Mivune http://www.mivune.com/de/Home.aspx als Software scheint es mir eine ernstzunehmende Alternative zu all den bekannten Produkten am Markt – auch für private Haushalte.
Vielen Dank für den Hinweis, Herr Edelmann. Ich nehme ihn gerne auf und berücksichtige ihn vielleicht in einem späteren Artikel. Wie in meinem Kommentar zu Sebastian P. (siehe unten) schon geschrieben, handelt es sich bei den vorgestellten Systemen um Plug-and-Play-Lösungen für die Selbstmontage.
Litecom von Zumtobel verwendet professionelle Technik wie die Schnittstelle DALI zur Ansteuerung dimmbarer Vorschaltgeräte. Auch die Installation des Controllers auf der Hutschine im Sicherungskasten ist nichts für Selbermacher. Darum habe ich auf solche Lösungen in meinem Beitrag verzichtet – zumal eine Steuerung von Philips Hue in Litecom wohl gar nicht vorgesehen ist.
Das stimmt natürlich – dieser Artikel hat einen anderen Fokus . Mein Kommentar war auch eher allgemein gemeint, da ich darüber erstaunt bin, bei Tests und den immer wieder mal auftauchenden Vergleichen verschiedener SmartHome Systeme noch nie etwas über die erwähnte Lösung gelesen zu haben. Ich habe mich bei meinem EFH-Projekt dafür entschieden und hoffe, allenfalls mit FHEM (http://fhem.de) den Brückenschlag zu HUE und änlichen Geräten zu schaffen. Allerdings ist auch dies alles andere als Plug-And-Play…
Schöne Liste. Ich hätte noch eine Ergänzung zu machen: Der Wibutler kann auch hue-lampen steuern. und Osram. und er ist ein offenes System, das unglaublich viele Möglichkieten bietet. Mehr noch als homee. Ansonsten danke für die Infos.
Ja, der Wibutler Pro von iExergy kann die Zigbee-Lampen von Philips und Osram ebenfalls steuern. Sie werden ohne Bridge oder Gateway direkt an der Funkzentrale angemeldet. Allerdings handelt es sich dabei um kein Plug-and-Play-System im klassischen Sinne. Der Wibutler wird über das Elektrohandwerk vertrieben und soll laut Aussage des Herstellers vom Fachmann installiert werden. Deshalb habe ich ihn aus der Übersicht herausgelassen.