Fibaro Home Center lite und Home Center 2. ©digitalzimmer

Haussteuerung mit Fibaro – der Überblick

Die Smarthome-Komponenten von Fibaro sahen schon gut aus, als Design für die Branche noch ein Fremdwort war. Der polnische Spezialist für Hausautomation hat früh erkannt, dass ein vernetztes Haus vor allem zum Wohnen da ist. So gehört etwa der Zwischenstecker auch heute noch – vier Jahre nach seiner Markteinführung – zu den kleinsten und elegantesten Exemplaren seiner Art.

Während andere Hersteller ihre Öffnungssensoren nur in weiße Kunststoffgehäuse packen, lässt Fibaro seinen Kunden die Wahl: Der Tür- und Fensterkontakt ist in sieben Farben von Beige über Grau bis Braun erhältlich, damit er auch auf dunklen Aluminium- oder Naturholzrahmen nicht so auffällt. Wer einen Wasserfühler ohne herumbaumelnde Sensorleitung sucht oder besondere optische Ansprüche an seine Rauchmelder stellt, wird bei den Polen ebenfalls fündig. Für manche Heimvernetzer dürfte das schon Grund genug sein, sich die Smart-Home-Zentrale von Fibaro anzuschaffen.

Formschön wie fast alles von Fibaro: der kabellose Überschwemmungssensor. ©digitalzimmer
Formschön wie fast alles von Fibaro: der kabellose Überschwemmungssensor. ©digitalzimmer
Zwei Versionen des Fibaro Home Center

Genauer gesagt gibt es zwei davon. Das Home Center Lite im weißen Kunststoffgehäuse ist für einfachere Aufgaben gedacht. Nur diese Variante bietet Fibaro als Starter-Kit an. In dem Paket für rund 400 Euro sind neben dem HCL je ein Wassermelder, Rauchmelder, Fensterkontakt, eine Schaltsteckdose und ein Bewegungsmelder enthalten. Ersparnis gegenüber dem Einzelkauf: etwa 50 Euro.

Das Home Center 2 kostet ohne Zubehör schon 450 Euro. Mit 22,5 Zentimetern Breite beansprucht es mehr als doppelt so viel Platz wie die Lite-Version und ist in ein solides Aluminiumgehäuse verpackt. Vor allem aber bietet es mehr Rechenleistung und zusätzliche Funktionen. So lassen sich Türsprechanlagen, die Voice over IP verwenden (VoIP), nur am HC 2 anmelden. Auch die Scriptsprache Lua für individuell programmierbare Szenen steht nur hier zur Verfügung. Gleiches gilt für Fibaros eigene Sprachsteuerung Lili. Wer ein umfangreiches Smart Home mit dutzenden Geräten und Regeln plant, der greift am besten gleich zum Home Center 2, um später nicht eingeschränkt zu sein.

Die Bedienoberfläche beider Zentralen ist praktisch identisch. Es gibt keine extra Software dafür, der Internet-Browser am Computer genügt. Er öffnet nach Eingabe der IP-Adresse des Home Centers die Systemübersicht. Wer diese Adresse nicht extra im Router-Menü ablesen will, kann ein kleines Hilfsprogramm am Mac oder Windows-PC installieren. Der Fibaro Finder ermittelt die Daten der Zentrale und übergibt sie per Mausklick an den Browser.

Die Konfiguration findet komplett im Browser am Computer statt. ©digitalzimmer
Die Konfiguration findet komplett im Browser am Computer statt. ©digitalzimmer
Einrichtung per Browser am Computer

Danach beginnt die eigentliche Konfiguration. Sie findet komplett am Computer statt. Die Smartphone-App für Android und IOS dient später nur zur Bedienung. Um Geräte mit dem Home Center steuern zu können, werden sie zunächst hinzugefügt, der Fachmann sagt „inkludiert“. Die Funktion dafür liegt etwas versteckt im Menü „Module“. Unter einem Modul versteht Fibaro jede Art von Smarthome-Komponente, die mit dem Home Center in Verbindung steht.

Drei Kategorien kennt das System. Die erste und Wichtigste arbeitet mit Z-Wave-Funk. Dazu gehören Fibaros eigene Produkte sowie Sensoren und Aktoren anderer Hersteller. So gab es bis vor kurzem keine Heizkörperthermostate von Fibaro. Modelle von Danfoss (LC-13) Eurotronic (Comet Z-Wave) oder Devolo erfüllen aber denselben Zweck. Je nach Software-Stand kann sich der Funktionsumfang unterscheiden.

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Überwachungskameras finden über einen eigenen Modultyp Anschluss. Der Nutzer gibt darin unter anderem die IP-Adresse und die Zugangsdaten seiner Kamera ein. Besondere Hilfestellung kann er nicht erwarten. Auf Konfigurationsassistenten, die durch den Einrichtungsprozess führen, verzichtet Fibaro fast komplett.

Das gilt auch für die dritte Kategorie, das „Virtuelle Modul“. Es verbindet externe Geräte, die über eine IP- Schnittstelle im Netzwerk erreichbar sind. So lassen sich etwa das drahtlose Lichtsystem Philips Hue oder auch Sonos-Lautsprecher in die Fibaro-Steuerung integrieren. Die Programmierung ist anspruchsvoll. Viele Aufgaben sind mit der Lite-Version des Home Centers auch gar nicht zu lösen. Sie setzen ein HC 2 und die Scriptsprache Lua voraus.

Tipp: Es lohnt sich, im Internet nach Konfigurationsdateien für „Virtual Devices“ zu suchen. Vielleicht hat ein anderer Nutzer die Anbindung bereits programmiert und bietet sie zum Download an. Über eine Importfunktion gelangen die fremden Einstellungen dann auf die eigene Zentrale.

Die Smartphone-App im etwas überholten 3D-Look. ©digitalzimmer
Die Smartphone-App im etwas überholten 3D-Look. ©digitalzimmer

Um Einsteigern die Arbeit zu erleichtern, stellt Fibaro außerdem Plug-Ins zur Verfügung. Sie werden im gleichnamigen Menü installiert und legen von selbst ein Virtuelles Modul in der Geräteverwaltung an. Mehr als 170 solcher Erweiterungen gibt es bereits – darunter Plug-ins für Philips Hue, die Netatmo-Wetterstation und Multiroom- Lautsprecher von Sonos oder Heos. IP-Kameras und Smart-TVs sind ebenso darunter zu finden wie Blu-Ray-Player und AV-Receiver diverser Marken.

Kleiner Wermutstropfen: Der Funktionsumfang lässt häufig zu wünschen übrig. So gewährt das Sonos-Plug-in nur Zugriff auf die aktuelle Playliste, nicht auf Favoriten oder Webradiostationen. Hue-Lampen, die via Plug-in auf das System gelangen, lassen sich zwar direkt steuern aber nicht in Szenen verwenden. Auch das Gerätesymbol auf der Oberfläche ist unveränderbar, was bei vielen gleichartigen Modulen die Übersicht erschwert. Wer selbst programmiert, hat mehr Möglichkeiten. Er kann zum Beispiel den Schriftzug „Philips Hue“ durch ein Lampensymbol ersetzen und sogar mehrere Bilddateien für verschiedene Dimmstufen hinterlegen. Beim Ändern der Helligkeit zeigt die App dann automatisch das passende Symbol an.

Von einfach bis komplex: drei Arten der Automatisierung

In einem Smart Home sollen Bewohner die Anzeige allerdings möglichst selten zu Gesicht bekommen. Licht, Heizung oder die Alarmanlage reagieren automatisch – gesteuert über Sensoren und Zeitpläne. Die Kontrolle übernehmen sogenannte Szenen oder Regeln. Fibaro hat gleich drei Möglichkeiten vorgesehen, die installierten Geräte und Module miteinander zu verknüpfen:

Magic-Szenen sind einsteigerfreundlich und erklären sich von selbst. ©digitalzimmer
Magic-Szenen sind einsteigerfreundlich und erklären sich von selbst. ©digitalzimmer

Magic-Szenen. Der Name ist Programm: Magic-Szenen erstellen Regeln wie von Zauberhand. Sie verknüpfen zwei Geräte nach dem Wenn-dann-Prinzip miteinander. Dabei genügt es, die Gerätesymbole mit der Maus am Computer in die Felder „if“ (wenn) und „then“ (dann) zu ziehen. Auf dem folgenden Bildschirm lassen sich ihre Werte dann noch anpassen, um beispielsweise eine Bedingung zu erfüllen. Auch Ereignisse wie das Wetter, die Tageszeit oder die Alarmeinstellungen des Fibaro-Systems können als Auslöser dienen. Mehr als eine Bedingung pro Regel schafft die Magic-Szene allerdings nicht. Das geht nur mit grafischen Block-Szenen.

Block-Szenen bieten viele Möglichkeiten der Verknüpfung – auch mit Bedingungen. ©digitalzimmer
Block-Szenen bieten viele Möglichkeiten der Verknüpfung – auch mit Bedingungen.

Block-Szenen. „Wenn … dann“ ist manchmal nicht genug. Sollen mehrere Bedingungen wie Tageszeit und Anwesenheit oder der Schaltzustand von Geräten verknüpft sein, kommt die Block-Szene ins Spiel. Sie bietet mit ihren farbigen Schiebeelementen deutlich mehr Möglichkeiten als eine Magic-Szene. So lassen sich Blöcke mit „und“ beziehungsweise „oder“ kombinieren. Klammern sorgen wie in der Mathematik für Eindeutigkeit und sagen dem System, welche Bedingungen zusammen gehören. Über Variable können Werte wie die Tageszeit oder die An- und Abwesenheit zentral gespeichert werden – um sie in mehreren Regeln gleichzeitig zu verwenden.

Lua-Szenen bedienen sich einer speziellen Programmiersprache und sind daher extrem vielseitig. ©digitalzimmer
Lua-Szenen bedienen sich einer Programmiersprache und sind daher sehr vielseitig.

Lua-Szenen. Wer tief in die Hausautomatisierung einsteigt, kommt irgendwann an den Punkt, wo grafische Block-Szenen nicht mehr ausreichen. Aufgaben mit vielen Bedingungen und Geräten lassen sich am Bildschirm kaum zusammenbauen. Deshalb bietet das Home Center 2 noch eine dritte Möglichkeit: die Scriptsprache Lua. Sie ist keine Fibaro-Erfindung, sie kommt auch in Computerprogrammen zum Einsatz. Der Nutzer schreibt seine Regel damit wie PC-Software im Texteditor – eine Methode, die Geduld und Fachwissen verlangt. Lernanleitungen zu Lua gibt es im Internet. Dort finden Einsteiger auch fix und fertige Fibaro-Scripte zum Abtippen oder Herunterladen.

Die Fibaro-Lösung wächst also mit ihren Aufgaben. Magic-Szenen und die hauseigenen Produkte verschaffen Einsteigern schnell Erfolgserlebnisse. Um das System voll auszureizen, ist allerdings Erfahrung nötig. Internet-Foren, in denen Fibaro-Nutzer ihre Kenntnisse austauschen, helfen bei der Einarbeitung. Wer den Kontakt zum englischsprachigen oder polnischen Support scheut, kann sich an den deutschen Vertrieb Intuitech wenden. Den Großteil ihres Wissens müssen sich Nutzer aber selbst aneignen. Dann sind ihren Ideen fast keine Grenzen gesetzt. Und wer gar nicht weiter kommt, kann immer noch einen Profi beauftragen: Manche Installationsbetriebe bieten die Heimvernetzung mit Fibaro als Service an.