Wasserschaden an einer Wand

Wassermelder im Smarthome: Aus Schaden wird man klug

Wer an ein Smarthome mit Wassermeldern denkt, hat wahrscheinlich den Waschkeller im Sinn – oder die Küchenspüle, unter der ein Sensor den Siphon überwacht. Auch das Badezimmer gilt als typisches Habitat solcher Geräte. Aber der Heizungsraum? Dort hätte im digitalzimmer besser auch ein Sensor gelegen. Dann wäre uns der jüngste Wasserschaden erspart geblieben.

Pfütze in der Heizung, verschuldet vom undichten Wärmetauscher (im Bild oben, geriffelt).

Die Ursache: ein korrodierter Wärmetauscher, der unbemerkt tropfte und ein feines Rinnsal unter sich ließ – vorbei am Warmwasserspeicher und nach unten hinter die bodenständige Gastherme. Dort, wo niemand hinsieht, obwohl die Abstellkammer mit Vorräten, Getränken und der Heizung eigentlich gut besucht ist. Der Schaden trat erst zutage, als genügend Wasser eingesickert war, damit auf der anderen Seite der Wand, im Treppenhaus, ein feuchter Fleck entstand (Bild ganz oben auf dieser Seite).

Sensoren, die austretendes Wasser erkennen

Wassermelder gibt es in verschiedenen Formen und Ausführungen für nahezu alle Smarthome-Systeme. Sie sind meist batteriebetrieben und arbeiten nach dem Kurzschluss-Prinzip: Zwei Metallelektroden an der Standfläche sind im trockenen Zustand galvanisch voneinander getrennt. Bildet sich ein Wasserfilm zwischen den Fühlern, schließt die Flüssigkeit die beiden Kontakte kurz. Zwischen den Elektroden fließt ein geringer Strom und löst Alarm aus.

Metall-Elektroden auf der Unterseite des Wasser-Sensors von Aeotec. ©digitalzimmer

Das heißt aber gleichzeitig: Es muss genügend Wasser auf der Fläche sein, damit ein leitfähiger Belag entsteht. Auf unebenen Böden fällt es manchmal schwer, die passende Stelle zu finden. Nicht alle Modelle haben federnd gelagerte Messsonden, die sich an das Terrain anpassen. Ein wenig ausgeschüttetes Wasser hilft in diesem Fall: Dort, wo es sich sammelt, ist ein guter Platz für den Sensor.

Damit der Fühler diese gewünschte Position beibehält, haben Exemplare wie die Wassermelder von Homematic IP und Bosch Smart Home zusätzlich einen Neigungssensor oder Erschütterungssensor eingebaut. Der reagiert, wenn das Gerät verrückt wird, etwa beim Putzen, und löst dann Warnungen in der App aus.

Bildergalerie Wassermelder
Wassermelder zum Smarthome-System von Bosch. ©digitalzimmer
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Wassersensor von Panasonic. ©digitalzimmer
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Wassersensor von Samsung SmartThings.©digitalzimmer
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Wassersensor zum Smarthome-System von Fibaro. ©digitalzimmer
Wassermelder zum EQ-System Homematic IP. ©digitalzimmer

Wassermelder an allen gefährdeten Stellen

Grundsätzlich geschieht die Überwachung mit solchen Geräten punktuell. Gibt es mehrere Stellen im Raum, an denen potenziell Wasser austreten kann – etwa unter dem Küchenabfluss und am Geschirrspüler – empfehlen sich entsprechend viele Messstellen. Sonst muss der Boden womöglich erst komplett überschwemmt sein, ehe der Sensor anschlägt.

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Eine Herausforderung für jeden Melder sind Lecks, aus denen Wasser nicht auf einmal und in größeren Mengen austritt, sondern peu à peu. Versickert es im Mauerwerk, wie bei unserer Heizung geschehen, entsteht unter Umständen nicht genug Pfütze, um einen Sensor-Kurzschluss zu erzeugen. Erschwerend kam hinzu, dass unter unserer Therme nicht genug Platz für einen Wassermelder ist. Dort, wo das Leck auftrat, beträgt der Abstand des Heizungsblocks zum Boden nur einen knappen Zentimeter. So kam es, dass im digitalzimmer zwar etliche Wassermelder installiert sind, aber keiner am entscheidenden Punkt an der Heizung.

Alternative: ein Fühler mit Sensorleitung

Aufmerksam gemacht durch ein gepostetes Foto des Schadens auf Twitter hat sich der Hersteller Eve Systems bei mir gemeldet. Sein Wassermelder Eve Water Guard (Link) verfolgt ein anderes Prinzip als die vorgenannten Kollegen von Bosch, Fibaro, SmartThings & Co. Statt zweier fester Kontakte am Gehäuse verwendet er eine Sensorleitung, um Nässe aufzuspüren. Das textilummantelte, zwei Meter lange Kabel wird per Klinkenstecker ins Gehäuse eingesteckt. Der Melder selbst kommt in eine 230-Volt-Steckdose, benötigt also keine Batterien und kommuniziert über das Funkprotokoll Thread.

Eve Water Guard und das mitgelieferte, zwei Meter lange Sensorkabel. ©digitalzimmer

Aktuell funktioniert das nur im Smarthome-Ökosystem von Apple. Ein Software-Update für den Smarthome-Standard Matter hat der Hersteller aber angekündigt. Sobald Matter in einer der kommenden Versionen auch Wassermelder unterstützt, soll Eve Water Guard mit anderen kompatiblen Lösungen wie Amazon Alexa, Google Home und Samsung SmartThings zusammenarbeiten.

Der Eve Water Guard in der Praxis

Damit ich den Sensor ausprobieren kann, hat Eve Systems mir freundlicherweise ein Testexemplar zur Verfügung gestellt – ergänzt um zwei Meter Verlängerungsleitung, weil die nächste freie Steckdose nicht direkt neben der Heizung liegt. So ein Set kostet rund 120 Euro und damit deutlich mehr als die Melder der Konkurrenz. Allerdings lassen sich mit vier Metern Sensorleitung auch große Flächen überwachen. Das geht sonst nur mit dem Einsatz mehrerer Wassermelder, was den höheren Preis wieder relativiert.

Ansschluss des Sensorkabels per Klinkenstecker. ©digitalzimmer
Einfache Verlegung entlang der Sockelleiste. ©digitalzimmer
Die Verlängerung gibt es als Zubehör. ©digitalzimmer
Wichtig: Kabel ausstreichen, damit es nicht in der Luft hängt. ©digitalzimmer
Preisgünstige Überbrückung: Miniklinken-Kabel. ©digitalzimmer

Der Hersteller verspricht: Bei Bedarf lässt sich die Sensorleitung auf bis zu 150 Meter verlängern. Weil so eine Strecke mit Erweiterungen à 20 € ziemlich ins Geld gehen würde, kommen als Zwischenstück auch normale Miniklinken-Audiokabel infrage. Da sind fünf Meter schon für unter zehn Euro zu haben. Oder man hat – wie ich – das eine oder andere Exemplar zu Hause herumliegen.

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Mit der Audioleitung lässt sich etwa ein längerer Weg zur Steckdose überbrücken – allerdings ohne Messfunktion auf der Verlängerung, denn nur das originale Eve-Kabel schlägt Alarm, wenn es nass wird. Der normalen Audiostrippe fehlt dafür die Sensorik. Ob sie ihren Zweck erfüllt, zeigt der Funktionstest, den die Eve-App nach der Installation anbietet: Das angeschlossene Sensorkabel kurz in Wasser tauchen, bei einer durchgängigen Verbindung pfeift der Eve Water Guard los und lässt seine roten LEDs im Gehäuse blinken.

Eve Water Guard im Alarmzustand
Bei einem Alarm warnt der Eve Water Guard akustisch und mit roten LEDs. ©digitalzimmer

Richtig auslegen will gelernt sein

Das flexible Sensorkabel stellt auch den großen Vorteil des Eve-Wassermelders dar. Denn mit seiner Hilfe lassen sich Stellen erreichen und überwachen, die für andere Melder unzugänglich sind – wie der Spalt unter einem bodenständigen Heizkessel zum Beispiel. Gleichzeitig bedeutet das Textilkabel eine Herausforderung: Nach dem Auspacken ist es so störrisch wie jede Kupferleitung, die längere Zeit aufgewickelt war. Erst nach intensivem Ausstreichen berührt es nahezu vollflächig den Boden.

Um möglichst alle Wellen auszubügeln, habe ich die Leitung über Nacht aushängen lassen, beschwert von einem Turnschuh, dessen Schnürsenkel ans untere Ende gebunden war. Der Versuchung, die Strippe am Installationsort mit Gewichten zu beschweren oder irgendwo einzuklemmen, um Bodenkontakt herzustellen, sollte man widerstehen. Beides quittiert die App mit einer Fehlermeldung. Der Sensor ist erst wieder funktionsfähig, wenn er entlastet wird.

Automatisierte Warnung bei einem Leck

Die übrige Installation gestaltet sich so einfach, wie man es von Eve gewohnt ist. Ein Thread Border Router von Apple à la HomePod mini, ein HomePod der 2. Generation oder ein aktuelles Apple TV 4K genügt, um den Sensor per Code-Scan hinzuzufügen. Er lässt sich dann auch als Auslöser in Automationen verwenden, um auf Leckagen aufmerksam zu machen. So können etwa LED-Lampen in der Wohnung blau aufleuchten und die HomePods einen gurgelnden Bach aus Apples Umweltgeräuschen wiedergeben.

Einfache Installation und Automatisierung im Apple-Smarthome. ©digitalzimmer

Das ist schließlich der Vorteil von Wassermeldern in einer Smarthome-Installation: Ihr Alarm erfolgt nicht nur lokal – als Piepsen oder Heulen des Sensors im Raum – sondern über Etagen hinweg, im ganzen Haus und sogar unterwegs, wenn die Hausteuerungs-Zentrale eine Nachricht an das Smartphone schickt. Ärgerlich, dass so eine Automatik im digitalzimmer für alle möglichen Lecks und Undichtigkeiten existierte – nur nicht für die Heizung. Aber aus Schaden wird man bekanntlich klug …

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