Das richtige Smarthome-System finden - so geht's. ©digitalzimmer

So finden Sie das richtige Smarthome-System

Typische Frage jedes Smarthome-Einsteigers: Wie finde ich das richtige System? Der Berg an Lösungen ist groß und für Untrainierte kaum zu erklimmen. Einfach mal drauflos marschieren kann verkehrt sein – weil das gekaufte Produkt am Ende vielleicht nicht den Erwartungen entspricht. Es ist zu unflexibel, zu teuer oder lässt sich nicht wie gewünscht erweitern. Auch für Heimvernetzer gilt: Wer sein Ziel erreichen möchte, sollte zuerst wissen, wo er hin will.

Deshalb gehen wir das Thema systematisch an. Der folgende Ratgeber stellt fünf Fragen, die am Anfang jeder Kaufentscheidung stehen sollten. Wer sie für sich beantworten kann, findet schneller und leichter das richtige Smarthome-System.

  1. Was möchte ich im Smarthome steuern?
  2. Wie möchte ich die Geräte steuern?
  3. Welche Automatikfunktionen soll es geben?
  4. Wie viel möchte ich selber machen?
  5. Was darf der Spaß kosten?
Frage eins: Was möchte ich im Smarthome steuern?

Alle reden vom Smart Home – und jeder versteht etwas anderes darunter. Der Begriff ist dehnbar wie ein Haushaltsgummi. Manche meinen damit Funklampen, drahtlose Thermostate und andere Errungenschaften des  „Internet of Things“ (IOT). Für andere gilt ein Gebäude erst dann als smart, wenn der Elektriker ein professionelles Hausbus-System wie KNX installiert hat. Der Raum dazwischen bietet Platz für unzählige Lösungen, die sich im Funktionsumfang stark unterscheiden. Vor der Anschaffung steht deshalb die Bedarfsanalyse: Welche Aufgaben soll die Steuerung erfüllen?

Schon ein Smarthome-System? Gigaset Elements für die Hausüberwachung. ©digitalzimmer
Spezialisiert auf Hausüberwachung: das Alarmsystem Gigaset Elements ©digitalzimmer

Wenn es um die Bedienung von Lampen oder Heizkörpern geht, reicht häufig ein System, das nur diese eine Aufgabe erfüllt. Drahtlose Lichtsysteme wie Philips Hue, Lifx oder Ikea Trådfri (hier unsere Übersicht) sorgen auf Knopfdruck für heimelige Stimmung. Honeywell, Netatmo, Tado & Co. übernehmen die Heizung. Viele Kesselhersteller bieten auch eigene Lösungen an. Die FritzBox von AVM kann Heizkörperregler steuern oder Steckdosen schalten. Und wer einen digitalen Aufpasser mit Alarmsirene sucht, der wird unter anderen bei EgardiaGigaset Elements oder Somfy Protect fündig.

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Jede  dieser Lösungen arbeitet für sich, mit eigener App und Anschluss an den Router. Eine Verständigung zwischen den Produkten findet normalerweise nicht statt. Ausnahmen wie die Verbindung von Gigaset Elements und Philps Hue bestätigen die Regel. Soll heißen: Wer mehrere Systeme installiert, jongliert mit entsprechend vielen Apps auf dem Smartphone. Für Licht, Heizung, Musik und Alarm sind jeweils andere Programme zuständig.

Das setzt der Automatisierung Grenzen. So ist es zum Beispiel nicht möglich, mit einem einzigen Tastendruck das Licht auszuschalten, die Heizung zu drosseln und die Alarmanlage zu aktivieren. Mit Online-Diensten wie Conrad Connect oder IFTTT lässt sich so ein Verhalten teilweise antrainieren. Die Geräte sprechen dann übers Internet miteinander. Allerdings ersetzt das keine zentrale Steuerung. Erst wenn die Kontrolle über alle Geräte in einer Hand liegt, wird das Smarthome richtig komfortabel.

Wer nicht ständig zwischen mehreren Apps hin und her wechseln will, braucht eine Smart-Home-Zentrale.

Die Smarthome-Zentrale kann ganz unterschiedlich aussehen. Do-it-Yourself-Systeme wie Devlo Home Control, FibaroHomee, Innogy, Zipato oder Magenta Smarthome verwenden Funk-Basisstationen. HomeKit von Apple setzt ein stationäres iPad oder Apple-TV als Zentrale ein. Bei Technisat Smart Home ist die Funkbasis in den Fernseher oder einen TV-Receiver integriert. Passionierte Selbermacher können mit einem Open-Source-Betriebssystem wie OpenHAB oder iOBroker auch selbst ein Smarthome-Zentrale bauen – auf Basis des Mini-Computers RaspberryPi.

Profis verwenden dagegen lieber Module für die Hutschiene im heimischen Verteilerkasten. Oder sie installieren einen speziellen Homeserver als Bordcomputer für das Smarthome. Darum werden Digitalstrom, KNX, Loxone & Co auch von Fachbetrieben montiert. Sie automatisieren so ziemlich alles – vom Sonnenschutz über die Heimkinoleinwand bis hin zur Fischfütterung im Gartenteich. Letztlich entscheidet der Arbeitsaufwand – oder das Budget – über die Leistungsfähigkeit so einer Anlage.

Die Zipabox: typische Smarthome-Zentrale von Zipato. ©digitalzimmer
Die Zipabox von Zipato: eine typische Smarthome-Zentrale für die Haussteuerung per Funk.

Wichtig: Mit der Entscheidung für eine Zentrale legen Sie sich auf bestimmte Geräte fest. Denn die verwendeten Komponenten müssen zueinander passen. Teilweise ist das über den Anbieter geregelt. Bei Lösungen wie Homematic IP oder Innogy kommen alle Produkte aus einer Hand, was ihre Funktion gewährleistet. Andere Hersteller bauen auf Funkprotokolle wie Z-Wave, Zigbee oder EnOcean. Damit lassen sich Modelle verschiedener Marken mischen. Auch die Zertifizierung nach KNX-Standard oder das HomeKit-Logo erlauben einen Mix entsprechend gekennzeichneter Geräte.

Die Smarthome-Zentrale oder der Homeserver entscheiden, welche Geräte sich damit steuern lassen.

Besondere Wahlfreiheit verspricht eine Zentrale, die mehrere Funkstandards unterstützt. So arbeitet das Homee-System zum Beispiel mit Z-Wave, Zigbee und EnOcean. Die Qivicon-Zentrale der Telekom verwendet DECT ULE, Homematic (BidCoS) und Zigbee. Weitere Funkstandards wie Homematic IP oder das Schellenberg Radio System lassen sich per USB-Stick nachrüsten.

Allerdings sollte der Mix mehrerer Standards gut überlegt sein. Z-Wave und Zigbee bauen ein eigenes Funknetz auf (Mesh), in dem die stromversorgten Geräte untereinander als Verstärker dienen. Diesen Vorteil können sie umso besser ausspielen, je mehr Geräte desselben Standards als Repeater installiert sind. Verteilt sich das Smart Home dagegen auf mehrere Systeme, gibt es automatisch weniger Knoten, die eventuelle Lücken im Funknetz schließen.

Und dann gibt es noch Solisten wie Philips Hue oder das Multiroom-System von Sonos. Ihre große Verbreitung sorgt dafür, dass Smarthome-Hersteller die Lampen und Lautsprecher in ihre Steuerung integrieren. So funktioniert Hue inzwischen mit vielen Zentralen und sogar den Profi-Installationen von Digitalstrom, Loxone oder KNX. Sonos ist außer im Profibereich bei Anbietern wie Fibaro, Zipato und Magenta Smarthome zu Hause. Aber auch Produkte wie Heos von Denon, die Netatmo Wetterstation oder D-Link-Kameras finden Anschluss an einige Systeme. Hier den Überblick zu behalten, ist nicht ganz leicht. Tipp: Selbermacher können auf der Internetseite des Smarthome-Anbieters nachschauen. Dort gibt es meist eine Liste mit steuerbaren Geräten. Wer die Hilfe von Profis in Anspruch nimmt, fragt am besten sie, was geht und was nicht.

4 Gedanken zu „So finden Sie das richtige Smarthome-System“

  1. Hallo Frank-Oliver,

    einen sehr gelungenen Artikel hast Du hier verfasst. Beim Wunsch nach mehr Details kann ich beide Seiten verstehen, aber als Autor ist es einfach nicht machbar. Hast Du ja auch bereits angemerkt. Es gibt jedoch viele gute Seiten und Blogs auf denen man sich inspriren lassen kann.

    Beste Grüße
    Bastian

  2. So richtig viel über die Systeme hab ich leider nicht erfahren. Viel allgemeine Infos und grundlegende Überlegungen. Ich hab bei dieser Headline konkrete Unterscheidungen und detaillierte Infos gewünscht.

    1. Wie soll das gehen bei so vielen Systemen und Preisklassen? Das wäre ja wie eine Autoberatung die vom Elektro-Smart bis zum Lamborghini alles vergleicht und am Ende sagt: Kauf einen Golf GTD mit Zweiliter-Motor und Lederausstattung. Ich finde als Orientierungshilfe ist der Artikel gar nicht schlecht.

      1. @Kobi: Diesen Wunsch kann ich verstehen. Allerdings ist das Angebot an Smarthome-Systemen so groß und der Funktionsumfang oft so umfangreich, dass eine Gegenüberstellung der Ausstattung kaum möglich ist. Für Magazine wie eHOME habe ich solche Marktübersichten schon gemacht. Daher weiß ich, wovon ich rede.

        Man müsste alle Produkte dahaben und an einem Stichtag miteinander vergleichen. Das Ergebis wäre trotzdem nur eine Momentaufnahme und schnell veraltet. Denn mit jedem Software-Update kann sich der Funktionsumfang ändern. Die Zahl der unterstützten Geräte nimmt zu, es gibt vielleicht Sprachsteuerung oder der Hersteller ergänzt Regelfunktionen, die vorher nicht da waren. Kommen mehrere Funkstandards, Cloud-Dienste oder Brückentechnologien zum Einsatz, wird die Sache noch komplizierter – weil Produkte unterschiedlicher Hersteller zusammentreffen. Was genau funktioniert, lässt sich dann nur durch Ausprobieren herausfinden. Auf Herstellerangaben möchte ich mich nicht verlassen, weil sie teilweise unvollständig sind. Deshalb teste ich fortlaufend Systeme, habe aber nie alle gleichzeitig im Einsatz. Der Aufwand wäre für ein Blog wie digitalzimmer.de viel zu groß.

        So entstand die Idee zu dem Ratgeber oben. Er soll Lesern Informationen an die Hand geben, mit denen sie das Angebot besser überblicken. Die Überschrift „So finden Sie … “ zielt auf die Suche ab. Wie man das richtige System findet und welche Fragen man sich dabei stellen sollte. Sie verspricht nicht, dass der Artikel große Tabellen mit Ausstattungsdetails und Unterscheidungsmerkmalen enthält ;-) Die kann ich aus den genannten Gründen leider nicht liefern.

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