Die TV-App für Apple-TV gibt es nun auch in Deutschland. ©digitalzimmer

TV-App von Apple: Auf dem Weg zur Watch-Machine

Endlich gibt es sie auch in Deutschland: die TV-App von Apple. US-Kunden des Unternehmens können sie schon länger auf dem iPhone, iPad oder Apple-TV nutzen. Die App fasst verschiedene Streaming-Anbieter unter einer Oberfläche zusammen. Voraussetzung: Es muss ein aktuelles Betriebssystem auf dem Gerät installiert sein – also iOS 11.2 oder tvOS 11.2.1. Dann kann der Nutzer über alle Dienste hinweg nach Filmen und TV-Serien suchen. Angefangene Videos landen in einer gemeinsamen Watchlist. Dort lassen sie sich jederzeit fortsetzen, egal von welchem Gerät aus. Das Programm erkennt immer die letzte Wiedergabeposition. Außerdem soll es auf neu erschienene Folgen einer Serie aufmerksam machen. Die erscheinen dann automatisch in der Liste „Als Nächstes“.

TV App: Die gemeinsame Watchlist fasst Videos aus verschiedenen Quellen zusammen. ©digitalzimmer
TV App: Die gemeinsame Watchlist fasst Videos aus verschiedenen Quellen zusammen.

Damit wäre Sinn und Zweck der TV-App auch schon beschrieben. Sie verkörpert ziemlich genau das, was Steve Jobs seinem Biographen Walter Isaacson einst beschrieben hat: eine Lösung, die TV-Inhalte „nahtlos über alle Geräte hinweg und mit der iCloud synchronisiert“. Das Hantieren mit vielen Fernbedienungen für Kabelboxen und DVD-Player sollte überflüssig werden. Die Aussage „Ich habe das Problem geknackt“ führte zu wilden Spekulationen über einen mutmaßlichen Apple-Fernseher. Doch wahrscheinlich hat der Firmengründer stattdessen nur an ein System gedacht, das seine Apple-Geräte selbst zum Fernseher macht.

TV-App: Zum Start nur weniger Anbieter

Dass zwischen der Formulierung von Jobs’ Idee und dem Erscheinen der TV-App mehr als sechs Jahre vergangen sind, zeigt, dass der Konzern sich einiges vorgenommen hat. Es dürfte nicht leicht gewesen sein, TV- und Filmanbieter zum Mitmachen zu überreden. In den USA ist das besser gelungen als hierzulande. Dort sind neben Sendern wie ABC, CBS, Fox und NBC auch Sportkanäle (ESPN, NBA) und große Kabelanbieter (HBO, Showtime, Starz) an Bord. In Deutschland startet die TV-App deutlich bescheidener mit nur fünf Partnern: Amazon Prime Video, Sky Ticket, Mubi, der ZDF-Mediathek und TV Now von der RTL-Gruppe. Netflix fehlt, wie in den USA. Der populäre Videodienst ist auch in Deutschland auf Apple-Geräten nur über seine eigene App erreichbar.

Bei den fünf Partnern haben Nutzer die Wahl: Sie können ihre bisherige Anbieter-App verwenden oder alternativ das Apple-Programm. Wird in der TV-App ein Inhalt ausgewählt, der nicht von iTunes stammt, startet automatisch die Anwendung des jeweiligen Videodienstes. Auf einem Apple-TV muss man zustimmen, dass die Dienste miteinander Daten austauschen dürfen (Bild unten). Am iPhone, iPad und iPod touch entfällt diese einmalige Bestätigung.

Beim ersten Aufruf wird die App des Anbieters mit der TV-App von Apple verknüpft. ©digitalzimmer
Beim ersten Aufruf wird die App des Anbieters mit der TV-App von Apple verknüpft.

Wie gut die Verknüpfung klappt, zeigt das Beispiel Amazon. Einmal verbunden, ist es egal, mit welchem Gerät oder welcher App der Zuschauer Prime Video nutzt. Er kann in der Amazon-App beginnen, dann auf die TV-App wechseln und abends am Apple-TV den Film zu Ende schauen – ohne auch nur einmal den Anschluss zu verlieren. Dasselbe gilt für Apples eigenes Programm aus dem iTunes-Store und für prinzipiell auch für Videos von ZDF und TV Now.

Allerdings funktioniert die nahtlose Fortsetzung bei TV-Sendern etwas unzuverlässig, wie ein erster Test im Digitalzimmer zeigt. ZDF-Beiträge, die in der App des Senders gestartet wurden, tauchten nicht immer in  der „Als Nächstes“-Liste von Apple auf. Die Suche nach aktuellen Sendungen wie dem „Auslandsjournal“ in der TV-App gestaltet sich schwierig, weil kein Ausstrahlungsdatum angezeigt wird. Und Live-Streams der Programme fehlen komplett. Ebenfalls schade: Amazon-Kunden bekommen zwar das Prime-Angebot angezeigt, nicht aber Filme oder Serien, die sie bei Amazon gekauft haben und die sich dort in ihrer Medienbibliothek befinden. Die sind nur in der Amazon-App „Prime Video“ zu sehen.

Empfehlungen aus dem Amazon-Programm in der TV-App am Apple-TV. ©digitalzimmer
Empfehlungen aus dem Amazon-Programm in der TV-App am Apple-TV. ©digitalzimmer

Fazit nach dem ersten Test:  Das kann ’was werden

Geniale Idee. Ein Programm, das „alle Filme und Serien an einem Ort zusammenbringt“ (Werbezitat) wäre für Streaming-Fans ideal. Im Falle von iTunes und Amazon Prime Video funktioniert das schon prima. Wer sein Unterhaltungsprogramm hauptsächlich aus diesen beiden Quellen bezieht, hat mit der TV-App die perfekte „Watch-Machine“ an der Hand. Um dem hohen Anspruch gerecht zu werden, muss Apple die Zahl seiner Partner aber zügig erweitern. Sendergruppen wie die ARD und ProSieben-Sat.1 aber auch Netflix oder Maxdome dürfen in der Auswahl eigentlich nicht fehlen. Auch eine Integration von Live-Streaming-Anbietern wie Magine oder Zattoo würde das Angebot bereichern. Wie so etwas aussehen kann, zeigt Google mit seiner App „Live Channels“ auf Android-Geräten.


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4 Gedanken zu „TV-App von Apple: Auf dem Weg zur Watch-Machine“

  1. Ich weiß, es gehört nicht ganz zum Thema aber unterstützt die TV-App von Apple auch HDR-Inhalte von Amazon? Könnte ich mir damit ein Fire TV sparen?

    1. Ein vollwertiger Ersatz für Fire-TV-Geräte ist diese Lösung nicht, weil Amazon-Player ja noch zusätzliche Funktionen wie Prime Music oder Spiele bieten bieten. Die Prime Video-App für Apple TV gibt UHD/HDR-Programme aber prinzipiell wieder. Im Test funktionierte das nur etwas unzuverlässig. Serien wie „The Grand Tour“ oder „The Tick“ landeten wie gewünscht in HDR auf dem Bildschirm. Bei „Bosch“ und „Goliath“ gab es nur Standard-Kontrast. Vielleicht muss sich das noch etwas einspielen. Ich werde die Situation weiter beobachten und berichten.

      1. Die ganze HDR-Wiedergabe mit appletv ist doch kryptisch. Mein Fernseher zeigt mir jedes Programm in HDR an. Auch wenn es definitiv gar kein Signal dafür gibt.

        1. Das dürfte an den Einstellungen liegen.

          Seit tvOS 11.2.1 kann man wählen, ob Apple-TV eigene Werte verwenden oder die Vorgaben des Videosignals übernehmen soll. Dann wechselt zum Beispiel die Bildwechselfrequenz korrekt zwischen 24 fps (Film) und 60 fps (Menü, Spiele-Apps). Auch das Umschalten zwischen HDR- und SDR-Programm klappt automatisch.

          Die Einstellungen dafür finden sich im Menü „Audio und Video”. Die Option heißt „An Inhalt anpassen”. Dynamikbereich und Bildrate sollten beide auf „ein” stehen.

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