Vernetzte Lampen, Thermostate, Steckdosen und Lautsprecher – die Zahl der Produkte im Smarthome steigt. Aber smart ist das Heim deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil: Mit jedem Neuzugang wächst der Wunsch nach einer Automatik, die den Gerätepark kontrolliert. Damit nicht jedes Teil einzeln per App gesteuert werden muss. Online-Dienste wie IFTTT erledigen diese Aufgabe. Sie stellen Regeln für den vernetzten Alltag auf. Nach dem Motto „Wenn dies … dann das“ (If This Than That) schalten sie beim Verlassen der Wohnung das Licht aus und drehen die Heizung runter. Sie schicken eine E-Mail ans Postfach, wenn der Feigenbaum Wasser braucht. Oder sie starten beim Einschalten der Duftlampe im Bad automatisch die Playliste mit Entspannungsmusik.
IFTTT ist der bekannteste aber beileibe nicht der einzige Anbieter auf diesem Gebiet. Conrad Connect und Yonomi empfehlen sich ebenfalls als digitale Hausmeister. Microsoft Flow und Zapier arbeiten nach demselben Prinzip, sind aber auf Büroanwendungen spezialisiert. Produkte für das Smarthome finden bei ihnen aktuell nicht statt. Alle genannten Dienste haben eines gemeinsam: Sie nutzen das Internet als Schaltzentrale. Der Kunde definiert seine Regeln zu Hause am Browser oder in einer App. Die Ausführung findet aber auf einem Server des Unternehmens statt. Das verlangt ein gewisses Maß an Vertrauen. Immerhin landen Daten im Rechenzentrum des Anbieters, die theoretisch Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Bewohner zulassen. Wann gehen sie zur Arbeit oder kommen nach Hause? Wie oft läuft der Fernseher – und wie lange?
In Sachen Datenschutz kommt es deshalb auf zwei Dinge an. Erstens: Wie gut verschlüsselt der Dienst die ihm überlassenen Informationen? Bei einem Hackerangriff sollen schließlich keine Daten nach draußen gelangen. Zweitens: In welchem Land steht der Internet-Server? Davon hängt ab, wie stark er vor dem Zugriff durch Behörden geschützt ist. Deutschland hat deutlich strengere Bestimmungen als zum Beispiel die USA. Selbst bei Terrorermittlungen ist hierzulande eine richterliche Anordnung nötig. In den Vereinigen Staaten erlaubt der Patriot Act auch ohne diesen Beschluss einen Zugriff auf die Server von US-Unternehmen. Mehr dazu auf der Webseite zum deutschen Datenschutz-Kongress.
Abgesehen von solchen Rahmenbedingungen gibt es Unterschiede im Funktionsumfang. Die Online-Dienste kommunizieren über IP-Schnittstellen mit den Geräten. Damit das klappt, muss der Hardware-Hersteller eine passende Schnittstelle anbieten – und der Dienst eine Verbindung dazu herstellen. Das ist nicht immer der Fall. Es lohnt daher ein Vergleich der Angebote, ehe man sich anmeldet.
IFTTT – If This Than That
Die Mutter aller IOT-Dienste gab es schon, als das „Internet der Dinge“ noch gar nicht so hieß. If This Than That, kurz IFTTT, wurde 2010 von den beiden Freunden Linden Tibbets und Jesse Tane in San Francisco gegründet. Seit 2011 ist die Webseite online. Ursprünglich sollte sie vor allem die wachsende Zahl an Social Media-, Messenger- und E-Mail-Konten miteinander verknüpfen. Inzwischen ist sie aber zu einer Art Schweizer Taschenmesser für vernetzte Produkte herangewachsen.
Kein anderer Webservice verknüpft mehr Dinge in der realen Welt mit dem Internet. Von der Lampe bis zum Auto reicht das Angebot Umso erstaunlicher ist es, dass IFTTT bislang kein Geld vom Nutzer verlangt. Alle Funktionen werden kostenlos angeboten. Laut Aussage in der Datenschutz-Erklärung gibt das Unternehmen ohne Genehmigung auch keine persönlichen Daten an Dritte weiter. Werbung in den Apps und auf der Webseite findet nicht statt. Irgendwann wird es wohl ein kostenpflichtiges Abo geben müssen, wenn sich der Dienst bei wachsenden Nutzerzahlen rechnen soll.
Die Handhabung ist relativ einfach. Der Nutzer organisiert seine Aufgaben in Applets, früher Recipes („Rezepte“) genannt. Jedes Applet besteht aus einem Auslöser – dem „IF“-Teil der Regel – und einer gewünschten Aktion („Then That“). So lässt sich zum Beispiel festlegen, dass beim Einschalten der Funksteckdose am Fernseher automatisch die Wohnzimmerlampe gedimmt werden soll. Mehr als eine Aktion pro Applet geht allerdings nicht. Wer verschiedene Produkte zusammen schalten will, muss für jedes eine eigene Regel definieren. Damit es schneller geht, bieten die Hersteller größtenteils vorkonfigurierte Applets zu ihren Geräten an.
Internetseite: ifttt.com
Konfiguration: per Internet-Browser oder App (Android, iOS)
Preis: kostenlos
Unterstützte Marken (Auswahl): Amazon Alexa, Belkin Wemo, BSH Home Connect, BMW, D-Link, Danalock, Devolo Home Control, Fitbit, Flic, Google Assistant, Homey, Honeywell Evohome, Jawbone UP, Lifx, Logitech Harmony/Pop, Myfox, Netatmo, Nest, Netgear Arlo, Nodon Niu, Nuki, Parrot Flower Power, Philips Hue, Smart Things, Strava, Tado, Withings
Conrad Connect
Die IOT-Plattform Conrad Connect ist gerade erst der Betaphase entwachsen. Das merkt man an der teilweise noch unvollständigen Übersetzung. Die meisten Menüpunkte sind aber schon deutsch beschriftet. Besonderheit des Internet-Startups, das zum Technik-Kaufhaus Conrad Electronic gehört: Ein Dashboard zeigt Daten und Einstellungen der verbundenen Produkte im Hauptmenü an. So hilft der Dienst nicht nur beim Steuern von Geräten, sondern gibt auch einen Überblick über das aktuelle Geschehen im Smarthome. Temperatur ok? Alarmanlage eingeschaltet? Alles klar.
Anders als die Applets von IFTTT können Regeln in Conrad Connect mehrere Geräte auf einmal steuern. Der Auslöser lässt sich zum Beispiel mit Lampen und Steckdosen verschiedener Hersteller verbinden. Sie werden dann gemeinsam aus- oder eingeschaltet. Außerdem gibt es sogenannte Logik-Gatter, die den Ablauf an Bedingungen knüpfen: Mit dem Operator „und“ wird eine Regel nur dann ausgeführt, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind. Beispiel: Es ist Nacht und der Bewegungsmelder schlägt an. Die logische Verknüpfung „oder“ bringt Alternativen ins Spiel: Sollte Fenster A oder Fenster B oder Fenster C noch offen stehen, gibt es eine Warnung bei Wetterumschwung. Solche ausgeklügelten Abfragen schaffen sonst nur stationäre Smarthome-Systeme.
Bislang sind die Einsatzmöglichkeiten im Haus noch etwas eingeschränkt. Conrad Connect unterstützt rund zwei Dutzend Marken. Darunter Namen wie Fitbit, Garmin, Jawbone und Polar, die mit Smarthome nur am Rande zu tun haben. Allerdings ist der Ausbau in vollem Gange. Als nächstes sollen Amazon Echo, Google Home und Nest-Produkte integriert werden. Datenschützer dürfte freuen, dass Conrad die gesammelten Informationen laut eigener Aussage nur in der Bundesrepublik Deutschland speichert und verwendet. Insbesondere findet „keine Übertragung in das außereuropäische Ausland statt“, so die Datenschutzerklärung.
Update vom 15. Februar 2017: Das ging schnell – heute meldet Conrad, dass die Verbindung mit Amazons Alexa bereits hergestellt ist. Um Geräte per Sprache zu steuern, legt der Nutzer sogenannte Do-Regeln für sie an. Das sind Befehle, die normalerweise über eine Bildschirmtaste am Dashboard aufgerufen werden. Nach Aktivierung des entsprechenden Alexa-Skills reagiert Conrad Connect auch auf Sprachbefehle.
Internetseite: conradconnect.de
Konfiguration: per Internet-Browser
Preis: kostenlos
Unterstützte Marken: Amazon Echo, Devolo Home Control, Fitbit, Garmin, Innogy, Logitech Harmony, Jawbone Up, Lifx, Osram Lightify, Mobile Alerts, MyFox, Netatmo, Philips Hue, Polar, Relayr, Smappee, Tado, Withings
Yonomi
Yonomi unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den anderen Diensten. So integriert das Startup aus Boulder, Colorado, nur Smarthome-Produkte. Es postet weder Handy-Fotos auf Twitter noch bindet es Cloud-Speicher ein. Und es schickt auch keine Kurznachrichten, wenn die Internationale Raumstation ISS den Wohnort überquert (kein Spaß: IFTTT kann das). Zur Einrichtung dient ausschließlich die Yonomi-App. Folglich gibt es auch keine Webseite, auf der sich Regeln am Computer verwalten lassen.
Nach der Installation findet die App automatisch geeignete Produkte im Netzwerk. Geräte, die kein Passwort benötigen, werden direkt verbunden. Für andere wie Philips Hue, LifX oder einen Harmony Hub fragt das Programm die Zugangsdaten ab. Anschließend legt Yonomi von selbst die ersten Regeln an. Über Schaltflächen auf der Startseite lässt sich nun bereits das Licht in der Wohnung schalten oder eine Szene zum Fernsehen oder Musikhören abrufen. Die Vorauswahl hängt von den installierten Geräten ab. Sie lässt sich aber jederzeit ändern und durch eigene Regeln ergänzen.
Dabei unterstützt Yonomi als einzige der drei Plattformen das Multiroom-Audiosystem von Sonos. Die WLAN-Lautsprecher können passende Stimmungsmusik zu einer Lichtszene liefern oder Sprachansagen machen – wenn auch bislang nur in englischer Sprache. Auch Yonomi packt auf Wunsch mehrere Geräte in eine Szene. Die Auswahl ist aber kleiner als bei Conrad Connect und IFTTT.
Internetseite: yonomi.co
Konfiguration: per App (Android, iOS)
Preis: kostenlos
Unterstützte Marken: Amazon Alexa, Belkin WeMo, Jawbone Up, Lifx, Logitech Harmony, Nest, Parrot Flower Power, Philips Hue, Sonos, Withings