Der DVB-T-Receiver Digipal steht im Mittelpunkt von Technisat Smart Home. ©digitalzimmer

Technisat Smart Home – der Überblick

Der Fernseher wird zur Smarthome-Zentrale. So hieß es in den vergangenen Jahren schon öfter – unter anderem von Samsung. Aus den Plänen, Samsung-TVs für die Haussteuerung zu nutzen, ist bislang nicht viel geworden. Für Apple-TV gibt es kaum Smarthome-Apps und der Google Assistant auf Android-TVs lässt hierzulande noch auf sich warten. Ein Hersteller hat die Idee allerdings umgesetzt: Technisat. Aus Daun in der Vulkaneifel kommt inzwischen ein ganzes Smarthome-Sortiment: Funksteckdosen, Heizungsregler, Sensoren und bald soll es auch Kameras zur Überwachung geben.

Ungewöhnlich für eine TV-Marke? Nicht für Technisat. Das Unternehmen gehört Peter Lepper, der mit seiner Techniropa-Holding einen bunten Branchen-Mix pflegt. Die Firmen der Gruppe produzieren Röhren, Kunststoff-Spritzteile, Holzmöbel, Energie, E-Bikes und sogar Spirituosen wie den preisgekrönten „Windspiel“-Gin.

Technisat Smart Home bringt die Haussteuerung auf den TV-Schirm. ©digitalzimmer
Technisat Smart Home bringt die Haussteuerung auf den TV-Schirm. ©digitalzimmer
Haussteuerung mit der TV-Fernbedienung

Die Prinzip hinter Technisat Smart Home ist simpel: Wenn die Deutschen schon fast vier Stunden pro Tag vor ihrem Fernseher sitzen (227 Minuten), sollten sie dabei auch das Licht und die Heizung regeln können. Und zwar möglichst ohne Smartphone, nur mit der TV-Fernbedienung. Das käme auch älteren Zeitgenossen entgegen, die tendenziell mehr Fernsehen schauen (ab 50 Jahre: 311 Minuten) als ihre Kinder oder Enkel (14-49 Jahre: 171 Minuten). Laut Branchenverband Bitkom nutzen aktuell nur vier von zehn Deutschen ab 65 Jahren überhaupt ein Smartphone.

Zweiter Vorteil: Wenn der Fernseher die Steuerung übernimmt, ist keine zusätzliche Smarthome-Basis nötig. Deshalb rüstet Technisat das TV-Gerät nun zur Kommandozentrale auf. Den Anfang machte ein externer DVB-T2-Receiver (um 200 Euro, wir berichteten). Der Digipal Smart Home ist äußerlich von seinen Kollegen ohne Haussteuerung kaum zu unterscheiden. Nur das Logo „Z-Wave Plus“ auf der Front verrät die eingebaute Funkbasis. Ansonsten empfängt er digitales Antennenfernsehen in Full HD und liefert zusätzliche Kanäle als Videostream aus dem Internet. HDMI-, Scart- und digitaler Audio-Ausgang sind ebenfalls an Bord. Mit einer USB-Festplatte lassen sich Sendungen aufzeichnen.

Der Digipal ist ein kompakter DVB-T2-Receiver mit den üblichen Ausgängen. ©digitalzimmer
Der Digipal ist ein kompakter DVB-T2-Receiver mit den üblichen Ausgängen. ©digitalzimmer

Dank integrierter Z-Wave-Basis eignet sich der Digipal aber eben auch zur Haussteuerung. Geräte, die den gängigen Funkstandard nutzen, verbinden sich mit ihm wie mit anderen  Z-Wave-Zentralen, etwa von Devolo Home Control, Fibaro, Homee oder Popp.

Wer einen aktuellen UHD-Fernseher oder UHD-Receiver von Technisat sein Eigen nennt, kann die Funktion auch nachrüsten: Der Z-Wave Stick 1 (um 40 Euro) kommt in eine freie USB-Buchse und bringt dem Heimkino das Funken im Z-Wave-Standard bei. Er harmoniert laut Hersteller mit den Modellen Technimedia UHD+ / UHS+ SL sowie Digit Isio STC+ und Digit UHD+. Für ältere Technisat-Fernseher und -Digitalreceiver soll es ab 2018 eine Ergänzungsbox zum Preis von 100 Euro geben. Sie kommuniziert über das heimische Netzwerk mit dem Fernseher und nutzt dafür den Streaming-Standard DLNA. Das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe: Die Smarthome-Funktion taucht als zusätzlicher Eintrag im Bildschirmmenü des Fernsehers oder Receivers auf (Bild unten).

Die Smarthome-Funktionen tauchen als eigener Menüpunkt in der Bildschirmanzeige auf. ©digitalzimmer
Die Smarthome-Funktionen tauchen als eigener Menüpunkt in der Bildschirmanzeige auf.
Funkzentrale für Z-Wave-Geräte – nicht nur von Technisat

Wer keine Lust auf Experimente hat, verwendet Z-Wave-Geräte von Technisat. Die Produktseite des Herstellers gibt einen Überblick. Zum Angebot von Technisat Smart Home zählen Sensoren, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit im Raum messen. Ein Tür- und Fensterkontakt erkennt die Öffnung. Rauch- und Wassermeldung schlagen bei Bedarf Alarm und ein Heizkörperthermostat regelt die Raumtemperatur. Darüber hinaus lassen sich auch Produkte anderer Hersteller verwenden, die Z-Wave-zertifiziert sind. Im Test von digitalzimmer.de funktionierten zum Beispiel Funksteckdosen von Fibaro oder Heizkörper-Thermostate von Danfoss. Allerdings kann es dabei zu Einschränkungen kommen. So ließ sich die Temperatur der fremden Thermostate nicht mit der TV-Fernbedienung regeln. Das entsprechende Bildschirmmenü war ohne Funktion. In der App am Smartphone klappte die Bedienung dagegen problemlos.

Technisat bietet ein eigenes Sortiment an Smarthome-Sensoren und -Aktoren an. ©digitalzimmer
Technisat bietet ein eigenes Sortiment an Smarthome-Sensoren und -Aktoren an.
Technisat Connect: Die App zum Technisat Smart Home

Apropos App: Ganz ohne Smartphone geht es auch hier nicht. Das Programm Technisat Connect für Android oder iOS ist wenigstens hin und wieder nötig – zum Einrichten des Systems oder beim Hinzufügen neuer Smarthome-Geräte. Wer auf Reisen nach dem Rechten sehen oder das Licht und die Heizung steuern will, nimmt ebenfalls das Smartphone mit der App zur Hand. Es nutzt für den Fernzugriff den Online-Dienst My Technisat und dasselbe Konto, das auch die Timer-Programmierung von unterwegs aus ermöglicht.

Überhaupt ist Technisat Connect eine Art Schweizer Taschenmesser für Kunden des Herstellers. Es vereint Haussteuerung (Smart Home), TV-Fernbedienung (Control) und den elektronischen Programmführer Sieh-Fern-Info (SFI) in einer App. In Kürze soll noch das Multiroom-Audiosystem hinzu kommen, das bislang ein eigenes Programm namens MyDigitRadio Pro verlangt. Dann haben treue Kunden der Marke alle Funktionen unter einem Dach.

Die App Technisat Connect hilft beim Einrichten und Konfigurieren des Systems. ©digitalzimmer
Die App Technisat Connect hilft beim Einrichten und Konfigurieren des Systems.

Wie andere Systeme hilft auch Technisat Smart Home per App beim Einrichten von Geräten. Dabei gibt es einigen Text zu lesen, weil die Sensoren und Aktoren von unterschiedlichen Zulieferern stammen. Sie unterscheiden sich folglich in der Handhabung. Mal genügt ein Tastendruck, um die Verbindung herzustellen, mal sind es drei hintereinander. Einige Geräte verstecken die Pairing-Taste im Battriefach, an anderen ist sie frei zugänglich. Wer schon einmal mit Z-Wave zu tun hatte, kennt diese uneinheitliche Installation. Nicht umsonst begleiten Hersteller wie Devolo oder Fibaro die Einrichtung mit selbst produzierten YouTube-Videos.

Ist diese anfängliche Hürde erst einmal überwunden, wird es einfach. Technisat hat die App so konstruiert, dass auch Einsteiger leicht Regeln für die Automatisierung erstellen können. Sie heißen interessanterweise Szenen, worunter andere Hersteller die Gruppierung von Geräten verstehen, aber das sei hier nur am Rande erwähnt. Zwei Varianten stehen zur Wahl: Die Zeitsteuerung geht streng nach der Uhr vor. Sie schaltet wie ein Timer Geräte ein und aus oder legt die Raumtemperatur fest – auch mehrmals am Tag oder nur an bestimmten Wochentagen. Die zweite Regel-Kategorie löst Aktionen nach dem „Wenn-dann“-Prinzip aus. Sobald ein Sensor anschlägt, passiert etwas Bestimmtes. Typisches Beispiel: ein Türkontakt, der beim Öffnen das Licht einschaltet. Soll das nur unter bestimmten Bedingungen geschehen, etwa wenn es dunkel ist, kann die Sache schnell kompliziert werden. Deshalb hat Technisat den Bildschirm klar strukturiert. Links stehen sämtliche Bedingungen, die erfüllt sein müssen – also etwa der Zustand des Türsensors, die Messung der Raumhelligkeit und so weiter. Auf die rechte Seite kommen alle Geräte die reagieren sollen.

Heizpläne und Regeln, von Technisat Szenen genannt, sind in der App schnell angelegt. ©digitalzimmer
Heizpläne und Regeln, von Technisat Szenen genannt, sind in der App schnell angelegt.

Dieses Prinzip erlaubt keine komplexen Regeln. So lassen sich weder Verknüpfungen mit „oder“ erstellen noch selbst definierte Variablen verwenden. Aber Technisat Smart Home will ja auch kein Experten-System sein. Eher eine Möglichkeit, die wichtigsten Funktionen bequem vom Sofa aus zu steuern. Das Smartphone kann dabei in der Tasche bleiben. Denn sind die Geräte erst einmal eingerichtet und Regeln konfiguriert, reicht die Fernbedienung des Technisat-TV oder -Receivers aus. Sie kann Steckdosen schalten, die Raumtemperatur ändern und künftig auch das Bild von Technisat-Überwachsungskameras auf den Fernseher holen. So hat jedes Familienmitglied die Steuerung zu Hand, die ihm am meisten liegt.

2 Gedanken zu „Technisat Smart Home – der Überblick“

  1. Schöne Zusammenfassung. Danke dafür. Mit welcher App-Version wurde getestet? In meiner Version sehe ich einen weiteren Typ “Anwesenheitssimulation”. Auch sehr interessant.

    1. Danke fürs Feedback, Manuel.
      Es müsste die App-Version 1.0.18 (iOS) gewesen sein. Das System habe ich schon im September nach der IFA ausprobiert, bin aber erst jetzt dazu gekommen, den Blog-Beitrag fertig zu schreiben. Die Geräte sind nicht mehr im Haus, sonst hätte ich noch ein paar Screens der aktuellen App-Version (1.0.30) nachgeschoben.

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