HomePod, der Zweite: ein würdiger Thronfolger?

Der König ist tot, es lebe der König. Fast zwei Jahre, nachdem Apple seinen großen HomePod aus dem Programm genommen hat, gibt es eine Neuauflage. Streng genommen sogar zwei, denn der HomePod der 2. Generation (Link) ist wahlweise in Schwarz (offiziell „Mitternacht“ genannt) oder Weiß erhältlich. Apple hat ihn mir leihweise in beiden Ausführungen vor dem Verkaufsstart für einen Test zur Verfügung gestellt. Ich konnte also schon etwas Erfahrung mit dem Neuen sammeln – und ihn mit meinem Urmodell vergleichen, das seit 2018 brav im digitalzimmer seinen Dienst verrichtet.


Inhalt
  1. Ein Wort zu den Systemvoraussetzungen
  2. Erste und zweite Generation im Vergleich
  3. Hörtest: der Klang des neuen HomePod
  4. Was bringt die 2. Generation fürs Smarthome?
  5. Test-Fazit und Wertung

Familienfoto: der Ur-HomePod (hinten), seine Nachfolger und der HomePod mini. ©︎digitalzimmer
Ein Wort zu den Systemvoraussetzungen

Vorab ein Thema, das unsexy klingt, aber wichtig ist: Apple verlangt für den Betrieb des WLAN-Lautsprechers und anderer beteiligter Geräte wie iPhone & Co. die „neueste Softwareversion“. Im Falle des HomePod heißt das: iOS 16.3. Normalerweise ziehen sich Produkte des Herstellers ein nötiges Update beim Einrichten automatisch aus dem Internet. Genau das hat bei mir aber nicht funktioniert. Beide Test-Exemplare blieben im Auslieferungszustand mit iOS 16.0 hängen und ließen sich nicht vollständig in Betrieb nehmen.

Erst der Trick, alle anderen HomePods im Haushalt, die bereits auf 16.3 aktualisiert waren, während der Installation der Neuzugänge vom Strom zu nehmen, half diese Hürde zu überwinden. Wer den jüngst eingeführten erweiterten Datenschutz für iCloud aktiviert hat, muss ihn ebenfalls temporär abschalten. Sonst bekommen die HomePods keine Verbindung zum Update-Server. Apple weist in einem Support-Dokument darauf hin (Link), sollte hier aber dringend nachbessern. Solche Hindernisse passen nicht zum ansonsten völlig selbsterklärenden Set-up-Prozess der Geräte.

Erste und zweite Generation im Vergleich

Ist die neue Software erst mal drauf, wirkt alles sehr vertraut – obwohl sich innen wie außen einiges getan hat. Die zweite Generation ist mit demselben, rautenförmig gewebten Netzstoff bespannt wie ihr Vorgänger oder der HomePod mini. Das Mitternachtschwarz wirkt aber satter und nicht so mausgrau wie die bisherige Farbe. Auffälligste Neuerung: Der große HomePod hat nun ein steckbares Netzkabel, was reparaturfreundlicher ist und die Montage erleichtert, etwa wenn das Textilkabel hinter Möbeln verlegt wird.

Anders als der Vorgänger hat der neue HomePod ein abnehmbares Netzkabel. ©digitalzimmer

Vom Volumen her vergleichbar mit dem Vorgänger bringt die zweite Generation etwas weniger auf die Wage: 2,3 statt 2,44 kg. Das kreisrunde Touch-Bedienfeld auf der Oberfläche ist nicht mehr nach außen gewölbt wie ein Uhrglas, sondern eingelassen, ähnlich wie am HomePod mini. Und wenn Siri in Aktion tritt, füllt die Farbanimation jetzt die ganze Fläche aus. Vorher war nur ein etwa drei Zentimeter großer Lichtpunkt in der Mitte zu sehen. Die Markierungen für Lauter und Leiser (+/-) sind aufgedruckt und damit permanent. Am HomePod der ersten Generation leuchten sie erst auf, wenn Musik gespielt wird. Am Neuen zeigt ein weißes Licht die laufende Wiedergabe an. Auch das kennen wir vom HomePod mini.

Ein HomePod der zweiten Generation (links) und das Urmodell im Vergleich. ©digitalzimmer

Eine Reihe weiterer Talente hat die Neuauflage ebenfalls vom Mini geerbt. Sie unterstützt etwa das Funkprotokoll Thread und kann damit nicht nur in HomeKit, sondern auch im Smarthome-Standard Matter eine tragende Rolle spielen. Weil Apple seine Betriebssysteme bereits an den neuen Standard angepasst hat, klappte die Integration eines Eve-Zwischensteckers mit Matter-Firmware ohne Probleme. Für größere Tests ist es meiner Meinung aber noch zu früh. Warum habe ich in diesem Beitrag erklärt.

Ein integrierter Ultrabreitband-Chip reagiert auf Annäherung von iPhones, die mit derselben Technologie ausgestattet sind (U1-Chip und mindestens iOS16.2). Das Apple-Telefon bietet dann von sich aus an, seine laufende Musik an den Lautsprecher zu übertragen – oder umgekehrt ein Programm von dort zu übernehmen, wenn man es direkt an den HomePod hält. Praktisch, um etwa einen Podcast beim Heimkommen über Lautsprecher weiterzuhören.

Coole Funktion: die Musikübergabe zwischen iPhone und dem HomePod/mini. ©digitalzimmer

Sensoren für Temperatur und Luftfeuchtigkeit – mit iOS 16.3 am HomePod mini gerade erst aktiviert – hat der große Bruder ebenfalls an Bord. Erfreulich, dass diese Maßnahmen sich nicht negativ auf den Energieverbrauch auswirken. Im Gegenteil: Der HomePod der zweiten Generation benötigt zwar ein paar Minuten, eher er sich aus dem Normalbetrieb mit etwa 5,5 Watt in den Ruhezustand begibt. Im Stand-by genügen ihm dann aber 0,8 Watt, um alle nötigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Das ist nur halb so viel wie beim Vorgänger, der seinerzeit schon als besonders sparsam galt (siehe Stand-by-Verbrauch im Smarthome).

Außerdem gibt Apple an, viele recycelte Materialien für die Herstellung zu verwenden (Lötzinn, seltene Erden in den Lautsprechermagneten, Gold auf Leiterplatten, Kunststoff im Netzgewebe) sowie auf umweltschädliche Stoffe wie PVC und Quecksilber zu verzichten. Der Hersteller ist also auf einem guten Weg, was die Nachhaltigkeit seiner Produkte betrifft.

Hörtest: der Klang des neuen HomePod

Schon nach wenigen Liedern wird klar, dass die 2. Generation etwas anders klingt als ihr Vorgänger – man hat den Eindruck weiträumiger. Besonders fällt das mit Titeln von Apple Music auf, die in Dolby Atmos für einen dreidimensionalen Raumeindruck abgemischt wurden. Hier gelingt es dem neuen Modell in vielen Fällen besser, sein Publikum mit 3D-Klang einzuhüllen.

Der Effekt hängt allerdings stark vom Programmmaterial ab – und von der Platzierung des Lautsprechers. Vor einer glatten Wand, die als Reflexionsfläche dient, spielt der HomePod mit seinen rundum abstrahlenden Schallwandlern ein perfektes Klang-Billard. Noch beeindruckender, wenn man in Apples Home-App zwei Exemplare zu einer Stereo-Kombination vereint.

Ein Apple TV kann seinen Ton auch auf HomePods im selben Raum umleiten. ©digitalzimmer

Dieses Stereopaar eignet sich – in Verbindung mit einem Apple-TV – auch als drahtlose Heimkino-Anlage am Fernseher. Bei der Installation zweier modellgleicher Lautsprecher und der TV-Box im selben Raum bietet Apple diese Möglichkeit automatisch am Bildschirm an. Rechts und links vom Fernseher aufgestellt, kann so ein Lautsprecher-Duo dann eine TV-Soundbar ersetzen. Zumal Apple TV 4K seit dem jüngsten Software-Update den verbesserten Audio-Rückkanal via HDMI (eARC) unterstützt.

Soll heißen: Nicht nur Ton vom TV-Gerät, sondern auch von HDMI-Quellen, die am Fernseher angeschlossen sind, gelangt übers Apple-TV auf die Lautsprecher. Damit profitieren der ARD „Tatort“ oder Xbox-Spiele ebenfalls vom Sound-Upgrade. Zwei HomePods (2 x 349 Euro) plus Apple TV 4K (ab 169 Euro) kosten weniger als eine hochwertige Soundbar – bieten im Apple-Ökosystem aber deutlich mehr Möglichkeiten. Den fehlenden Subwoofer für Tiefbass-Effekte habe ich im Test nur selten vermisst, so realistisch fächern zwei HomePods den Atmos-Raumklang von Spielfilmen im Wohnzimmer auf. Das ist großes Kino, würde ich sagen.

Mit der eARC-Funktion können HomePods auch externe Quellen wiedergeben. ©digitalzimmer

Mit Musik fällt die Entscheidung nicht ganz so leicht. Im direkten Vergleich zur ersten Generation wirkt der jetzige HomePod etwas disziplinierter. Stimmen scheinen bei hohen Lautstärken klarer und weniger spitz. Andererseits finde ich den Vorgänger gerade bei Vokalmusik oft anspringender. Sängerinnen und Sänger scheinen plastischer vor den Lautsprecher zu treten. Nur wegen des Klangs würde ich meinen über vier Jahre alten HomePod daher nicht austauschen. Eher wegen der neuen Smarthome-Funktionen.

Was bringt die zweite Generation fürs Smarthome?

Ein Test des HomePod wäre nicht komplett, ohne auf die besonderen Fähigkeiten als Steuerungszentrale einzugehen. Dass der Lautsprecher als Hub für Apple HomeKit fungiert, dürfte regelmäßigen Leserinnen und Lesern bekannt sein. Er kontrolliert Abläufe im Smarthome, verarbeitet Aufnahmen von Überwachungskameras lokal auf dem Gerät und streamt sie verschlüsselt zum iPhone oder iPad. Dass Siri-Sprachbefehle dabei niemals mit der Identität des Nutzers verknüpft sind, wird Apple nicht müde zu betonen.

Neu hinzugekommen sind zwei integrierte Sensoren für die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Raum. Der Mini hat sie ebenfalls an Bord und HomeKit kann sie für Automationen nutzen, etwa einen Ventilator einschalten, wenn es im Sommer zu warm wird. Die Messungen sind für diesen Zweck hinreichend genau: Im Test wichen ihre Werte maximal ein halbes Grad oder zwei Prozent von den Daten anderer Sensoren ab, die am selben Ort installiert waren. Der HomePod spart also bares Geld, weil er die Anschaffung eines externen Raumfühlers erübrigt. Zum Vergleich: günstigste Thermo- und Hygrometer für HomeKit schlagen mit rund 50 Euro zu Buche.

Die Sensoren des HomePod können über HomeKit eine Aktion auslösen. ©digitalzimmer

Leider erscheinen die Sensoren nur in Apples eigener Home-App. Ihre Messwerte tauchen nicht in anderen HomeKit-Programmen auf und lassen sich dort auch nicht zur Automatisierung nutzen. Das dämpft ein wenig die Erwartungen an Matter: Wenn die Daten schon innerhalb von HomeKit so gehandhabt werden, warum sollte Apple sie dann über den neuen Smarthome-Standard an fremde Systeme von Amazon, Google oder Samsung weitergeben?

Wahrscheinlicher ist: Um ihre Ökosysteme zu stärken, lassen sich die großen Matter-Gründer besondere Extras einfallen, die ihre eigene Lösung attraktiver machen. In HomeKit sind das unter anderem Dinge wie adaptives Licht, sicheres Video oder eben integrierte Raumsensoren. Ein weiteres Bonbon: Beim automatisierten Wecken oder Einschlafen lassen sich Ambient Sounds seit iOS 16.3 auch ohne bezahltes Apple-Music-Abo auswählen. So kommen alle HomeKit-Nutzer in den Genuss von Naturgeräuschen.

Aufwachen und einschlafen mit Naturgeräuschen: Ambient Sound von Apple. ©digitalzimmer

Apple hat noch mehr in dieser Richtung vor. HomePods etwa sollen nach einem künftigen Software-Update mit ihren Mikrofonen die Alarmtöne von Rauchmeldern oder Sicherheitssystemen erkennen. Ist niemand zu Hause, schicken sie eine Push-Nachricht aufs iPhone. Während der Nacht kann HomeKit in so einem Fall auch das Licht einschalten und Schlafende damit schneller wecken.

Geht es nach dem Siri-Erfinder, wird Apples digitale Assistenz solche Automationen künftig auf Zuruf einrichten. Nach dem Motto: „Hey Siri, schalte jeden Abend bei Sonnenuntergang im Flur das Licht ein“. Im Test hat diese Methode bereits funktioniert. Es empfiehlt sich allerdings, die angelegte Automation in der Home-App zu kontrollieren. Vereinzelt blieb der Prozess auch in der Ausführung hängen – ähnlich wie das Software-Update zu Beginn beim Setup.

Test-Fazit und Wertung

Ungewöhnlich für Apple und ungewohnt für die Kundschaft: Nicht alles am neuen HomePod hat auf Anhieb funktioniert. Was allerdings an den Bedingungen im digitalzimmer liegen kann. Die Hausinstallation mit weit über 100 HomeKit-Geräten stellt hohe Anforderungen an das System. Auch dass sie bereits auf die neue HomeKit-Architektur aktualisiert wurde – ehe Apple diese Funktion in iOS 16.2 wieder zurückzog – mag den Test erschwert haben.

Die gute Nachricht: Alle beobachteten Effekte haben mit Software zu tun und dürften sich per Update beheben lassen. An der Hardware selbst stimmt alles. Der HomePod ist also wieder da – so gut verarbeitet und klangstark wie zuvor, nur besser ausgestattet und vorbereitet auf die Zukunft mit Matter. Damit haben all jene eine Alternative, die Musik oder Heimkino-Sound mögen und denen der HomePod mini für diese Zwecke bislang zu dünn klang.

Wäre mir das den Aufpreis von rund 250 Euro auf einen Mini wert, wenn ich noch keine großen HomePods hätte? Nicht überall und in jedem Raum. Aber im Wohnzimmer auf jeden Fall. Dort auch zweimal – als Stereopaar am TV. Der König ist tot, es lebe der König.

Dream-Team: HomePod und Apple-TV als Heimkino-Lautsprecher. ©digitalzimmer
Apple HomePod (2. Generation)
  • Funktionsumfang
  • Klang
  • Installation
  • Automatisierung
  • Bedienung
  • Preis/Leistung
4.3

Fazit

Günstiger ist er nicht geworden, der große Siri-Lautsprecher. Aber ein echtes Multitalent für Musikwiedergabe, TV-Ton und Haussteuerung. Zumindest im Apple-Universum. Für Android-Nutzer stellt sich die Frage erst gar nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert