Apple TV 2022: der beste Home-Hub für Matter?

Mit einem Bündel an Software-Updates hat Apple seine Produkte fit für den Smarthome-Standard Matter gemacht (Link). Darunter auch den Alleskönner Apple TV, der gerade in der siebten Auflage erschienen ist. Ich bin ein Fan dieser Box und habe mir sie in den vergangenen 15 Jahren immer wieder gekauft – von der ersten silberfarbenen Generation 2007, damals noch mit integrierter Festplatte, bis hin zum Apple TV 4K in der heutigen Form.

Nur das letztjährige Hardware-Upgrade ließ ich ausfallen. Weil mir der Audio Return Channel mit eARC keine Vorteile brachte und schon einige HomePod minis im Haushalt erfolgreich als Router für den Funkstandard Thread dienen. Die neu hinzugekommene Thread-Unterstützung im Modell von 2021 war also verzichtbar.

Mein Modell der 5. Generation (links) und das aktuelle Apple TV 4K (rechts). ©digitalzimmer

Doch als Apple mich fragte, ob ich nicht die jüngste Ausführung testen wollte, hat mich das neugierig gemacht. Würde der Fortschritt groß genug sein, um mein Apple TV 4K aus dem Jahr 2017 von seinem angestammten Platz am Fernseher zu verdrängen?

Die Neuerungen im Apple TV 4K des Jahres 2022

Ein Unterschied fällt im direkten Vergleich sofort auf (Bild oben): Das Apple TV 4K der neuesten Generation hat abgespeckt. Mit 93 x 93 x 31 Millimetern ist es kleiner als die Vorgänger. Und leichter: Das Gewicht schrumpfte um fast 50 Prozent auf 213 Gramm.

Apple erklärt das mit einem neuen, lüfterlosen Design. Der energiesparende A15 Bionic-Prozessor (derselbe wie im iPhone 13 und iPhone 14/Plus) erlaubt es offenbar auf jede Ventilation zu verzichten. Das Gehäuse ist geschlossen und verfügt über keine Lüftungsschlitze auf der Unterseite mehr, die es an den Vorgängern noch gab. Der Energieverbrauch im Stand-by sank minimal auf 1,1 Watt und geht im Streaming-Betrieb erfreulicherweise kaum über 2,3 Watt hinaus. Aber auch die bisherigen Apple-TV-Modelle zählten schon zu den sparsamsten Smarthome-Zentralen auf dem Markt.

Eine Lan-Buchse (Mitte) hat nur die teurere Ausführung des neuen Apple TV. ©digitalzimmer

Neu ist die Teilung in zwei Modelle, die sich nicht nur in der Speichergröße unterscheiden. Bei der günstigeren Variante mit 64 Gigabyte (169 Euro) hat Apple auch den LAN-Anschluss und Thread-Funk weggelassen. Beides gibt es nur in der „großen“ Ausführung mit 128 GB (189 Euro). Der Preisunterschied ist allerdings so gering, dass ich mich frage, wer überhaupt die kleine Version kaufen soll. Für 20 Euro mehr gibt es den doppelten Speicher und alle drei Verbindungsoptionen, die in Matter aktuell eine Rolle spielen – nach meiner Meinung eindeutig die bessere Wahl.

Das Apple TV 4K als Entertainment-Zentrale

Doch kommen wir erst einmal zu dem, was Apple TV dem Namen nach ist: eine Entertainment-Maschine am Fernseher. Und diese Aufgabe meistert auch das Modell des Jahrgangs 2022 bravourös – zumindest für Nutzerinnen und Nutzer, die im Apple-Ökosystem zu Hause sind. Der Hersteller hat mir ein Exemplar des Apple TV WiFi + Ethernet für den Test zur Verfügung gestellt, die Aussagen dürften sich aber 1:1 auf das kleine Modell mit WiFi übertragen lassen.

Die 2021 eingeführte Siri Remote der 3. Generation (zum Nachrüsten älterer Geräte auch einzeln für 69 Euro erhältlich), liegt etwas kantiger in der Hand als ihr Vorgänger. Das Touchpad mit Curser-Kreuz am Rand stellt gegenüber der früheren glatten Wischfläche aber eine große Erleichterung beim Navigieren dar. Außerdem mag ich den separaten Ein-/Ausschalter, weil man mit ihm kein Menü mehr öffnen muss, um den Ruhezustand zu aktivieren.

Siri Remote mit Power-Button und seitlicher Taste für die Sprachsteuerung. ©digitalzimmer

Energieeffizienz und Umweltschutz gewinnen in Apples Produktentwicklung sichtbar an Bedeutung. Das zeigen die kunststofffreie Verpackung, aber auch das Gehäuse der Fernbedienung, das mittlerweile zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium besteht. Angesichts zweier Mikroschrauben am Gehäuse scheint ein Akku-Tausch zumindest denkbar. Als Ladeanschluss kommt USB-C zum Einsatz – wie ab 2024 in der EU gewünscht und vorgeschrieben. Lade- und HDMI-Kabel gehören übrigens nicht zum Lieferumfang.

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Um alle Bildmodi bis hinauf zu Dolby Vision, Chroma 4:2:2 und 4K mit 60 Bildern pro Sekunde nutzen zu können, empfiehlt sich ein HDMI Ultra High Speed-Kabel wie jenes von Belkin, das Apple selbst in seinen Stores anbietet. Kostenpunkt dort: rund 40 Euro. Die Ausgabe für ein neues Kabel in guter Qualität lohnt sich, weil man den Strippen in der Regel nicht ansieht, welche der zahllosen HDMI-Varianten seit 2002 sie unterstützen. Ältere Exemplare sind schnell überfordert, weil sie nicht genügend Gigabit in der Sekunde (Gbit/s) übertragen können.

Bekannt und bewährt: das Bildschirmmenü der Apple TVs. ©digitalzimmer

Die Vielzahl unterstützter Streaming-Dienste – nebst Apples eigenen Angeboten wie Apple TV+, Fitness+, Music und Arcade – hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Die Box scheint sie alle reibungslos zu meistern – ohne Ruckeln, Pufferzeiten oder lästige Auflösungswechsel. In der aktuellen Version beherrscht sie neben HDR und Dolby Vision nun auch HDR10+ (mehr zu den HDR-Standards hier), obwohl es nach wie vor kaum Content in diesem Format gibt. Egal, drin ist drin und schadet auch nicht.

Eine Neuerung konnte ich im Test noch nicht ausprobieren, weil sie erst später im Jahr mit einem Software-Update kommt: Quick Media Switching (QMS VRR), soll das Umschalten zwischen Programmen mit unterschiedlichen Bildraten beschleunigen.

Apple-TV kann Bildraten umrechnen – oder ans Original anpassen. ©digitalzimmer

Wer – wie ich – in den Einstellungen festgelegt, dass Apple TV die jeweils originale Bildwechselfrequenz wiedergeben soll, wird dafür mit Dunkelpausen beim Umschalten bestraft. Ein bis drei Sekunden lang bleibt der Bildschirm schwarz, bis das Signal synchronisiert ist. Besonders auf YouTube nervt das, weil dort eingeschobene Werbespots meist mit anderen Bildraten arbeiten als der Hauptstream. Zur Werbeunterbrechung kommen dann noch schwarze Bildschirme vor und nach den Spots. QMS mit variabler Bildrate (VRR = Variable Refresh Rate) soll dieses Dilemma lösen. Allerdings muss dazu auch der Fernseher über eine HDMI-Buchse der Generation 2.1 verfügen, weil QMS und VRR ein Teil des HDMI-Formats sind.

Apple TV 4K: die ultimative Smarthome-Zentrale?

Im hauseigenen HomeKit-Universum sowie künftig auch für Matter-Produkte übernimmt Apple TV die Aufgabe einer Automatisierungszentrale. Das kann der HomePod mini zwar ebenfalls, allerdings mit weniger Power. Während der Kugellautsprecher bei seinem Start vor zwei Jahren einen Chip aus der Apple Watch spendiert bekam (S5), ist hier die aktuelle Smartphone-Technik am Werk. Zum Vergleich: Ein iPhone 14 mit demselben Prozessor (A15 Bionic) und 128 GB Speicher kostet fast 1000 Euro. Ein Apple TV 4K WiFi + Ethernet schlägt mit weniger als einem Fünftel zu Buche.

Übers Control-Center (Taste „TV“) sind auch die HomeKit-Favoriten erreichbar. ©digitalzimmer

An Leistung dürfte es der Box daher auf absehbare Zeit nicht mangeln. Ob schnelle Wechsel zwischen Kameras oder die Einblendung des Livebilds ins laufende Videoprogramm (PiP): Alles geht flüssig und butterweich animiert vonstatten. Funktion auswählen und „Boom“ da ist sie, wie Apple-Gründer Steve Jobs es lautmalerisch in einer seiner Keynotes formuliert hätte. Und sollte ich es noch nicht erwähnt haben: Die Fernbedienung ist ein Genuss.

Mit ihrer Siri-Taste empfiehlt sie sich auch als Alternative für Menschen, die bei Bedarf eine Sprachsteuerung wünschen, aber keinen HomePod mit aktivierten Mikrofonen im Raum stehen haben wollen. Oder die es als störend empfinden, wenn Siri jede Ausführung eines Befehls über Lautsprecher quittiert. Mit dem Apple TV erscheint die Bestätigung stumm am Bildschirm – sofern der Fernseher eingeschaltet ist. Seit tvOS 16 geschieht das außerdem dezent am rechten unteren Rand des Displays.

Siri-Einblendungen erscheinen seit tvOS 16 rechts unten am TV-Schirm. ©digitalzimmer

So gesehen ist Apple-TV WiFi + Ethernet die ideale Basis für ein HomeKit-/Matter-System: leistungsfähig, zukunftssicher dank Thread, leicht zu bedienen und für die Verhältnisse des iPhone-Erfinders sogar preisgünstig. Besonders, wenn man die Funktionen als Streamer, Spielekonsole und Abspielstation für Fotos in die Rechnung mit einbezieht. Im Vergleich zum Vorgänger ist das neue Modell um 30 Euro günstiger geworden. Das sollte in Zeiten steigender Preise, zumal bei Apple, nicht unerwähnt bleiben.

Wahr ist aber auch: Ohne iPhone oder iPad bringt die Box nichts. Als einziges der großen Ökosysteme bietet Apple keine Android-App für seine Haussteuerung an. Andere coole Funktionen wie AirPlay, SharePlay mit Freunden oder geteilte iCloud-Fotoalben setzen ebenfalls Hardware mit dem Apfel-Logo voraus. So ist die Box ein wirklich überzeugender Home-Hub im neuen, expandierenden Matter-Universum. Aber eben nur für Bewohner der Apple-Galaxie.

Apple TV 4K WiFi + Ethernet (2022)
  • Funktionsumfang
  • Installation
  • Automatisierung
  • Bedienung
  • Preis/Leistung
4.6

Fazit

Komfortabler Stream-Player, der auch als Automatisierungszentrale für HomeKit- und Matter-Geräte dient. Sehr leistungsfähig und trotzdem energiesparend, aber nur für Apple-Nutzer interessant.

2 Gedanken zu „Apple TV 2022: der beste Home-Hub für Matter?“

  1. Ich schwankte zwischen dem Apple TV und einem HomePod Mini als Steuerzentrale für meine ersten Smart Home fähigen Geräte. Dank deinem Artikel konnte ich mich jetzt endlich entscheiden, vielen Dank!

  2. HDMI 2.1 Kabel gibt es aber auch für eine einstelligen Eurobetrag zB von AmazonBasics, die sollten ja eigentlich auch was taugen, oder nicht?

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