WLAN-Kamera mit HomeKit Secure Video im Regal.

Kamera-Assistent: HomeKit Secure Video im Test

Die gute Nachricht: HomeKit Secure Video, Apples Aufzeichnungsdienst für Überwachungskameras, ist mittlerweile verfügbar. Die weniger gute: Es gibt bislang nur eine Kamera in Deutschland, die den Online-Speicher nutzt. Darum bezieht sich mein folgender Test auf die kabelgebundene Logi Circle 2. Das seit 2017 erhältliche Modell lässt sich mit einem Firmware-Update für HomeKit Secure Video fit machen. Die Software hat aktuell noch Beta-Status, funktioniert aber schon sehr gut und zuverlässig.

Update: Leser Duong hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Robin Proline Türkamera seit 17.1.2020 auch HomeKit Secure Video unterstützt (s. Kommentare unten). Damit sind es also zwei.

Netatmo fährt laut Berichten im Internet ebenfalls einen Betatest mit seiner smarten Innenkamera. Allerdings steht das entsprechende Software-Update nicht allen Nutzern zur Verfügung. Anker will seine EufyCam 2 im Laufe des Jahres nachrüsten, die Eve Cam von Eve Systems ist für April 2020 angekündigt (mehr dazu in unserer CES-Nachlese). Es bleibt es also vorerst bei der Logi Circle 2, wenn man sichere Videoaufnahmen mit HomeKit realisieren will.


Inhalt

Während der Aufnahme leuchtet das (abschaltbare) Statuslicht der Kamera rot. ©digitalzimmer
Was ist HomeKit Secure Video?

Auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC im Juni 2019 hat Apple die Funktion erstmals vorgestellt. Secure Video erweitert das HomeKit-System um einen Bewegtbildspeicher im Internet. Zertifizierte Überwachungskameras können darin ihre Aufnahmen ablegen. Sie verschlüsseln den Videostream direkt im Gerät und übertragen ihn so gesichert auf iCloud-Server, wo die Datei unlesbar codiert bleibt. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung heißt sowas im Fachjargon.

Apple betont, selbst keinen Zugriff auf die Daten zu haben. Da die Verschlüsselung mit dem Gerätepasswort des Kunden und einem einzigartigen Geräte-Code geschieht, soll niemand außer dem Nutzer die Mitschnitte sehen können. Damit Apple Skeptiker überzeugen, denen die Übertragung privater Aufnahmen ins Internet bislang zu unsicher war. Allerdings erschwert der eigene Cloud-Dienst auch die Suche nach Hardware-Partnern. Weil viele Kamerahersteller selbst Cloud-Abos anbieten und diesen Umsatz wohl nicht so einfach an Apple abtreten möchten. Zumindest könnte das die Zurückhaltung großer Marken wie Arlo, Ring oder Somfy erklären.

Eine HomeKit-Zentrale wie z.B. Apple TV stellt die Verbindung ins Internet her. ©digitalzimmer

Voraussetzung für die Nutzung von HomeKit Secure Video – oder Sicheres HomeKit-Video, wie es in Deutschland heißt – ist ein iPhone, iPad oder iPod touch mit iOS 13.2 oder neuer. Außerdem muss zu Hause eine Steuerzentrale für HomeKit installiert sein (HomePod, Apple TV oder stationäres iPad). Sie ermöglicht den Fernzugriff auf die Kamera und analysiert das Videosignal. So erkennt die Software auf der Zentrale zum Beispiel, ob Personen oder Tiere durchs Bild laufen. Hund und Katze lösen dann zum Beispiel keinen Alarm aus, ein potenzieller Einbrecher dagegen schon.

Dritte und letzte Bedingung ist ein iCloud-Speicherplan. Das Abo mit 200 GB (2,99 Euro/Monat) reicht für eine Kamera, die große Variante mit 2 Terabyte (9,99 Euro) kann bis zu fünf Kameras aufnehmen, wobei die Videos nicht auf das Volumen des Speicherplans angerechnet werden. Sie sind zehn Tage lang abrufbar und werden dann gelöscht. Wer sie behalten möchte, kann die Clips während dieser Zeit auf sein iOS-Gerät oder den Mac herunterladen.

Logi Circle 2 auf Sicheres HomeKit-Video vorbereiten

Die Logitech-Kamera benötigt für Videoaufzeichnungen in der iCloud ein Firmware-Update. Um es zu installieren, muss in Kamera in der Circle-App des Herstellers eingerichtet sein. Den genauen Prozess beschreibt ein Support-Dokument (LINK).

Ein Firmware-Update macht die Logitech-Kamera fit für „Sicheres HomeKit-Video“.

Wichtig: Das Update entfernt die Kamera aus dem Logitech-Konto. Sie ist danach nur noch per HomeKit erreichbar. Damit verliert die Circle-App ihre Funktion, womit auch Einstellungen wie Bewegungszonen und Ereignisfilter wegfallen. Ob das bei allen Herstellern so ist, muss sich zeigen. Beta-Tester von Netatmo berichten auf reddit, dass die Kamera-App des Herstellers nach dem Firmware-Update weiter funktioniert (LINK). Vielleicht liegt es daran, dass die smarte Innenkamera der Franzosen kein reines Cloud-Produkt ist. Sie zeichnet ihre Videos normalerweise lokal auf eine Speicherkarte auf. Und auch Bildanalysen wie die Gesichtserkennung finden direkt im Gerät statt. Mehr dazu im Test der Netatmo Welcome.

So funktioniert HomeKit Secure Video in der Praxis

Der „Look and Feel“ einer HomeKit-Kamera mit Aufzeichnungsfunktion unterscheidet sich zunächst einmal nicht von Modellen, die nur Live-Streaming anbieten. Sobald die Logi Circle 2 eingerichtet ist, leuchtet ihr Vorschaubild wie gewohnt in der Home-App von Apple auf. Es erscheint im zugewiesenen Raum und lässt sich außerdem als Kamerafavorit auf die Startseite der App legen.

Live-Bilder der Logi Circle 2 in der Home-App von Apple.
Live-Bilder der Logitech-Kamera sind wie gewohnt in der Home-App abrufbar. ©digitalzimmer

Beim Antippen der Vorschau mit dem Finger wechselt die Ansicht ins Videofenster. Hier sind die eigentlichen Neuerungen zu sehen. So gibt es am unteren Bildrand eine Zeitleiste zum Zurückspulen. Auf ihr reist man durch die gespeicherten Videoaufnahmen in die Vergangenheit. Der „Live“-Button rechts von der Timeline bringt einen zurück in die Gegenwart. Während des Blätterns erscheint außerdem ein Kalenderstreifen oben im Bild. Mit seiner Hilfe lassen sich die vergangenen zehn Tage direkt anspringen. Das geht schneller als die Suche eines Datums in der Timeline.

Kalender und Timeline ermöglichen die Navigation in den Aufnahmen. ©digitalzimmer

Um die Übersicht in der vollen Zeitleiste zu verbessern, reagieren die Clips auf sogenanntes Pinching. Das heißt: Mit Daumen und Zeigefinger lassen sich Aufnahmen am Bildschirm auseinanderziehen und zusammenschieben. Ähnlich wie beim Zoomen in Fotos. Es dauert zwar etwas, bis die App alle fehlenden Vorschaubilder nachgeladen hat. Aber dann klappt die Navigation ziemlich gut – sogar Schritt für Schritt in Zeitlupe, wenn gewünscht.

Der von iOS und macOS bekannte „Teilen“-Button exportiert Clips aus der Timeline. Sie landen wahlweise in der Foto-App des Betriebssystems, lassen sich per E-Mail, Nachricht und AirDrop verschicken oder anderswo auf dem Gerät sichern.

Aufnahme-Einstellungen in der Home-App

Ein Zahnrad-Symbol oben links im Videofenster führt zu den Kameraeinstellungen. Modelle mit sicherem HomeKit-Video holen hier die Erlaubnis ein, wann Aufnahmen in der iCloud stattfinden sollen. Dabei unterscheidet das System nach der An- und Abwesenheit von Bewohnern. Um festzustellen, wer sich zu Hause befindet – oder ob die Wohnung leer ist – wertet HomeKit die Standortdaten vom iPhone oder iPad aus. Es sind dieselben Informationen, die auch Apples Ortungs-App „Wo ist?” verwendet.

Der Gerätestandort wird dabei verschlüsselt in der iCloud gespeichert. Wie Apple solchen personenbezogenen Daten umgeht, erklärt das Unternehmen im Sicherheitsüberblick iCloud (LINK)

Die Einstellungen legen fest, wann HomeKit die Kamerabilder aufzeichnet. ©digitalzimmer

Für den Zustand Anwesend und Abwesend stehen jeweils dieselben vier Kamera-Betriebsarten stehen zur Wahl:

  • Aus schaltet die Überwachung komplett ab. Eine Kamera in diesem Zustand überträgt weder Bilder und Töne, noch kann sie Bewegungen auswerten oder HomeKit-Automationen starten.
  • Aktivität erkennen nutzt die Kamera als Bewegungsmelder. Veränderungen im Sichtfeld dienen als Auslöser für Automationen oder um Mitteilungen zu versenden. Eine Übertragung von Bildern oder Tönen findet nicht statt.
  • Stream schaltet die Videoüberwachung dazu. Alle Personen, die Zugriff auf die HomeKit-Installation haben, bekommen in der Home-App ein Vorschaubild angezeigt und können per Live-Stream zu Hause nach dem Rechten sehen.
  • Streamen & Aufnahme erlauben schließlich aktiviert die Aufzeichnungsfunktion. In dieser Betriebsart erzeugt das System für jedes erkannte Ereignis einen Clip in der iCloud. Diese vierte Option steht nur zur Verfügung, wenn die Kamera HomeKit Secure Video unterstützt.

Mit weiteren Einstellungen lässt sich die Reaktion der Kamera präzisieren. So nimmt sie auf Wunsch nicht mehr jede Bewegung auf, sondern nur, wenn ein Mensch durchs Bild läuft. Auch Tiere oder Fahrzeuge sind zu- und abwählbar. Praktisch für den Außeneinsatz oder wenn Haustiere in der Wohnung unterwegs sind. Mangels vierbeiniger Hausgenossen kann ich die Tiererkennung nicht ausprobieren. Personen lösen aber wie gewünscht Alarm aus – wobei der Algorithmus in der HomeKit-Zentrale nicht zwischen Personen unterscheidet. Es handelt sich um keine Gesichtserkennung, wie zum Beispiel Netatmo mit seiner smarten Innenkamera bietet.

Zusätzliche Optionen präzisieren die Erkennung und Benachrichtigung. ©digitalzimmer

Darüber hinaus ist wählbar, wann eine Mitteilung auf verbundene Apple-Geräte geschickt werden soll. Nur wenn jemand zu Hause ist, wenn bestimmte Personen da oder abwesend sind – oder wenn HomeKit eine komplett leere Wohnung feststellt. Je nach Einstellung passiert das dann bei jedem Ereignis oder erst, wenn HomeKit die Aufnahme startet und einen Clip speichert.

Auf Wunsch schickt iCloud eingebettet in diese Mitteilung auch noch einen Schnappschuss mit. So können sich Empfänger zumindest theoretisch gleich ein Bild von der Situation machen. Bei schnellen Bewegungen verpasst dieser Screenshot jedoch häufig das Ereignis. Ein Tipp oder Klick aufs Bild öffnet dann die Home-App und zeigt den Live-Stream der Kamera.

Benachrichtungen gehen grundsätzlich an alle iOS-Geräte der Nutzer. Träger eine Apple Watch bekommen sie außerdem aufs Handgelenk gespielt. So erweist sich die Armbanduhr einmal mehr als nützliche Ergänzung der Smarthome-Installation.

Die Apple Watch zeigt automatisch Benachrichtigungen an. ©digitalzimmer
Fazit: Erstes Testurteil zu HomeKit Secure Video

Für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh. Dazu muss ich erst noch mehr Kameras mit sicherem HomeKit-Video unter die Lupe nehmen. Gut möglich, dass sie sich im Detail unterscheiden und andere Hersteller mehr Funktionen bieten als Logitech in seiner Beta-Firmware. Zum Beispiel würde ich mir wünschen, das Bild auch unter HomeKit in aktive und inaktive Bereiche einteilen zu können.

Dann vermisse ich eine Möglichkeit, die Betriebsart der Kamera per HomeKit-Automation zu wechseln. Damit Familienmitglieder oder Gäste ohne iPhone mit einem Funktaster die Aufnahme scharf und unscharf schalten können. Aktuell steht lediglich die Bewegungserkennung als Auslöser für Automationen zur Verfügung. Alle anderen Optionen der Kamera sind in Regeln unsichtbar.

In HomeKit kann die Kamera lediglich als Auslöser für Automationen dienen. ©digitalzimmer

Meiner ersten positiven Einschätzung tut das aber keinen Abbruch. Im Test hat alles funktioniert. Die Clips waren jederzeit erreichbar und einfach herunterzuladen. Die Vorschau in der Home-App war gelegentlich verschwommen, doch ließ sich dieses Problem durch Schließen und erneutes Öffnen der App beheben.

In den Full-HD-Videos sind, je nach Beleuchtungsstärke, deutliche Kompressionsartefakte zu sehen. Kein Wunder: Die heruntergeladenen Videos haben eine durchschnittliche Datenrate von etwa 900 Kilobit pro Sekunde. Das ist selbst im verwendeten AVC-Codec (H.264) nicht besonders viel. Zum Vergleich: Die Netatmo Innenkamera verwendete im Test damals das Dreifache (rund 3000 Kbit/s). Ob die Einschränkung auf das Konto von Apple geht oder Logitech den Upload begrenzt, kann ich aktuell nicht sagen. Am Internet-Anschluss im digitalzimmer mit knapp 40 Mbit Upstream-Tempo dürfte es nicht gelegen haben. Und auch im WLAN war die Kamera mit 150 Mbit/s (5 GHz) schnell genug verbunden.

Ich mag HomeKit Secure Video trotzdem – weil es die Videoüberwachung stark vereinfacht. Wer bereits die Haussteuerung von Apple nutzt, kann ohne Aufwand oder extra Basisstation IP-Kameras installieren – wenn es denn auch genügend kompatible Modelle gibt. Die laufenden Kosten bleiben im Rahmen. Anbieter wie Arlo oder Ring berechnen für ihre Abos ähnliche Gebühren wie Apple, halten die Aufnahmen aber länger vor (30 Tage). Google verlangt für Nest Aware deutlich mehr (bis zu 30 Euro pro Kamera und Monat).

Für die Apple-Lösung spricht, dass sensible Hausdaten nicht auf mehrere verschiedene Anbieter im Internet verteilt werden. Cloud-Dienste sind Vertrauenssache. Ich muss mich darauf verlassen, dass der Betreiber eines IoT-Servers meine Daten sicher verschlüsselt und vor fremdem Zugriff schützt. Und je weniger Anbietern ich dabei vertrauen muss, desto besser.

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8 Gedanken zu „Kamera-Assistent: HomeKit Secure Video im Test“

  1. Super Artikel, ich finde es schade das man in HomeKit Secure Video keinen Zonen einstellen kann wo aufgenommen wird (wie bei der Netatmo APP) Ich habe leider eine kleine Ecke im Bild wo man die Strasse sieht, und da will ich eigentlich nicht das da was aufgenommen wird, leider schaffe ich es nicht die Cam so zu drehen das ich das echt kleine Eck nicht im Bild habe ohne den Eingang zum Garten zu verdecken

  2. Ich hätte da auch mal eine Frage, da es nirgends Thematisiert wird: Wie weit kommt man denn ohne Speicherplan? Das ist heraus gefunden habe ist, das die 10 Tage Speicherung entfällt… aber sonst? Push-Nachrichten, etc. was geht, was nicht?

    Würde mich über eine Antwort freuen!

  3. Zu diesem Beitrag:
    Danke für die sehr ausführliche Beschreibung. Das ist mal mehr als die sonst ewigen “Werbesendungen”…
    Ich gehe davon aus, dass die Personenerkennung in Home noch über die Logitec-Seite läuft und erst mit Abschluss von Secure Video von Apple übernommen wird ?
    Was mich wundert, dass Logitec das Feld dann gnadenlos räumt. Hat eigentlich was, wenn 2 Kameras bei Apple keine 10 € kosten würden -es sei denn, man hat Verwendung für die entsprechende Speicherplatzmenge.

    1. Vielen Dank für das Lob, ulti.
      Die Personenerkennung bei Logitech und Apple ist zweierlei. Solange die Kamera in der Circle-App von Logitech angemeldet ist, läuft die Bildanalyse bei entsprechendem Premium-Abo (9,99 Euro im Monat) über den Logitech-Server. Wenn man das Firmware-Update für HomeKit Secure Video durchführt, wird die Verbindung zu Logitech getrennt und die Personenerkennung findet lokal auf der HomeKit-Zentrale statt. Zumindest sagt Apple das.

  4. “Es gibt bislang nur eine Kamera in Deutschland, die den Online-Speicher nutzt.”

    Das stimmt aber nicht ganz. Ich habe die Robin Proline Doorbell verbaut und die unterstützt seit dem 17.01.2020 auch HomeKit Secure Video, und zwar nicht als Beta

    1. Vielen Dank für die Info. Ich wußte nicht, dass die Niederländer schon so weit sind. Ich habe das gleich oben im Text ergänzt. Beste Grüße aus dem Digitalzimmer.

    2. Auch wenn das jetzt nur am Rande mit dem Thema zu tun hat:
      Ich bin an einem Erfahrungsbericht von Robin interessiert, vor allem der Apple-Anbindung und der Nachtsicht, die ich nirgends thematisiert gefunden habe.

    3. … und, bist Du zufrieden mit der Robin Doorbell? Ich tendiere auch zur Anschaffung. Leider gibt es keine Lösung für ein Zweifamilienhaus.

Kommentare sind geschlossen.