Fritzbox: Haussteuerung mit FritzOS 7.50 im Test

Fritzbox-Router können eine Smarthome-Zentrale ersetzen. Sie steuern Licht, Heizung, Steckdosen oder Rollläden per Funk, das ist nichts Neues mehr. Die aktuelle Software auf diesen Routern dagegen schon: Hersteller AVM hat damit begonnen, sein Betriebssystem FritzOS 7.50 auszuliefern. Im ersten Schritt bekamen die Fritzbox 7590, 7530, 7520 und 6690 Cable das kostenlose Software-Update spendiert – zu installieren über die Bedienoberfläche des Routers im Browser. Weitere Modelle sollen folgen.

Von den 150 Neuerungen, die der Hersteller verspricht (Link), betreffen etliche die Haussteuerung – und nur um diese geht es hier. Der Test macht keine Aussagen zu den sonstigen Router- oder Telefonfunktionen einer Fritzbox mit FritzOS 7.50.

Natürliche Lichtsequenz mit LED-Lampen

Die vielleicht augenfälligste Neuheit hat AVM bei drahtlosen Lichtsystemen wie Philips Hue abgeschaut: Dect-Lampen an der Fritzbox können mit dem neuen FritzOS-Betriebssystem auf Wunsch eine Morgen- oder Abenddämmerung simulieren. Dabei dimmen sie 15 Minuten lang das Licht langsam auf oder ab und ändern dabei kontinuierlich ihre Farbtemperatur – von dunklem Rotorange hin zu einem hellen Warmweiß. Oder eben umgekehrt.

LED-Lampen an der Fritzbox simulieren einen Sonnenauf- oder -untergang. ©digitalzimmer

Der Trick hilft manchen Menschen beim Aufwachen oder Einschlafen und funktioniert mit AVMs hauseigener LED-Lampe FritzDect 500 (Link) genauso wie mit dem „Magenta“-Pendant der Telekom (Link, oben rechts im Bild). Beide reagieren simultan und auch in der Farbwiedergabe gibt es keine sichtbaren Unterschiede. Es spricht also nichts gegen einen Mischbetrieb der beiden Modelle.

Schnäppchenjägerinnen und -jäger sollten trotzdem bedenken, dass die Magenta-Lampe weniger gut ins AVM-System integriert ist als das Fritz-Modell. So zeigt etwa die FritzApp Smarthome nicht zuverlässig an, wenn die Lampe vom Netz getrennt wurde. Und beim Einschalten per Funktaster startet sie in meinen Tests mit einem blassen Violett-Ton – fast passend zum Namen –, um dann mit kurzer Verzögerung ins gewünschte Warmweiß zu wechseln. Die Fritz-LED hat sofort nach dem Einschalten die korrekte Lichtfarbe.

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Sensoren für die Lüftungserkennung

Die Dect-Sensoren der Telekom lassen sich bekanntlich auch an der Fritzbox anmelden. Besonders der einteilige, optische Öffnungskontakt (im Bild unten links) hat es mir angetan, weil er sich elegant und platzsparend installieren lässt. Bislang kontrollierten diese Sensoren an der Fritzbox aber nur Lampen und Steckdosen.

Mit FritzOS 7.50 kommen Heizkörperregler hinzu. Besonders hilfreich, wenn sich die Heizung etwas abseits vom Fenster befindet. Der eingebaute Temperatursensor im Regler bringt dann nichts, weil er die Kälte, die beim Lüften hereinströmt, nicht mitbekommt. Die integrierte Fenster-offen-Erkennung des Heizkörperreglers FritzDect 301 oder 302 ist in solchen Fällen wirkungslos. Abhilfe schafft externer Sensor, der die Kontrolle übernimmt und der Fritzbox mitteilt, wann das Fenster geöffnet wird.

Der Magenta-Sensor (links) sagt dem Heizkörperregler, wann gelüftet wird. ©digitalzimmer

Dabei kann es technisch bedingt etwas dauern, bis der Regler auf das Sensorsignal reagiert. Weil dieser nur alle paar Minuten an der Fritzbox „nachfragt“, ob eine Temperaturänderung gewünscht ist – um seine Batterien zu schonen. Im Test mit dem FritzDect 301 (Bild oben) habe ich Reaktionszeiten zwischen einer und zehn Minuten gemessen. Je nachdem, ob das Fenster kurz vor oder nach dem regulären Funkintervall des Reglers geöffnet wurde.

10 Minuten können bei Minusgraden im Winter recht lang sein, weshalb AVM laut eigener Aussage das Intervall am neuen FritzDect 302 verkürzt hat. Es soll nun maximal 4 Minuten betragen, im Durchschnitt 2 Minuten. Wenn möglich, würde ich aber trotzdem die integrierte Fenster-offen-Erkennung des Reglers nutzen. Einen Temperaturabfall erkennt sie prompt und reagiert darauf. Im Menü des Reglers auf der Fritzbox-Bedienoberflächge (http://fritz.box) lässt sich die Empfindlichkeit einstellen und für wie viele Minuten der Heizbetrieb unterbrochen werden soll.

Automatisierung mit Vorlagen, Szenen und Routinen

Den größten Entwicklungssprung macht FritzOS 7.50 bei der Automatisierung. Zum ersten Mal gibt es Regeln nach dem Wenn-dann-Prinzip auf der Fritzbox. Die sogenannten Routinen verknüpfen etwa Sensoren mit Lampen und Steckdosen, schalten das Gast-WLAN oder schicken Benachrichtigungen im Alarmfall.

Die neuen Routinen finden sich im Fritzbox-Menü unter Automatisierung. ©digitalzimmer

AVM geht dabei etwas anders vor als gewohnt. Während Systeme wie Apple HomeKit, Bosch Smart Home oder SmartThings von Samsung eine direkte Auswahl von Geräten in ihren Regeln erlauben, setzt das FritzOS auf ein hierarchisches Prinzip. Die Abläufe bestehen aus drei aufeinander aufbauenden Elementen:

  • Vorlagen bilden das Fundament jeder Automatisierung. AVM hat sie vor einigen Jahren mit FritzOS 7 eingeführt. Eine Smarthome-Vorlage speichert die Einstellungen für ein Gerät oder eine Gruppe von Geräten. Das können etwa die gewünschte Temperatur, der Schaltzustand von Steckdosen oder die Helligkeit und Farbe an LED-Lampen sein. Seit FritzOS 7.50 gehören auch sogenannte Komfortfunktionen der Fritzbox dazu. So kann es Vorlagen geben, die E-Mails mit einem vorbereiteten Text verschicken oder eine Push-Nachricht in der App Fritz Smarthome anzeigen. Andere schalten den Anrufbeantworter oder das Gast-WLAN ein beziehungsweise aus.
Smarthome-Vorlage für ein Aufwachlicht, montags bis freitags um 6:30h. ©digitalzimmer
  • Szenarien bestehen aus mehreren dieser Smarthome-Vorlagen und fassen sie zusammen. Beispiel: Ein Alarm-Szenario aktiviert Lampen auf den Fluchtwegen, öffnet die Rollläden und schickt Warnungen auf die Smartphones aller Bewohner. Oder das Szenario „Aus dem Haus” schaltet beim Verlassen der Wohnung das Licht aus und dreht die Heizung runter. Mit einer Vorlage wäre das nicht machbar, weil Fritzbox-Vorlagen nur Geräte eines Typs enthalten können – im Beispiel also entweder Lampen oder Rollläden oder Thermostate. Das Szenario bringt die verschiedenen Gerätegattungen und Aufgaben zusammen. Einmal auf der Benutzeroberfläche der Fritzbox angelegt, stehen Vorlagen und Szenarien auch als Schaltflächen in der App Fritz Smarthome zur Verfügung, etwa für den Aufruf von unterwegs aus.
Ein Szenario besteht aus Vorlagen, die individuelle Einstellungen vornehmen. ©digitalzimmer
  • Routinen fügen schließlich einen Auslöser hinzu. Der Bildschirm-Assistent fragt dabei zunächst nach dem gewünschten Gerät und seinem Zustand. Wird ein Öffnungskontakt ausgewählt, steht „Öffnen“ und „Schließen“ zur Verfügung; bei einem Heizkörperregler die Temperatur; für Steckdosen der Schaltzustand und so weiter. Im nächsten Schritt wählt man die gewünschte Vorlage oder ein Szenario aus. Tritt das vorher definierte Ereignis ein, löst die Routine automatisch aus.

FritzDect 440 in der Hand.

Das Fritzbox-Smarthome im Griff: Die Funk-Fernbedienung FritzDect 440 von AVM eignet sich mit ihrem integrierten Temperatursensor und der mitgelieferten Wandhalterung als multifunktionales Display und Kontroll-Terminal. Zum ausführlichen Test geht es hier entlang.


Wichtig: Abläufe vom Ende her denken

Dass Vorlagen, Szenarien und Routinen aufeinander aufbauen, will bei der Planung berücksichtigt sein. Es empfiehlt sich, jeden Ablauf vom Ende her zu denken: Was soll passieren, wenn die Regel auslöst? Denn dafür muss zunächst eine Vorlage erstellt werden. Sind verschiedene Gerätetypen und Ereignisse beteiligt, bedarf es einer Szene mit mehreren Vorlagen. Denn jeder Auslöser in einer Routine kann nur eine Vorlage oder ein Szenario starten.

Umgekehrt darf jede Routine auch nur einen Auslöser haben. Für ein Alarmsystem, an dem fünf Fensterkontakte beteiligt sind, heißt das: fünf Routinen, die alle dasselbe Szenario aufrufen – je eine pro Sensor. Hier würde man sich – wie in anderen Systemen – eine Mehrfachauswahl wünschen: dass alle fünf Kontakte zu einer Regel gehören können und diese gleichberechtigt auslösen.

Und da wir gerade beim Wünschen sind: Auch zusätzlichen Bedingungen innerhalb der Routine wären eine feine Sache. Beispiel: Ein Sensor an der Wohnungstüre schaltet beim Öffnen das Flurlicht ein – aber erst nach Sonnenuntergang, wenn es dunkel ist. Die Möglichkeit dazu bietet FritzOS schon lange, sie ist aber traditionell im Einstellungsmenü des Sensors untergebracht. Der Sonnenstand als Bedingung in Routinen steht nicht zur Verfügung.

Die klassischen Sensor-Einstellungen bieten mehr Funktionen als Routinen. ©digitalzimmer
Automatisierung „out of the Box“

Fazit: Mit FritzOS 7.50 macht die Fritzbox als Smarthome-Zentrale einen gewaltigen Sprung nach vorn. Zum ersten Mal ist eine wirklich geräteübergreifende Automatisierung möglich. Wer auf Produkte mit dem Funkstandard Dect ULE setzt, die sich an einem AVM-Router anmelden lassen, kann auf den extra Hub verzichten.

Im Test haben die neuen Optionen zuverlässig funktioniert. Mit einer Ausnahme: Push-Nachrichten an die iOS-Version der Smartphone-App von AVM kamen nicht an. Nur das Android-Pendant hat wie gewünscht reagiert. Der Hersteller ist informiert und sucht nach der Ursache. Ob es sich um ein generelles Problem handelt oder mit dem jüngsten iOS-Update auf Version 16.3 zusammenhängt, kann ich aktuell noch nicht sagen.

Per Routine lassen sich auch E-Mails oder Push-Nachrichten verschicken. ©digitalzimmer

Für Neueinsteiger etwas gewöhnungsbedürftig: Die schrittweise Evolution der Steuerung hat ihren Niederschlag in den Einstellungen gefunden. Basis-Funktionen wie die Automatisierung von Steckdosen oder Heizpläne sind in den Untermenüs der Geräte zu finden. Die später hinzugekommenen und übergreifenden Optionen hat AVM in Vorlagen, Szenarien und Routinen untergebracht. Kein Problem für alle, die schon länger dabei sind und die Entwicklung mitgemacht haben. Wer zum ersten Mal ins Smarthome-Menü der Fritzbox schaut, muss sich aber erst orientieren.

Er wächst dann in das System hinein und lernt, mit den verteilten Einstellungen umzugehen. Mitunter führen auch mehrere Wege ans Ziel. Vielleicht baut AVM den Umfang seiner Routinen in künftigen Versionen des FritzOS noch aus. Seit Vorstellung der ersten Funksteckdose FritzDect 200 im Jahr 2012 haben Fritzbox-Router mit jeder neuen Version des Betriebssystems dazugelernt.

Eventuell stellt sich die Frage auch gar nicht mehr, wenn AVM, wie angekündigt, den Smarthome-Standard Matter unterstützt. Denn damit kommen noch andere Programme für die Automatisierung infrage – von Apples Home-App über Google Home bis hin zu SmartThings von Samsung. Das FritzOS ist dann eine von mehreren Möglichkeiten, um Dect-Geräte an der Fritzbox zu steuern – und die einzige, die ohne weiteres Zubehör „out of the Box“ funktioniert.

1 Gedanke zu „Fritzbox: Haussteuerung mit FritzOS 7.50 im Test“

  1. Hallo Herr Frank-Oliver Grün,

    danke für diesen ausführlichen und informativen Artikel. Als SmartHome Novize bin ich mit den Dect Thermostaten von AVM und Dect Rollladengurt von Rademacher vorerst zufrieden.
    Die Rollladengurte haben jedoch keinen Anschluss für einen Lichtsensor. So hoffe ich, mit der astronomischen Funktion in der Fritzbox weiterzukommen und mittels Vorlagen, Szenarien und Routinen einen Ablauf schreiben zu können, damit im Hochsommer die Rollläden bei Sonnenaufgang schließen und in der Nacht öffnen.
    Allerdings glaube ich, dass die jetzigen Möglichkeiten mittels Vorlagen, Szenarien und Routinen einfach zu aufwendig sind. Andere Hersteller werden sich mit Matter sicher etwas einfallen lassen.

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