Thread-Netzwerk in Matter optimal aufbauen

Das Funkprotokoll Thread spielt im Matter-Standard eine wichtige Rolle. Es dient dazu, batteriebetriebene Sensoren und andere Geräte direkt mit einem Smarthome-Ökosystem zu verbinden – ohne Bridge oder anderes Gateway. Die Funkzentralen der Ökosysteme, wie ein Apple Home Pod oder Google Nest Hub, arbeiten dabei als Border Router und verbinden Thread-Produkte mit dem heimischen Netzwerk. Mehr informationen dazu liefert der Beitrag „Was ist ein Thread Border Router?“ auf matter-smarthome.de.

Geräte als Verstärker richtig platzieren

Ähnlich wie Zigbee und Z-Wave funktioniert auch Thread nach dem Mesh-Prinzip (mesh = engl. Geflecht). Das heißt: Installierte Geräte können das Netzwerk verstärken, weil sie Befehle von einem Gerät zum anderen weiterleiten und ihre Funkzellen dabei wie die Maschen eines Strickpullis ineinandergreifen.

Die Geräte in einem Thread-Mesh sind untereinander vernetzt. Bild: matter-smarthome.de

Es gibt in einem Thread-Netzwerk drei Arten von Produkten: Endgeräte, Router und Border Router. Für die Stabilität und Reichweite des Netzwerks sind primär die Router verantwortlich. Sie leiten das Funksignal an andere Geräte weiter und verstärken es gleichzeitig. Jeder installierte Router macht das Mesh robuster und stabiler.

Damit er diese Aufgabe erfüllen kann, muss er immer sende- und empfangsbereit sein. Darum haben Router in der Regel einen Stromanschluss. Typische Vertreter sind Leuchtmittel wie die LED-Lampen von Nanoleaf oder ein Zwischenstecker für die Steckdose wie der Eve Energy oder Onvis Smart Plug S4.

Um Reichweitenproblemen vorzubeugen, sollten diese Router möglichst gleichmäßig in der Wohnung oder im Haus verteilt sein. Sind Sensoren oder andere Geräte schlecht erreichbar, genügt es meist, eine zusätzliche Steckdose auf dem Weg dorthin zu platzieren – damit der Strickpulli an dieser Szelle nicht löchrig wird. Voraussetzung: Alle Geräte müssen sich im selben Thread-Netzwerk befinden, was bei Matter aktuell nicht immer der Fall ist.

Achtung: Parallele Thread-Netzwerke

Den technischen Hintergrund erklärt der Entwicklungschef von Eve Systems Stefan Bauer-Schwan in einem Interview auf matter-smarthome.de („Das ist noch nicht der gewünschte Zustand“). Kurz gesagt: Aktuell bauen Border Router zum Teil noch eigene Thread-Netzwerke auf, weil sie bei der Einrichtung keinen Zugriff auf die Zugangsdaten einer vorhandenen Installation haben.

Der Austausch von Thread-Credentials ist im Matter-Standard nicht geregelt, weshalb Amazon, Apple, Google und SmartThings sich abstimmen müssen, wie sie vorgehen wollen. Oder auch nicht, wenn das keine Priorität für sie hat. Ziemlich reibungslos klappt offenbar die Weitergabe über den Schlüsselbund von iOS, auf den sowohl Apple als auch Google und SmartThings mit ihren Apps zugreifen. Amazon macht von der Apple-Keychain keinen Gebrauch, weshalb es aktuell keine Möglichkeit gibt, einen Echo 4 mit HomePod, Nest Hub & Co. in ein gemeinsames Thread-Netzwerk zur bringen.

Der Schlüsselbund von iOS ist die Lösung – zumindest für Apple, Google und SmartThings.

Tipp: Alle Border Router unter iOS einrichten

An einer Lösung wird laut Bauer-Schwan bereits gearbeitet, sie dürfte aber bis zum nächsten Jahr auf sich warten lassen. Wer Zugriff auf ein iOS-Gerät hat, kann das Problem aber zumindest für Apple, Google und SmartThings lösen. Sein Tipp: Einfach die Border Router aller drei Marken mit ihrer jeweiligen App für iOS einrichten. Dann greift das Programm auf den iOS-Schlüsselbund zu und verwendet in allen Fällen dieselben Thread-Credentials.

Im digitalzimmer reichte das bloße Einrichten unter iOS allerdings nicht aus. Nach der Neuinstallation eines Nest Hub mit der Google-Home-App am iPhone schloss dieser sich zunächst nicht dem vorhandenen Thread-Netzwerk von Apple an. Er behielt sein eigenes. Erst nachdem mit der Google-Home-App noch eine Thread-Steckdose zum Nest Hub hinzugefügt worden war und nach dem anschließenden Neustart sämtlicher Border Router formten alle ein gemeinsames Mesh („Shared Mesh“).

Ein Thread-Netzwerk vor (link) und nach der Einrichtung mit iOS (rechts). ©digitalzimmer

Überprüfen lässt sich das übrigens in der Thread-Übersicht von Home Assistant. Dort werden Border Router mit ihrer jeweiligen Netzwerk-ID angezeigt (Bild oben). Alternativ eignet sich zur Kontrolle auch eine DNS-App wie Discovery (Link), mit der sich Daten aus Apples Bonjour-Protokoll auslesen lassen. Unter dem Eintrag _meshcop.–udp. sind alle Thread Border Router im Netzwerk aufgelistet. Lauten die Einträge (TXT-Records) in den Zeilen nn und xp gleich, teilen sich die Geräte ein gemeinsames Thread-Netzwerk.

Aktuell ist dieses Prozedere natürlich noch sehr umständlich, aber mit der kommenden Einigung und Standardisierung des Credential-Austausch dürfte es hoffentlich überflüssig werden.

Bei Unerreichbarkeit: Border Router neu starten

Last not least der wichtigste Tipp: Sind Geräte unerreichbar und werden in der App mit „keine Antwort“ angezeigt, hilft meist ein kompletter Neustart des Thread-Netzwerks. Dazu werden alle Border Router und das betroffene Gerät vom Strom getrennt und nach 1 bis 2 Minuten wieder eingesteckt. Das Mesh organisiert sich anschließend neu und knüpft dabei in der Regel auch eine Verbindung zu den vorher verwaisten Knoten.

Keine Antwort? Immer zuerst einen Neustart versuchen. ©digitalzimmer