Die Lampe und der Lightstrip aus Nanoleafs neuer Essentials-Serie. ©digitalzimmer

Nanoleaf Essentials mit Matter im Test: Es hakt noch im Standard

Update, 13. Mai 2023: Die Ursachen für meine Einrichtungsprobleme mit Apple Home sind geklärt. Es lag an einer iOS-Betaversion in der Testumgebung. Alle Details dazu in diesem Beitrag.


Nanoleaf zeigt Mut. Nicht nur, weil die IoT-Firma zu den Ersten gehört, die Produkte für den neuen Smarthome-Standard Matter auf den Markt bringen, sondern auch, weil sie Testgeräte damit verschicken. Wer zuerst kommt, beim Start einer neuen Technologie, den beißen nicht selten die Hunde. Matter – das hat sich in den vergangenen Monaten gezeigt – macht da keine Ausnahme und ist immer für eine Überraschung gut. Produkte verspäten sich, wenn sie überhaupt lieferbar sind. Und das, was es gibt, kämpft teilweise noch mit Kinderkrankheiten.

Die Essentials zählen zu den ersten Produkten mit dem neuen Matter-Logo. ©digitalzimmer

Darum hatte ich mich im Dezember entschieden, vorerst keine Tests von Matter-Geräten zu machen. Warum ich davon abrücke? Weil hier im Haus eine Essentials-Lampe von Nanoleaf aus dem Jahr 2020 schon länger gute Dienste leistet. Und weil die Nachfolge-Generation mit Matter denselben Vorteil hat: Dank Thread-Funk kann sie ohne Bridge an einem entsprechend ausgestatteten HomePod oder Apple TV betrieben werden. Über Matter auch an einem Nest Hub der 2. Generation, einem SmartThings-Hub sowie einigen Echo-Modellen von Amazon – sobald der Alexa-Erfinder das Funkprotokoll auf seinen Geräten freischaltet.

Lichtqualität und Bedienelemente der neuen Essentials sind von den Vorgängern bekannt.

Außerdem: Wie soll Matter überhaupt erwachsen werden, wenn nicht durch praktischen Einsatz im Alltag? Am besten unter komplexen Bedigungen mit vielen Smarthome-Geräten und -Systemen wie im digitalzimmer, wo manche Kinderkrankheiten erst zutage treten. Wer es hier schafft, schafft es überall, können man in Anlehnung an einen Jazz-Klassiker von Frank Sinatra sagen („New York, New York“). Also habe ich das Testangebot von Nanoleaf dankend angenommen und die Essentials Matter Smart Bulb (E27) sowie den Essentials Matter Lightstrip (2m) ausprobiert.

Schönes Licht mit biologischer Wirkung

Die gute Nachricht: Beide machen, was sie sollen, spenden ein angenehmes und helles Licht. Der Lightstrip gehört mit 2200 Lumen, verteilt auf zwei Meter, zu den leuchtstarken Exemplaren. Farben kommen satt, einige Blautöne gelingen der Nanoleaf-Lampe besser als den Philips-Hue-Kollegen im digitalzimmer.

Die Android-App wirkt etwas instabil und ist auf meinem Pixel 3a (Android 12) mehrfach abgestürzt. Mit dem Programm für iOS funktioniert die Steuerung besser. In beiden stehen verschiedene Lichtszenen zur Wahl, darunter auch „Circadian Lighting“, ein künstlicher Sonnenschein, der die Farbtemperatur von Leuchtmitteln automatisch an den Tagesverlauf anpasst. Mehr dazu im Blog-Beitrag über biologisch wirksames Licht.

Die Nanoleaf-App mit Lichtszenen und „Circadian Lighting“. ©digitalzimmer

Das Vorgängermodell – noch exklusiv für Apple HomeKit – nutzte für diesen Zweck die Apple-Funktion Adaptive Lighting. Gerne hätte ich ausprobiert, wie es sich mit den neuen Matter-Modellen verhält, allein: Es ging nicht. Gleich der erste Versuch, die Nanoleaf-Produkte in der Home-App von Apple einzurichten, endete erfolglos. Die Regularien von Matter und Apple sehen fürs Setup eine Methode vor, die sich bei HomeKit jahrelang bewährt hat: Ein Installationscode auf den Geräten (oder auf dem beigepackten Faltblatt) wird mit der iPhone- oder iPad-Kamera abfotografiert.

Die Lampen in Apple Home „antworten nicht“

Der ganze Prozess lief auch reibungslos durch. Sowohl der Matter-Lightstrip als auch die Matter-Lampe ließen sich in der Home-App einem Raum zuweisen – jedoch nur, um anschließend dort als „nicht erreichbar“ zu erscheinen. Alles Ein- und Ausschalten halft nichts. Auch Neustarts des WLAN-Routers und der Thread Border Router – aka HomePods und Apple TVs – brachten keinen Erfolg. Die neuen Nanoleaf-Produkte reagierten nicht, während sich der HomeKit-Vorgänger gewohnt zuverlässig und normal verhielt.

Über Apple Home hinzugefügt, sind die Nanoleaf-Produkte nicht erreichbar. ©digitalzimmer

Also zurück mit den Produkten in die Werkseinstellungen, um einen neuen Anlauf zu starten. Die Anleitung für den Reset von Essentials-Produkten findet sich auf der Hersteller-Webseite (Link). Im zweiten Versuch kam statt der Home-App von Apple das Smartphone-Programm des Herstellers zum Einsatz. Es bot ein Update an und ich aktualisierte die Firmware von Version 3.2.0 auf 3.5.0. Danach waren die Leuchtmittel betriebsfertig in der Nanoleaf-App. Sie ließen sich dort auch bedienen. Die von der App angebotene Integration in Apple Home schlug jedoch immer wieder fehl (unten).

Screenshots aus der Nanoleaf-App
Über die Nanoleaf-App war keine Verbindung mit Apple Home möglich. ©digitalzimmer

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon alle Tricks durch, die normalerweise bei Netzwerk-Problemen im Smarthome helfen: Das 5-GHz-Band am WLAN-Router abschalten, alle Thread-Border-Router bis auf einen vom Strom trennen, die neuen Leuchtmittel unmittelbar am verbliebenen Border Router positionieren, die komplette Infrastruktur neu starten. Kurz: all das, was man von einem Smarthome-Einsteiger ohnehin nicht erwarten kann.

Ein neuer Anlauf mit der Google Home App

Da die Nanoleaf-App aktuell nur einen Export nach Apple Home vorsieht – und nicht zu anderen Matter-Ökosystemen – folgte ein weiterer Reset, um Google Home ausprobieren zu können. In der Google Home-App für iOS fehlte (wie schon öfter) der Menüpunkt zur Installation von Matter-Geräten. Die Nanoleaf-Produkte wurden vom iPhone auch nicht automatisch via Bluetooth erkannt. Unter Android bot das Programm sie von sich aus an. Mit dem Ergebnis, dass sie über den Nest Hub der zweiten Generation steuerbar waren – erwartungsgemäß aber nicht mehr über die Nanoleaf-App.

Nur mit der Android-App von Google Home ließen sich die Lampen installieren. ©digitalzimmer

Beide Leuchtmittel waren nun mit dem Thread-Netzwerk des Nest Hub verbunden, also Teil des Fabric (engl. Gewebe) von Google, wie es im Fachjargon heißt. Die Nanoleaf-App zeigte sie in ihrer Thread-Übersicht auch an, hatte aber keinen Zugriff darauf. Eigentlich hätten sich die Leuchtmittel über den Kopplungsmodus von Matter via Google-App in das Apple-System bugsieren lassen müssen. Doch dieser Weg funktionierte ebenfalls nicht. Es gab eine Fehlermeldung (Bild unten). Ob via QR-Code-Methode oder mit der manuellen Eingabe des angezeigten 11-stelligen Konfigurationscodes: Apple Home blieb unerreichbar. Einen weiteren Anlauf mit SmartThings habe ich dann gar nicht mehr unternommen.

Die Kopplung mit dem Apple-Ökosystem aus Google Home heraus schlägt fehl. ©digitalzimmer

Es ist schwer zu sagen, wer in welchem Umfang Schuld an diesem Dilemma trägt. Sind es die Nanoleaf-Produkte, die sich nicht standardkonform verhalten? Das sollte nach Durchlauf der ganzen Zertifizierungsprozesse (Link) eigentlich nicht vorkommen. Oder hat mein Thread-Netzwerk von Apple mit Matter ein Problem? Gut möglich, weil hier die meisten Probleme auftraten. Aber auch das „Seamless Setup“ von Google mit Pop-up-Fenstern am Smartphone läuft nicht so reibungslos ab, wie der Name vermuten lässt.

Den Nutzerinnen und Nutzern kann der Grund eigentlich egal sein, denn das Versprechen von Matter ist ein ganzheitliches: Produkte sollen in verschiedenen Ökosystemen funktionieren und wahlweise mit jedem davon installierbar sein. Dieses Ziel scheint aktuell noch ein gutes Stück weit entfernt, wie das Beispiel Nanoleaf zeigt. Ich werde die Situation weiter beobachten und ein Update des Artikels posten, sobald sich etwas ändert.

5 Gedanken zu „Nanoleaf Essentials mit Matter im Test: Es hakt noch im Standard“

  1. An den Autor: ich nutze 15 Nanoleaf bulb als thread mesh um weiter entfernte Sensoren ins HomeKit einzubinden. Ich kann die vorhandenen Lampen mit E27 Fassungen ums Haus und entlang der Einfahrt nutzen. Soweit funktioniert das auch, nur schalten sich einige dieser Nanoleaf von allein zu völlig unregelmäßigen Zeiten von selbst ein. Und ja, ich hatte via apple support mein gesamtes HomeKit (in der iCloud) zurücksetzen lassen und hatte so wieder bei Null ohne irgendwelche Altlasten angefangen (vor 3 Monaten). Ich beobachte das selbständige Einschalten also schon länger und es passiert mal mehr und mal weniger häufig. Ist es technisch möglich, das aus der Nachbarschaft fehlgeleitete Funksignale auf meine ca 20 m entfernte Nanoleaf wirken ? Das kann ich mir bei Bluetooth low energy nicht vorstellen. Es fällt auf, das alle anderen Geräte im Homekit sich nicht selbständig einschalten. Wo bekomme ich Hilfe dazu ?

    1. Dieses Verhalten kenne ich nicht. Da es schon länger existiert, handelt es sich vermutlich um die ursprüngliche Essentials-Lampe für Apple HomeKit, nicht das aktuelle Matter-Modell. Eine Fehlaktivierung über fremde Signale halte ich für ausgeschlossen, weil durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von HomeKit nur autorisierte Geräte Zugang haben. Existiert vielleicht noch irgendwo eine vergessene Automatisierungregel, etwa in der Nanoleaf-Cloud, die den Effekt verursacht?

      1. Danke für die Antwort. Nein, ich nutze keine Nsnoleaf App und ja, bei mir gibt es kein matter. Wir finden kein Muster und es gibt derzeit viele fehlerhafte Einschaltvorgänge. In HomeKit habe ich überschaubar viele Regeln und Szenen, aber ich kann kein Unsinn entdecken.

  2. Vielen Dank für diesen Beitrag und die genaue Beschreibung der Fehlschläge beim Pairing mit Home!

    Das hilft mir gerade sehr als Datenpunkt beim Debuggen meiner eigenen Matter-Implementation. Bzw. das sehr ähnliche Fehlerbild deutet darauf hin, dass möglicherweise in iOS/TVOS 16.4 etwas kaputtgegangen ist im Bereich onboarding, und es vielleicht gar nicht am Nanoleaf liegt.

    Denn seit dem Update habe ich mit meinen eigenen Geräten und unveränderter Firmware, die vorher monatelang problemlos als Accessory hinzugefügt werden konnte, plötzlich genau diese Schwierigkeiten…

    1. Das ist interessant, vielen Dank für die Info. Was ich dazu noch anmerken kann: Ich habe das Einrichten mit zwei iPhones versucht. Auf einem läuft das aktuelle iOS 16.4.1 und auf dem anderen die Public Beta von iOS 16.5. Mit beiden traten die dieselben Effekte auf. Die komplette Thread-Infrastruktur mit HomePods, Apple-TV & Co. läuft aber noch unter den iOS/tvOS-Varianten von 16.4.

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