Das Sonos Multiroom-System: wirklich so gut?

Vorteil der langfristig angelegten Modellpolitik: Alle Produkte sind kompatibel und als Klangbausteine fast nach Belieben kombinierbar. Zwei gleiche Funklautsprecher können getrennt in verschiedenen Räumen oder zusammen als Stereopaar spielen. Wird mehr Bass gewünscht, stellt man den drahtlosen Sub dazu. Ein Playbar am Fernseher ergänzt das Trio zur 5.1-Surround-Anlage. Die beiden Stereoboxen übernehmen dann die Rolle drahtloser Rear-Speaker. Jede Neukonfiguration beansprucht nur wenige Minuten. Die App assistiert und verteilt das Programm auf die gewünschten Lautsprecher. Dass dabei sogar TV- und Kinoton synchron in alle Räume übertragen wird, ist keineswegs selbstverständlich. Von den Multiroom-Systemen, die ich bislang getestet habe (und das waren eine Menge), schaffte das nur MusicFlow von LG – allerdings weniger stabil und nicht ganz so lippensynchron wie das Sonos-System.

Zwei Play:1 von Sonos können als drahtlose Surround-Lautsprecher auch Kinoton wiedergeben.
Zwei Play:1 von Sonos können als drahtlose Surround-Lautsprecher auch Kinoton wiedergeben.

Kein Bluetooth, AirPlay nur auf Umwegen
Auch wenn die Funkboxen einem Bluetooth-Lautsprecher zum Verwechseln ähnlich sehen funktionieren sie völlig anders. Zur Steuerung muss das Smartphone oder Tablet per WLAN mit demselben Netzwerk verbunden sein wie die Sonos-Anlage. Außerdem setzt das System seine eigene App als Fernbedienung voraus. Freunde, die zu Besuch kommen, können nicht einfach Musik vom Smartphone auf eine Box streamen – oder ihre Spotify-Playliste darüber abspielen. Sie brauchen das WLAN-Passwort und eine installierte Sonos-App auf ihrem Gerät. Für Online-Dienste wie Spotify ist außerdem die Eingabe von Benutzername und Passwort in den Systemeinstellungen nötig. Das macht spontane Jam-Sessions etwas umständlich. Bluetooth-Lautsprecher sind dafür  besser geeignet und häufig auch mobiler. So bietet Sonos aktuell kein Modell mit Akku-Betrieb an. Wer komplett drahtlose Funkboxen sucht, sollte sich Konkurrenten wie Bluesound oder Heos by Denon genauer ansehen.

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Natürlich lassen sich Smartphones und andere Audiogeräte per Kabel an den analogen Toneingang eines Play:5, Connect oder Connect:Amp anschließen. Der integrierte A/D-Wandler digitalisiert das Signal dann zur weiteren Verteilung im Multiroom-System. Drahtlos ist diese Art der Übertragung nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Wandlung eines digitalen Audiosignals ins Analoge und wieder zurück nicht unbedingt den Klang verbessert. Dafür bringt sie AirPlay von einem Apple-TV oder einer Airport Express-Station auf das System. Wie das genau funktioniert, haben wir in unserem Video „AirPlay für Multiroom-Anlagen von Sonos“ beschrieben. Es ist eine Notlösung, die bei anderen Marken genauso funktioniert. Aber sie öffnet eine Tür in die Welt des Apple-Streamings.

Der kleine Klinkenbuchse am Play:5 bringt externe Musik auf das System. ©digitalzimmer
Der kleine Klinkenbuchse am Play:5 bringt externe Musik auf das System. ©digitalzimmer

Musik mit Mengenbegrenzung
So schön die langen Produktzyklen und vielen Kombinationsmöglichkeiten auch sind, das Sonos-Konzept hat für manche Nutzer auch Nachteile. Vor allem Musiksammler, die sehr viele an Audiodateien besitzen, stoßen an seine Grenzen. Grund: Die Sonos-Bibliothek darf höchstens 65.000 Tracks enthalten. Bei umfangreichen Titelinformationen (Metadaten) können es auch ein paar Tausend weniger sein. Der Grund: Um blitzschnell auf jeden Song zugreifen zu können, durchforstet das System einmal am Tag die verbundenen Festplatten und baut aus den Titelinformationen einen Musikkatalog auf. Dabei steht für Metadaten wie Interpret, Album, Genre und Dateiname nur eine bestimmte Zeichenanzahl zur Verfügung. Sie wurde 2008 mit Software-Version 2.6 festgelegt und bis heute beibehalten, obwohl aktuelle Modelle wahrscheinlich größere Datenmengen verwalten könnten. Teufel etwa hat die Obergrenze seines Raumfeld-Systems über die Modellgenerationen hinweg angehoben – von anfangs 50.000 Titeln auf 200.000 Tracks. Sonos entschied sich dagegen, wohl um die Geräte kompatibel zu halten und seine Kunden nicht zu verwirren.

Wer High-Resolution-Dateien sammelt, muss noch mit einer weiteren Einschränkung leben: Wie Bose SoundTouch oder Heos von Denon spielt auch Sonos nur Audiodateien mit 16 Bit und einer maximalen  Abtastfrequenz von 44,1 oder 48 Kilohertz ab. Sogenannte HiRes-Musik muss vor der Wiedergabe am Computer in ein geeignetes Format umgewandelt werden. Dieser Schritt entfällt zum Beispiel bei Bluesound, Raumfeld oder Panasonic. Wer seine Musik als Download bei Amazon und iTunes kauft oder selbst von CD rippt, ist davon aber ohnehin nicht betroffen. Und Nutzer von Streaming-Diensten müssen sich über die Titelanzahl auch keine Gedanken machen. Die Obergrenze von 65.000 Titeln gilt nicht für Musik aus dem Internet – nur für die Festplatten zu Hause.

Die Installation: schnell und einfach

Nach der ausführlichen Einleitung ist der Rest schnell erzählt. Denn von der sprichwörtlichen Bedienungsfreundlichkeit des Sonos-Systems stimmt jedes Wort. Die Sonos-App nimmt den Nutzer bei der Hand und führt ihn Schritt für Schritt durch die Einrichtung. Die Installation lief früher immer nach demselben Schema ab, weil alle Geräte mit identischen Tasten ausgestattet waren. Dem Sonos Boost und dem neuen Play:5 spendierte der Hersteller jedoch einen speziellen Verbindungs-Button auf der Rückseite. Das ändert bei diesen Geräten die Installationsroutine. Das Ergebnis bleibt gleich: Ob Einzelgänger, Stereopaar, Satelliten-Subwoofer-Kombi oder Surround-Set – alle Sonos-Geräte sind in Windeseile betriebsbereit. Pro Gerät reichen etwa fünft Minuten. Oder sagen wir acht, wenn die dreiminütige Einmessung mit Trueplay hinzukommt.

Am längsten dauert der Aufbau eines Playbar. Der balkenförmige TV-Lautsprecher benötigt schließlich neben seiner Netzwerk-Verbindung auch Anschluss an den Fernseher. Dass dabei nach wie vor ein optisches Lichtleiterkabel zum Einsatz kommt, mag am Alter des Gerätes liegen (Markteinführung 2013). Vielleicht ist es es aber auch Erkenntnissen aus dem Kundensupport geschuldet, dass Sonos bis heute nichts daran geändert hat. Der optische Anschluss bereitet nach meiner Erfahrung nach weniger Probleme als eine HDMI-Verbindung. Er funktioniert immer, während HDMI-Buchsen mit Audio Return Channel (ARC) und Consumer Electronics Control (CEC) für kleine Überraschungen gut sind. Der eine oder andere Soundbar-Hersteller hatte damit schon Bild- und Tonprobleme. Und weil der Playbar die Signale der TV-Fernbedienung über einen integrierten Repeater weiterschickt, vermisse ich HDMI nicht. Die Lautstärkeregelung klappt selbst dann, wenn der Klangbalken das Infrarotauge am Fernseher verdeckt.

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