Wenn ein Markenname zum Synonym für eine ganzen Produktgattung wird, dann hat es der Hersteller wohl geschafft. Sonos steht kurz davor. Das Multiroom-Audiosystem gilt für viele als Inbegriff drahtloser Musikwiedergabe. So vielseitig verwendbar wie Uhu, griffbereit wie ein Kleenex- oder Tempo-Taschentuch und fast so begehrt wie Coca Cola. Das mag auch am Marketing liegen: Dem Vernehmen nach gibt das Unternehmen jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag aus, um seinen Namen bekannt zu machen. TV-Spots vor der „Tagesschau“ und dem amerikanischen „Superbowl“ zeugen vom großen Werbe-Budget. Unterm Strich scheinen die Produkte aber zu halten, was die Werbung verspricht. Tester geben ihnen Bestnoten oder erklären Sonos gleich zum „besten Multiroom-System“ überhaupt. Und mehr als einmal haben mir Hersteller hinter vorgehaltener Hand verraten, dass sie die Produkte aus Kalifornien zum Maßstab nehmen. Die Worte eines Mitbewerbers werde ich wohl nie vergessen: „Unsere Bedienung ist inzwischen so einfach, das hat fast schon Sonos-Niveau.“
Aber was ist wirklich dran am Nimbus der Marke? Ich sollte es wissen, denn schließlich benutzen wir im Digitalzimmer bereits seit 2010 ein Sonos-System. Die Zusammensetzung variiert: Mehrere selbst gekaufte Lautsprecher bekommen immer mal wieder Gesellschaft von Testmustern, die der Hersteller leihweise für ein oder zwei Wochen zur Verfügung stellt. So habe ich im Laufe der Jahre alle Produkte des Sortiments in Ruhe ausprobieren können. Mit einer Ausnahme: Der Test des Funkverstärkers Sonos Boost hat sich bislang einfach nicht ergeben. Er war wegen des systemeigenen Mesh-Netzwerks auch gar nicht notwendig. Doch dazu später mehr.
Sonos
Fazit
Einfache Bedienung gepaart mit gutem Klang und zahllosen Streaming-Diensten. Für viele ist Sonos das beste aller Multiroom-Systeme. Auf Funktionen wie Bluetooth oder AirPlay müssen sie dabei aber verzichten.
Die Stärken und Schwächen des Sonos-Systems
Für Neueinsteiger ins Thema Multiroom möchte ich zu Beginn noch einmal erklären, was Sonos kann – und was nicht. Um falschen Erwartungen vorzubeugen, die später beim Kauf enttäuscht werden. Sein volles Potential zeigt das System nämlich erst, wenn es mehrere Räume bespielen kann. Wer lediglich Musik von einem Smartphone auf einen einzelnen Lautsprecher streamen möchte, der ist mit AirPlay– oder Bluetooth-Lösungen besser bedient.
Großes Streaming-Angebot
Kein anderer Multiroom-Anbieter hat mehr Online-Dienste unter Vertrag als Sonos. Ob datenreduziertes Programm von Deezer, Google Music und Spotify, verlustfreier HiFi-Klang von Qobuz und Tidal, Künstlerplattformen wie Bandcamp und Soundcloud oder personalisiertes Radio à la Stitcher – wer in diesem Angebot nichts findet, ist selbst schuld. Als bislang einziger Hersteller konnten die Kalifornier auch Apple an Bord holen. Die Verbindung zu Apple Music trägt zwar noch das Etikett „Beta“ (wie bei Napster), funktioniert aber schon zuverlässig. Ein Vorteil, der meiner Meinung nach zu wenig Beachtung findet, ist die Mehrfachnutzung von Accounts. Ein einziges Spotify-Abo kann verschiedene Sonos-Player unabhängig voneinander mit Musik beschicken. Im Wohnzimmer spielt so etwa die „Discover Weekly“-Playlist, während die Kinder aktuelle „Charts“ erkunden und im Bad zum Genremix „Spa Treatment“ ein Vollbad einläuft. Auf anderen Systemen und Lautsprechern mit Spotify Connect sind dazu entsprechend viele Abonnements nötig. Mit Sonos genügt ein Spotify-Account zum Preis von 9,99 Euro. Dasselbe gilt für Apple Music – wenn auch die Ersparnis kleiner ausfällt. Eine Familienmitgliedschaft für sechs Personen kostet hier nur 14,99 Euro (Spotify: 35 Euro).
Eigenes, störsicheres Funknetzwerk
Sonos-Lautsprecher verbinden sich mit dem heimischen WLAN, sie können stattdessen aber auch ihr eigenes Funknetz aufbauen. Dieses SonosNet entlastet das Wireless LAN, was der Übertragungsqualität zu Gute kommt. An Tonaussetzer wegen schlechter Funkverbindung im Digitalzimmer kann ich mich nicht erinnern. Der Trick: Die Geräte verstärken ihre Signale gegenseitig und reichen sie von Raum zu Raum weiter. Weil die Funkzellen dabei engmaschig ineinander greifen spricht der Fachmann von einem Mesh-Netzwerk (engl. Mesh = Masche, Geflecht). Die Installation ist kinderleicht: Es muss nur ein Player per Ethernet-Kabel am Router angeschlossen sein. Die anderen klinken sich dann auf Knopfdruck und ohne Passworteingabe ins Funknetz ein. Trotzdem ist die Übertragung verschlüsselt. Das sperrt Lauscher aus, falls neben Musik auch andere Daten über das Sonos-Netzwerk fließen. Welche das sein sollen? Nun, die Ethernet-Buchsen aller Geräte sind im SonosNet-Betrieb aktiv und haben Netzwerkzugang. Soll heißen: An einem freie Port lassen sich Geräte wie Drucker oder Computer anschließen. Damit gelangt das Internet in entlegene Winkel der Wohnung, die der Router mit seinem WLAN vielleicht gar nicht mehr erreicht.
Ausgereifte, langlebige Produkte
Schnelle und häufige Modellwechsel gibt es bei Sonos nicht. Der Hersteller pflegt seine Stream-Player und lässt sie lange leben. So blieb der erste Funklautsprecher des Unternehmens rund sechs Jahre im Programm: Als ZonePlayer S5 kam er 2009 auf den Markt, wurde später in Play:5 umbenannt und erst vergangenen Herbst durch ein runderneuertes Nachfolgemodell ersetzt. Andere Player wie der Connect:Amp sind optisch fast unverändert seit mehr als zehn Jahren erhältlich. Der Fortschritt spielt sich weitgehend im Verborgenen ab: Mit regelmäßigen Software-Updates schrauben die Sonos-Entwickler nicht nur am Klang, sie spendieren den Geräten auch nachträglich neue Funktionen. Erst vor Kurzem kamen alle Besitzer eines Play:1, Play:3 oder Play:5 in den Genuss der automatischen Raumeinmessung Trueplay.
Danke, super Beitrag!
DANKE! Ausführlich und fundiert wie immer.