Das Sonos Multiroom-System: wirklich so gut?

Einen Decoder für DTS-Ton hätte Sonos seinem Heimkinolautsprecher aber schon spendieren können. Da der Playbar nur Dolby Digital entschlüsselt, bleibt er stumm, wenn ein Blu-ray-Player DTS-Signale zum Fernseher schickt. Dann hilft nur das Umschalten der Audioausgabe am TV-Gerät auf „Stereo“– und Daumendrücken, dass der Fernseher diese Art der Umwandlung unterstützt. Oder eben die Auswahl einer anderen Tonspur auf der DVD oder Blu-ray-Disc.

Seitenansicht des Playbar von Sonos mit den typischen Tasten. ©digitalzimmer
Seitenansicht des Playbar von Sonos mit den charkteristischen Tasten. ©digitalzimmer
Die Bedienung: gut durchdacht

Die Sonos-App gehört zum Besten, was Programmierer auf diesem Gebiet hervorgebracht haben. Mit persönlich gefällt sie deshalb so gut, weil alle Funktionen mit wenigen Handgriffen vom Startbildschirm aus erreichbar sind. Auf Smartphones sorgen Untermenüs, die von links, rechts, oben oder unten ins Bild gleiten, für leichte Orientierung. Am iPad oder Android-Tablet ist die Quellenliste am linken Bildrand sowieso immer eingeblendet. Hier erscheinen Musikquellen, sobald sie der Nutzer in den Einstellungen hinzufügt. In der „Bibliothek“ fasst Sonos alle Titel zusammen, die das System auf verbundenen Netzwerkspeichern findet. Das können Computer mit iTunes oder einem freigegebenen Musikordner sein. NAS-Systeme eignen sich genauso gut. Tipp: Zum Hinzufügen von Laufwerken am besten den Sonos-Controller für Windows oder Mac verwenden und nicht die Android- oder iOS-App. Das Computerprogramm (Download auf der Sonos Support-Seite) bietet mehr Hilfestellung als sein Pendant am Smartphone oder Tablet.

DLNA-Server kann Sonos nicht einbinden. Wer Musik von einem Server verwalten lassen will – etwa um per Smart-TV darauf zuzugreifen –, braucht ein anderes Multiroom-System. Bose, Denon oder auch Raumfeld kommen als Alternativen in Frage. Der Verzicht auf DLNA hat allerdings praktische Vorteile: Weil Sonos keinen fertigen Katalog übernimmt, sondern seine eigene Datenbank aufbaut, kennt das System die Bibliothek ganz genau. Gapless-Play, die unterbrechungsfreie Wiedergabe zusammenhängender Alben, ist damit genauso möglich wie eine komfortable Suche. In Sekundenbruchteilen fördert sie den gewünschten Song zu Tage. Praktisch: Der Index arbeitet über verschiedene Musikquellen hinweg. So zeigt die Ergebnisliste zum Beispiel nicht nur Queen-Alben aus der eigenen Bibliothek, sondern darüber hinaus auch das Angebot auf Apple Music, Spotify & Co. Voraussetzung: Die Anmeldedaten zum jeweiligen Dienst sind in der App eingetragen.

Sie Suche in der Sonos-App funktioniert über Musikquellen hinweg. ©digitalzimmer
Sie Suche in der Sonos-App funktioniert über Musikquellen hinweg. ©digitalzimmer

Abonnenten von Apple Music haben darüber hinaus Zugriff auf alle Titel, die sie im iTunes-Store kaufen – auch ohne diese vorher herunterzuladen. Unter „Apple Music“ erscheinen die eigenen Tracks als „Meine Musik“ und werden genauso aus der iCloud gestreamt wie das monatliche Abo. Gleiches gilt für Songs, die mit iTunes Match vom Rechner auf die Apple-Server hochgeladen wurden. Auch sie stehen als Audiostream zur Verfügung. Wenn diese Funktion den Betatest übersteht, wäre Sonos eine komfortable Lösung, um iCloud-Musik direkt aus dem Internet abzuspielen. Bislang geht das nur mit Apples eigenen Geräten.

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Spotify-Kunden müssen dafür auf einen kleinen Teil des Angebots verzichten: In der Sonos-App fehlt das sogenannte „Radio“, eine Funktion, die automatisch Playlisten im Stil eines gewünschten Künstlers zusammenstellt. Auch hatte Sonos in der Vergangenheit immer mal wieder mit Spotify-Aussetzern zu kämpfen. Einzelne Tracks oder Playlisten konnten dann nicht abgespielt werden. In der App erschien die Fehlermeldung „Wiedergabe von XXX nicht möglich – Verbindung Spotify getrennt“. Das letzte Mal ist mir das um am 23. Dezember 2015 passiert. Davor aber lange Zeit nicht und auch seither nicht mehr. Unterm Strich würde ich die Spotify-Integration daher als zuverlässig bezeichnen.

Spotify-Aussetzer auf dem Sonos-System kommen vor, sind aber die Ausnahme.
Spotify-Aussetzer auf dem Sonos-System kommen vor, sind aber die Ausnahme.

An den Geräten selbst beschränkt sich die Steuermöglichkeit aufs Nötigste. Traditionell gibt es nur einen Lautstärkeregler und eine Taste zum Stummschalten. Sie pausiert bei lokaler Musik oder Streaming-Diensten außerdem die Wiedergabe und setzt das Lied später an derselben Stelle fort. Sind mehrere Player zu einer Gruppe vereint, wirkt der Mute-Befehl auf alle zusammen. Allerdings stellt der Knopf nur den Ton ab und nicht das Gerät. Einen Netzschalter oder die Möglichkeit zum tiefen Standby-Schlaf à la Denon oder Panasonic sucht man vergeblich. Nach meinen Messungen gönnt sich ein Play:1 ohne Musikwiedergabe dauerhaft 3,7 Watt aus der Steckdose. Bei größeren Modellen wie dem Playbar kann der Verbrauch im Ruhezustand bis zu 6,1 Watt betragen, teilt Sonos auf seinen Support-Seiten mit. Eine Heimkinoanlage mit Sub und zwei Play:1 verbrennt somit laut Herstellerangabe 17,5 Watt  – ohne einen Ton zu spielen. Wer Energie sparen will, kann natürlich den Stecker ziehen. Allerdings empfiehlt Sonos diese brachiale Methode nicht. Das System ist so ausgelegt, dass es ohne Wartezeit sofort Musik spielen kann. Dazu müssen regelmäßig Informationen über den Betriebszustand und die Musikbibliothek zwischen den Geräten ausgetauscht werden. Das sich selbst verstärkende Mesh-Netzwerk kann ebenfalls nicht richtig arbeiten, wenn einzelne Glieder der Übertragungskette vom Netz getrennt werden. So bleibt Nutzern nur übrig, den Standby-Verbrauch zu akzeptieren und sich über die Zuverlässigkeit von Sonos zu freuen. Kein anderes mir bekanntes Multiroom-System arbeitet so störungsfrei – bis hin zur komfortablen Weckfunktion – wie der Klassiker aus Kalifornien.

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