Während einige Multiroom-Systeme schon wieder vom Markt verschwinden, starten andere erst richtig durch. Pioneer und Onkyo wollen gemeinsam FireConnect etablieren. Der Streaming-Standard soll Geräte beider Marken miteinander verbinden und synchrone Musikwiedergabe im ganzen Haus ermöglichen. Das ist kein Widerspruch zu meiner These vom Ende des Multiroom-Hypes. Denn erstens handelt es sich bei FireConnect um keine neue Gerätefamilie. Eher um ein Ausstattungsdetail wie WLAN oder Bluetooth, das den Funktionsumfang erweitert. Und zweitens ziehen die beiden Unternehmen nur mit der Konkurrenz gleich. Ihre größten Wettbewerber haben bereits Multiroom-Lösungen entwickelt: Yamaha integriert MusicCast in seine Geräte, Denon und Marantz arbeiten mit Heos. Dem gilt es ein eigenes Konzept entgegenzusetzen, wenn Onkyo und Pioneer am Ball bleiben wollen.
In den vergangenen Wochen hatte ich Gelegenheit, erste Geräte mit FireConnect auszuprobieren. Konkret: das drahtlose Audiosystem Pioneer Fayola und die beiden WLAN-Lautsprecher MRX-3 und MRX-5 vom selben Hersteller. Das komplette Sortiment umfasst die stattliche Anzahl von 46 Produkten. 24 steuert Pioneer bei, der Rest kommt von Onkyo. Zum Test habe ich die Pioneer Remote App verwendet, obwohl der Onkyo Controller für Android und iOS genauso funktionieren dürfte. Er sieht nahezu identisch aus und beide Marken verwenden dieselbe Streaming-Technik von Blackfire.
Pioneer Fayola: drahtlose Heimkino-Anlage mit FireConnect
Der Mädchenname Fayola stammt aus Afrika und bedeutet soviel wie „glückliches Schicksal“ oder „mit Reichtum und Ehre gesegnet“. Er könnte ein Hinweis darauf sein, dass Pioneer sich einiges vom gleichnamigen Audiosystem verspricht. Nicht ohne Grund, denn Fayola interpretiert das Thema Heimkino auf sehr ansprechende, elegante Weise. Die Anlage besteht aus einer AV-Zentrale und drahtlosen Lautsprechern – wahlweise in Anthrazit oder Weiß erhältlich. Das 45 Zentimeter breite Steuergerät steht idealerweise in der Nähe des Fernsehers, mit dem es über ein HDMI-Kabel verbunden wird. Vier weitere HDMI-Geräte wie Blu-ray-Player oder Spielekonsole lassen sich direkt auf der Rückseite anschließen, wobei die Videoelektronik auch ultrahoch auflösende Signale (UHD) und den aktuellen Kopierschutz HDCP 2.2 unterstützt.
Technische Details würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, weshalb ich lieber auf die Herstellerseite im Internet verweise. Den besonderen Clou möchte ich aber hier erklären: Die Pioneer Fayola kommt ohne jedes Lautsprecherkabel aus. Es gibt nicht einmal Schraubklemmen dafür auf der Rückseite. Alle Boxen werden drahtlos per Funk versorgt. In der einfachsten Ausführung FS-W40 (1200 Euro) sind das zwei Exemplare. Beim 2.1-Set mit der Typenbezeichnung FS-W50 (1500 Euro) kommt ein Subwoofer hinzu, der auch einzeln erhältlich ist (430 Euro). Ein Paar Satelliten-Lautsprecher FS-S40 (550 Euro) verwandelt die Fayola in ein komplett drahtloses Surround-System.
Wichtig für den Multiroom-Betrieb: Alle Lautsprecher sind an der Fayola-Zentrale angemeldet und werden von dort mit Funksignalen versorgt. Das Steuergerät stellt die Verbindung zum heimischen Netzwerk her. In der Praxis heißt das: Die Anlage taucht immer als komplettes System in der FireConnect-App auf. Es gibt keine Möglichkeit, die Lautsprecher herauszulösen und einzeln übers WLAN anzusteuern, wie das andere Hersteller vorsehen. Mehr dazu in meinem Beitrag über Surround-Sound in Multiroom-Systemen. Allerdings bietet Pioneer auch normale WLAN-Lautsprecher an, die sich direkt mit dem Router verbinden. Sie erlauben genau diesen vielseitigen Einsatz in der Wohnung und im Garten.
Pioneer MRX-3 und MRX-5: flexible WLAN-Lautsprecher
Die MRX-Serie von Pioneer entspricht dem Bild, das viele Multiroom-Käufer von einem drahtlosen Lautsprecher haben. Die Funkboxen sind in der Größe zwischen Play:3 und Play:5 von Sonos angesiedelt – und können wie diese wahlweise alleine oder als Stereopaar musizieren. Rein äußerlich gibt es keinen Unterschied zwischen dem MRX-5 (350 Euro) und dem etwas günstigeren Modell MRX-3 (300 Euro). Erst beim Anheben machen sich 200 Gramm mehr Gewicht bemerkbar (2,5 statt 2,3 Kilo). Sie kommen vom Lithium-Akku im MRX-5. Der Lautsprecher eignet sich damit auch gut für den mobilen Betrieb – wahlweise mit WLAN oder Bluetooth.
Ein Drehknopf auf der Front regelt die Lautstärke in guter alter Radiomanier – ohne das Smartphone in die Hand nehmen zu müssen. Außerdem gibt es vier Tasten. Der Knopf für Play/Pause hält die Wiedergabe an und startet sie. Er wirkt bei gruppierten Playern auf alle Lautsprecher in der Gruppe. So lässt sich das System schnell zum Schweigen bringen, falls es an der Tür klingelt oder ein Anruf hereinkommt. Der Titelsprung vor und zurück ist mit den Drückern daneben möglich. Ganz links sitzt die Input-Taste zum Umschalten der drei Eingänge WLAN, Bluetooth und Aux.
Normalerweise dürfte die Auswahl auf WLAN stehen, weil Internet und Heimnetzwerk nunmal den Großteil an Multiroom-Inhalten liefern. Die Online-Dienste Deezer, Spotify und Tidal sind auf diesem Weg ebenso erreichbar wie TuneIn-Webradio und DLNA-Musikserver. Empfängt ein Gerät sein Programm per Bluetooth vom Smartphone, kann es sie auf gruppierte Lautsprecher im FireConnect-System weiterschicken. Dieses Re-Streaming soll künftig auch mit Quellen funktionieren, die über Kabel angeschlossen sind. Also zum Beispiel mit TV-Ton, den eine Pioneer Fayola oder ein AV-Receiver via HDMI vom Fernseher erhalten. Im ersten Test ging das noch nicht. Ein Software-Update wird die Multiroom-Funktion für analoge und digitale Eingänge im Sommer erst freischalten.