Musik in jedem Raum – davon träumen immer noch viele Konsumenten. Der Markt für Multiroom-Systeme wächst weiterhin zweistellig. Im vergangenen Jahr legten die Umsätze um 25,7 Prozent zu. Doch das Wachstum verlangsamt sich. 2015 verzeichnete der Consumer Electronics Marktindex Deutschland (CEMIX) in derselben Produktgruppe noch ein Umsatzplus von 53,2 Prozent.
Es scheint, als wäre der große Hype vorbei. Early Adopter, die jede neue Technik als Erste haben wollen, besitzen inzwischen wohl alle ein Multiroom-System. Heos, Raumfeld, Sonos & Co. sind im Massenmarkt angekommen. Soll heißen: Die Verkäufe bewegen sich auf ihren Höhepunkt zu – wo die Zuwachsraten kleiner werden, ehe die Stückzahlen dann zu schrumpfen beginnen. Am Marktindex Cemix lässt sich das gut ablesen: Von 842.000 verkauften Geräten im Jahr 2014 stieg der Absatz sprunghaft auf 1,25 Millionen (2015), um 2016 dann nur noch moderat auf 1,58 Millionen zuzulegen.
Die ersten Multiroom-Hersteller geben auf
Das hat Folgen für die Anbieter. Meinte bis vor vor kurzem noch jeder Hersteller, der etwas auf sich hielt, ein eigenes Multiroom-Audiosystem auf den Markt bringen zu müssen, ziehen sich die ersten nun schon wieder zurück. Pure hat die Produktion von Jongo bereits eingestellt. Dasselbe gilt für MediaMarkt und Saturn, deren Eigenmarke Peaq mit Munet nur bedingt erfolgreich war. Geneva Lab hat sein Aerosphere-System zum Ausverkauf ausgeschrieben und von der offiziellen Webseite verbannt. Ein ähnliches Schicksal könnte MusicFlow von LG blühen (hier unser Test). Die Geräte sind auf der Homepage zwar noch gelistet, im Handel aber praktisch nicht mehr erhältlich. Eine Aussage zur Zukunft des Systems konnte ich vom Hersteller trotz hartnäckiger Nachfragen nicht bekommen.
Teilweise leiden die Produkte auch unter mangelnder Software-Unterstützung. Der Anbieter hat sie auf den Markt gebracht, lässt sie dann aber ziemlich im Stich. So wurde die App zum Omni-System von Harman Kardon seit einem Jahr nicht mehr aktualisiert. Das letzte Update für Playlink von Lenco datiert auf Anfang 2016. Nun könnte man meinen, die Geräte arbeiten so zuverlässig, dass sie keiner Updates bedürfen. Doch so einfach ist die Sache nicht.
Weil Android und iOS sich weiter entwickeln, müssen die Multiroom-Hersteller Schritt halten. Sonst sind ihre Geräte irgendwann mit aktuellen Smartphones nicht mehr bedienbar. Konkretes Beispiel: Das iOS-Programm von Lenco nutzt ausschließlich 32-Bit-Code. Apple verwendet jedoch schon länger 64-Bit-Prozessoren in seinen Geräten. Seit Februar 2016 dürfen Entwickler nur noch Apps einreichen, die 64-Bit-fähig sind. Mit iOS 11 im Herbst wird die Unterstützung von 32-Bit-Programmen wohl endgültig eingestellt. Aktualisiert Lenco seine App bis dahin nicht, haben Playlink-Besitzer ein Problem: Sie müssen entweder bei iOS 10 bleiben, auf die App eines kompatiblen Anbieters wie Panasonic umsteigen oder ihre Multiroom-Geräte aufgeben.
Nur die Starken halten durch – das hat Vorteile
So ärgerlich das Ende eines Systems für den Käufer auch sein mag. Niemand gesteht sich gerne ein, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Schon gar nicht, wenn er mehrere Hundert oder gar Tausend Euro für Player und Lautsprecher ausgegeben hat. Aber die Konsolidierung ist bitter nötig. Zu viele inkompatible Lösungen konkurrieren am Markt miteinander. Einige funktionieren auch nach Jahren nur unzureichend, weil der Hersteller den Aufwand unterschätzt hat. Ein Multiroom-System ist eben kein Me-Too-Produkt, das man wie Bluetooth-Lautsprecher oder Kopfhörer auf den Markt wirft. Es verlangt Software-Know-how und kontinuierliche Pflege.
Hersteller wie Bluesound, Bose, Raumfeld oder Sonos können ein Lied davon singen. Sie haben viel Zeit und Geld in die Verbesserung ihrer Produkte investiert. Und sie tun das weiterhin. Ein Blick auf die Update-Zyklen zeigt, dass ihre Entwickler fortwährend im Einsatz sind. Auch HiFi-Vollsortimenter wie D&M (Denon, Marantz) oder Yamaha beweisen, dass sie es ernst meinen mit dem Multiroom-Gedanken. Das Ende des Hypes hat also auch sein Gutes: Auf Dauer werden sich nur zuverlässige, stabile Lösungen am Markt behaupten. Aktionsware vom Discounter verschwindet so schnell wieder aus den Läden, wie sie dort aufgetaucht ist. Bei Preisen unter 100 Euro pro Lautsprecher ist das ja auch nicht weiter schlimm.
Kaufen würde ich solche Wegwerf-Produkte trotzdem nicht. Das Gute an meinem privaten Sonos-System zu Hause ist ja gerade, dass es auch nach sechs Jahren noch einwandfrei funktioniert. Dass die alten Komponenten jederzeit um neue ergänzt werden können. Und dass die aktuelle Software 7.2 einiges mehr zu bieten hat als die ursprüngliche Version 2.x. Das freut nicht nur den Nutzer, sondern auch die Umwelt. Andere Gerätegattungen im Haushalt produzieren schließlich schon genügend Elektroschrott.
Ich würde ein weiteres System mal zum Test vorschlagen. Eissound Soundaround. Ein System das mit Standlautsprechern und Einbauelementen variabel gestaltet werden kann. Eissound ist schon seit über 20 Jahren im Multiroombereich tätig und hat seit Mai diese Neuentwicklung am Markt. Die Einbauelemente können mit beliebigen Lautsprechermarken kombiniert werden. Damit fällt die Dikussion der Marke schon mal weg. Ist ja auch vom Geschmack abhängig. Außerdem sind Funktionen wie WLAN, Audio-IN und Bluetooth kombiniert. Durch Re-Streaming können Audiodaten in verschiedenen Zonen, die zu Gruppen kombiniert werden, auch ohne WLAN Zugang gestreamt werden. http://musikinjedemraum.de/portfolio-items/soundaround-drahtlos-multiroomsystem/
Das ist aber Äpfel mit Birnen vergleichen. Wer eine der genannten Multiroomanlagen kauft interessiert sich nicht für Linn. Schon nicht wegen dem Preis.
die ganzen proprietären lösungen wie sonos, heos, raumfeld und so weiter sind doch mist. wer sich in abhängigkeit eines herstellers begeben möchte, bitteschön. Ich plädiere eher für ein offenes system wie upnp av. dazu hochwertige clients von linn oder auralic. das klingt dann wenigstens anständig.
Nun ja. Ich bin eben langjähriger Sonos-Nutzer ;-) , kenne die Alternativen aber aus meinen Tests. Ein Umstieg war bislang kein Thema, weil ich im Multiroom-System weder eine Abspielmöglichkeit für High-Resolution-Dateien noch Bluetooth-Wiedergabe benötige.
Das Fazit lässt sich aber ohne Einschränkung auf andere gut gepflegte Systeme übertragen. Einige davon wie Bluesound, Heos oder Raumfeld habe ich im Text genannt. Und Roon kommt ja im Elac Discovery Music Server zum Einsatz – auch eine feine Lösung.
Der Artikel erweist sich am Ende als Sonos-Werbung. Trotzdem: Konsolidierung tut not. Mit Roon. :-D (Von mir aus noch Yamaha oder Denon.)