Bosch Smarthome im System-Check von digitalzimmer.de

System-Check: Bosch Smart Home im Test

Der System-Check nimmt Smarthome-Lösungen zum Nachrüsten unter die Lupe. Was können sie? Wie einfach sind sie zu bedienen? Im ersten Teil der Serie geht es um Bosch Smart Home.

  1. Produktsortiment und Erweiterbarkeit
  2. Die Installation von Bosch Smart Home
  3. Einrichten und Regeln programmieren
  4. Die Bedienung des Systems im Alltag
  5. Für wen eignet sich Boch Smart Home?
  6. Wertung und Fazit

Im Video #LikeABosch rappt ein amerikanischer Vorstadt-Dude mit Schnauzbart durch sein vernetztes Haus. Rollläden und Heizung laufen automatisch, der Mähroboter trimmt im Bilderbuch-Vorgarten den Rasen. Selbst Kaffeemaschine, Backofen und Kühlschrank hängen im Internet – passend zum Refrain „IoT … IoT“. Klare Botschaft des Werbespots auf YouTube: Bosch ist Vollsortimenter, wenn es um das Internet der Dinge (IoT) geht. Die Geschäftsbereiche des Konzerns bieten für jeden Lebensbereich eine vernetzte Lösung an.

Ein Schlüsselelement ist im Video aber gar nicht zu sehen: Bosch Smart Home. Seit 2016 gibt es das drahtlose System zum Nachrüsten. Es steuert Zwischenstecker und Heizkörperregler per Funk, nimmt auf Wunsch aber auch andere Produkte des Konzerns unter seine Fittiche. In Zukunft soll es außerdem als Energiemanager dienen und mit Solarstrom vom Dach das Elektroauto laden oder Verbraucher einschalten, wenn die Sonne scheint. Was heute schon geht – und was nicht – klärt der Test.

Die Funzentrale des Bosch-Systems (links) und einige Komponenten. ©digitalzimmer
Die Funkzentrale des Bosch-Systems (links) und einige Komponenten. ©digitalzimmer
Produktsortiment und Erweiterbarkeit

An der Systemzentrale – Controller genannt – lassen sich  ein Dutzend Geräte anmelden. Zehn davon arbeiten mit Funktechnik, die auf Homematic IP und Zigbee basiert. Allerdings hat Bosch beide Protokolle so abgewandelt, dass nur eigene Komponenten funktionieren. Hinzu kommen zwei Kameras für drinnen und draußen, die WLAN als Übertragungsstandard verwenden. Einen vollständigen Überblick gibt die Herstellerseite. Die Auswahl ist überschaubar. Mit Rauchmelder, Heizkörperthermostat, Zwischenstecker, Rollladenaktor, Bewegungsmelder und Tür-/Fensterkontakt deckt Bosch Smart Home aber die wichtigsten Einsatzgebiete ab.

Gesellschaft bekommt das  drahtlose Dutzend von weiteren Geräten aus dem Konzern. So kann die Zentrale zum Beispiel Heizungsanlagen von Bosch Junkers oder Buderus integrieren. Eine Liste kompatibler Wärmeerzeuger steht auf der Webseite. Bosch-Hausgeräte, die den Standard Home Connect unterstützen, lassen sich ebenfalls integrieren. Der Controller schaltet dann zum Beispiel morgens die Kaffeemaschine ein. Zu den unterstützten Gerätegattungen gehören außerdem: Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Geschirrspüler, Dunstabzugshaube und Backofen. Wer genauere Informationen sucht, sollte direkt den Hersteller kontaktieren.

Obendrein nimmt Bosch als erster und bislang einziger Smarthome-Anbieter am Partnerprogramm „Friends of Hue“ teil. Für Nutzer des drahtlosen Lichtsystems Philips Hue heißt das: Ihre Lampen sind über die Hue-Bridge nahtlos integriert. So blinken bei einem Alarm zu Beispiel alle Leuchtmittel rot, ohne extra dafür programmiert werden zu müssen. Ein Schieber in der App erledigt das.

Update vom 5.9.2020: Nach einem Software-Update der Zentrale lassen sich  LED-Leuchtmittel von Ledvance direkt am Controller anmelden. Eine Liste kompatibler Produkte gibt es im Internet auf der Bosch-Webseite (LINK).

Bosch Smart Home deckt mit Licht, Heizung und Sicherheit die wichtigsten Funktionen ab. Eine Erweiterung in andere Bereiche ist nur bedingt möglich – und setzt Geräte der Marke Bosch voraus.

Die 360-Grad-Kamera ist auch im Smarthome-System von Bosch verwendbar. ©digitalzimmer
Die 360-Grad-Innenkamera von Bosch funktioniert auch im Smarthome-System . ©digitalzimmer
Die Installation von Bosch Smart Home

Kaum ein System nimmt Einsteiger so gut bei der Hand: Die App von Bosch Smart Home macht gedruckte Handbücher wirklich überflüssig. Mit Abbildungen und ausführlichen Bildschirmtexten beschreibt sie jeden einzelnen Installationsschritt. Das versuchen andere Hersteller auch. Allerdings gelingt es selten so gut wie hier.

Beispiel: Geräteaufkleber mit QR-Codes erleichtern das Hinzufügen neuer Komponenten. Die App fordert zum Abscannen der kleinen Würfelsymbole auf. Mit den Informationen daraus meldet sie das Produkt an der Zentrale an – ohne Knöpfchendrücken oder kryptische Tastenkombinationen. Vom Einlegen der Batterien bis hin zur Vergabe der Raumnamen ist alles in der App erklärt.

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Sogar Tipps, wie und wo ein Bewegungs- oder Rauchmelder am besten montiert wird, liefert das Programm. So ausführlich macht das kein anderer Hersteller. Für ganz erschrockene Kunden bietet Bosch einen Installationsservice in Zusammenarbeit mit Mila an (Link zur Anbieterseite). Der ist eigentlich aber gar nicht nötig. Von wenigen Ausnahmen abgesehen: Die Unterputz-Module für Lichtschalter und Rollladensteuerung werden ans 230-Volt-Netz angeschlossen. Sowas erledigt besser ein Fachmann.

Für dieses System braucht man keinen Technik-Führerschein. Die Installation nimmt dank selbsterklärender App-Anleitung nur wenig Zeit in Anspruch – und gelingt ohne Probleme.

Der Installationsassistent von Bosch Smart Home lässt keine Fragen offen. ©digitalzimmer
Der Installationsassistent von Bosch Smart Home lässt keine Fragen offen. ©digitalzimmer
Einrichten und Regeln programmieren

Wie die meisten Systeme arbeitet auch Bosch Smart Home mit Szenen. So genügt ein Befehl, um mehrere Aktionen auf einmal auszulösen. Ein Szenarien-Manager in der App verwaltet die Sammelbegriffe. Er bietet Vorlagen für typische Situationen wie „Nach Hause kommen“ oder das „Haus verlassen“ an.  Auch „Guten Morgen“ und „Gute Nacht“ haben die Programmierer schon vorbereitet. Wer es individueller mag, beginnt mit einer leeren Schablone von vorn.

Jedes Szenario kann beliebig viele Geräte enthalten – etwa alle Lampen im Haus, um zentral das Licht zu schalten. Es startet und stoppt aber auch die sogenannten Dienste im System. Als Dienst bezeichnet Bosch bestimmte Aufgaben, die in der App schon vorkonfiguriert sind. Dazu gehört zum Beispiel die Alarmfunktion. Sie nutzt Rauchmelder als Sirenen und schickt im Notfall Nachrichten ans Smartphone. Aber auch eine Anwesenheitssimulation mit Licht oder die Erkennung offener Fenster sind als Dienste verfügbar.

Die Dienste legen Voreinstellungen für bestimmte Smarthome-Funktionen fest. ©digitalzimmer
Die Dienste legen Voreinstellungen für bestimmte Smarthome-Funktionen fest. ©digitalzimmer

Um Szenen nicht jedes Mal von Hand aufrufen zu müssen, gibt es die Automationen. Sie schalten Geräte, Dienste und Szenarien nach dem Wenn-dann-Prinzip (Bild unten). Auch hier haben die App-Designer ganze Arbeit geleistet. Ein klar strukturiertes Menü mit Hilfetexten hilft beim Einrichten. Es legt zunächst die Auslöser fest, dann folgen Bedingungen und zum Schluss die gewünschten Aktionen. Der Ablauf ist so eindeutig, dass auch Einsteiger, die noch nie eine Smarthome-Regel erstellt haben, damit klarkommen.

So einfach kann Programmieren sein: Wer die Aufgabenteilung zwischen Diensten, Szenarien und Automationen verstanden hat, konfiguriert Bosch Smart Home fast wie im Schlaf.

Automationen steuern das Smarthome mit Regeln nach dem Wenn-dann-Prinzip. ©digitalzimmer
Automationen steuern das Smarthome mit Regeln nach dem Wenn-dann-Prinzip. ©digitalzimmer
Die Bedienung des Systems im Alltag

Bosch lässt Smarthome-Bewohnern die Wahl: Sie können per App mit ihrem vernetzten Haus kommunizieren, über Amazon Alexa oder Funkschalter. Gleich drei davon hat das Unternehmen im Angebot. Der Universalschalter kommt wie üblich an die Wand. Er löst mit einem kurzen oder langen Tastendruck bis zu vier Szenarien aus. Die tragbare Variante heißt Universalschalter Flex und eignet sich zum Beispiel als Fernbedienung neben dem Bett.

Und dann gibt es noch den Twist. Er verfügt über ein energiesparendes Display aus sogenannter Elektronischer Tinte. Darauf erscheinen, nebeneinander aufgereiht, Szenarien und Dienste, die sich in der App festlegen lassen. Seitliche Tasten scrollen durch das Angebot. Ein Druck oben oder unten aufs Gehäuse aktiviert beziehungsweise deaktiviert die jeweilige Option. Besonderer Trick: Sitzt die Fernbedienung auf der mitgelieferten magnetischen Wandhalterung, genügt ein Dreh nach rechts oder links, um durchs Menü zu blättern (Bild unten). Diese Bewegung gab dem Twist auch seinen Namen (to twist = verdrehen).

Ein Dreh des Twist ander Wand schaltet zwischen den Szenarien um. ©digitalzimmer
Mit einem Dreh an der Wand schaltet der Twist zwischen Funktionen um. ©digitalzimmer

In der Praxis ist das Display eine große Hilfe. Es zeigt zum Beispiel auf einen Blick, ob die Alarmfunktion scharf geschaltet ist. Und da sich problemlos mehrere Szenen im Scroll-Menü unterbringen lassen, hat man die Haussteuerung auch ohne Smarthome „im Griff“. Was nicht heißen soll, dass die Bedienung per App viel Mühe bereiten würde. Eine Favoritenliste auf der Startseite macht häufig benötigte Szenarien oder Geräte leicht zugänglich. Das durchdachte Design setzt sich auch im Alltag fort.

Weiterer Pluspunkt: Da der Smart Home Controller alle Daten im Gerät speichert und verarbeitet, funktioniert das System auch ohne Internet. Es gehört zu den Lösungen, die sich komplett offline programmieren und bedienen lassen (eine Übersicht gibt es hier). Nur für die Videoübertragung und den Fernzugriff von unterwegs aus kommen Cloud-Server ins Spiel.

Update vom 6.8.2020: Nach einem Software-Update unterstützt Bosch Smart Home jetzt Apple HomeKit. Damit steht neben Alexa und dem Google Assistant auch Siri für die Sprachsteuerung zur Verfügung. Außerdem erscheinen Sensoren und Aktoren des Bosch-Systems in der Apple-Umgebung und lassen sich dort für HomeKit-Automationen nutzen. Das gilt aber nur für bestimmte Produkte (LINK) und prinzipiell nur für Gerätetypen, für die es eine Produktkategorie in Apple HomeKit gibt.

Bosch hat offenbar viel Arbeit in die sogenannte „User Experience“ gesteckt. Mit Erfolg: Das System ist einfach zu bedienen. Der Twist und seine Kollegen ersparen den häufigen Griff zum Smartphone.

Klare, aufgeräumte Menüs in der App erleichtern die Bedienung. ©digitalzimmer
Klare, aufgeräumte Menüs in der App erleichtern die Bedienung. ©digitalzimmer
Für wen eignet sich Bosch Smart Home?

Wer bereits Bosch-Kunde ist oder Sympathie für die Marke hegt, findet in dem System den perfekten Partner. Der Konzern dürfte die Integration eigener Produkte weiter vorantreiben. So ist die Anbindung des Saugroboters Roxxter zum Beispiel in Arbeit. Aber auch wer einfach nachrüsten will, sollte sich Bosch Smart Home ansehen. Es gibt kaum eine Funklösung, die Licht, Heizung und Sicherheit so stressfrei automatisiert.

Der Komfort hat seinen Preis, weil Bosch teilweise etwas mehr für seine Komponenten verlangt als die Konkurrenz. Dafür entstehen im Betrieb keine laufenden Kosten. Nicht einmal die Kameras benötigen ein Cloud-Abo, weil Videos im Gerät gespeichert werden. Und dort, wo das Internet ins Spiel kommt, dürfen Kunden von der Marke Bosch hohe Sicherheitsstandards erwarten.

Für größere Ambitionen in der Hausautomatisierung ist der Bosch-Controller dagegen eher ungeeignet. Wer Sensoren für bestimmte Aufgaben sucht (Wasser, Wetter, CO2 etc.) oder Geräte anderer Hersteller in Steuerung integrieren will, schaut sich besser nach einem anderen Smarthome-System um – muss dann aber auch mit mehr Aufwand beim Einrichten und Programmieren rechnen.

Bosch Smart Home
  • Funktionsumfang
  • Installation
  • Programmierung
  • Bedienung
  • Preis/Leistung
4.2

Fazit

Einsteigerfreundliches System mit besonders einfacher Bedienung. Kleines aber feines Produktangebot, wegen der Beschränkung auf wenige Hersteller jedoch nur begrenzt ausbaufähig.

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1 Gedanke zu „System-Check: Bosch Smart Home im Test“

  1. Ich nutze das Bosch Smarthome System seit knapp 1 1/2 Jahren und kann bestätigen, dass Installation und Bedienung kinderleicht sind. Damit sollte jeder zurecht kommen. Allerdings gibt es auch ein paar Schattenseiten:

    Geringe Geräteauswahl und keine Kompatibilität: Bosch sollte sich für andere Komponentenhersteller und/oder andere Protokolle öffnen (siehe Homee), da nach bisherigen Erfahrungen nicht zu erwarten ist, dass Bosch sein Sortiment zügig in alle gewünschten Richtungen erweitert (z.B. keine dimmbaren Schalter, kein Smartlock, keine Raumthermostate, keine Wetterstationen, die mit der Heizung verknüpft sind, keine Garagentorsteuerung, keine Beschattungssteuerung, etc.). Aufgrund des proprietären Funkprotokolls lässt sich Bosch Smarthome auch nicht in andere Systeme (z.B. Homee oder Apple Homekit) integrieren.

    Beschränkung auf eine Wohnung: Bosch lässt sich nur in einer Wohnung nutzen, da in der App kein zweiter Controller angelegt werden kann. Hat man eine zweite Wohnung, benötigt man ein zweites Handy.

    Reichweitenprobleme: In einer mehrgeschossigen Wohnung werden über Funk angesteuerte Geräte nicht zuverlässig erreicht, da kein Mesh-Netz verwendet wird. Auch eine Repeaterlösung ist nicht verfügbar. Vor ca. 1 Jahr wurde mir zugesichert, dass man daran arbeite. Geschehen ist nichts.

    Lange Reaktionszeiten: Es dauert mitunter sehr lange, bis Bosch lästige Fehler ausmerzt. In meinem Fall wurde die integrierte Buderusheizung bei jedem Bosch-Systemupdate aus dem System geworfen und musste neu angelernt werden. Das ist äußerst nervig. Die Beseitigung dieses Fehlers hat mehr als ein Jahr gedauert.

    Fazit: Wer mit einer Basisausstattung zufrieden ist, für den ist Bosch empfehlenswert, da das System grundsätzlich sehr gut funktioniert, leicht zu installieren und zu bedienen ist. Wer jedoch weitergehende Smarthome Ambitionen hat, der sollte sich gut überlegen, ob nicht ein System besser geeignet ist, in das sich mehrere Funkstandards (und damit mehrere Hersteller) integrieren lassen.

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