Ikea Symfonisk im Test: So geht Multiroom für alle

Es ist soweit: Im August kommen die lange angekündigten WLAN-Lautsprecher von Ikea auf den Markt. Im digitalzimmer spielen sie schon seit einigen Tagen. Das Unternehmen hat mir freundlicherweise drei Exemplare vorab zum Test geliehen. Im Paket, das vergangene Woche eingetroffen ist, lagen zwei Symfonisk Regal-Wifi-Speaker und eine Symfonisk Tischleuchte mit WiFi-Speaker. Die Regalbox wird rund 100 Euro pro Stück kosten, der Lautsprecher mit integrierter Beleuchtungsmöglichkeit hat eine Preisempfehlung von 179 Euro – soweit das offizielle Datenblatt.

Spielt liegend und hochkant: der Symfonisk Regal-WiFi-Speaker. ©digitalzimmer

Beide Produkte sind in Kooperation mit Sonos entstanden. Ikea hat laut eigener Aussage seine Einrichtungserfahrung in das Projekt einfließen lassen. Der Multiroom-Spezialist war vor allem für den Klang zuständig. Als Ausweis dieser Teamarbeit prangt nun an sämtlichen Lautsprechern ein Stoffetikett mit den zwei Firmenlogos. Es rückt die Symfonisk-Modelle optisch in die Nähe von Möbeln oder Heimtextilien. Umwobene Stromkabel, stoffbespannte Lautsprechergrills und ein Stricküberzug am Leuchtenfuß tragen ihren Teil dazu bei, den Anschein nüchterner Technik zu vermeiden. Wie das Sonos-Sortiment gibt es auch die Symfonisk-Modelle in zwei Farben: Schwarz oder Weiß. Der mundgeblasene Lampenschirm aus Glas ist dabei je nach Ausführung hell oder dunkel getönt.

Die Symfonisk WiFi-Tischleuchte trägt einen Schirm aus mattem Glas. ©digitalzimmer
Der Ikea Symfonisk Regal-Lautsprecher im Detail

Für knapp 100 Euro bricht die Regalbox gleich mehrere Rekorde. Sie unterbietet die bisherigen Sonos-Preise um mindestens 60 Euro und ist gleichzeitig der günstigste Lautsprecher mit AirPlay 2 auf dem Markt. Selbst wer gar kein Sonos-System installieren möchte, kann den Quader zu Hause aufstellen. Übers WLAN lässt er sich vom iPhone, iPad oder anderen Apple-Geräten aus mit Musik bespielen. Bluetooth fehlt – wie an allen Sonos-Produkten – und auch auf eine Klinkenbuchse für externe Autoquellen haben die Entwickler verzichtet. Die gibt’s weiterhin nur am großen Play:5.

Laut Ikea sind die Maße des 31 x 15 x 10 Zentimeter großen Gehäuses auf die hauseigenen Möbel abgestimmt. Dank geringer Bautiefe passen sie aber in fast jedes Regal. Reicht die Fachhöhe für einen senkrechten Betrieb nicht aus, spielt der Quader einfach im Liegen. Vier zusätzliche Gummipuffer auf der langen Gehäuseseite sorgen auch in dieser Position für sicheren Stand.

Als Zubehör gibt es Montagehaken, mit denen sich die Box in Ikea-Reling-Systeme wie Fintorp und Kungsfors einhängen lässt. Eine optionale Wandhalterung verwandet den Regellautsprecher selbst in ein kleines Regal. So bewahrt er als Konsole neben dem Bett zum Beispiel die Nachtlektüre auf – oder Duft-Flakons und Zahnputzbecher im Badezimmer. Maximale Tragekraft laut Hersteller: drei Kilogramm. Ausprobieren konnte ich das noch nicht, weil die Regallautsprecher ohne Halterung zum Test eintrafen.

Der Regallautsprecher an einer Reling des Kungsfors-Systems von Ikea. ©digitalzimmer
Der Regallautsprecher an einer Reling des Kungsfors-Systems von Ikea. ©digitalzimmer

Die Verarbeitung des seidenmatten Kunststoffgehäuses wirkt sauber und solide. Der Frontbezug aus Stoff liegt straff und faltenlos an. Zieht man am Logo-Etikett und hebt den Lautsprechergrill ab, kommen eine Hochtonkalotte und eine Konusmembran zum Vorschein – unterstützt von einer runden Bassreflex-Öffnung, die Schall aus dem Gehäuse nach draußen führt und den Bass verstärkt.

Damit unterscheidet sich die Konstruktion vom Sonos Play:1, auf dem beide Ikea-Modelle nach Aussage des Herstellers basieren. Der Urahn ist als geschlossener Lautsprecher konzipiert und wirkt noch solider, was vor allem am kompakten Format, massiverem Material und einer Lautsprecherabdeckung aus Metall liegt. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Für nicht mal 100 Euro liefert Ikea hier einen sehr hochwertigen und vorzeigbaren Lautsprecher ab.

Die Ikea Symfonisk Tischleuchte aus der Nähe betrachtet

Am Design des zweiten Produkts scheiden sich etwas die Geister. Entweder man mag das Aussehen der pilzförmigen Tischleuchte oder eben nicht. Das zeigen viele Kommentare im Internet und auch eine schnelle, nicht repräsentative Umfrage unter Besuchern im digitalzimmer. Mir persönlich gefällt der Regal-Speaker besser, was vor allem am grobmaschigen Stoff der Leuchte liegt. Das Gewebe wirkt in der hellen Ausführung etwas handgestrickt und nicht besonders hochwertig. Vor allem, wenn man den ebenmäßigen Textilbezug am HomePod kennt. Dafür verlangt Apple aber auch deutlich mehr als 179 Euro für seinen Siri-Lautsprecher.

Das Textilgewebe über dem Lautsprecher wirkt etwas handgestrickt. ©digitalzimmer
Das Textilgewebe über dem Lautsprecher wirkt etwas handgestrickt. ©digitalzimmer

Fakt ist, dass die Symfonisk WiFi-Tischleuchte zwei Dinge unter einen Hut bringt, für die es normalerweise getrennte Geräte braucht: Licht und Sound. Das spart Platz und Steckdosen in der Wohnung. Vor allem aber lässt es den Lautsprecher optisch verschwinden. Wer ihn nicht kennt, wird nie vermuten, woher die Musik im Raum kommt.

Dass Ikea kein Leuchtmittel mitliefert und die Lampenfassung nicht vernetzt hat, irritiert vielleicht. Statt App-Bedienung gibt es nur einen runden Drehschalter an der Seite. Er knipst er das Licht an und aus, ohne zu dimmen. Bei genauerer Überlegung erscheint das aber ziemlich clever. So sind Käufer nicht auf das Lichtsystem Trådfri von Ikea festgelegt. Sie können auch Konkurrenzprodukte wie Philips Hue eindrehen. In den Schraubsockel passt jede LED-Lampe mit kleinem E14-Gewinde und maximal 7 Watt. Zur drahtlosen Steuerung dient dann die App des jeweiligen Lichtsystems.

Gängige Funklampen machen das Licht der Symfonisk-Leuchte fernbedienbar. ©digitalzimmer

Auf der Rückseite gibt es wie am Regallautsprecher einen LAN-Anschluss. Er stellt bei Bedarf eine Kabelverbindung zum Router her. Das löst Funkprobleme, wenn im heimischen WLAN die Musikwiedergabe stottert. Es eröffnet aber noch weitere Möglichkeiten im Multiroom-System von Sonos. Dazu gleich mehr.

Voll integriert in die Sonos-Familie

Der Clou: Trotz günstiger Preise handelt es sich bei Symfonisk um keine Sonos-Lautsprecher zweiter Klasse. Mit einem gemessenen Standby-Verbrauch von rund 2,2 Watt gehören sie sogar zu den sparsamsten Vertretern ihrer Gattung. Die Produkte sind außerdem voll in in das Multiroom-System von Sonos integriert. Für Nutzer heißt das, sie können auf denselben großen Katalog an Streaming-Diensten zugreifen. Von Amazon und über Apple Music bis Spotify und Tidal reicht die Auswahl. Hörbücher steuert die Amazon-Tochter Audible bei. Kostenloses Webradio kommt zum Beispiel von Radioplayer, Radio.de und TuneIn.

Die Sonos-App richtet auch Symfonisk-Lautsprecher von Ikea ein. ©digitalzimmer

Das Einrichten übernimmt die bekannte Sonos-App. Sie installiert Symfonisk-Modelle genauso wie hauseigene Produkte: Das Gerät mit Strom versorgen und in der Sonos-App suchen lassen. Die am Bildschirm angezeigte Tastenkombination auf dem Lautsprecher drücken, den Bestätigungston abwarten und einen Namen vergeben. So einfach kann Smart Home sein. Verglichen damit ist das Setup eines Trådfri-Systems schon fast unnötig kompliziert.

Danach stehen über die Sonos-App alle Funktionen zur Verfügung, die das Multiroom-System aus Kalifornien auszeichnen. So verbindet das Programm die Lautsprecher auf Wunsch mit Amazon Alexa oder dem Google Assistant. Die Sprachsteuerung mit Siri klappt via AirPlay 2 – immer einen Smart Speaker oder ein Smartphone als Befehlsempfänger vorausgesetzt. Denn mangels Mikrofonen können die Symfonisk-Lautsprecher ein „Alexa …“ „OK Google“ oder „Hey Siri“ nicht selbst erkennen.

Tasten statt Sensorflächen: Das Bedienfeld ähnelt älteren Sonos-Produkten. ©digitalzimmer

Zwei Ikea-Regallautsprecher sollen als Stereopaar spielen? Tischleuchten rechts und links vom Sofa als Surround-Lautsprecher dienen? Alles kein Problem. Die Sonos-App bildet im Handumdrehen Lautsprechergruppen und trennt sie wieder. Wer wissen will, was geht, dem empfehle ich unser Sonos-Archiv oder meine 10 Sonos-Tipps, die jeder Nutzer kennen sollte. Dort ist ist auch erklärt, wie sich Lautsprecher per iPhone auf den Raum einmessen lassen (Trueplay). Oder wie Sonos-Geräte am LAN-Anschluss ihr eigenes, robustes Funknetz namens SonosNet aufbauen.

Die Lautsprechertasten der Symfonsik-Leuchte sitzen am Sockel. ©digitalzimmer

Im Herbst wird der Funktionsumfang sogar noch größer. So erweitert zum Beispiel Apple mit iOS13 die Musiktalente von Homekit. AirPlay-2-Lautsprecher wie die Symfonisk-Modelle können dann ein Teil von Smarthome-Szenen sein. Sie spielen automatisch Wunschtitel, Playlisten oder Warn- und Hinweistöne ab. Ähnliches hat Ikea mit seinem Trådfri-Gateway vor. Nach einem Software-Update später im Jahr soll es neben Lampen und Rollos auch die Lautsprecher kontrollieren können. Hinzu kommt eine drahtlose Funk-Fernbedienung. Für knapp 15 Euro steuert sie Lautstärke, Play/Pause und Titelsprung. Für manchen Sonos-Nutzer dürfte dieser kleine Puck ein Grund sein, das Ikea-Gateway zu installieren.

Im Herbst bekommt das Ikea-Gateway eine Fernbedienung, die Sonos-Geräte steuern kann.
Und der Klang? Ikea Symfonisk im Hörtest

Besonders gespannt war ich auf den Hörvergleich mit klassischen Sonos-Komponenten. Irgendwo muss der Preisunterschied ja schließlich herkommen. Klar: Der Regal-Speaker ist anders aufgebaut als ein Play:1. Über berührungsempfindliche Sensortasten wie jüngere Sonos-Modelle verfügen die Symfonisk-Lautsprecher nicht. Und ihre Gehäuse wirken weniger massiv. Aber haben Ikea und Sonos auch am Wichtigsten gespart, dem Klang?

Der erste Eindruck sagt ganz klar nein. Für einen Funklautsprecher der 100-Euro-Klasse klingt die Regalbox ausgezeichnet. Ich kenne Bluetooth-Modelle dieser Kategorie mit deutlich weniger Charme und Spielfreude. Im direkten Vergleich mit einem Play:1 oder Sonos One fiel auf, dass es tiefen Tönen etwas an Kraft fehlte. Die Bassdrum in „Just the Way You Are“ von Bruno Mars klang ein wenig so, als wäre sie mit Pappe statt dem üblichen zweilagigen Fell bespannt. Allerdings bekommt man zum Preis eines One auch schon zwei Ikea-Regalspeaker, die dann ein schönes Stereo-Panorama vor dem Hörer ausbreiten. Da fällt die Entscheidung schwerer.

Der musizierende Sockel der Tischleuchte kann mit mehr Bass aufwarten. Er ist anders abgestimmt, was sich in einem Tick mehr Wärme und Volumen äußert. Emeli Sandés Piano („Read All About It, Pr.III“) rückte im Hörtest stärker in den Vordergrund. Dafür klangen Stimmen nicht ganz so frei und plastisch wie über den Ikea-Regallautsprecher oder die beiden Sonos-Modelle. Wie stark solche Unterschiede zum Tragen kommen, hängt letztlich von der Wohnraum-Akustik und der Lautsprecheraufstellung ab. Schon die Einmessung mit Trueplay kann vieles verändern. Play:1 und Sonos One bleiben auch dann erste Wahl. Aber der Vorsprung schrumpft und ist für ungeübte Ohren vielleicht kaum zu hören.

Play:1, Sonos One, Symfonisk-Leuchte und -Regallautsprecher im Vergleich. ©digitalzimmer

Unterm Strich gelingt Ikea und Sonos damit ein großer Wurf. Bisherige Sonos-Nutzer werden sich kaum von ihren Geräten trennen. Dafür klingen sie zu gut und bieten mit Subwoofer, Soundbar, Amp & Co. zahllose Ausbaumöglichkeiten. Aber vielleicht kaufen sie Symfonisk-Lautsprecher dazu, um den Ton in noch mehr Räume zu bringen. Umgekehrt senkt Ikea die Einstiegshürde. Für ein paar Hundert Euro lässt sich nun eine Wohnung mit Musik versorgen. Und wer bereits Symfonisk-Leuchten neben dem Sofa stehen hat, greift wahrscheinlich wieder zu Sonos, wenn es um TV-Sound geht. Egal aus welcher Perspektive: Von dieser Kooperation profitieren alle. Die beteiligten Unternehmen und und die Nutzer.

Ikea Symfonisk
  • Ausstattung
  • Installation
  • Bedienung
  • Verarbeitung
  • Klang
  • Preis/Leistung
4.4

Fazit

Ein preiswerter Einstieg ins Multiroom-Thema. Symphonisk-Lautsprecher bieten viel Klang und hohen Bedienungskomfort fürs Geld. Wachsen die Ansprüche mit der Zeit, lassen sich die Produkte mit Geräten aus dem Sonos-Sortiment erweitern.