Der neue Sonos-Verstärker AMP ist seit kurzem erhältlich. Ende des Monats beginnt der Multiroom-Spezialist mit der Auslieferung sogenannter In-Wall-Lautsprecher. Die Modelle kommen von Sonance und sind für den Wand- und Deckeneinbau gedacht. Als erste „Architectural Speaker“ lassen sie sich mit der Trueplay-Funktion von Sonos an die Raumakustik anpassen. So mancher Leser fragt sich jetzt vielleicht, was das bringt. Welche prinzipiellen Vorteile solche Einbau-Lautsprecher haben und welche Alternativen es gibt.
digitalzimmer.de hat einen Experten gefragt: Heiko Neundörfer ist auf besten Ton und bestes Bild spezialisiert. Der Geschäftsführer des HiFi Forum in Baiersdorf bei Nürnberg installiert mit seinem Team seit mehr als 25 Jahren hochklassige Multiroom- und Heimkino-Systeme. Er realisiert Projekte im In- und Ausland. Ganz nebenbei bewohnt er ein Smart Home im benachbarten Weilersbach bei Forchheim, das interessierten Kunden auch gleichzeitig als Showroom dient.
Herr Neundörfer, welche Vorteile bieten In-Wall-Lautsprecher, wie die jetzt von Sonos vertriebenen Sonance-Modelle?
Heiko Neundörfer: In-Wall-Lautsprecher haben mit ihrem definierten Klangbild einen herausragenden Vorteil: Sie klingen räumlich immer gleich und erzeugen keinen 3D-Soundeffekt. Das ermöglicht eine sehr exakte akustische Abbildung. Soll ein Bühneneffekt realisiert werden, kommen die Lautsprecher in die Wand. Geht es um gleichmäßige Raumbeschallung, sitzen sie besser in der Decke. Der zweite wesentliche Vorteil besteht in der Wohnraumintegration. Solche Lautsprecher lassen sich unauffällig in verschiedene Umgebungen einbauen, von der Medienwand bis zur Decke.
Wo kommen Einbau-Lautsprecher bevorzugt zum Einsatz?
H.N.: Eigentlich überall. Hier spannt sich der Bogen von High End-Lösungen über Medienwände bis hin zur kompletten Raumbeschallung und zu Surround-Sound-Anwendungen wie beispielsweise Dolby Atmos mit Deckenlautsprechern.
Sind solche Einbaulautsprecher wirklich „unsichtbar“?
H.N.: Die meisten Einbau-Lautsprecher sind nicht komplett unsichtbar. Sie haben eine Frontbespannung oder ein Gitter, das an die Wandfarbe angepasst sein kann und damit kaum auffällt. Es gibt aber auch voll integrierte Modelle, deren Front verputzt, überstrichen oder übertapeziert wird. Allerdings muss man dabei klangliche Kompromisse eingehen. Auch mit einer akustischen Entzerrung im Verstärker erreichen sie nicht ganz die Qualität eines offenen Schallwandlers.
Lassen sich In-Wall-Lautsprecher nachrüsten?
H.N.: Ja, das ist sehr gut möglich. Die aktuell beliebteste Möglichkeit sind sogenannte Fake-Walls, in denen die Einbau-Lautsprecher platziert werden. So eine „gefälschte Wand“ besteht aus aufgesetzten Trockenbau- oder Holzelementen, die sowohl abgehängt an der Decke als auch vor der eigentlichen Wand montiert sein können. Die Konstruktion hat gleichzeitig den Vorteil, dass Kabel und Anschlüsse unsichtbar dahinter verschwinden.
Wie verbreitet ist Sonos als Multiroom-System im Smarthome-Bereich, welche Vorteile hat es?
H.N.: Sonos ist aktuell der Marktführer im Multiroom-Segment. Zudem ist die Bedienoberfläche meiner Ansicht nach sensationell. Sie vereint alle verfügbaren Musik-Streaming-Dienste.
Wie viel bringt bei In-Wall-Lautsprechern eine Raumeinmessung mit Trueplay?
H.N.: Wir sind von einer Raumeinmessung absolut überzeugt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt man sonst nur mithilfe professioneller Mess-Systeme. Das macht die Sache teurer.
Welche Alternativen für In-Wall-Lautsprecher gibt es?
H.N.: Wir haben Bowers & Wilkins, Triad, A&B sowie NewTec in unserem Angebot. Bowers & Wilkins bietet diverse Serien für den Einbau. Bis auf einige Standard-Einbaumodelle sowie die Gartenlösungen entstehen bei Triad durchweg auf Kundenwunsch gefertigte Lautsprecher. Dass Einbaulautsprecher weder groß, noch weiß, noch hässlich sein müssen beweist A&B. Entweder ganz unsichtbar oder in den Farben Alu, Edelstahl oder auch Chrom passen sich die sehr kleinen eckigen oder runden A&B-Modelle traumhaft in jedes Deckenbild ein. Das Besondere an NewTec-Lautsprechern ist – neben ihrem außergewöhnlichen Design – der einzigartige, radial strahlende Lautsprecher. Damit erlebt man auch von einem Lautsprecher, der an der Wand oder in der Decke montiert ist, ein wirkliches Klangbild, ja sogar ein Klangpanorama. Das Preisniveau der genannten Lautsprecher variiert dabei ziemlich. Es liegt zum Teil über aber auch unter den genannten Sonos-Modellen.
Ab welcher Größe oder Art der Installation empfiehlt es sich, einen Profi wie Sie zu beauftragen?
H.N.: Das lässt sich schwer auf eine Größenordnung reduzieren. Aus meiner Sicht sind bei Fragen der Raumakustik generell Expertenwissen und Erfahrung gefragt. Vor allem, wenn der Kunde später eine perfekte Lösung und keine Enttäuschungen erleben will. Natürlich hängt die Umsetzung immer auch vom Klang- und Qualitätsanspruch sowie dem Budget des Kunden ab.
Herr Neundörfer, vielen Dank für dieses Gespräch.
Aufmacherfoto: HiFi Forum Baiersdorf