Multiroom-Ratgeber #1: Musik-Quellen

Dies ist der erste Teil einer Beitragsreihe, die sich mit Multiroom-Audio beschäftigt, also der Wiedergabe von Musik in mehreren Räumen. Multiroom-Audiosysteme und Streaming machen die Übertragung heutzutage einfach (mehr dazu in unserem Einsteiger-Video.) „Völlig losgelöst“, um mal einen Hit der Neuen Deutschen Welle zu zitieren, strömen die Titel durch die Wohnung. Natürlich müssen sie irgendwo herkommen – und genau darum geht es in diesem ersten Teil der Serie. Der Ursprung des Tonsignals hat Einfluss auf die Auswahl der Geräte, denn kein Funklautsprecher, Multiroom-Player oder Streaming-Client kann alle erdenklichen Musikquellen wiedergeben. Dazu sind es einfach zu viele.

1. Musik vom Smartphone

Mit dem Erfolg des MP3-Formats hat auch der Siegeszug des iPod als Musikspeicher begonnen – inzwischen fortgesetzt von zahllosen Smartphones und Tablets. Mobile Geräte haben in vielen Haushalten den CD-Spieler verdrängt. Jeder hört seine persönliche Lieblingsmusik auf seinem persönlichen Player. Nehmen wir mal an, die Songs sind als Dateien auf dem Gerät gespeichert und kommen nicht selbst als Stream von irgendwo her (darum geht es weiter unten im Text). Dann gibt es für die Wiedergabe drei Möglichkeiten:

  • Bluetooth schickt das Musiksignal vom Smartphone direkt auf einen Funklautsprecher oder anderen Empfänger. Der spielt ab, was normalerweise über den Kopfhörer oder die eingebauten Lautsprecher laufen würde. Dabei lässt sich allerdings nur eine Box mit Musik versorgen. Ausnahmen wie der Bluetooth-Lautsprecher UE Boom von Logitech bestätigen die Regel: Die gleichnamige App zum Gerät kann zwei Boom-Boxen miteinander verbinden und als Stereopaar ansteuern. Die Reichweite ist aber in jedem Fall begrenzt. Bluetooth-Empfänger dürfen nur etwa zehn Meter weit vom Sender entfernt sein. Dafür funktioniert die Übertragung auch außerhalb der eigenen vier Wände, etwa im Freien oder bei Freunden.
  • AirPlay nutzt zur Übertragung ein WLAN, in der Regel das heimische Funknetz. Einige wenige AirPlay-Lautsprecher können auch ihren eigenen Hotspot aufbauen, an dem sich das Smartphone dann anmeldet. Wesentlicher Unterschied zu Bluetooth: AirPlay funktioniert nur mit Apple-Produkten richtig gut. Dort ist seit iOS 7 die Wiedergabe so tief ins Betriebssystem integriert, dass praktisch jede Musik auf AirPlay-Empfänger umgeleitet werden kann. Für Android gibt es Apps, allerdings ohne hundertprozentige Funktionsgarantie. Die Entfernung zwischen Smartphone und Lautsprecher ist weniger wichtig als bei Bluetooth, solange der WLAN-Router für gute Funkabdeckung in der Wohnung sorgt. Allerdings kann auch hier das Smartphone lediglich einen Empfänger mit Musik versorgen. Mehrere Räume gehen nur mit iTunes vom Mac oder PC aus – und auch dann nur mit demselben Musikprogramm. Individuelle Streams in die einzelnen Zimmer verlangen ein sogenanntes Multiroom-Audiosystem.
AirPlay-Wiedergabe ist fest ins iOS-Betriebssystem von Apple integriert. ©digitalzimmer.de
AirPlay-Wiedergabe ist fest ins iOS-Betriebssystem von Apple integriert. ©digitalzimmer.de
  • Multiroom-Audiosysteme sind die komfortabelste Lösung, Musik von einem Smartphone in der ganzen Wohnung zu hören. Hersteller wie Denon, Panasonic, Raumfeld oder Sonos liefern zu ihren Produkten kostenlose Apps, die das Programm vom Smartphone auf die Lautsprecher des Systems übertragen. Dabei lassen sich mehrere Empfänger gemeinsam auswählen und gruppieren oder auch mit unterschiedlichen Songs beschicken.  Peaq Munet und Pure Jongo bieten darüber hinaus eine Bluetooth-Funktion: Sie empfangen Streams vom Smartphone und verteilen sie intern auf ihre Geräte weiter. Besucher in der Wohnung müssen so nicht extra eine App installieren. Bei Bluesound und künftig auch Heos by Denon lässt sich die Funktion mit einem  Bluetooth-Adapter am USB-Anschluss der Lautsprecher nachrüsten.
Bluetooth-Stick am USB-Anschluss eines Bluesound-Players. ©digitalzimmer.de
Bluetooth-Stick am USB-Anschluss eines Bluesound-Players. ©digitalzimmer.de
2. Musik aus dem Internet

Etwas anders sieht es aus, wenn die Musiksammlung gar nicht lokal auf dem mobilen Gerät, sondern lediglich in der Cloud existiert. Beispiele dafür sind  iTunes Match, der Amazon Cloud Player oder Google Music. Aber auch Musik-Abodienste wie Deezer, Napster oder Spotify streamen ihr Programm live von Servern aus dem Internet. Das hat Auswirkungen auf die Wiedergabemöglichkeiten:

  • Bluetooth funktioniert genauso wie mit gespeicherten Dateien – bietet also auch dieselben Vorzüge und Nachteile (siehe oben).
  • AirPlay ist es ebenfalls egal, woher die Audiodaten stammen – solange Sender und Empfänger per Router verbunden sind. Ist das Smartphone stattdessen direkt am Lautsprecher angemeldet, fehlt ihm unter Umständen die Internet-Verbindung. Die meisten Geräte können per WLAN nicht gleichzeitig mit dem Funknetz der Box und mit dem Router verbunden sein. In so einem Fall lassen sich dann keine Songs aus der Cloud abspielen, sondern nur lokal gespeicherte Dateien. Oder die Cloud-Musik muss über das Mobilfunknetz (3G, LTE) aus dem Internet kommen, wodurch Datenvolumen aus dem Mobilfunkvertrag verbraucht wird und eventuell zusätzliche Kosten entstehen.
Einstellungen für Musikdienste im SoundTouch-System von Bose. ©digitalzimmer.de
Einstellungen für Musikdienste im SoundTouch-System von Bose. ©digitalzimmer.de
  • Multiroom-Audiosysteme sind mehr oder weniger reglementiert, was die Nutzung von Cloud-Musik angeht. Für Streaming-Dienste wie Deezer oder Spotify ist immer eine Anmeldung mit den Zugangsdaten des Nutzers nötig. Die Möglichkeit dazu muss vom Hardware-Hersteller vorgesehen sein – wenn die Geräte nicht einfach per Bluetooth Musik aus der App eines Streaming-Anbieters empfangen können. Für die Kaufentscheidung heißt das: Wer bereits ein kostenpflichtiges Musikabo besitzt, sollte die Multiroom-Anlage auch danach aussuchen. Sonst kann er seine Playlisten hinterher auf den Geräten nicht hören. Spotify kommt übrigens in zwei Varianten vor: als Spotify Connect und mit traditioneller Anmeldung. Bei Spotify Connect entfällt die Eingabe von Zugangsdaten, weil zur Musikauswahl die Spotify-App benutzt wird. Dort muss der Abonnenten ja sowieso angemeldet sein. Wichtiger Kostenfaktor: Auf Systemen mit Spotify Connect brauchen alle Haushaltsmitglieder eigene Abos, wenn Sie gleichzeitig und unabhängig voneinander Musik spielen wollen. In solchen Fällen empfiehlt sich dann ein Familienabo. Preiswerter ist die Spotify-Integration auf Geräten von Sonos. Hier genügt ein Konto pro Haushalt. Es versorgt bei Bedarf mehrere Lautsprecher parallel mit individuellem Musikprogramm.