Google Home und Amazon Echo im Vergleich. ©digitalzimmer

Google Home und Amazon Echo im Vergleich

Mit dem Start von Google Home in Deutschland ist der Wettstreit eröffnet. Neben den beiden Lautsprechern von Amazon gibt es nun eine weitere Möglichkeit, sein Smarthome mit Sprachbefehlen zu steuern. Doch wie schlagen sich Google Home und Amazon Echo im Vergleich? Hier sind unsere Erfahrungen.

Zum Einstieg eine kurze Begrüßung, gesprochen vom Google Home:

Und so hört es sich an, wenn der Amazon Echo das Wort ergreift:

Beide Aufnahmen wurden mit einem Røde-Mikrofon (SmartLav+) in etwa 15 Zentimetern Abstand vom Lautsprecher gemacht. Die Originaldatei ist ein WAV-File. Hier auf der Webseite kommen allerdings MP3-Versionen mit 320 Kilobit pro Sekunde zum Einsatz. Im direkten Vergleich fällt auf, dass die Stimme des Googles Assistant ein wenig komprimierter und kratziger klingt. So als handele es sich um eine Version mit niedrigerer Datenrate. Alexa von Amazon wirkt entspannter. Man könnte aber auch sagen: ein wenig gelangweilt. Letztendlich ist es Geschmackssache, ob man die lebhafte Google-Stimme lieber mag oder den eher distinguierten Tonfall von Alexa.

Technik-Vergleich: Was kann die Hardware?

Im Prinzip unterscheiden sich die Geräte nicht groß voneinander. Sowohl der Google Home als auch die beiden Echo-Modelle sind Lautsprecher mit integrierten Mikrofonen für die Sprachsteuerung. Amazon treibt dabei mehr Aufwand: Sechs kreisförmig angeordnete Mikros und eines in der Mitte verfolgen das Geschehen im Raum. Der Google Home muss mit zwei Mikrofonen auskommen. Trotzdem reagiert er gut auf Kommandos – selbst wenn der Sprecher aus dem Nebenraum ruft oder gerade Musik läuft. Ein Unterschied ist im Test praktisch nicht auszumachen.

Wohl aber im Lautsprecherklang: Der säulenförmige Amazon Echo liegt hier vorn. Er profitiert von seiner Zweiwege-Konstruktion mit separatem Hochtöner und einem 6,3 Zentimeter großen Subwoofer. Im Google Home muss ein Breitband-Chassis mit 5 Zentimetern Durchmesser den Job alleine erledigen, nur unterstützt von zwei Passivmembranen. Das Ergebnis klingt für die Größe erstaunlich kraftvoll. Vor allem die Bässe überzeugen und lassen den Echo recht dünn dastehen. Im direkten Vergleich fehlt es dem Google-Lautsprecher dann aber an Details und Transparenz. Während der Echo eher schlank wirkt, klingt der Google Home etwas dumpf.

Ein Lautsprecher und zwei Passivmembranen liefern den Ton des Google Home. ©digitalzimmer
Ein Lautsprecher und zwei Passivmembranen liefern den Ton des Google Home. ©digitalzimmer

Das Schlusslicht im Trio bildet erwartungsgemäß der kleine Echo Dot. Sein Lautsprecher empfiehlt sich nur für Sprachdurchsagen und Alarmtöne.  Mit einem Kabel am Klinkenausgang kann er dieses Manko jedoch überspielen. Es  liefert den Ton zum Beispiel an die Stereoanlage, an Aktivboxen oder an ein Multiroom-System wie Sonos. Alternativ lassen sich externe Lautsprecher per Bluetooth versorgen. Umgekehrt können Echo Dot und Echo selbst als Bluetooth-Lautsprecher dienen. Das geht mit dem Google Home nicht, weil er den Kurzstreckenfunk nicht unterstützt. Auch auf einen Audio-Ausgang hat Google verzichtet. Wer Musik auf seine Anlage streamen will, braucht zusätzlich einen Chromecast Audio.

Direkter Anschluss für die Stereoanlage: gibt's nur am Echo Dot. ©digitalzimmer
Direkter Anschluss für die Stereoanlage: gibt’s nur am Echo Dot. ©digitalzimmer

Einen Unterschied gibt es offenbar auch beim WLAN-Modul. Der Google Home zeigt beide Testnetze der Fritz Box im Digitalzimmer an und kann sich problemlos mit ihnen verbinden. In der Alexa-App von Amazon erscheint dagegen nur das 2,4-GHz-WLAN. Der 5-GHz-Bereich bleibt für die Amazon-Geräte unsichtbar. Auch die Eingabe des Netzwerknamens von Hand kann sie nicht zur Verbindung bewegen. Das gilt es zu berücksichtigen, wenn in einem Haushalt beide Frequenzbänder parallel genutzt werden – etwa um datenintensives Streaming von anderen Aufgaben zu trennen.

Audiowiedergabe: Google Home vs. Amazon Echo

Sowohl Google als auch Amazon holen die Musik für ihre Lautsprecher aus der Cloud. Das heißt: Es gibt keine Möglichkeit, Songs aus anderen Quellen abzuspielen – vom Bluetooth-Empfang der beiden Echo-Modelle einmal abgesehen. Als Datenlieferanten bieten sich Streaming-Dienste an. Im Falle von Amazon sind das Spotify und TuneIn sowie das hauseigene Amazon Music. Google hält mit seinem Google Play Music sowie Spotify, Deezer und TuneIn dagegen. Für die Nutzung der meisten Angebote ist ein Premium-Abo nötig. Nur Webradio mit TuneIn geht ohne Extrakosten.

Prime-Kunden von Amazon können im Rahmen ihres Vertrags auf einen abgespeckten Katalog von etwa zwei Millionen Songs zugreifen und seit dieser Saison auch Live-Übertragungen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga verfolgen. Hinzu kommen Hörbücher, die der Kunde bei Audible gekauft hat, sowie ausgewählte Titel der Kindle-Bibliothek, für die Amazon eine Vorlesefunktion anbietet.

Wer eigene Musik hören möchte, die er zu Hause auf der Festplatte gesammelt hat, kann sich mit einem Trick behelfen. Er lädt die Sammlung in die jeweilige Cloud von Amazon oder Google hoch. Im kostenlosen Online-Speicher von Google ist Platz für 50.000 Songs. Amazon akzeptiert gratis nur 250 Titel. Eine Erweiterung auf bis zu 250.000 Songs kostet rund 25 Euro pro Jahr. Dafür gewährt Amazon aber direkten Zugriff auf jeden hochgeladenen Song. Die Nennung von Titel und Interpret genügt. Dann spielt der Echo das gewünschte Stück ab. Der Google Home hat nur Zugriff auf Playlisten mit den gespeicherten Titeln. Wer bestimmte Tracks aus seiner Bibliothek abrufen will, erhält eine Fehlermeldung: Der Titel sei in der jeweiligen Region nicht verfügbar. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Software der Streaming-Lautsprecher entwickelt sich weiter und wartet kontinuierlich mit neuen Funktionen auf.

Mit dem Echo lassen sich gezielt Titel aus der privaten Musikbibliothek bei Amazon abrufen.
Mit dem Echo lassen sich gezielt Titel aus der privaten Musikbibliothek bei Amazon abrufen.

Ein großer Vorteil des Google Home ist seine Multiroom-Funktion. Anders als die Echo-Modelle von Amazon lässt er sich mit weiteren Lautsprechern gruppieren, um mit ihnen zu musizieren. Dabei akzeptiert der Google nicht nur seinesgleichen: Als Spielpartner kommen auch Audiogeräte mit Chromecast-Funktion in Frage. Das kann ein Chromecast-Audio von Google oder ein anderes Gerät mit dieser Technologie sein – etwa ein Multiroom-Lautsprecher von Pioneer oder Raumfeld. Wichtig dabei: Es muss sich um Audio-Geräte handeln. Produkte für das Videostreaming wie der Chromecast Ultra oder ein Shield TV von Nvidia lassen sich nicht für Multiroom-Betrieb gruppieren – obwohl sie über einen Fernseher oder die AV-Anlage ja ebenfalls Musik abspielen.

Der Google Home spielt im Multiroom-Betrieb auch mit Geräten anderer Marken zusammen. ©digitalzimmer
Der Google Home spielt im Multiroom-Betrieb auch mit Geräten anderer Marken zusammen.

Beim Einrichten und Verwalten des Multiroom-Systems hilft die Smartphone-App „Google Home“. In ihr erscheinen alle Geräte, die mit dem Google-Konto verbunden sind. Der Nutzer kann daraus Gruppen bilden und diese speichern. So lässt sich zum Beispiel eine Gruppe mit dem Namen „Party“ anlegen, die sämtliche Lautsprecher enthält. Auf Kommando startet die Musik dann im ganzen Haus. Ebenso gut kann der Google Home sein Programm auf einzelne Funkboxen leiten, die Wiedergabe dort starten oder stoppen. Eine systemübergreifende Lautstärkekontrolle gibt es allerdings nicht. Wer andere Geräte als den Google Home lauter oder leiser stellen will, muss zum Smartphone und der Google-Home-App greifen.

In der Google-Home-App lassen sich Lautsprechergruppen bilden und speichern.
In der Google-Home-App lassen sich Lautsprechergruppen bilden und speichern.


Über das Kommunikationstalent des Google Home ist im Internet schon viel geschrieben worden. Im Unterschied zum Echo kann er an vorangegangene Fragen anknüpfen. So lässt sich zum Beispiel der nächstgelegene Supermarkt ermitteln und direkt im Anschluss nach den Öffnungszeiten fragen – ohne den Namen des Marktes noch einmal nennen zu müssen. Die Trefferquote scheint bei Wissensfragen insgesamt etwas größer. Wahrscheinlich, weil Google auf die Informationen seiner eigenen Suchmaschine zugreifen kann.