Google Home und Amazon Echo im Vergleich. ©digitalzimmer

Google Home und Amazon Echo im Vergleich

Allwissend ist das System trotzdem nicht. So liest der Google Assistant auf die Frage: „Wer ist Bundeskanzler?“ nur den allgemeinen Wikipedia-Eintrag aus dem Internet vor. Alexa antwortet dagegen korrekt: „Angela Merkel“. Andererseits konnte Google im Test das finale Ergebnis der Fußball-Begegnung VfB-Stuttgart gegen Energie Cottbus nennen: „4:3 nach Elfmeterschießen“. Alexa meinte irrtümlich, das Spiel am 13.8.2017 sei ohne Verlängerung mit einem Unentschieden (2:2) zu Ende gegangen.

Auch im Funktionsumfang gibt es Unterschiede. Der Google-Assistant kann derzeit nur Termine vorlesen aber selbst keine Kalendereinträge machen. Dabei unterstützt er ausschließlich Google-Kalender, während Amazons Alexa auch Zugriff auf Konten bei Microsoft (Outlook.com oder Office 365) oder Apple (iCloud) hat. Das sind aber wie gesagt Momentaufnahmen, die sich schnell ändern können. Wichtiger als der aktuelle Funktionsumfang ist die Arbeitsweise der digitalen Assistenten. Denn hier gibt es einen fundamentalen Unterschied: Google baut Abfragen direkt in sein System ein. So funktioniert zum Beispiel die Steuerung smarter Lampen von Philips oder Lifx „ab Werk“. Besitzer eines Amazon Echo müssen einen extra „Skill“ dafür installieren. So heißen kleine Sprachprogramme, die den Funktionsumfang des Echo erweitern.

Der Alexa-Skill verbindet ein Smarthome-Gerät mit der Sprachsteuerung von Amazon. ©digitalzimmer
Der Alexa-Skill verbindet ein Smarthome-Gerät mit der Sprachsteuerung von Amazon.

Beides hat Vor- und Nachteile. Die Google-Methode gestaltet sich unkomplizierter – wenn man den ungefähren Wortlaut des Kommandos kennt. Spezielle Anredeformen im Stil von „Alexa … frage Deutsche Bahn …“ gibt es nicht. Dafür machen die Skills den Echo präziser und häufig auch leistungsfähiger. Um im Beispiel zu bleiben: Alexa nennt für eine Bahnverbindung die planmäßige Abfahrts- und Ankunftszeit, das Gleis, die Zugnummer und ob es eine Verspätung gibt. Der Google Assistant sagt nur „Nimm vom Hauptbahnhof den ICE. Die Abfahrt ist in 11 Minuten“.

Smarthome-Steuerung: Welche Lösung ist besser?

Geräte von mehr als 40 Herstellern hören bereits auf den Google Home. Darunter sind allerdings viele Marken, die in Deutschland überhaupt keine Rolle spielen. Zu den relevanten Produkten gehören Belkin WeMo, D-Link, Nest, TP-Link sowie die Lichtsysteme von Lifx und Philips Hue. Osram Lightify und Honeywell tauchen in der Liste auf, stehen aber nur US-Nutzern zur Verfügung. Das heißt: Aktuell gibt es keine Möglichkeit, die Heizung mit dem Google Assistant zu steuern. Das dürfte sich zur Wintersaison jedoch ändern. Bis dahin will Nest seinen Smart Thermostat in Deutschland anbieten und auch Tado hat Unterstützung angekündigt.

Update vom 16. August 2017: Es ging schneller als gedacht. Ab sofort sind die smarten Thermostate und Klimaregler von Tado und Netatmo über den Google Home steuerbar.

Die App zum Google Home verknüpft den Lautsprecher mit Smarthome-Geräten.
Die App zum Google Home verknüpft den Lautsprecher mit Smarthome-Geräten.

Amazon kann auf ein deutlich größeres Portfolio verweisen. Es enthält neben Einzellösungen für Licht, Heizung oder Steckdosen auch komplette Smarthome-Systeme. Anbieter wie Devolo, EQ-3 (Homematic IP), Homee oder Innogy haben ihre Haussteuerung für Alexa geöffnet. Der Vorteil: Ein Sprachbefehl genügt, um komplexe Szenen zu starten. Auf Zuruf verdunkelt sich zum Beispiel das Wohnzimmer, der Fernseher schaltet sich ein und die Lampen wechseln auf Heimkino-Stimmung. In Ansätzen geht das mit Google Home zwar auch. Ein Harmony Hub von Logitech und der Online-Dienst IFTTT übernehmen dabei die Kontrolle. Ein Smarthome-System, gesteuert vom Amazon Echo, bietet aber mehr Möglichkeiten.

Hinzu kommt die praktische Gruppierung in der Alexa-App. Sie erlaubt es, Geräte zu verbinden und gemeinsam zu steuern, egal in welchem Raum sie sich befinden. So lassen sich mit „Heizung ausschalten“ etwa alle Thermostate gleichzeitig bedienen. Oder ein Befehl aktiviert beim Verlassen der Wohnung nur bestimmte Lampen im Haus – als Abwesenheitsbeleuchtung. In Google Home sind die Produkte ausschließlich über Zimmer ansprechbar. Hier würde man sich manchmal eine Gruppenfunktion wünschen, wie es sie für Multiroom-Lautsprecher ja bereits gibt.

Die Taste zum Stummschalten der Mikrofone am Google Home (links) und Amazon Echo.
Die Taste zum Stummschalten der Mikrofone am Google Home (links) und Amazon Echo.
Google Home und Amazon Echo im Vergleich: Das Fazit

Der Herausforderer legt ein beeindruckendes Tempo vor. Wenn man bedenkt, dass Google Home auf Deutsch erst vor wenigen Tagen gestartet ist, verblüfft die Leistung besonders. In vielen Punkten schließt der Newcomer schon jetzt zum Amazon Echo auf. Andere sind Geschmackssache wie die Sprachmelodie oder klangliche Abstimmung des Lautsprechers.

Für Google sprechen die umfangreichen Streaming-Funktionen. Wer bereits Lautsprecher mit Google Cast besitzt – oder deren Anschaffung plant – kann sie leicht um Sprachsteuerung erweitern. Multiroom-Wiedergabe inklusive. Noch sind die Kommandos etwas rudimentär, aber das gibt sich mit der Zeit. Gleiches gilt für die sprachgesteuerte Video-Wiedergabe. Auf Zuruf YouTube am Chromecast Ultra starten oder Netflix in Gang setzen – das hat schon was. Im Gegenzug bietet Amazon das offenere Gerätekonzept mit Audio-Ausgang am Echo Dot und Bluetooth-Wiedergabe. Auch vom direkten Zugriff auf Titel der eigenen Musikbibliothek darf sich Google gerne eine Scheibe abschneiden.

Vor allem aber punktet Amazon mit seinen Alexa Skills. Sie mögen nicht alle perfekt sein. Die Qualität schwankt von Anbieter zu Anbieter. Dank Skill hat der Nutzer aber Kontrolle über seine Informationen. Gefällt ihm die Rezeptauswahl von Chefkoch.de nicht, kann er den Skill eines anderen Anbieters aktivieren. Bei Google entscheidet die Suchmaschine für ihn. Und manchmal hilft sie auch gar nicht weiter. So hat der digitale Assistent im Home noch keinen Zugriff auf Fahrpläne, das TV- oder Kinoprogramm. Google-Programmierer müssen erst eine Verbindung zu den entsprechenden Datenbanken herstellen. Sie werden sich künftig einen Wettlauf mit ihren Kollegen von Amazon liefern. Ich bin gespannt, wer das Rennen macht.