Laundrify-Steckdose und Waschmaschine

Sensoren für die Waschmaschine: Ich habe fertig

Wenn Waschmaschinen reden könnten, dann würden sie uns vielleicht daran erinnern, die Trommel zu leeren. Damit nasse Wäsche nicht stundenlang darin herumliegt und zu müffeln beginnt. Nun ja, es gibt moderne Maschinen, die machen sowas – von Bosch, Miele, Samsung, Siemens und anderen Herstellern. Sie schicken eine Push-Nachricht aufs Smartphone. Aber die meisten älteren Modelle eben nicht. Unser privates Exemplar zum Beispiel ist so intelligent wie ein Waschbrett oder der viel zitierte „Kessel Buntes“.

Mit einer Steckdose die Waschmaschine überwachen

Smarthome-Technik sollte so etwas lösen können und in der Tat haben clevere Menschen schon darüber nachgedacht. Im Forum von smartapfel.de etwa gibt es eine Anleitung, wie sich der Stromverbrauch von Waschmaschinen per HomeKit-Steckdose überwachen lässt (LINK). Aus den gemessenen Wattzahlen leitet die Regel ab, wann das Waschprogramm fertig ist und kann eine Automation starten. Im HomeKit-Haus geht so zum Beispiel eine Farblampe an – oder der HomePod spielt einen Song wie „Du willst mir an die Wäsche“ von Jennifer Rostock. Lukas von hobbyblogging.de hat etwas Ähnliches mit OpenHAB realisiert. Er kontrolliert Waschmaschine und Geschirrspüler über Fritz-Steckdosen (LINK).

Jede Maschine ist anders, das macht es kompliziert

Die Zuverlässigkeit so einer Lösung hängt vom Arbeitsaufwand ab, den man in die Regeln investiert. Denn Richtwerte oder allgemein gültige Anleitungen gibt es nicht. Jede Waschmaschine und jedes Waschprogramm verhält sich anders. Nach dem Aufheizen gibt es teilweise lange Phasen mit niedrigem Energieverbrauch, weil die Trommel sich kaum bewegt. Am Ende sinkt die Wattzahl nicht immer gleich auf null: Programme mit Knitterschutz sorgen für regelmäßige kurze Ausschläge im Messdiagramm.

Kurze Leistungsspitzen nach Ende des Waschprogramms erschweren die Messung.

Es kommt darauf an, den richtigen Schwellenwert zu finden. Nach welcher Dauer mit einem gewissen Energieverbrauch gilt das Waschprogramm als beendet? Die Messfunktion der meisten Smart-Home-Steckdosen gibt darauf keine Antwort, weil sie den Energieverbrauch in ihrer App nicht lückenlos dokumentiert. Ein Messwert alle paar Sekunden bringt nichts, weil vereinzelte kurze Ausschläge dabei durchs Raster fallen. Unsere zehn Jahre alte Miele produziert auch lange nach Programmende noch Spitzen von bis zu 160 Watt. Fällt so ein Moment auf den Messzeitpunkt, hält die Regel das Programm für immer noch nicht abgeschlossen.

Versuch und Irrtum führen (nicht immer) ans Ziel

Entweder also, man erfasst über ein Messgerät mit lückenloser Dokumentation den Verbrauch genau oder tastet sich nach dem „Trial an Error“-Prinzip an die Werte heran. Meine Wahl fiel vor einiger Zeit auf Bosch Smart Home, weil das System zwei Voraussetzungen erfüllt. Zum einen haben die großen Zwischenstecker eine Schaltleistung von 3680 Watt. Unsere Waschmaschine verbraucht im Heizbetrieb konstant über 2500 Watt. Das liegt im Grenzbereich dessen, wofür viele Funksteckdosen ausgelegt sind.

Der Bosch-Zwischenstecker mit Messfunktion verträgt auch leistungshungrige Geräte.

Zum Zweiten bringt Bosch eine komfortable Automatisierungsfunktion mit. In der App sind der Schwellenwert und die Wartedauer bis zum Auslösen des Alarms bequem auf einer Bildschirmseite einstellbar. Das hilft beim Herumexperimentieren. Allerdings konnte ich bis heute keine hundertprozentig befriedigende Kombination finden. Es passiert immer wieder, dass die gewünschte Warnlampe am Schreibtisch zu spät angeht. Bis dahin haben sich erste Knitter im Stoff der Oberhemden schon festgesetzt. Erfahrungen mit HomeKit und Homematic IP waren ähnlich gemischt, weshalb ich das Thema schon aufgeben wollte.

In der Bosch-App fällt das Einstellen von Schwellenwerten besonders leicht. ©digitalzimmer
Laundrify: die einfache Lösung aus Deutschland

Doch dann bin ich über Laundrify gestolpert, eine WLAN-Steckdose aus Deutschland, die einzig und alleine der Lösung meines Problems dient (LINK). Sie misst den Energieverbrauch einer angeschlossenen Waschmaschine – oder eines Wäschetrockners – und erstattet Bericht, sobald das Programm fertig ist. Knapp 25 Euro sind nicht die Welt und so habe ich Laundrify online bestellt.

Der WLAN-Zwischenstecker von Laundrify ist über die Herstellerseite erhältlich. ©digitalzimmer

Optisch erinnert das Gehäuse an einen Klassiker, den Zwischenstecker Sonoff S20 aus unserer Steckdosen-Parade vom letzten Jahr. Allerdings hat Laundrify mit 3680 Watt mehr Power (Sonoff: 2200 W) und bringt eigene Software mit. Eine gleichnamige App für iOS und Android richtet den Stecker ein und stellt die Verbindung zur Laundrify-Cloud her. Die ist nötig, weil das Gerät übers Internet mit seiner App kommuniziert. Auch für die Freigabe an Familienmitglieder (damit diese ebenfalls Benachrichtigungen bekommen) und für den Kontakt mit Amazon Alexa ist der Server zuständig.

Die Laundrify-App ist über eine eigene Cloud mit dem Zwischenstecker daheim verbunden.

Ich kann nicht beurteilen, wie sicher oder verschlüsselt diese Server-Infrastruktur ist. Aber immerhin: Die Laundify-App verlangt weder E-Mail-Adresse noch andere persönliche Daten. Der Einsatz ist anonym. Wie üblich müssen die Ortungsdienste am Smartphone freigegeben sein, um die Steckdose mit dem WLAN zu verbinden. Der Betrieb danach funktioniert auch ohne Standortdaten.

Mein Start verlief etwas holprig, weil sich der interne Hotspot des Steckers partout nicht deaktivieren wollte. Das Einrichtungs-WLAN laundrify_xxxx funkte munter weiter. Auf eine Support-Anfrage reagierte der Entwickler Mike Mühlhaupt jedoch prompt und schickte eine Anleitung, wie das Problem zu lösen sei.

Seither funktioniert Laundrify problemlos. Ohne besondere Konfiguration erkennt der WLAN-Stecker, wenn eine Wäsche fertig ist. Die voreingestellten Werte für Schleuderpausen (max. 90 Sekunden) und den Standby-Verbrauch (0 W) habe ich beibehalten, das „Knitterschutz-Programm“ aktiviert. Damit treffen die Push-Nachrichten zuverlässig auf dem Smartphone ein. Außerdem meldet sich die Apple-Watch. Es ist fast unmöglich, beides zu ignorieren.

Push-Benachrichtigungen von Laundrify landen auch auf der Apple Watch. ©digitalzimmer
Sprachansagen mit Alexa: „Die Wäsche ist fertig“

Einen echten Zugewinn an Lebensqualität bringt der Laundrify-Skill für Amazon Alexa. Mit seiner Hilfe kann der Zwischenstecker als Auslöser in Alexa-Routinen dienen. So gehen beispielsweise ein paar Hue-Lampen in der Wohnung an und der Amazon Echo am Schreibtisch meldet mit Alexas Stimme: „Das Waschprogramm ist fertig“. Auf Nachfrage sagt er auch so schlaue Dinge wie „Waschmaschine läuft seit 45 Minuten“ oder „ … ist fertig seit drei Minuten“.

Etwas kurios wirkt die Zustandsbeschreibung von Auslösern in der Alexa-App. Dort heißt der Status „Schließen“, dass ein Waschvorgang beginnt. „Öffnen“ bedeutet, er ist zu Ende. Die Begriffe sind wohl dem Umstand geschuldet, dass Amazons digitale Assistentin keine Ahnung von Hauswirtschaft hat und Waschmaschinen als Produktkategorie nicht kennt. Laundrify läuft hier als Kontaktsensor.

Mit einer Routine sagt Alexa das Ende des Waschprogramms an und schaltet Warnlichter ein.

Fehlt eigentlich nur noch die Integration in weitere Smarthome-Lösungen. IFTTT wäre ein interessanter Kandidat. Der kommerzielle US-Dienst ist für kleine, unabhängige Entwickler aber wahrscheinlich unerreichbar. Es gibt auch ein unabhängiges Plugin für Homebridge (LINK). Damit lässt sich der Laundrify-Stecker theoretisch wie Logitechs Harmony-Hub in Apple HomeKit integrieren. Allerdings funktioniert der Code des Plugin-Entwicklers bislang nicht so richtig. Ich werde das Thema weiter verfolgen und berichten. Wer hat sonst noch seine Waschmaschine auf die eine oder andere Weise smart gemacht? Ich bin gespannt auf Kommentare.

Update vom 27. Juni 2021: Von Laundrify gibt es jetzt ein eigenes, offizielles Homebridge-Plugin, das prima funktioniert und leicht einzurichten ist. Mehr dazu in diesem News-Betrag.

7 Gedanken zu „Sensoren für die Waschmaschine: Ich habe fertig“

  1. Sehr interessanter Beitrag.

    Ich habe mich beim Lesen nur die ganze Zeit gefragt, ob man nicht mit einem Helligkeitssensor (Fotodiode), den man auf eine der LEDs am Gerät klebt, viel einfacher ans Ziel kommt. Meines Wissens nach haben auch die meisten neuen Geräte neben riesigen Displays auch immernoch irgendwelche Status-LEDs oder leuchtende Knöpfe für Start/Stop, Ende, Türverriegelung etc. deren Zustand man recht einfach optisch abgreifen könnte. Diese Information wäre doch viel direkter als erst das Lastprofil zu interpretieren um damit auf das Ende eines Waschvorgangs zu schließen.

    Es gibt z.B. für Homematic einen kleinen Sensor zum aufkleben (“Zählersensor ES-LED”), der den Blinkimpuls von Stromzählern ablesen kann, ohne in den Zähler selbst eingreifen zu müssen (z.B. bei Mietwohnungen). Sowas in der Art müsste sich doch verwenden lassen um zu erkennen, ob die LED für Start oder Türverriegelung eine Stunde lang geleuchtet hat und nun ausgegangen ist.

    1. Unsere Waschmaschine hat auch Status-LEDs: Start, Betrieb, Fertig.
      Man könnte auch den Strom für die “Fertig” LED abgreifen, das dann per WLAN eine Meldung sendet.
      Müsste man halt löten, etc.

  2. Ich habs für unsere Siemens Waschmaschine mit einer FritzDECT200 recht gut hinbekommen. Vielleicht in einem von 20 Versuchen schaltet die Steckdose zu früh ab, weil die WM scheinbar eine (lange) Denkpause einlegt. Kommt aber nur bei selten gewählten Spezialprogrammen vor.

    Wo ich aber deutlich mehr Probleme habe, ist den Trockner zu zähmen. Der macht am Ende seines Hauptprogramms nämlich automatisch “Auflockern”, so dass sich gar keine rechte Ruhe im Verbrauch einstellen will. Auch die Verbrauchsausschläge im normalen Programm und beim Auflockern sind recht ähnlich. Alles nichts, was man an eine FritzDECT200 weitergeben kann. :-(

  3. der Loundrify ist gar nicht lieferbar. warum macht ihr Werbung für sowas wenn das Produkt gar nicht zu kaufen gibt.

    1. Hallo Kite,

      ich mache keine Werbung für Laundrify und habe auch selbst gerade erst entdeckt, dass die Steckdose im Augenblick nicht lieferbar ist. Es vergehen in der Regel ein paar Wochen, bis so ein Blog-Beitrag fertig ist. In diesem Fall fällt die Veröffentlichung mit einem Lieferengpass zusammen. Aber Nachschub ist laut Webseite des Herstellers ja unterwegs.

      Viele Grüße aus dem Digitalzimmer

    2. Hallo Kite,

      Frank-Oliver hat mich heute freundlicherweise auf den Artikel hier und die offene Frage zur Verfügbarkeit aufmerksam gemacht.

      Ich habe den Lieferengpass bewusst in Kauf genommen, da die Entwicklung der neuen Firmware noch nicht ganz abgeschlossen war. Neben dem im Artikel angesprochenen Problem zur Deaktivierung des Einrichtungs-WLANs wurden bei der neuen Firmware noch weitere Verbesserungen umgesetzt, die nun leider eine Lieferverzögerung von wenigen Wochen verursachen.

      Nach aktuellem Stand müssten die neuen Geräte ab Ende November wieder lieferbar sein. Auf der Webseite gibt es ein Formular, um dich per Mail benachrichtigen zu lassen, sobald die Geräte wieder vorrätig sind.

      Bei weiteren Fragen melde dich gerne direkt bei mir per Mail an mike@laundrify.de

      Liebe Grüße

      Mike (laundrify Entwickler)

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