Wer www.smarthome.de in einen Browser eingibt, landet wie selbstverständlich bei der der Deutschen Telekom. Das Unternehmen hat den Trend zur Heimvernetzung wohl früh erkannt. Sonst wäre es ihm kaum gelungen, die wichtige Domain zu sichern. Aktuell führt der Link zu Magenta Smarthome. So nennt der Bonner Konzern sein drahtloses System zur Haussteuerung – farblich abgestimmt auf andere Produkte wie Magenta Mobil oder die Magenta Cloud.
Oft fällt im Zusammenhang mit Magenta Smarthome aber noch ein anderer Name: Qivicon. Er steht für die technische Plattform dahinter. 2013 von der Telekom und Partnern wie EnBW, EQ-3 und Miele ins Leben gerufen, verbindet Qivicon die Produkte verschiedener Hersteller zu einem System. Ob Türkontakt, Rauchmelder, Überwachungskamera oder Waschmaschine – alle Geräte kommunizieren über eine gemeinsame Funkzentrale: die Qivicon Home Base. Sie unterstützt von Haus aus den Homematic-Standard von EQ-3, weshalb ein Großteil der angebotenen Regler und Sensoren aus dem Sortiment des ostfriesischen Herstellers stammt. Über vier USB-Buchsen an der Basisstation lassen sich andere Funkstandards jedoch nachrüsten. So bietet die Telekom schon länger einen Zigbee-Stick an, der Miele-Hausgeräte, Lightify-Lampen von Osram und Bitron-Home-Produkte mit der Zentrale verbindet.
Welche Produkte gehören zu Magenta Smarthome?
Zum Betrieb von Magenta Smarthome gehören zwei: die gleichnamige App für Android- oder iOS-Geräte und die bereits erwähnte Qivicon Home Base. Ohne App lässt sich mit der Basis wenig anfangen, weil die meisten Einstellungen nur auf dem Smartphone oder Tablet zur Verfügung stehen. Eine Weboberfläche erlaubt zwar die Installation neuer Geräte im Browser, sie kann aber keine Regeln erstellen oder automatische Abläufe programmieren.
Die Preise für ein Startpaket mit Qivicon Home Base beginnen bei 1 Euro. Wie in Handy-Verträgen setzt die Telekom auf das Subventionsprinzip. Der Nutzer schließt ein Abo über zwei Jahre ab und bekommt die Hardware fast geschenkt. Die laufenden Kosten betragen dabei zwischen 4,95 und 9,95 Euro monatlich, je nach gewähltem Paket. Wer mag, kann die Basis auch für rund 120 Euro kaufen und bezahlt dann 4,95 Euro pro Monat für den Magenta Smarthome Dienst. Mit ihm lassen sich alle Geräte steuern, die auf der Qivicon-Kompatibilitätsliste im Internet aufgeführt sind. Vom einfachen Tür-/Fensterkontakt (30 Euro) über Heizungsregler (ab 40 Euro) bis hin zum Wassermelder (70 Euro) reicht das Programm. Besonders umfangreich ist der Katalog an fernbedienbaren Miele-Hausgeräten. Aber auch Überwachungskameras von D-Link und das drahtlose Lichtsystem Hue von Philips gehören zum Sortiment. Weitere Partner wie Sonos und Logitech sind angekündigt.
Wie funktioniert die Steuerung im Magenta Smarthome?
Wegen der vielen verschiedenen Hersteller kann die Installation von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Die App gibt deshalb zu jedem Gerät eine bebilderte Schritt-für Schritt Anleitung. Manchmal ist auf den ersten Blick etwas unklar, welches Produkt gemeint ist, etwa wenn von Hue-Lampen der „1. Generation“ die Rede ist. Wer nacheinander die Alternativen ausprobiert, kommt aber trotzdem ans Ziel. Beim Hinzufügen neuer Geräte erhalten diese auch gleich einen Raum im Smarthome zugewiesen. So weiß das System genau, wo sich die Sensoren und Regler oder Schalter befinden.
Danach gibt es für die Steuerung mehrere Möglichkeiten. Ein Heizkörperventil, das mit der Qivicon-Basis verbunden ist, lässt sich beispielsweise weiterhin von Hand regeln. Die sogenannte Fernbedienung in der App Magenta Smarthome stellt die gewünschte Temperatur aber auch am Smartphone ein. Ein Qivicon-fähiger Wandthermostat im selben Raum übernimmt automatisch die Kontrolle – und ein Tür/Fensterkontakt gibt während des Lüftens den Befehl, das Motorventil zu schließen. Mit Heizplänen in der App lässt sich der Komfort zeitgesteuert optimieren. So hat das Badezimmer morgens schon Wohlfühltemperatur und in der Nacht wird automatisch Energie gespart.
Wie sieht der Alltag im Magenta Smarthome aus?
Im Idealfall programmiert der Nutzer sein Smarthome so, dass viele Dinge von alleine ablaufen. Wie in anderen Systemen gibt es dafür Szenen oder Regeln. Sie heißen bei der Telekom Situationen. Eine Situation kann beispielsweise das Licht einschalten, wenn ein Sensor im Flur Bewegung registriert. Oder sie verwandelt das Wohnzimmer mit gedimmten Hue-Lampen in ein Heimkino, während Funksteckdosen gleichzeitig den TV und die Surround-Anlage hochfahren. Als Auslöser kommen andere Geräte wie Wandschalter oder Bewegungsmelder in Frage. Genauso gut kann die Szene aber auch zu einer bestimmten Uhrzeit, bei Sonnenauf- oder untergang aktiviert werden. Besonders elegant ist die Verknüpfung mit An- und Abwesenheit gelöst: Ein Schieber in den Einstellungen legt fest, ob die Regel nur im einen oder anderen Fall gilt. Bei anderen Systemen sind dafür größere Programmierarbeiten nötig. So müssen Besitzer von RWE Smarthome etwas umständlich ein Logik-Profil anlegen.
Auch den Einsatz als Alarmanlage hat die Telekom weitgehend vorbereitet. Unter dem Menüpunkt Alarmsystem lassen sich installierte Lichter, Sirenen (Rauchmelder) oder WLAN-Kameras auswählen und für die Hausüberwachung nutzen. EIn Umschalten der App vom „Zu Hause“-Betrieb auf „Abwesend“ schaltet die Anlage automatisch scharf. Stellt nun die Überwachungskamera eine Bewegung fest oder meldet der Türkontakt die unbefugte Öffnung, schlagen die Rauchmelder Alarm und die Lampen im Haus beginnen zu blinken. Weitere Einstellungen sind dafür nicht nötig, das System weiß selbst, was zu tun ist. Ähnlich verhält sich auch der Haushüter, ein virtueller Bewohner, der nachts zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Räumen das Licht einschaltet. Die Funktion simuliert auf einfache Weise Anwesenheit . Sie stößt bei manchen Nutzern aber auch auf Kritik, weil sich die Zeiten nicht anpassen lassen. Wer seine Lebensgewohnheiten ganz individuell abbilden will, kann freilich auch eigenen Situationen programmieren oder das Licht vom Urlaub aus über das Internet schalten.
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Den Fernzugriff hat Magenta Smarthome serienmäßig an Bord. Die Qivicon-Basis ist online mit den Telekom-Servern verbunden und darüber auch fernbedienbar. Fällt der heimische Internet-Anschluss aus oder gibt es ein Problem im Rechenzentrum der Telekom, kann die Cloud-Abhängigkeit auch zum Nachteil werden. So geschehen im September 2015, als Sofware-Updates und ein Rechnerausfall die Qivicon-Plattform über mehrere Stunden lahmlegten. Im April 2016 gab es einen weiteren Ausfall, wie heise.de berichtet.
Für solche Fälle – und für Kunden, die es mit dem Schutz ihrer Daten sehr genau nehmen –, bietet die App inzwischen einen „Lokalen Zugriff“. Ist er aktiviert, tauscht die Basis keine Daten mit der Cloud mehr aus. Die Steuerung läuft dann nur noch übers heimische WLAN. Damit entfällt natürlich auch die Fernbedienungsmöglichkeit. Programmierte Situationen funktionieren weiterhin, es lassen sich aber keine Änderungen mehr vornehmen. So springt zum Beispiel die Farb- und Helligkeitseinstellung einer Hue-Lampe immer wieder auf den Ursprungswert zurück. Den vollen Funktionsumfang bietet Magenta Smarthome also nur mit Internetverbindung. Hier unterscheidet sich das Telekom-System nicht groß von anderen Cloud-basierten Lösungen wie Homematic IP, Devolo Homecontrol oder RWE-Smarthome.