Apple und die Schattenseiten der iCloud

Wer seine Daten in der Cloud speichert, hat sie immer und überall verfügbar. Oder eben nicht. Denn wenn der Online-Speicher eine Fehlfunktion hat, herrscht auf allen Geräten dasselbe Schlamassel. In den vergangenen Wochen durfte ich diese Schattenseite der Datenwolke kennenlernen – die Nachteile der Cloud im Allgemeinen und die von Apples iCloud im Besonderen. Wobei anzumerken wäre, dass der Apfel hier nur als Stellvertreter steht. Das Problem hätte mit Accounts von Amazon, Google oder Microsoft genauso auftreten können. Es liegt nicht am Unternehmen, sondern an der fortschreitenden Tendenz, immer mehr Dienste und Funktionen  mit einem einzigen Benutzerkonto zu verbinden.

Im Falle von Apple heißt dieses Konto Apple-ID und die Kette der Ereignisse beginnt mit einem Betriebssystem-Update Ende Oktober: Ich aktualisiere meinen iMac und das MacBook auf die jüngste OS X-Version 10.10, auch Yosemite genannt. Wie die Male zuvor – beim Wechsel auf Mountain Lion (10.8) und Mavericks (10.9) – geht der Umstieg recht reibungslos vonstatten. Ein paar Programme auf dem Rechner verlangen nach Updates, von anderen heißt es Abschied nehmen, weil ihr Anbieter das neue OS X nicht mehr unterstützt. Ansonsten läuft alles wie gewohnt – zunächst.

iCloud synchronisiert nicht alle Adressen …

Nach einigen Tagen fällt auf, dass am iMac diverse Kontaktdaten fehlen. Auch die Gruppen, in denen ich Kunden, Freunde und Familie einsortiere, sind verschwunden. Das Adressbuch wird über iCloud auf alle meine Apple-Geräte synchronisiert, also zuerst ein Kontrollblick aufs iPhone: alles da. Auf dem iPad: ebenfalls. Ein Login auf Apples Webseite www.icloud.com, führt zu der beruhigenden Erkenntnis, dass die Kontakte noch vorhanden sind. Sie werden nur aus irgendwelchen Gründen nicht richtig synchronisiert. Eine Recherche in den Diskussionsforen bei Apple zeigt, dass andere Umsteiger ähnliche Probleme haben. Doch damit nicht genug: Das Ab- und wieder Anmelden in der iCloud bringt mein MacBook ebenfalls dazu, Kontakte zu verschlucken. Hinzu kommt, dass wegen der tiefen Adressbuch-Integration ins Betriebssystem auch andere Apple-Programme nicht richtig funktionieren: Mail findet bei der Suche nach Namen die betroffenen Absender nicht, Nachrichten und FaceTime zeigen statt Empfängernamen im Klartext nur Mobilfunknummern oder E-Mail-Adressen an. Siri kann am iPhone keine Telefonnummern wählen oder Nachrichten verschicken.

Als langjähriger Computernutzer kennt man die Lösungswege bereits, die einem Support-Mitarbeiter in solchen Situationen vorschlagen: Synchronisation aus und wieder einschalten. Adressbuch-Inhalte löschen und frisch aus der Cloud laden. Im Betriebssystem einen neuen Benutzer anlegen und dort das Ganze noch einmal versuchen – um herauszufinden, ob der Fehler mit dem Benutzerordner zusammenhängt oder mit der gesamten Betriebssystem-Installation. Arbeitsaufwand bis dahin: etwa eine Stunde – ohne den gewünschten Erfolg. Früher, als Datenwolken noch Luftschlösser waren, hätte ich zu diesem Zeitpunkt eine Sicherungskopie meiner Kontakte eingespielt und das Problem wäre erledigt gewesen. Die Backup-Funktion Time Machine in OS X macht so eine System-Wiederherstellung leicht. Nur: In einer synchronisierten Umgebung hätte das womöglich alle 1059 Kontakte doppelt in die Cloud befördert – und damit auch auf alle anderen Geräte.

Wie immer hilfsbereit: der Apple-Support

Da eine Neuinstallation des Betriebssystems aus verschiedenen Gründen keine Option war, entschloss ich mich, den Apple-Support zu kontaktieren. Wozu hat man schließlich einen Apple Care Protection Plan mit drei Jahren Telefonsupport? Allein dieser Service ist für gewöhnlich jeden Cent wert, den das Care-Paket Aufpreis kostet. Die Mitarbeiter kümmern sich in beinahe aufopfernder Hilfsbereitschaft um jedes kleine Problem. So auch in diesem Fall. Es dauerte einige Zeit in der Warteschleife, bis die nächsthöhere Instanz den Fall von einer First-Level-Supporterin übernahm, aber dann hatte ich meinen persönlichen Apple-Experten am Ohr. Wir kennen uns mittlerweile richtig gut, denn die Fehlersuche sollte sich über Wochen, Dutzende E-Mails und etliche, zum Teil fast einstündige Gespräche hinziehen. In Summe: weitere drei bis vier Stunden am Telefon und vor dem Rechner.

3 Gedanken zu „Apple und die Schattenseiten der iCloud“

  1. Wahnsinns Beitrag, ich hatte gerade selbst noch einen über die Vorteile geschrieben und wollte mal nachschauen ob es negative Erfahrungen gib. Das was die passiert ist, ist der Hammer, aber toll, dass man dir so gut geholfen hat, da merkt man dann den Unterschied doch etwas.

  2. Vielen Dank für das positive Feedback. Der Zentralisierung von Online-Funktionen ist meiner Meinung nach wenig entgegenzusetzen, wenn man nicht auf den damit verbundenen Komfort verzichten will. Ich persönlich nutze die iCloud gerne für die Synchronisation von Adressen, Kalendern und Erinnerungen sowie für iTunes Match.

    Bei Dokumenten und Bildern fahre ich mehrgleisig. Hier sind plattformübergreifende Speicher wie Dropbox oder Flickr eine gute Alternative. Sie bieten mehr Funktionen und man kann nicht nur mit bestimmten (Apple-)Geräten darauf zugreifen. Meine Passwörter überlasse ich auch eher einem Drittanbieter-Tool als dem iCloud-Schlüsselbund.

    Ansonsten versuche ich regelmäßig Backups meiner Daten auf lokalen Speichern anzulegen – in möglichst öffenen Formaten. So zum Beispiel Adressen als VCF-Export, Kalender im ICS-Format und Musik als MP3-, AAC oder FLAC-Datei.

  3. Danke für den klasse Beitrag. Aber gibt es denn von Deiner Seite her Empfehlungen/Wege, dem entgegenzuwirken?

    Speicherst Du alles noch bei Apple, oder welchen Weg/Wege gehst Du?

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