Das „Next big thing“ von Apple könnte nicht größer sein als ein Schlüsselanhänger. Mit etwa drei Zentimetern Durchmesser, acht Millimetern Dicke und 11 Gramm Gewicht sind die neuen AirTags wohl das kleinste Produkt, das die Amerikaner bislang auf den Markt gebracht haben – und eines der Günstigsten, wenn man das iOS-Gerät abzieht, das man dafür braucht. Ein AirTag kostet 35 Euro, der Vierer-Pack 119 Euro. Erst mit den in Leder gehüllten Hermès-Versionen wird es deutlich teurer (ab 299 Euro). Aber das wissen wir ja schon von Armbändern für die Apple Watch.
Prinzipiell bieten die kleinen Metallplaketten nichts Neues: Sie helfen ihren Besitzern, verlegte Dinge wiederzufinden. Vielleicht ist das der Grund, warum die AirTags im Neuheitenfeuerwerk zwischen iMacs, iPads und iPhones etwas untergegangen sind. Außerdem war bekannt, dass Apple daran arbeitet. Es fehlte also der Überraschungseffekt, der Next big things normalerweise auszeichnet.
AirTags sind besonders intelligente Tracker
Wie ihre zahllosen Vorgänger nutzen auch AirTags Bluetooth für die Ortung. Das Smartphone zeigt ihre Position auf einer Landkarte an. Bislang funktionierte so etwas eher schlecht als recht. Das haben meine Tests mit Bluetooth-Schlüsselanhängern im Jahr 2015 gezeigt – und seither viele weitere Versuche. Problem: Ein Bluetooth-Signal hat wenig Reichweite und ist für die Peilung zu ungenau.
Darum nutzt Apple zusätzlich seinen Ultrabreitband-Chip (Ultra Wide Band, UWB) für exakte Ortung. Er ist im iPhone 11 und 12 eingebaut, weshalb die „Genaue Suche“ (Precision Finding), wie Apple sie nennt, nur auf diesen Modellen zur Verfügung steht. Ob zu Hause der UWB-Chip im HomePod mini eine Hilfe sein kann, ist aktuell noch nicht klar. Wahrscheinlich eher nicht, sonst hätte der Apple TV 4K des Jahrgangs 2021 bestimmt auch so einen U1-Chip bekommen. Er wartet aber nur mit Thread als neuem Funkstandard auf.
Dank UWB-Chip kann das iPhone die Entfernung und Richtung zu einem AirTag viel genauer einschätzen, sobald es sich in Funkreichweite befindet. Während die Suchenden sich bewegen, sollen außerdem Informationen des Gyroskops und des Beschleunigungsmessers sowie der Kamera in die Ortung mit einfließen. Die „Wo-ist“-App zeigt dann Richtung und Distanz am iPhone-Bildschirm an. Darüber hinaus funktionieren natürlich auch alle anderen Suchoptionen, etwa per Sprachbefehl am HomePod. Nach dem Motto: „Hey Siri, wo ist mein Schlüsselbund?“ Ein integrierter Lautsprecher des AirTag spielt in diesem Fall Töne ab, um das Auffinden zu erleichtern.
Ortung auch außerhalb der Funkreichweite
Apples Wo-ist-Netzwerk soll gleichzeitig noch ein weiteres Problem lösen: die mangelhafte Reichweite. Schon länger lassen sich Apple-Geräte damit orten, die irgendwo verloren gingen. Ein Netz aus Milliarden iPhones, iPads und Macs weltweit leitet das Bluetooth-Signal an die rechtmäßigen Besitzerinnen und Besitzer weiter. Unbemerkt und anonymisiert dienen die Apple-Geräte dabei als Funkrepeater. Erst kürzlich wurde das Netzwerk für andere Hersteller geöffnet. Die neuen In-Ear-Kopfhörer von Belkin arbeiten zum Beispiel damit.
Und nun buchen sich auch AirTags in das Wo-ist-Netzwerk ein. Das heißt: Nutzer können sie in ihrer Wo-ist-App als verloren kennzeichnen. Sie erhalten dann eine Nachricht, falls der Tag irgendwo geortet wurde. Berührt ihn ein Finder in diesem Zustand mit seinem NFC-fähigen Smartphone – egal, ob von Apple oder nicht –, bekommt er die hinterlegte Telefonnummer angezeigt. Eine austauschbare Lithium-Knopfzelle im Standardformat (CR2032) soll Energie für mehr als ein Jahr ununterbrochenen Betrieb liefern. Dank Staub- und Spritzwasserschutz (IP67) dürfen die AirTags während dieser Zeit auch mal im Regen stehen. Das ist schon ganz schön smart für einen dummen Kofferanhänger.
Aufmacherbild: Apple
Nein, kein Wortwitz. Es sei denn, Apple bietet mal gestrickte Hüllen wie die legendären iPod-Socks an ;-) Aber Spaß beiseite: Das war ein Tippfehler, vielleicht auch ein Alleingang der Rechtschreibkorrektur am Mac. Auf jeden Fall habe ich es korrigiert.
Danke für den Hinweis
und viele Grüße aus dem Digitalzimmer
„Dank Staub- und Strickwasserschutz (IP67) dürfen die AirTags während dieser Zeit auch mal im Regen stehen.“
Ich glaube, da hat der Fehlerteufel zugestrickt … oder habe ich einen Wortwitz überlesen? ;-)
Hi Simon,
das Preisempfinden ist natürlich individuell unterschiedlich, aber ich finde 35 Euro (oder knapp 30 Euro beim Kauf von vier Stück) schon angemessen. Reine Bluetooth-Tracker von Anbietern wie Musegear oder Tile kosten nicht viel weniger, bieten aber kein solches Gesamtpaket.
Gerade die Ortung über das Wo-ist-Netzwerk kann im Erstfall einen Unterschied machen, ob der verlorene Schlüssel oder die Tasche wiedergefunden werden. Oft dürften die „getaggten“ Gegenstände ja einen vielfach höheren Wert haben als die AirTags selbst.
Natürlich muss man abwarten, wie gute das Ganze funktioniert, aber die Messlatte liegt angesichts der bisherigen Bluetooth-Produkte nicht besonders hoch. Noch keiner der Tracker, die ich bislang ausprobiert habe, funktionierte wirklich gut.
Viele Grüße aus dem Digitalzimmer
Geht es nur mir so, oder ist der Preis irgendwie komisch?
Ich meine, er ist für Apple ja noch „angemessen“, aber irgendwie macht er mich stutzig. Er ist nicht so niedrig, dass es ein „no-Brainer“ ist, sondern dass man (zumindest ich) kurz drüber nachdenken muss. Und dann denke ich mir: „Na ja, 35 Euro ist schon echt happig für so einen kleinen Anhänger.“…
Siehst du das ähnlich? Ich finde den Preis irgendwie zu hoch, um echt günstig zu sein und zu niedrig, um absolutes „premium“-Gefühl auszustrahlen… (Abgesehen davon, dass es natürlich realistisch gesehen etwas überteuert ist).
Deine Meinung würde mich echt interessieren! Bin übrigens selber Apple-Fanatiker, mit Apple-TV, Mac-mini (M1), Watch und iPhone ;)