Auf der CES in Las Vegas hat die UHD Alliance ein neues Logo vorgestellt. Ultra HD Premium soll Fernseher kennzeichnen, die den erhöhten Kontrastumfang HDR darstellen können. Bei bisherigen UHD-Geräten ist das nicht automatisch der Fall, weshalb der Verband aus Herstellern, Technologie-Entwicklern und Filmproduzenten offenbar Bedarf für ein weiteres Emblem sah. Es ist das wer weiß wievielte Logo, mit dem sich TV-Käufer konfrontiert sehen. Höchste Zeit also, etwas Licht in den Etiketten-Dschungel zu bringen. Für die folgenden Fachbegriffe möchte ich mich vorab schon mal entschuldigen. Um den Artikel nicht ausufern zu lassen, werden sie so knapp wie möglich erklärt. Ganz ohne geht es aber leider nicht.
Hersteller-Logos: ein Zeichen für Auflösung
Wie bei der Einführung von HDTV vor rund zehn Jahren haben die Hersteller sehr früh begonnen, ihre Geräte werbewirksam zu kennzeichnen. Es entstanden zahllose Labels, die UHD-Fernseher von den bis dahin üblichen Full HD-Modellen unterscheiden sollten. Im Prinzip erfand jeder Anbieter sein eigenes Etikett.
Besonders beliebt war von Anfang an der Begriff „4K“. Dabei hat er an TV-Geräten eigentlich nichts zu suchen. Er beschreibt einen Produktionsstandard für digitales Kino. 4K hat ein etwas breiteres Bild (4096 x 2160 Pixel) als Ultra HD (3840 x 2160) und ein anderes Seitenverhältnis (19:10 statt 16:9) . Um aus den Aufnahmen professioneller 4K-Kameras ein UHD-Bild fürs Fernsehen zu gewinnen, lässt man die überzähligen Pixel rechts und links einfach weg. TV-Geräte, die mit 4K beschriftet sind, zeigen somit auch 3840 x 2160 Bildpunkte, was der vierfachen Auflösung von Full HD entspricht.
Über die physikalische Auflösung hinaus sagen die Hersteller-Logos wenig aus. Oft waren sie ihrer Zeit weit voraus. Erste Ultra HD-Fernseher kamen 2013 auf den Markt – zu einem Zeitpunkt als technische Standards und Schnittstellen noch gar nicht fertig waren. Das Digital Video Broadcasting Consortium (DVB) definierte zum Beispiel sein UHD-Sendeformat erst 2014. Die HDMI-Version 2.0 wurde im selben Jahr fertig und mit ihr der aktualisierte Kopierschutz HDCP 2.2. Ohne die entsprechende Ausrüstung kann der TV seinen Zweck aber nicht in vollem Umfang erfüllen. So passiert es, dass frühe UHD-Fernseher zwar einen Ultra HD-Bildschirm besitzen, die Programme von einem entsprechenden Sat-Receiver oder Blu-ray-Player aber gar nicht dazustellen vermögen. Oder – kaum besser – dass sie Signale intern auf Full HD-Auflösung herunterrechnen und anschließend wieder hochskalieren. Mit richtigem Ultra HD hat das ungefähr so viel zu tun wie Instant-Kaffee mit einer Tasse frisch aufgebrühten Arabica-Bohnen.
Ultra HD: das erste „offizielle“ UHD-Logo
Um dem Wildwuchs an Aufklebern und Kürzeln ein Ende zu bereiten, entwickelte der Herstellerverband Digitaleurope zur IFA 2014 ein eigenes, herstellerübergreifendes Logo. Wie die Vorgänger „HD ready“ und „HD ready 1080p“ definiert es technische Mindeststandards (mehr dazu in unserem Video über HDTV-Fernseher). Nur Geräte, die den Anforderungskatalog erfüllen, dürfen das „Ultra HD“-Logo von Digitaleurope tragen. Im Einzelnen heißt das:
- Der Bildschirm muss eine natürliche (native) Auflösung von 3840 x 2160 Pixel haben
- Die Farbdarstellung muss mindestens dem HDTV-Standard BT.709 entsprechen
- Die Signalverarbeitung erfolgt mit einer Datenwortlänge von mindestens 8 Bit (16,8 Millionen Farben)
- Das Gerät verarbeitet UHD-Signale in den Bildraten 24p / 25p / 30p / 50p und 60p
- Das Abtastverhältnis zwischen Helligkeits- und Farbsignalen (YUV) beträgt bei 24p-, 25p- und 30p-Programmen 4:2:2 –bei 50p/60p-Signalen dagegen 4:2:0
- Es muss mindestens einen UHD-fähigen Eingang geben, dessen Signale im Fernseher nicht auf niedrigere Werte heruntergerechnet werden.
- Der HDMI-Anschluss unterstützt den Kopierschutz HDCP 2.2
In einer Pressemitteilung vom Februar 2015 verkündete Digitaleurope stolz, dass sich mit LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony fünf der wichtigsten TV-Marken für das neue Logo angemeldet hätten. Allerdings drohte die Initiative schon damals wieder von der Realität überholt zu werden. Kritiker bemängelten, dass der vorgeschriebene ITU-Standard BT.709 Jahrzehnte alt sei und nicht mehr dem Stand der Technik genüge. Tatsächlich hatte die Internationale Fernmeldeunion mit BT.2020 bereits 2012 eine eigene Empfehlung für Ultra HD ausgesprochen. Sie arbeitet mit 10- oder 12-Bit langen Datenworten und ermöglicht viel mehr Farb- und Helligkeitsschattierungen. Anders ausgedrückt: BT.2020 kann Farben darstellen, die im HDTV-Standard gar nicht vorkommen. Die Vorgaben sind allerdings so ambitioniert, dass sie von kaum einem Bildschirm erreicht werden – von kommerziellen TV-Geräten schon gar nicht.
UHD mit HDR: der nächste Schritt
Außerdem zieht die nächste Technologie bereits am Entwicklungshorizont herauf: Fernseher mit High Dynamic Range (HDR) versprechen hellere und brillantere Bilder als je zuvor. Auch dafür müssen die Geräte wieder Anforderungen erfüllen, die von keinem der bisherigen Standards abgedeckt abgedeckt werden. Einzelne Anbieter wie Samsung versuchen sich mit kreativen Wortschöpfungen zu helfen. So heißen Ultra HD-Fernseher mit erweitertem Bildkontrast bei den Koreanern SUHD-TVs. Doch wie hell muss ein Fernseher für HDR eigentlich sein? Reichen 1000 Nits, wie sie mache LCD-TVs schon heute liefern? Oder sollen es lieber 4000 Nits sein, wie es Dolby Vision gerne hätte? Und was machen Hersteller mit OLED-Displays, die keine so hohe Helligkeit erreichen, dafür aber perfektes Schwarz darstellen? Völlige Dunkelheit erhöht den Kontrastumfang schließlich ebenfalls – nur nicht nach oben, sondern nach unten. Etwas Aufklärung der Konsumenten kann also nicht schaden. Vielleicht mit einem weiteren Logo?
High Dynamic Range: Fernseher mit größerem Kontrastumfang und hellerem Bild sollen das TV-Erlebnis verbessern – für viele Experten der größte Forschritt seit Einführung von HDTV. Was HDR in der Praxis bringt, erklärt dieser Beitrag auf digitalzimmer.de.
Ultra HD Premium: die TV-Königsklasse
Hier kommt die UHD Alliance ins Spiel, ein Zusammenschluss wichtiger Firmen, die an der Produktion und Wiedergabe von Ultra HD-Inhalten beteiligt sind. Die Mitgliederliste reicht vom Kamerahersteller Arri über Chip-Produzenten, Hollywood-Studios und TV-Anbieter bis hin zu Streaming-Portalen wie Amazon und Netflix. Gemeinsam hat dieses Gremium den – vorerst – endgültigen UHD-Standard definiert. Und weil der so anspruchsvoll ist, dürfen Geräte, die ihm genügen, den Begriff Ultra HD Premium tragen.
Um die Auszeichnung zu erhalten, müssen die Geräte deutlich mehr können als beim „Ultra HD“-Logo von Digitaleurope. Neben den mittlerweile üblichen Ausstattungsdetails wie UHD-Auflösung und HDMI 2.0-Anschluss kommt es dabei vor allem auf die Farb- und Helligkeitswiedergabe an:
- Die Farbtiefe der Signaverarbeitung muss mindestens 10 Bit betragen. Das hebt die Zahl der theoretisch darstellbaren Farbtöne von 16,8 Millionen (8 Bit) auf über eine Milliarde.
- Der Bildschirm muss mindestens 90 Prozent des P3-Farbraums aus dem digitalen Kino wiedergeben können. Das ist immer noch ein Stück weit vom ITU-Vorschlag BT.2020 entfernt, aber deutlich mehr als Digitaleurope vorsieht.
- Für die Wiedergabe von HDR-Material gibt es zwei Optionen. Sie kommen den prinzipiellen Unterschieden von LCD- und OLED-Displays entgehen. Im einen Fall muss der Bildschirm mindestens 1000 Nits erreichen und darf auf schwarzen Flächen 0,05 Nits nicht überschreiten. In der zweiten Variante kann der Schirm weniger hell sein (min. 540 Nits). Dafür sind als Schwarzwert nur 0,0005 Nits zulässig. So haben auch OLED-Geräte die Chance, das Premium-Label zu bekommen.
Ein Blick auf die Fernseher der jüngsten Vergangenheit zeigt: Kaum ein Modell hätte die Voraussetzungen für das neue Logo erfüllt – von den Samsung-Flaggschiffen des Jahrgangs 2015 einmal abgesehen. Auch künftig wird das Premium-Label vor allem im Premium-Preissegment zu finden sein. Für Mitnahmeartikel aus dem Elektromarkt ist die nötige Technik zu teuer. Panasonic hat auf der CES erste Modelle angekündigt. Der TX-65DXW904 (65 Zoll Bilddiagonale) und der TX-58DXW904 (58 Zoll) sollen ab Frühjahr zu kaufen sein, Preise dafür wurden noch nicht genannt. Sony präsentierte in Las Vegas ebenfalls einen UHD-Fernseher mit High Dynamic Range. Allerdings prangte auf dem Gerät kein Ultra HD Premium-Logo. Stattdessen schmückte das Mitglied der UHD Alliance sein Gerät mit einem neuen, eigenen Etikett: „4K HDR“. Der Logo-Dschungel wächst also munter weiter.
Fotos: Hersteller
Bei anderen Herstellern war das Kürzel aber ebenfalls geläufig (siehe Bilder oben). Panasonic verwendet selbst beim neuen DXW904 noch den Begriff „4K Pro“ – ergänzt ihn aber um ein Sternchen mit Fußnote: „*Actual Resolution: 3820 x 2160p“
eigendlich können wir es hauptsächlich sony „verdanken“, dass immer von „4k“ gesprochen wird. die haben von anfang an immer mit „4k“ geworben und ganz groß auf die geräte geschrieben