Falschmeldungen und Irrtümer zu Apple Music

Es wird viel geschrieben, wenn der Tag lang ist. Besonders dann, wenn Apple ein neues Produkt oder Angebot vorgestellt hat. Apple Music ist gerade mal drei Tage alt und schon gibt es eine Menge öffentlichkeitswirksame Kritik im Netz . Der neue Streaming-Dienst würde vom Nutzer selbst gerippte Musik beim Speichern in der Cloud mit einem Kopierschutz versehen, berichtete zunächst Carsten Knobloch auf seinem Blog. Heise mit Mac & i und Golem.de folgten, wobei sich Letztere auf einen Blog-Beitrag des amerikanischen Macworld-Autors Kirk McElhearn bezogen. Einhellige Kritik der Fachleute: Apple Music stelle gegenüber dem bisherigen Angebot iTunes Match eine Verschlechterung dar.

Wir erinnern uns: Mit iTunes Match können Musiksammler seit 2011 ihre privaten Audiodateien in Apples Cloud hochladen. Sie sind danach per iPhone, iPad, Apple TV oder iTunes auf einem anderen Computer abspielbar. Positiver Nebeneffekt: Das System gleicht die Musikbibliothek mit dem iTunes-Store ab und liefert als Download (soweit vorhanden) die iTunes-Version – auch wenn das Original eine schlechtere Qualität hatte. So lassen sich für 25 Euro im Jahr viele schlecht klingende CD-Rips aus digitalen Gründertagen auf eine AAC-Version mit 256 Kilobit Datenrate aktualisieren. Und weil die Downloads wie alle iTunes-Titel keinen Kopierschutz mehr haben, laufen sie auf praktisch allen Geräten.

Apple Music und iTunes Match

Mit iTunes 12.2 hat Apple einige Änderungen vorgenommen. Und damit meine ich nicht die regelmäßigen, nervigen Umgestaltungen am Screendesign und an den Menüs, die immer wieder Einarbeitungszeit verlangen. Um den neuen Streaming-Dienst  nahtlos in die Abspielsoftware zu integrieren, wurden iTunes Match und Apple Music zusammengelegt. Die iCloud verwaltet jetzt nicht nur hochgeladene Musiktitel und Playlisten aus der bisherigen iTunes-Mediathek, sondern darüber hinaus alles, was der Nutzer aus dem Streaming-Angebot bezieht. Also etwa Titel und Alben von Apple Music, die er in „Meine Musik“ speichert oder zu Wiedergabelisten hinzufügt. Auch diese Tracks sollen schließlich automatisch synchronisiert auf allen Geräten verfügbar sein. Dafür sorgt eine Klickbox in den „Allgemeinen Einstellungen“ von iTunes. Sie heißt iCloud-Mediathek.

Die neue iCloud-Mediathek übernimmt die bisherigen Aufgaben von iTunes Match.
Die neue iCloud-Mediathek übernimmt die bisherigen Aufgaben von iTunes Match.

Wer vor dem Update auf iTunes 12.2 bereits iTunes Match abonniert hatte, wird beim ersten Start des Programms aufgefordert, die iCloud-Mediathek zu aktivieren. Beim Abonnieren von Apple Music geschieht das automatisch – sofern die Zahl lokaler Audiodateien nicht die Höchstgrenze von 25.000 Titeln überschreitet. Diese Mengenbegrenzung von iTunes Match gilt auch für die iCloud-Mediathek. Wenigstens vorerst: Zum Start von iOS 9 im Herbst will Apple  die Grenze wohl auf 100.000 Titel anheben.

Kopierschutz oder nicht?

Da Songs von Apple Music zum Hören ohne Internetverbindung genauso auf den Computer heruntergeladen werden können wie das bisherige iTunes-Match-Programm, hat Apple Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Schließlich gehören dem Nutzer die Titel von Apple Music nicht. Er hat sie nur für die Dauer seines Abonnements vom Rechteinhaber geliehen. Folglich sind die Downloads der Dateien mit einem Digitalen Rechte-Management geschützt (DRM). Apple greift hierfür auf sein DRM Fairplay zurück, das früher im iTunes-Store zum Einsatz kam – zu erkennen an der Dateiendung .m4p. Außerdem werden die Songs in einem extra Unterordner („Apple Music“) innerhalb des iTunes-Verzeichnisses gespeichert.

Warum nun einige Blogger und Medien behaupten, dieser Kopierschutz gelte ab sofort für sämtliche Downloads aus der iCloud, verstehe ich nicht. Vielleicht handelte es sich um einen Fehler, der gleich nach dem Start des Angebots auftrat und inzwischen behoben ist. Vielleicht haben manche Autoren auch nur voneinander abgeschrieben, ohne den Sachverhalt selbst nachzuprüfen. Auf allen unseren Testrechnern unterscheidet die iCloud-Mediathek sehr wohl zwischen abgeglichenen (iTunes Match)-Titeln und Downloads aus dem Streaming-Fundus. Letztere tragen in der Titelliste von iTunes den iCloud-Status „Apple Music“, während die anderen als „gefunden“ markiert sind.

Der „iCloud-Status“ in der Titelübersicht zeigt, woher ein Song in der Online-Mediathek stammt.
Der „iCloud-Status“ in der Titelübersicht zeigt, woher ein Song in der Online-Mediathek stammt.

Mehrere Versuche – zuletzt heute Nachmittag mit der frisch gerippten CD „Stadtaffe“ von Peter Fox – bestätigen die Anzeige: Abgeglichene Alben werden wie bisher als .m4a-Datei aus der iCloud geladen, neu hinzugefügte Songs aus Apple Music landen nach dem Klick auf das Wolkensymbol als geschützte .m4p-Version  auf der Festplatte. Zugegeben, bei einem Online-Dienst können sich die Sachverhalte täglich ändern. Aber zumindest im Augenblick scheint die Befürchtung, Apple würde durch die Hintertür den Kopierschutz in iTunes wieder einzuführen, unbegründet.

10 Gedanken zu „Falschmeldungen und Irrtümer zu Apple Music“

  1. Sehr geehrter Herr Grün,
    wollte mich nochmals kurz melden. Seit rund 2 Wochen läuft itunes Match nun wieder “sauber sortiert” und stabil auf Apple TV. Das “abwarten und Tee trinken” war die richtige Strategie. Aber es ist schlussendlich doch ärgerlich, dass von Apple nie (wirklich niemals) eine Meldung kommt, wenn was schief gelaufen ist. Es ist ja nicht so, dass Fehler nicht auftreten dürfen, aber man sollte dazu stehen und offen und sauber kommunizieren.
    Ich wünsche Ihnen eine angenehme Sommerzeit.
    Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz
    Heinz Bauch

  2. Sehr geehrter Herr Grün
    Herzlichen Dank für Ihre Interessante Erklärungen. Da ich aktuell mit Music Match ein totales Chaos auf Apple TV habe, ist mein Verständnis aus Ihren Erklärungen korrekt, dass ich diesbezüglich am besten “abwarte und Tee trinke”, bis ein update für Apple TV verfügbar ist? Vielen Dank im voraus für Ihre Empfehlung und ich wünsche Ihnen eine angenehme Sommerzeit. Freundliche Grüsse, Heinz Bauch

    1. Gibt es dieses Chaos erst, seitdem Apple Music gestartet ist? Dann würde ich vielleicht wirklich abwarten, bis ein Software-Update das Problem löst. Sie können natürlich auch die kostenlose dreimonatige Testphase von Apple Music starten und schauen, ob der Umstieg auf die iCloud-Mediathek Besserung bringt. Allerdings gibt es Abonnenten im Netz, die berichten, dass dabei ihre mühsam gepflegten Titeldaten und Cover verloren gegangen seien, weil iCloud die Daten überschrieben hätte. Mir ist diesbezüglich nichts aufgefallen, aber was heißt das schon bei Millionen Nutzern weltweit. „Abwarten und Tee trinken“ schadet sicher nicht. Apple Music ist gerade mal eine Woche alt und eine riesen Umstellung im iTunes-Musikangebot. Da muss sich vieles erst einspielen.

      1. Danke für Ihre Antwort. Ja, leider besteht das Chaos bei Music Match auf Apple TV erst seit der Umstellung. Beispiel: wenn ich in der Suche auf “Interpreten” gehe, bspw. Eric Clapton, von welchem ich 10 Alben habe, dann wird Eric Clapton unzählige male aufgeführt, weil er nicht den einzelnen Alben zugeordnet wird. Und dies ist dann abwechslungsweise chaotisch geordnet. Beispielsweise Abba, AC DC, andere, Eric Clapton, dann wieder Abba, AC DC, andere, Eric Clapton usw. usw. = ein totales Chaos. Auf iTunes am iMac und auf dem iPhone ist dies nicht so (dort habe ich Music Match auch aktiviert. Das Chaos ist lediglich bei Apple TV. Ich hatte das Apple TV auch bereits bei Music Match abgemeldet und neu angemeldet. Leider ohne Erfolg. Die Probleme bestehen weiterhin. Ich denke, ich warte effektiv einmal ab. Danke jedenfalls für Ihre Bemühungen. Freundliche Grüsse Heinz Bauch

    1. Wie ich oben erklärt habe: Bei mir lässt sich das in den zitierten Beiträgen beschriebene Verhalten nicht nachvollziehen. Titel, die wie bisher per iTunes Match abgeglichen wurden, werden auch weiterhin als ungeschützte Datei mit der Erweiterung .m4a heruntergeladen. Auch auf andere synchronisierte Geräte und selbst dann, wenn sie zuvor vom Originalrechner gelöscht wurden. iTunes bezeichnet diese Dateien als „Abgeglichene AAC-Audiodatei“. Ganz anders bei Downloads, die von Apple Music stammen. Die haben eine andere Dateiendung (.m4p) und sind grundsätzlich mit einem DRM versehen – bei Konkurrenten wie Spotify übrigens auch. iTunes nennt sie „Apple Music AAC-Audiodatei“.

  3. In dem Artikel ist keine Rede von AppleTV. Dort ging iTunes Match bisher ja auch. Wie sieht es jetzt damit aus?

    1. Apple-TV kann mit der aktuellen Software (Version 7.2) noch nicht auf Apple Music zugreifen. Die Inhalte der neuen iCloud-Mediathek sind aber trotzdem abrufbar. Sie erscheinen wie mit einem iTunes-Mach-Abo im Menü „Meine Musik“ – nur eben ohne die zusätzlchen Titel/Playlisten aus Apple Music.

  4. Vielen Dank für die Aufklärung. Gibt es iTunes Match denn weiterhin oder wird es durch Apple Music ersetzt? Ich finde Match gut, möchte dafür aber kein Musikabo für 10 euro im Monat abschließen.

    1. Zumindest bislang gibt es iTunes Match noch. Unter dem Menüpunkt „Account“ in iTunes 12.2 kann man wahlweise ein Abo für Apple Music oder für iTunes Match abschließen. Ob das so bleibt, wissen freilich nur die Götter in Cupertino ;-)

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