System-Check: Der HomePilot von Rademacher im Test. ©digitalzimmer

System-Check: Rademacher HomePilot im Test

Der System-Check nimmt Smarthome-Lösungen zum Nachrüsten unter die Lupe. Was können sie? Wie einfach sind sie zu bedienen? In dieser Folge geht es um den HomePilot von Rademacher.

  1. Produktsortiment und Erweiterbarkeit
  2. Die Installation des Rademacher HomePilot
  3. Einrichtung und Programmierung von Regeln
  4. Bedienung des Systems im Alltag
  5. Für wen eignet sich der HomePilot?
  6. Wertung und Fazit

Wer sich für elektrisch angetriebene Rollläden interessiert, begegnet früher oder später dem Namen Rademacher. Das westfälische Unternehmen gehört zu den Großen der Branche und wird häufig in einem Atemzug mit Somfy aus Frankreich genannt. Beide Firmen bieten Lösungen an, die etwas bewegen: Jalousien, Rollläden, Markisen, Garagentore. Und hier wie dort hat man das traditionelle Beschattungs-Sortiment in Richtung Smarthome erweitert.

Bei Rademacher spielt eine Funkzentrale namens HomePilot die Schlüsselrolle. Sie steuert hauseigene Motorantriebe – aber eben auch andere Geräte wie Heizkörperregler oder Überwachungskameras. Traditionell gibt es Rademacher-Produkte vom Fachhandwerk für Rollladenbau und Sonnenschutz. So ist der Installateur schon im Haus, wenn Eingriffe ins 230-Volt-Netz nötig werden. Zentrale und Peripherie sind aber auch online im Internet erhältlich. Heimvernetzer können also selbst loslegen und später bei Bedarf – etwa für Unterputz-Geräte – einen Fachmann hinzuziehen.

Spezialität von Rademacher: Elektrische Gurtwickler zum Nachrüsten. ©digitalzimmer
Spezialität von Rademacher: Elektrische Gurtwickler zum Nachrüsten. ©digitalzimmer
Produktsortiment und Erweiterbarkeit

Wo immer es etwas zu beschatten, zu drehen oder aufzurollen gibt, ist der Home Pilot in seinem Element. Nur wenige Systeme widmen sich dieser Aufgabe so akribisch. Rademacher bietet Rohrmotoren für den Einbau im Rollladenkasten an – aber auch Funkmodule, die bereits installierte Motoren steuern. Spezialität des Hauses sind elektrische Gurtwickler zum Nachrüsten. Es gibt die kompakten Wickelmaschinen als Unterputz-Version für den Wandeinbau und in Form mechanischer Schwenkwickler, die innen am Fensterrahmen sitzen. Dort benötigen sie nur eine Steckdose zur Stromversorgung. Schmutz und Aufwand für so eine Montage: praktisch null.

Damit die Rollläden oder Markisen automatisch aufs Wetter reagieren, bietet Rademacher Funksensoren an, die Wind, Regen und das Sonnenlicht messen. Außerdem gehören zum Sortiment: zwei Kameras für drinnen und draußen, Heizkörperregler, Raumthermostat, Rauchmelder, Öffnungs- und Bewegungsmelder sowie diverse Möglichkeiten, das Licht zu schalten oder zu dimmen. Einen Überblick liefert die Herstellerseite.

Werbe-Link*:
Rademacher HomePilot bei Amazon kaufen

*Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Am Preis für den Käufer ändert sich nichts. Mehr dazu auf dieser Seite.

HomePilot deckt somit alle gängigen Funktionen ab. Das muss die Zentrale auch, denn Erweiterungsmöglichkeiten außerhalb des Systems sind rar. Abgesehen von der Sprachsteuerung mit Amazon Alexa und Google Assistant fehlen Schnittstellen zu anderen Herstellern. Rademacher nutzt ein eigenes Funkprotokoll namens DuoFern. Es wurde 2006 entwickelt und verdankt seine Reichweite einer vergleichsweise niedrigen Sendefrequenz von 434,5 MHz, die Wände gut durchdringen kann. Dass DuoFern-Geräte mit 230-Volt-Anschluss gleichzeitig als Empfänger und Sender arbeiten, verbessert den Funkkontakt weiter. Aber der Standard legt Nutzer eben auch auf Produkte von Rademacher fest.

Der HomePilot deckt alle wichtigen Smarthome-Funktionen ab – mit einem Schwerpunkt auf dem Rollladen-, Markisen- und Garagentorantrieb. Externe Systeme wie Philips Hue lassen sich derzeit nicht integrieren.

Unsichtbar: Der Fenster- und Türkontakt von Rademacher verschwindet im Rahmen. ©digitalzimmer
Unsichtbar: Der Fenster- und Türkontakt von Rademacher verschwindet im Rahmen.
Die Installation des Rademacher Home Pilot

Wesentlicher Unterschied zu App-basierten-Systemen wie Bosch Smart Home: Das Mobiltelefon kommt bei Rademacher erst am Schluss ins Spiel. Es liefert die Bedienoberfläche im Alltag. Sämtliche Einstellungen und die Inbetriebnahme des Home Pilot finden am Computer statt. Die Funkzentrale wird dazu per LAN-Kabel an den Router angeschlossen. Eine lokale Internetadresse (http://homepilot.local) öffnet die Konfigurationsseite im Browser.

Hier lässt sich zum Beispiel die Netzwerkverbindung von LAN auf WLAN umstellen, damit der Home Pilot irgendwo in der Wohnung stehen kann. Das Kabel zum Router fällt dann weg. Für den Fernzugriff von unterwegs aus und die Sprachsteuerung unterhält Rademacher einen eigenen Cloud-Dienst. Er heißt WR Connect. Auch die Anmeldung an diesem Server geschieht im Browser.

Das Konfigurationsmenü der Funkzentrale im Browser am PC. ©digitalzimmer
Das Konfigurationsmenü der Funkzentrale im Browser am PC. ©digitalzimmer

Und wenn das Fenster schon mal geöffnet ist, empfiehlt sich direkt ein Besuch der Hersteller-Webseite. Im Service-Bereich erklärt Rademacher mit Videos und Texten die Einrichtung des Systems. Weitere Bewegtbild-Anleitungen liefert der YouTube-Channel des Unternehmens. Da es keine Installationsanleitung am Smartphone gibt, kommt man um solche Hilfsmittel nicht herum. Andererseits erweitern Heimvernetzer auch nicht täglich ihr System, fügen neue Geräte hinzu oder ändern Parameter. Und die Dokumentation im Web ist wirklich ausführlich. Obendrein liegen allen Geräten gedruckte Handbücher bei, die bei der Montage helfen.

Die Installation mit Handbuch und PDF-Download wirkt etwas „oldschool“, erfüllt aber ihren Zweck. Als Einstiegshilfe empfehlen sich die Video-Tutorials auf der Hersteller-Webseite und auf YouTube.

Einrichtung und Programmierung von Regeln

Sind alle Geräte zum Home Pilot hinzugefügt, kann es losgehen mit der Programmierung. Auf den ersten Blick orientiert sich das Menü an typischen Smarthome-Begriffen wie Gruppen, Szenen und Automationen. Im Detail läuft die Einrichtung jedoch anders ab als gewohnt. Rademacher verwendet keine Wenn-dann-Regeln.

Szenen sind etwas anders aufgebaut als in Systemen mit Wenn-dann-Verknüpfung. ©digitalzimmer
Szenen sind etwas anders aufgebaut als in Systemen mit Wenn-dann-Verknüpfung.

Stattdessen fügt man Geräte in eine Szene ein und legt ihren Schaltzustand fest. Ein Automationen-Menü ergänzt bei Bedarf den Auslöser. So können bei Sonnenuntergang von selbst die Jalousien herunterfahren. Oder sie öffnen sich im Falle eines Rauchalarms, um Fluchtwege freizugeben. Der Home Pilot legt dabei automatisch die Einstellungen fest. Er weiß etwa, dass „Sonnenuntergang“ bedeutet: Rollläden schließen. Vorteil: Ohne dass der Nutzer viel tun muss, nimmt die Zentrale alle wichtigen Einstellungen für ihn vor.

Individuelle Regeln verlangen etwas mehr Einarbeitung ins Thema. Denn die Info-Box von Rademacher hält jede Menge Einstellungen bereit. Nicht weniger als fünf verschiedene Schaltzustände gibt es für Geräte in Szenen. Je nachdem, ob ein Sensor die Aktion auslösen soll. Ob der Nutzer Werte wie den Öffnungszustand von Rollos und die Heiztemperatur vorgibt. Oder ob er auf Handbetrieb umschalten will. Hinzu kommen Automatik-Funktionen wie Morgendämmerung, Sonne oder Schließkontakt. Sie treten in Wechselwirkung mit den Schaltzuständen, müssen also nach Bedarf ein- oder ausgeschaltet sein. Das kann Einsteiger verwirren.

Für jedes Gerät stehen mehrere Schaltzustände zur Wahl. ©digitalzimmer
Für jedes HomePilot-Gerät stehen mehrere Schaltzustände zur Wahl. ©digitalzimmer

Zum Glück helfen auch hier die Video-Turorials weiter. Über ein Symbol auf der Bedienoberfläche im Browser können Nutzer zudem ein Anleitungs-PDF herunterladen. Ungewohnt ist die Programmierung vor allem für Menschen, die ansonsten Smarthome-Systeme mit Wenn-dann-Logik kennen. Wer mit Rademacher in die Hausautomatisierung einsteigt, wächst in das System hinein – und entdeckt schöne Details, die es anderswo nicht gibt. So ändert sich beim Einstellen von Rollläden zum Beispiel die Bildschirmanzeige. Soll die Beschattung zu 60 Prozent geschlossen sein, zeigt das Symbol auch ein entsprechend heruntergelassenes Rollo an.

Die Automatisierungsfunktionen erklären sich nicht von selbst. Mit etwas Übung bieten sie aber viele Möglichkeiten und berücksichtigen zum Beispiel Astro- oder Umweltbedingungen ohne viel Aufwand.

Bedienung des Rademacher-Systems im Alltag

Die Browser-Oberfläche des Home Pilot bekommen Bewohner im Alltag nie zu sehen. Sie bedienen ihr Zuhause stattdessen mit der Smartphone-App von Rademacher. Das übersichtlich gestaltete Programm gewährt direkten Zugriff auf Szenen und Geräte. Häufig benötigte Einträge lassen sich als Favoriten auf die Startseite legen. Sie erscheinen dort als Kacheln. Ein Fingertipp auf das jeweilige Symbol öffnet bei Thermostaten zum Beispiel die Temperaturskala, bei Rollläden ein Menü mit prozentualer Einstellung. So intuitiv und übersichtlich müssen Smarthome-Apps sein.

Elegant und funktional: die Smartphone-App zum Home Pilot. ©digitalzimmer
Elegant und funktional: die Smartphone-App zum Home Pilot. ©digitalzimmer

Eine zweite App namens GeoPilot startet Szenen automatisch mit der Ortungsfunktion des Smartphones. Sie wirkt ein wenig in die Jahre gekommen, erfüllt aber ihren Zweck. So kann der Home Pilot zum Beispiel die Heizung hochfahren, wenn der Nutzer seine festgelegte Büroadresse verlässt. Wie der Fernzugriff von unterwegs verwendet auch GeoPilot den Rademacher-Dienst WR Connect. Der Home Pilot selbst benötigt aber keine Online-Verbindung für den Betrieb. Über seine lokale IP-Adresse bleibt zu Hause auch dann erreichbar, wenn der Internet-Anschluss mal ausfällt. Da alle Geräte und Szenen in der Zentrale gespeichert sind gibt es im Offline-Betrieb kaum Einschränkungen was die Bedienung oder die Programmierung von Regeln angeht.

Große Bedienelemente in der App erleichtern die Steuerung per Finger. ©digitalzimmer
Große Bedienelemente in der App erleichtern die Steuerung per Finger. ©digitalzimmer

Lediglich die Sprachsteuerung mit Alexa und Google Assistant streikt in so einem Fall, weil sie ihre Befehle übers Internet empfängt. Regeln laufen wie geplant ab und auch Funktaster stehen weiter zur Verfügung. Smarthome-Afficionados legen ihre Szenen ohnehin auf solche Wandschalter, um nicht jedes Mal das Smartphone in die Hand nehmen zu müssen. Zwei Fernbedienungen hat Rademacher im Programm: Ein beleuchtetes Exemplar für Unterputzmontage, das gleichzeitig elektrische Geräte schaltet, und ein batteriebetriebenes Modell zum Ankleben oder Anschrauben. Beide können mit ihren drei Wippen bis zu sechs Szenen am Home Pilot auslösen – oder auch manuell das Licht dimmen und Rollläden bewegen.

Eine gelungene HomePilot-App und Funktaster machen die Bedienung sehr einfach. Programmierte Smarthome-Regeln laufen ohnehin automatisch ab – bei Rademacher auch ohne Internet.

Der Wandtaster kann bis zu sechs Befehle geben. Ein Beschriftungsbogen für Laserdrucker liegt bei. ©digitalzimmer
Der Wandtaster kann sechs Befehle geben. Ein Beschriftungsbogen für Laserdrucker liegt bei.
Für wen eignet sich der HomePilot?

Wer Rollläden, Markisen oder Jalousien automatisieren will, sollte das Rademacher-System unbedingt in Betracht ziehen. Es schützt mit Umwelt- und Sonnensensoren nicht nur vor Regen- und Sturmschäden. Auch potenzielle Einbrecher dürften angesichts motorisierter Beschattung von ihren Plänen Abstand nehmen. Ein Haus, das neben Licht auch die Rollläden einsetzt, um Anwesenheit zu simulieren, wirkt auf Angreifer wenig attraktiv.

Diese Stärken spielt der Home Pilot genauso beim Nachrüsten aus. Mit Gurtwicklern, Heizkörperthermostaten oder WLAN-Kameras werden Altbauten ohne viel Aufwand smart. Dass Rademacher kein Schnäppchen-Anbieter ist, erklärt sich dabei fast von selbst. Fast alle Produkte im Test trugen ein „Made in Germany“ auf dem Typenschild. So etwas kostet mehr, als Funktaster, Thermostate und Schließkontakte in China einzukaufen. Allein der Home Pilot schlägt je nach Händler mit 220 bis 260 Euro zu Buche. Andere Systeme kosten teilweise weniger und sind mit Fremdprodukten erweiterbar. Diese Möglichkeit bietet Rademacher nicht.

„Made in Germany“ wie fast alles im Home-Pilot-System: der Heizkörperthermostat. ©digitalzimmer
„Made in Germany“ wie fast alles im Home-Pilot-System: der Heizkörperthermostat.

Dafür haben Käufer die Sicherheit eines großen Vertriebs- und Servicenetzes in Deutschland. Und wer sich die Installation nicht selbst zutraut, kann Profis mit der Planung und Montage beauftragen. Ein HomePilot-Fachman aus dem Partnerprogramm von Rademacher befindet sich wahrscheinlich ganz in der Nähe.

Rademacher HomePilot
  • Funktionsumfang
  • Installation
  • Programmierung
  • Bedienung
  • Preis/Leistung
3.8

Fazit

Vielseitige Smarthome-Lösung mit einem Schwerpunkt auf Rollläden und Sonnenschutz. An die Programmierung müssen sich Einsteiger erst gewöhnen. Mit der unkomplizierten Bedienung im Alltag kommen auch Laien sofort klar.