Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich

Wer sich für fernbedienbare LED-Lampen interessiert, trifft früher oder später auf Produkte von Philips. Der niederländische Leuchtmittel-Spezialist hat sein Hue-System bereits 2012 eingeführt und ziemlichen Erfolg damit. Das Unternehmen nennt keine Verkaufszahlen, aber Roger Karner, Leiter der Sparte Lighting für Deutschland, Österreich und Schweiz sowie Geschäftsführer der Philips GmbH, hat mir im Interview erzählt, dass die Erwartungen regelmäßig übertroffen werden. Laut CEO Eric Ronolat habe das Umsatzwachstum allein im Halbjahr 2014 stolze 43 Prozent betragen.  Hue werde mittlerweile in 30 Ländern verkauft, aber weltweit in 150 Ländern genutzt. Der Einkauf in Online-Shops macht es möglich.

Die Funkbasis von Philips Hue (links) und Osram Lightify (rechts) mit je zwei LED-Lampen.
Die Funkbasis von Philips Hue (links) und Osram Lightify (rechts) mit je zwei LED-Lampen.

Verständlich, dass andere Hersteller  von diesem Kuchen  etwas abhaben wollen. Mit Elgato, Lifx, Megaman, Osram und Samsung bieten inzwischen einige Firmen fernbedienbare Lampen an – oder haben es zumindest vor. Am ähnlichsten ist das System von Osram.  Lightify nutzt mit Zigbee Light Link nicht nur dieselbe Funktechnologie wie Philips, der Hersteller aus München hat sein Sortiment auch ähnlich breit aufgestellt. Neben dem klassischen Glühlampen-Ersatz mit E27-Gewinde gibt es flexible LED-Bänder und Leuchtmittel für Strahler (GU10-Sockel), den Deckeneinbau sowie andere Anwendungen. Ich habe mir Lightify auf der Fachmesse Light & Building im Frühjahr 2014 erstmals angesehen und konnte es kaum erwarten bis im Herbst die ersten Produkte lieferbar waren. Inzwischen sind beide Lösungen ausgiebig getestet, so dass ich ans Bloggen gehen kann. Der besseren Vergleichbarkeit wegen beschränke ich mich auf die mehrfarbigen Retrofit-Lampen mit E27-Gewinde. Weitere Modelle kommen vielleicht später einmal dran.

Hue und Lightify: Vergleich der Installation
Anders als Bluetooth-Lampen oder die WLAN-Modelle von Lifx benötigen Hue und Lightify eine eigene Basisstation. Sie hängt zu Hause am Router und übersetzt die Steuerbefehle von Smartphone oder Tablet ins Zigbee-Format der Leuchtmittel. Wesentlicher Unterschied: Während Philips seine diskusförmige Bridge per Netzwerkkabel mit dem Router verbindet, kommt das Osram-Gateway direkt in eine Steckdose. Der Funkstecker wird im WLAN angemeldet und stellt nach beiden Seiten eine drahtlose Verbindung her. Das hat Auswirkungen auf die erste Inbetriebnahme.

Bei Philips genügt es, die kostenlose Hue-App für iOS oder Android auf dem Smartphone zu installieren und die Funkbasis an Strom und Router anzuschließen. Ein Tastendruck auf die runde Taste der Bridge verbindet die Funkzentrale mit der App. Mehr ist nicht zu tun. Lampen werden – ähnlich wie TV-Sender am Fernseher – in einem Suchlauf automatisch gefunden. Schlägt die Suche fehl (was bei mir in sechs Fällen einmal passiert ist), lässt sich die am Lampensockel eingravierte Seriennummer von Hand in die App eintragen.

Die Installation der Hue-Bridge und der Philips-Lampen ist mit wenigen Handgriffen erledigt.
Die Installation der Hue-Bridge und der Philips-Lampen ist mit wenigen Handgriffen erledigt.

Lightify benötigt mehr Bedienschritte, weil das Gateway eine Verbindung mit dem heimischen Funknetz herstellen muss. Zunächst aber verlangt Osram vom Käufer, dass er sich mit E-Mail-Adresse in der App registriert und ein Benutzerkonto eröffnet.  In den Datenschutzbestimmungen steht, dass Informationen wie das Nutzungsverhalten, die GPS- und/oder WiFi-Position erfasst werden können. Um Falscheingaben vorzubeugen, schickt der Hersteller außerdem einen Aktivierungscode an die Mailadresse, der für die weitere Installation benötigt wird. Entziehen kann man sich dem nicht, weil die App ohne Konto und Freischaltung nicht funktioniert. Das Philips-Pendant verrichtet im WLAN auch ohne Anmeldung seinen Dienst. Nur wer seine Lampen von unterwegs aus steuern will braucht ein Kontot auf Meethue.com.

Das Lightify-Gateway verbindet sich wie ein WLAN-Lautsprecher mit dem Heimnetzwerk.
Das Lightify-Gateway verbindet sich wie ein WLAN-Lautsprecher mit dem Heimnetzwerk.

Nach der Anmeldung führt die Osram-App Schritt für Schritt durch den Installationsvorgang. Der läuft – ähnlich wie bei WLAN-Lautsprechern – über einen lokalen Hotspot, den das Lightify-Gateway selbst aufbaut. Hier meldet man sich mit dem Smartphone an und gibt die WLAN-Zugangsdaten ein. Die Suche nach Leuchtmitteln läuft ähnlich wie bei Philips ab – nur ohne die Möglichkeit, Neuzugänge per Seriennummer einzutragen. Was passiert, wenn eine Lampe unerkannt bleibt, musste ich nicht ausprobieren. Der Hilfebereich in der App gibt dazu keine Auskunft und leitet auf eine englische FAQ-Seite von Osram weiter, die leider nicht an Smartphone-Displays angepasst ist. Dort steht, dass man Lampen durch mehrmaliges Ein- und Ausschalten zurücksetzen kann: Fünfmal hintereinander abwechselnd für 5 Sekunden an und wieder ausknipsen. Das funktioniert, ist aber anstrengend, weil man beim Blick auf die Stoppuhr das kurze Bestätigungsblinken der Lampe leicht übersieht.

Dafür hat Osram an den gar nicht so abwegigen Fall gedacht, dass ein Leuchtmittel mal kaputt geht. Es lässt sich dann einfach aus der App löschen. Bei Philips muss die komplette Bridge resettet werden, was ihre Einstellungen entfernt.  (Update vom 2. April 2015: Mit einem Software-Update erlaubt Philips nun das Löschen von Lampen.) Beim Zurücksetzen gehen alle Licht-Stimmungen verloren. Der Nutzer fängt von vorn an, darf seine Apps wieder mit der Bridge paaren sowie die verbliebenen Lampen neu mit Namen versehen. Zum Glück dürfte so etwas nur äußerst selten geschehen: Philips nennt als Lebensdauer seiner Hue-Lampen 15.000 bis 25.000 Stunden, Osram stellt 20.000 in Aussicht. Das sind bei 5 Stunden Betrieb am Tag mehr als zehn Jahre.

19 Gedanken zu „Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich“

  1. Hallo Frank-Oliver!

    Erst einmal vielen Dank für den tollen Einblick in die Funktionsweise der beiden Systeme.

    Eine weitere Frage habe ich:

    Wie beurteilst du die Eignung der WLAN-Lampen als Lichtwecker im Vergleich zu dem Phillip “Wake Up Light”?

    Konkrete Merkmale wären:
    1) Fängt der Dimmvorgang bei 0% Helligkeit an oder wird die Lampe erst mit einer Mindesthelligkeit eingeschaltet?

    2)In wieweit lässt sich der Verlauf des Dimmens einstellen? (Farbe, Helligkeit, Dauer)

    3)Wie komfortabel ist die Software der Weckerfunktion?

    1. Die Lampen dimmen nicht aus völliger Dunkelheit. Ich würde sagen, sie fangen bei etwa 5-10 Prozent an. Dasselbe gilt auch auch beim Ausblenden. Da werden sie stufenlos dunkler bis zu einem gewissen Punkt und gehen dann komplett aus.

      In den Alarmeinstellungen lässt sich festlegen, wie lange der Dimmvorgang dauern soll (1 bis 60 Min.) und welche Lichstzene dabei aufgerufen wird. Eine Farbänderung ist in der Hue-App nicht vorgesehen, ich möchte aber nicht ausschließen, dass es Apps von Drittanbietern gibt, die so etwas können.

      Für jeden Alarm lässt sich außerdem festlegen, an welchen Wochentagen er aktiv sein soll (Mo-So) und man kann ihm einen individuellen Namen geben (z.B. Wochenende). Das war’s dann aber mit den Einstellmöglichkeiten. Meiner Meinung nach kein vollwertiger Ersatz für einen Lichtwecker, aber besser als eine Schaltsteckdose an der Nachttischlampe ;-) .

  2. Ich hätte auch noch eine Frage zum Hue: Wir haben das WLAN getimert, es schaltet um 23.00Uhr aus. Seh ich das richtig, dass ich ab dann die Lampen nicht mehr bedienen kann? Oder ginge nur die App nicht? Bzw. läuft die Fernsteuerung (das runde kleine Ding)auch über s WLAN oder über Funk?
    Würde mich sehr über eine Antwort freuen!
    Vielen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen! War sehr hilfreich! Cool!

    1. Das WLAN ist nur für bestimmte Funktionen der App nötig – zum Beispiel um Timer oder Alarme am Smartphone zu programmieren oder um neue Lampen hinzuzufügen. Ist das WLAN abgeschaltet, bleibt die Hue-Bridge (das runde Ding) trotzdem funktionsfähig. Sie hängt ja per Netzwerkkabel am Router und kommuniziert über ihren eigenen Zigbee-Funk mit den Lampen. Bereits programmierte Zeitschaltungen (Timer, Alarme) laufen deshalb wie gewohnt ab. Auch ein Smartphone, das per Mobilfunk (Edge, 3G, LTE) mit dem Internet verbunden ist, kann das Hue-System auf diesem Weg fernbedienen und Lichtszenen aufrufen – ohne die oben genannten WLAN-Funktionen. Das Ein- und Ausschalten der Lampen über normale Lichtschalter geht natürlich ebenfalls.

  3. Ich danke für den Bericht. Leider fällt mir auf, dass es bisher noch bei keinem System Lampen mit über 900 Lumen gibt. Wann sind den diese im Handel und wie hell sind diese von Philips und Osram?

    1. Die Lumen-Angaben laut Hersteller sind bei Philips Hue 600 lm und 750 lm (Hue Lux), bei Osram 810 lm. Ob es irgendwann hellere geben wird, weiß ich nicht. Am meisten Power hat meines Wissens nach die WLAN-Lampe von LifX (1020 Lumen).

      1. Ich danke bestens für die Antwort.

        Können die auch mit der App von Philips Hue gesteuert werden und passen diese in eine E27 rein? können die auch Farben erzeugen? Bei der Beleuchtung stelle ich sehr hohe Anforderungen.

        1. E27 ja aber nicht über die Hue-App steuerbar. LIFX aus den USA ist ein eigenes System, das komplett auf WLAN basiert und kein Zigbee Light Link wie Philips und Osram verwendet. Mehr Informationen auf der Hersteller-Webseite

  4. Ich habe es nun geschafft eine GU10 Lightify-Lampe an einer Hue-Bridge anzumelden und über die Philips-App zu steuern. Leider lässt sich die Lampe nicht ganz ausschalten – auch per Timer nicht – sie leuchtet immer noch trotz ausschalte-Befehl. Es gibt mehrere Nutzer die unter diesem Problem leiden. Hätte jemand eine Lösungsidee?

  5. Vielen Dank für die guten Test!
    Ich habe letzten Winter auf das Osram System gesetzt ( meiner Meinung nach bessere Werte bei den reinen Weißlampen) und hoffe jetzt bei jedem Update dass neue sinnvolle Funktionen hinzu kommen.

    Ja es ist auf jeden Fall griffiger und direkter als noch bei Version 1.0 aber noch einen großen Schritt von der Hue Lösung entfernt.

    Der Timer funktioniert in Zusammenspiel mit Szenen auch nicht immer ganz zuverlässig und das Problem mit den unterschiedlichen Hirachien Lampe->Gruppe->Szene hat oft auch noch seine Macken.

    Aber einfach mal Daumen drücken und abwarten was passiert wenn Apple sein HomeKit startet…

  6. Ein sehr informativer und guter Bericht – Danke dafür. Ich hätte noch eine Frage. Du schreibst, dass Dank Zigbee-Standard sich Lightify-Lampen an einer Hue-Bridge anmelden und über die Philips-App steuern lassen. Ich versuche dies leider erfolglos. Kannst Du mir sagen wie Duees geschafft hast?

    1. Ist die Osram-Lampe neu und war noch an keinem Lightify-Gateway angemeldet, müsste sie bei einem Lampen-Suchlauf von der Hue-App (Einstellungen/Meine Lampen/+Neue Lichter anschließen) eigentlich automatisch gefunden werden. Falls das nicht der Fall ist, versuche die Lampe wie im Beitrag beschrieben in den Auslieferungszustand zurückzusetzen. Also fünf Mal hintereinander für jeweils fünf Sekunden ein und wieder ausschalten, am besten mit Stoppuhr. Dann beim sechsten Einschalten solange warten, bis die Lampe einmal kurz blinkt. Das hat zumindest bei mir funktioniert. Alle Erfahrungen beziehen sich allerdings auf das Modell mit E27-Gewinde (Classic A60 RGBW) andere Lightify-Leuchtmittel habe ich noch nicht ausprobiert.

        1. Eigentlich nicht. Weil das sogenannte „Touch Linking“ bei der Installation per App keine Rolle spielt. Die Lampe sollte lediglich in Reichweichte der Bridge sein.

      1. Hallo, vielen Dank für die Tipps.
        Nach Verwendung der Stopp Uhr hat es auf Anhieb funktioniert. Ein paar Sekunden nach dem 6. einschalten blinkt die Osram Leuchte einmal.
        Leider kann meine hue App die Leuchte trotzdem nicht finden. Gibt es weitere Tipps zur Integration der OSRAM an der hue Bridge? Die OSRAM ist etwas heller, was ich sehr gut finde :-).
        Bin über weitere Tipps sehr dankbar!

  7. Vielen Dank für den ausführlichen und kompetenten Test. Was mir allerdings fehlt, ist eine Aussage zum Stromverbrauch der Basisstationen. Sie schreiben im Text nur über die LED-Lampen (<0,5 Watt). Oder habe ich die Messwerte zur Bridge von Hue und dem Lightify-Gateway überlesen?

    1. Ups, diese Informationen sind mir beim Schreiben tatsächlich durchgerutscht. Vielen Dank für den Hinweis. Das Lightify-Gateway verbraucht nach meinen Messungen 1,3 Watt, die Hue-Bridge von Philips minimal mehr: 1,6 Watt. Beides sind also keine Stromfresser.

      1. Aus aktuellem Anlass habe ich gerade noch einmal die Hue-Bridge 2.0 gemessen. Also das Nachfolgemodell mit HomeKit-Unterstüttung. Es liegt mit rund 1,4 Watt sogar leicht unter dem Vorgänger.

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