Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich

Steuerung und Erweiterung
Dank Zigbee-Standard lassen sich Lightify-Lampen an einer Hue-Bridge anmelden und über die Philips-App steuern. Der umgekehrte Weg ist mir noch nicht gelungen. Er erscheint bislang aber auch nicht sinnvoll, weil die Osram-App weniger Funktionen bietet und nicht so geschmeidig reagiert. Lightify- und Hue-Lampen können problemlos Gruppen bilden – wenn man in Kauf nimmt, dass die Produktunterschiede kleinere Farbanpassungen von Hand erfordern. Danach funktioniert der Mixbetrieb ziemlich gut.

Auf das Fading müssen Osram-Käufer in der Philips-App jedoch verzichten: Während Hue-Lampen eine Szene sanft einblenden sind die Lightify-Lichter auf einen Schlag da. Das scheint eine Art Konkurrenzausschluss von Philips zu sein, denn in der hauseigenen Lightify-App von Osram oder Drittanbieter-Programmen wie „Hue Disco“ funktionieren stufenlose Farbwechsel sehr wohl. Ein Nachteil bliebt die fehlende Update-Möglichkeit: Über die Hue-App gibt es natürlich keine Aktualisierungen der Osram-Firmware. Und um eine Lightify-Lampe fürs Update mit dem eigenen Gateway zu verbinden, muss sie erst umständlich zurückgesetzt werden (5 x ein- und wieder auschalten etc.). Das macht meiner Mienung nach kein Mensch. Soll heißen: Die Osram-Lampen bleiben in einer Philips-Umgebung immer auf demselben Software-Stand.

Die Osram Lightify-Lampe wird vom Hue-System als „Extended color light“ erkannt.
Die Osram Lightify-Lampe wird vom Hue-System als „Extended color light“ erkannt.

Während Osram noch an einer Entwicklerschnittstelle arbeitet, hat Philips sein „Application Programming Interface“ bereits vor Jahren offen gelegt. Das macht sich nun bezahlt: Software-Entwickler in aller Welt nutzen die API, um eigene Apps zu programmieren. Es gibt Tools, die Musik übers Smartphone-Mikrofon aufnehmen und Lichter im Rhythmus dazu flackern lassen – oder welche, die Kerzen und Kaminfeuer simulieren. Die Qualität schwankt, was sich bei einer offenen Plattform wohl kaum vermeiden lässt. Ich persönlich mag „IFTTT“ („If This Than That“), um im Homeoffice das Licht aufzudrehen, sobald es dunkel wird. Dort stört es auch nicht, dass die Befehlssätze der kostenlosen Online-Plattform lediglich die Standardeinstellung Warmweiß beherrschen und keine farbigen Lichtszenen aufrufen können.

Hue-Apps für verschiedene Einsatzgebiete: Der Schwerpunkt liegt auf Lichteffekten.
Hue-Apps für verschiedene Einsatzgebiete: Der Schwerpunkt liegt auf Lichteffekten.

Test-Fazit: Der Vorsprung von Philips zeigt sich vor allem in der Software. Die Hue-App wirkt aufgeräumter und ist insgesamt leichter zu bedienen – trotz einiger vielversprechender Ansätze, die Osram in sein Programm eingebaut hat. Das Philips-System reagiert gut auf Eingaben, hängt quasi am Finger auf dem Bildschirm, während Lightify den einen oder anderen Befehl doppelt verlangt. Manche Software-Updates bietet die App immer wieder an, ehe sie verschwinden. Ob sie auch erfolgreich installiert wurden, erfährt der Nutzer dabei nicht. Die Unterschiede in der Farbwiedergabe sind Geschmacksache. Ich persönlich mag das Warmweiß und vor allem die Relax-Einstellung von Philips lieber, was letztlich den Ausschlag gibt, weil in unserem Wohnzimmer überwiegend warmes Licht gewünscht ist. Wer ein Heimvernetzungs-System wie Digitalstrom oder RWE Smarthome besitzt, kommt an Hue ohnehin nicht vorbei, weil meines Wissens nach bislang kein Anbieter Lightify unterstützt. Es gibt also einiges aufzuholen für Osram. Die Hardware ist da und funktioniert, jetzt sind die Software-Entwickler gefragt.

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19 Gedanken zu „Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich“

  1. Hallo Frank-Oliver!

    Erst einmal vielen Dank für den tollen Einblick in die Funktionsweise der beiden Systeme.

    Eine weitere Frage habe ich:

    Wie beurteilst du die Eignung der WLAN-Lampen als Lichtwecker im Vergleich zu dem Phillip “Wake Up Light”?

    Konkrete Merkmale wären:
    1) Fängt der Dimmvorgang bei 0% Helligkeit an oder wird die Lampe erst mit einer Mindesthelligkeit eingeschaltet?

    2)In wieweit lässt sich der Verlauf des Dimmens einstellen? (Farbe, Helligkeit, Dauer)

    3)Wie komfortabel ist die Software der Weckerfunktion?

    1. Die Lampen dimmen nicht aus völliger Dunkelheit. Ich würde sagen, sie fangen bei etwa 5-10 Prozent an. Dasselbe gilt auch auch beim Ausblenden. Da werden sie stufenlos dunkler bis zu einem gewissen Punkt und gehen dann komplett aus.

      In den Alarmeinstellungen lässt sich festlegen, wie lange der Dimmvorgang dauern soll (1 bis 60 Min.) und welche Lichstzene dabei aufgerufen wird. Eine Farbänderung ist in der Hue-App nicht vorgesehen, ich möchte aber nicht ausschließen, dass es Apps von Drittanbietern gibt, die so etwas können.

      Für jeden Alarm lässt sich außerdem festlegen, an welchen Wochentagen er aktiv sein soll (Mo-So) und man kann ihm einen individuellen Namen geben (z.B. Wochenende). Das war’s dann aber mit den Einstellmöglichkeiten. Meiner Meinung nach kein vollwertiger Ersatz für einen Lichtwecker, aber besser als eine Schaltsteckdose an der Nachttischlampe ;-) .

  2. Ich hätte auch noch eine Frage zum Hue: Wir haben das WLAN getimert, es schaltet um 23.00Uhr aus. Seh ich das richtig, dass ich ab dann die Lampen nicht mehr bedienen kann? Oder ginge nur die App nicht? Bzw. läuft die Fernsteuerung (das runde kleine Ding)auch über s WLAN oder über Funk?
    Würde mich sehr über eine Antwort freuen!
    Vielen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen! War sehr hilfreich! Cool!

    1. Das WLAN ist nur für bestimmte Funktionen der App nötig – zum Beispiel um Timer oder Alarme am Smartphone zu programmieren oder um neue Lampen hinzuzufügen. Ist das WLAN abgeschaltet, bleibt die Hue-Bridge (das runde Ding) trotzdem funktionsfähig. Sie hängt ja per Netzwerkkabel am Router und kommuniziert über ihren eigenen Zigbee-Funk mit den Lampen. Bereits programmierte Zeitschaltungen (Timer, Alarme) laufen deshalb wie gewohnt ab. Auch ein Smartphone, das per Mobilfunk (Edge, 3G, LTE) mit dem Internet verbunden ist, kann das Hue-System auf diesem Weg fernbedienen und Lichtszenen aufrufen – ohne die oben genannten WLAN-Funktionen. Das Ein- und Ausschalten der Lampen über normale Lichtschalter geht natürlich ebenfalls.

  3. Ich danke für den Bericht. Leider fällt mir auf, dass es bisher noch bei keinem System Lampen mit über 900 Lumen gibt. Wann sind den diese im Handel und wie hell sind diese von Philips und Osram?

    1. Die Lumen-Angaben laut Hersteller sind bei Philips Hue 600 lm und 750 lm (Hue Lux), bei Osram 810 lm. Ob es irgendwann hellere geben wird, weiß ich nicht. Am meisten Power hat meines Wissens nach die WLAN-Lampe von LifX (1020 Lumen).

      1. Ich danke bestens für die Antwort.

        Können die auch mit der App von Philips Hue gesteuert werden und passen diese in eine E27 rein? können die auch Farben erzeugen? Bei der Beleuchtung stelle ich sehr hohe Anforderungen.

        1. E27 ja aber nicht über die Hue-App steuerbar. LIFX aus den USA ist ein eigenes System, das komplett auf WLAN basiert und kein Zigbee Light Link wie Philips und Osram verwendet. Mehr Informationen auf der Hersteller-Webseite

  4. Ich habe es nun geschafft eine GU10 Lightify-Lampe an einer Hue-Bridge anzumelden und über die Philips-App zu steuern. Leider lässt sich die Lampe nicht ganz ausschalten – auch per Timer nicht – sie leuchtet immer noch trotz ausschalte-Befehl. Es gibt mehrere Nutzer die unter diesem Problem leiden. Hätte jemand eine Lösungsidee?

  5. Vielen Dank für die guten Test!
    Ich habe letzten Winter auf das Osram System gesetzt ( meiner Meinung nach bessere Werte bei den reinen Weißlampen) und hoffe jetzt bei jedem Update dass neue sinnvolle Funktionen hinzu kommen.

    Ja es ist auf jeden Fall griffiger und direkter als noch bei Version 1.0 aber noch einen großen Schritt von der Hue Lösung entfernt.

    Der Timer funktioniert in Zusammenspiel mit Szenen auch nicht immer ganz zuverlässig und das Problem mit den unterschiedlichen Hirachien Lampe->Gruppe->Szene hat oft auch noch seine Macken.

    Aber einfach mal Daumen drücken und abwarten was passiert wenn Apple sein HomeKit startet…

  6. Ein sehr informativer und guter Bericht – Danke dafür. Ich hätte noch eine Frage. Du schreibst, dass Dank Zigbee-Standard sich Lightify-Lampen an einer Hue-Bridge anmelden und über die Philips-App steuern lassen. Ich versuche dies leider erfolglos. Kannst Du mir sagen wie Duees geschafft hast?

    1. Ist die Osram-Lampe neu und war noch an keinem Lightify-Gateway angemeldet, müsste sie bei einem Lampen-Suchlauf von der Hue-App (Einstellungen/Meine Lampen/+Neue Lichter anschließen) eigentlich automatisch gefunden werden. Falls das nicht der Fall ist, versuche die Lampe wie im Beitrag beschrieben in den Auslieferungszustand zurückzusetzen. Also fünf Mal hintereinander für jeweils fünf Sekunden ein und wieder ausschalten, am besten mit Stoppuhr. Dann beim sechsten Einschalten solange warten, bis die Lampe einmal kurz blinkt. Das hat zumindest bei mir funktioniert. Alle Erfahrungen beziehen sich allerdings auf das Modell mit E27-Gewinde (Classic A60 RGBW) andere Lightify-Leuchtmittel habe ich noch nicht ausprobiert.

        1. Eigentlich nicht. Weil das sogenannte „Touch Linking“ bei der Installation per App keine Rolle spielt. Die Lampe sollte lediglich in Reichweichte der Bridge sein.

      1. Hallo, vielen Dank für die Tipps.
        Nach Verwendung der Stopp Uhr hat es auf Anhieb funktioniert. Ein paar Sekunden nach dem 6. einschalten blinkt die Osram Leuchte einmal.
        Leider kann meine hue App die Leuchte trotzdem nicht finden. Gibt es weitere Tipps zur Integration der OSRAM an der hue Bridge? Die OSRAM ist etwas heller, was ich sehr gut finde :-).
        Bin über weitere Tipps sehr dankbar!

  7. Vielen Dank für den ausführlichen und kompetenten Test. Was mir allerdings fehlt, ist eine Aussage zum Stromverbrauch der Basisstationen. Sie schreiben im Text nur über die LED-Lampen (<0,5 Watt). Oder habe ich die Messwerte zur Bridge von Hue und dem Lightify-Gateway überlesen?

    1. Ups, diese Informationen sind mir beim Schreiben tatsächlich durchgerutscht. Vielen Dank für den Hinweis. Das Lightify-Gateway verbraucht nach meinen Messungen 1,3 Watt, die Hue-Bridge von Philips minimal mehr: 1,6 Watt. Beides sind also keine Stromfresser.

      1. Aus aktuellem Anlass habe ich gerade noch einmal die Hue-Bridge 2.0 gemessen. Also das Nachfolgemodell mit HomeKit-Unterstüttung. Es liegt mit rund 1,4 Watt sogar leicht unter dem Vorgänger.

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