Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich

Die Bedienung der Hue-App
Das Startmenü von Hue präsentiert ein paar vorbereitete Lichtszenen. Neueinsteiger können so direkt loslegen und mit warmem Tönen „Relaxen“ oder „Lesen“, sich mit kühler Stimmung „Aktivieren“ oder bei der „Konzentration“ helfen lassen. In den sogenannten Lichtrezepten mit fester Farbtemperatur ist nur die Helligkeit regelbar. Andere Szenen wie „Sunset“ oder „Deep Sea“ erlauben zudem eine Farbänderung – sofern die Leuchtmittel  das unterstützen.

Die Hue-App zeigt Lichtszenen auf der Startseite, weitere Einstellungen im Menü dahinter.
Die Hue-App zeigt Lichtszenen auf der Startseite, weitere Einstellungen im Menü dahinter.

Im Untermenü „Lampen“ kann außerdem jeder seinen persönlichen Lichtmix zusammenstellen: Schieberegler steuern die Helligkeit der Leuchtmittel. Auf Fingertipp öffnet sich ein Auswahlfeld mit Farbverläufen, in dem nummerierte Marker die einzelnen Leuchten repräsentieren (Abbildung unten Mitte). Ein Verschieben des Markers ändert  die Tönung entsprechend. Beim Übereinanderschieben entstehen Gruppen mit Lampen in derselben Lichtfarbe. Wer kreative Unterstützung sucht, kann auch ein Foto vom Smartphone als Vorlage nehmen und die Lichtstimmung mit Markern davon abnehmen. Beim Speichern erscheint  die neue Szene dann als Kachel auf dem Startbildschirm der App.

Farben lassen sich mit Lichtrezepten bestimmen (links), in freier Auswahl (Mitte) oder von Fotos.
Farben lassen sich mit Lichtrezepten bestimmen (links), in freier Auswahl (Mitte) oder von Fotos.

Wer seine Lichtszenen nicht immer von Hand aktivieren möchte, kann sie auch automatisieren. Die App bietet dafür zwei Möglichkeiten: Geofencing und Timer. Im ersten Fall benutzt das System die Ortungsfunktion des Smartphones oder Tablets, um beim Verlassen der Wohnung oder beim Nachhausekommen das Licht zu schalten. Hue errichtet quasi einen unsichtbaren Zaun (engl. „Fence“) um den gewünschten Standort und gleicht die aktuelle Position des Telefons mit diesem Gebiet ab. Der Erkennungsradius lässt sich in vier Stufen von „klein“ bis „maximal“ wählen, wobei „mittel“ in meinem Fall schon dazu führt, dass beim Einbiegen in unsere Straße die Lampen angehen.

Hue kann das Licht orts- und zeitabhängig schalten. Hinzu kommen Apps von Drittherstellern.
Hue kann das Licht orts- und zeitabhängig schalten. Hinzu kommen Apps von Drittherstellern.

So eine Standort-Überwachung ist natürlich nicht jedermanns Sache. Deshalb gibt es außerdem Zeitschaltuhren. Der Nutzer kann in der App „Timer“ und „Alarme“ definieren. Ein Timer funktioniert nach dem Countdown-Prinzip: Er schaltet nach einer  wählbaren Zahl von Stunden und Minuten die eingestellte Lichtszene an oder knipst die Lampen aus. Alarme werden wie ein Wecker neben dem Bett programmiert: Sie wiederholen ihre Aktion an jedem gewünschten Tag der Woche zur eingestellten Zeit. Eine schaltbare Zufallsfunktion verschiebt das Ereignis willkürlich um bis zu 30 Minuten nach vorn oder hinten – um etwa im Urlaub Anwesenheit zu simulieren und Einbrecher abzuschrecken. Einstellbares „Fading“ von einer Minute bis zu einer Stunde sorgt dafür, dass Szenen weich ineinander überblenden oder Morgenmuffel behutsam mit künstlicher Dämmerung geweckt werden.

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Was mir persönlich fehlt, ist eine Funktion, die automatisch nach Sonnenuntergang das Licht aufdreht. Philips nutzt für sein Geofencing einen astronomischen Kalender, damit tagsüber nicht unnötig die Lichter brennen,  hat bei der Schaltuhr aber auf diese Option verzichtet. Zum Glück gibt es Apps von Drittanbietern wie IFTTT (siehe letzte Seite), die ereignisabhängige Aktionen erlauben. So lässt sich nachrüsten, was Philips nicht liefert.

Voraussetzung für Geofencing und Drittanbieter-Apps ist übrigens das bereits erwähnte Konto auf my.meethue.com. Die Online-Plattform dient als Schnittstelle und Datendrehscheibe für das Hue-System. Mit ihrer Hilfe lassen sich auch Lichtszenarien der Philips-App von einem Smartphone oder Tablet auf ein anderes übertragen. Die Funktion „Szenen teilen“ in den Einstellungen synchronisiert alle Geräte, die mit derselben E-Mail-Adresse angemeldet sind. Etwas lästig: Die Position der Kacheln wird nicht mit übertragen wird. Man muss sie auf jedem Bildschirm neu anordnen.

Über eine Webseite können Hue-Besitzer ihre Lampen auch im Browser schalten.
Über eine Webseite können Hue-Besitzer ihre Lampen auch im Browser schalten.

Dafür bietet das Online-Portal Hunderte von Lichtszenen anderer Nutzer, die sich mit einem Mausklick dem eigenen Konto hinzufügen lassen. Praktisch, wenn man schnell eine Partybeleuchtung braucht oder zum Fußballspiel den Raum in die Vereinsfarben tauchen möchte. Im Freundeskreis sind die Meinungen darüber geteilt. Eine Hälfte hat Spaß an solchen Lichtspielen, der Rest hält sie für überflüssig. Den ebenfalls vorhandenen Fernzugriff per Browser habe ich noch nie genutzt, finde aber den Gedanken spannend, am PC von überall auf der Welt aus Licht schalten zu können – auch wenn das Smartphone nicht zur Hand, das Daten-Roaming deaktiviert oder der Akku gerade leer ist.

19 Gedanken zu „Philips Hue und Osram Lightify im Vergleich“

  1. Hallo Frank-Oliver!

    Erst einmal vielen Dank für den tollen Einblick in die Funktionsweise der beiden Systeme.

    Eine weitere Frage habe ich:

    Wie beurteilst du die Eignung der WLAN-Lampen als Lichtwecker im Vergleich zu dem Phillip “Wake Up Light”?

    Konkrete Merkmale wären:
    1) Fängt der Dimmvorgang bei 0% Helligkeit an oder wird die Lampe erst mit einer Mindesthelligkeit eingeschaltet?

    2)In wieweit lässt sich der Verlauf des Dimmens einstellen? (Farbe, Helligkeit, Dauer)

    3)Wie komfortabel ist die Software der Weckerfunktion?

    1. Die Lampen dimmen nicht aus völliger Dunkelheit. Ich würde sagen, sie fangen bei etwa 5-10 Prozent an. Dasselbe gilt auch auch beim Ausblenden. Da werden sie stufenlos dunkler bis zu einem gewissen Punkt und gehen dann komplett aus.

      In den Alarmeinstellungen lässt sich festlegen, wie lange der Dimmvorgang dauern soll (1 bis 60 Min.) und welche Lichstzene dabei aufgerufen wird. Eine Farbänderung ist in der Hue-App nicht vorgesehen, ich möchte aber nicht ausschließen, dass es Apps von Drittanbietern gibt, die so etwas können.

      Für jeden Alarm lässt sich außerdem festlegen, an welchen Wochentagen er aktiv sein soll (Mo-So) und man kann ihm einen individuellen Namen geben (z.B. Wochenende). Das war’s dann aber mit den Einstellmöglichkeiten. Meiner Meinung nach kein vollwertiger Ersatz für einen Lichtwecker, aber besser als eine Schaltsteckdose an der Nachttischlampe ;-) .

  2. Ich hätte auch noch eine Frage zum Hue: Wir haben das WLAN getimert, es schaltet um 23.00Uhr aus. Seh ich das richtig, dass ich ab dann die Lampen nicht mehr bedienen kann? Oder ginge nur die App nicht? Bzw. läuft die Fernsteuerung (das runde kleine Ding)auch über s WLAN oder über Funk?
    Würde mich sehr über eine Antwort freuen!
    Vielen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen! War sehr hilfreich! Cool!

    1. Das WLAN ist nur für bestimmte Funktionen der App nötig – zum Beispiel um Timer oder Alarme am Smartphone zu programmieren oder um neue Lampen hinzuzufügen. Ist das WLAN abgeschaltet, bleibt die Hue-Bridge (das runde Ding) trotzdem funktionsfähig. Sie hängt ja per Netzwerkkabel am Router und kommuniziert über ihren eigenen Zigbee-Funk mit den Lampen. Bereits programmierte Zeitschaltungen (Timer, Alarme) laufen deshalb wie gewohnt ab. Auch ein Smartphone, das per Mobilfunk (Edge, 3G, LTE) mit dem Internet verbunden ist, kann das Hue-System auf diesem Weg fernbedienen und Lichtszenen aufrufen – ohne die oben genannten WLAN-Funktionen. Das Ein- und Ausschalten der Lampen über normale Lichtschalter geht natürlich ebenfalls.

  3. Ich danke für den Bericht. Leider fällt mir auf, dass es bisher noch bei keinem System Lampen mit über 900 Lumen gibt. Wann sind den diese im Handel und wie hell sind diese von Philips und Osram?

    1. Die Lumen-Angaben laut Hersteller sind bei Philips Hue 600 lm und 750 lm (Hue Lux), bei Osram 810 lm. Ob es irgendwann hellere geben wird, weiß ich nicht. Am meisten Power hat meines Wissens nach die WLAN-Lampe von LifX (1020 Lumen).

      1. Ich danke bestens für die Antwort.

        Können die auch mit der App von Philips Hue gesteuert werden und passen diese in eine E27 rein? können die auch Farben erzeugen? Bei der Beleuchtung stelle ich sehr hohe Anforderungen.

        1. E27 ja aber nicht über die Hue-App steuerbar. LIFX aus den USA ist ein eigenes System, das komplett auf WLAN basiert und kein Zigbee Light Link wie Philips und Osram verwendet. Mehr Informationen auf der Hersteller-Webseite

  4. Ich habe es nun geschafft eine GU10 Lightify-Lampe an einer Hue-Bridge anzumelden und über die Philips-App zu steuern. Leider lässt sich die Lampe nicht ganz ausschalten – auch per Timer nicht – sie leuchtet immer noch trotz ausschalte-Befehl. Es gibt mehrere Nutzer die unter diesem Problem leiden. Hätte jemand eine Lösungsidee?

  5. Vielen Dank für die guten Test!
    Ich habe letzten Winter auf das Osram System gesetzt ( meiner Meinung nach bessere Werte bei den reinen Weißlampen) und hoffe jetzt bei jedem Update dass neue sinnvolle Funktionen hinzu kommen.

    Ja es ist auf jeden Fall griffiger und direkter als noch bei Version 1.0 aber noch einen großen Schritt von der Hue Lösung entfernt.

    Der Timer funktioniert in Zusammenspiel mit Szenen auch nicht immer ganz zuverlässig und das Problem mit den unterschiedlichen Hirachien Lampe->Gruppe->Szene hat oft auch noch seine Macken.

    Aber einfach mal Daumen drücken und abwarten was passiert wenn Apple sein HomeKit startet…

  6. Ein sehr informativer und guter Bericht – Danke dafür. Ich hätte noch eine Frage. Du schreibst, dass Dank Zigbee-Standard sich Lightify-Lampen an einer Hue-Bridge anmelden und über die Philips-App steuern lassen. Ich versuche dies leider erfolglos. Kannst Du mir sagen wie Duees geschafft hast?

    1. Ist die Osram-Lampe neu und war noch an keinem Lightify-Gateway angemeldet, müsste sie bei einem Lampen-Suchlauf von der Hue-App (Einstellungen/Meine Lampen/+Neue Lichter anschließen) eigentlich automatisch gefunden werden. Falls das nicht der Fall ist, versuche die Lampe wie im Beitrag beschrieben in den Auslieferungszustand zurückzusetzen. Also fünf Mal hintereinander für jeweils fünf Sekunden ein und wieder ausschalten, am besten mit Stoppuhr. Dann beim sechsten Einschalten solange warten, bis die Lampe einmal kurz blinkt. Das hat zumindest bei mir funktioniert. Alle Erfahrungen beziehen sich allerdings auf das Modell mit E27-Gewinde (Classic A60 RGBW) andere Lightify-Leuchtmittel habe ich noch nicht ausprobiert.

        1. Eigentlich nicht. Weil das sogenannte „Touch Linking“ bei der Installation per App keine Rolle spielt. Die Lampe sollte lediglich in Reichweichte der Bridge sein.

      1. Hallo, vielen Dank für die Tipps.
        Nach Verwendung der Stopp Uhr hat es auf Anhieb funktioniert. Ein paar Sekunden nach dem 6. einschalten blinkt die Osram Leuchte einmal.
        Leider kann meine hue App die Leuchte trotzdem nicht finden. Gibt es weitere Tipps zur Integration der OSRAM an der hue Bridge? Die OSRAM ist etwas heller, was ich sehr gut finde :-).
        Bin über weitere Tipps sehr dankbar!

  7. Vielen Dank für den ausführlichen und kompetenten Test. Was mir allerdings fehlt, ist eine Aussage zum Stromverbrauch der Basisstationen. Sie schreiben im Text nur über die LED-Lampen (<0,5 Watt). Oder habe ich die Messwerte zur Bridge von Hue und dem Lightify-Gateway überlesen?

    1. Ups, diese Informationen sind mir beim Schreiben tatsächlich durchgerutscht. Vielen Dank für den Hinweis. Das Lightify-Gateway verbraucht nach meinen Messungen 1,3 Watt, die Hue-Bridge von Philips minimal mehr: 1,6 Watt. Beides sind also keine Stromfresser.

      1. Aus aktuellem Anlass habe ich gerade noch einmal die Hue-Bridge 2.0 gemessen. Also das Nachfolgemodell mit HomeKit-Unterstüttung. Es liegt mit rund 1,4 Watt sogar leicht unter dem Vorgänger.

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