Nello One: der smarte Türöffner im Test. ©digitalzimmer

Nello One: smarter Türöffner in der Praxis (Update)

Update vom 30. November 2021: Das Ende scheint besiegelt: Server down und Support unerreichbar. Der Nello One hat seine Funktion verloren. Die Webseite ist aber immer noch online.


Update vom 14. November 2020: Ursprünglich hatte Nello seine Kunden informiert, dass der Serverbetrieb am 18.10. 2019 wegen Insolvenz eingestellt wird. Dann übernahm Sclak das Unternehmen, ein italienischer Experte für elektronische Schließsysteme. Der Betrieb lief weiter, hatte aber wiederholt mit technischen Problemen zu kämpfen. Es bleibt also spannend. Ungeduldige Nutzer und Interessenten dürften mittlerweile zu Nuki abgewandert sein. Der Opener des österreichischen Startups bietet unterm Strich mehr Funktionen und arbeitet zuverlässiger.


Ursprünglicher Artikel vom 29. Juni 2018: Seit etwas mehr als zwei Monaten verrichtet ein Nello One im Digitalzimmer seinen Dienst. Das Kästchen an der Sprechanlage öffnet auf Wunsch die Haustüre, wenn jemand klingelt. Es ist es per WLAN mit dem Router verbunden. So lässt sich der Türsummer auch von unterwegs bedienen. Oder er springt automatisch an, wenn ein Bewohner klingelt – die Ortungsdienste im Smartphone machen es möglich. Im Prinzip ist der Türöffner eine feine Sache. Als Smartlock für Mehrfamilienhäuser ersetzt er quasi den Hausschlüssel. Es gibt nur zwei Kleinigkeiten, die uns stören. Doch der Reihe nach.

Zum Lieferumfang des Nello One gehören Kabel und Schraubendreher. ©digitalzimmer
Zum Lieferumfang des Nello One gehören Kabel und Schraubendreher. ©digitalzimmer
Installation des Nello One: in wenigen Minuten erledigt

Vor dem Kauf empfiehlt sich ein Kompatibilitäts-Check auf der Herstellerseite. Nicht alle Türsprech-Stationen arbeiten mit dem Nello zusammen. Für manche Modelle ist ein Exemplar mit spezieller Firmware nötig, das es nur direkt vom Hersteller gibt. Die normale Version ist aber auch über Online-Shops wie amazon.de oder tink.de erhältlich. Der Preis liegt überall bei 150 Euro.

Zum Lieferumfang gehört ein Set mit farbigen Kabeln und kleinem Schraubendreher. Mit Hilfe der Nello-App ist die Installation schnell erledigt. Das Programm zeigt Schritt für Schritt, welche Kabel an das kleine Kästchen anzuschließen sind, und mit welchen Klemmen in der Türsprech-Station sie verbunden werden müssen.

Anschließend stellt die App eine Verbindung zum WLAN her. Sie nutzt dafür ein besonderes Verfahren: Das Smartphone-Display erzeugt Lichtblitze von unterschiedlicher Dauer. Eine Photodiode im Nello One erkennt diesen optischen Morsecode und rekonstruiert daraus das Zugangspasswort. So kommt das kleine Kästchen ohne Bluetooth oder eine andere Verbindung zum Smartphone aus. Akku oder Batterien braucht es auch nicht: Ein integrierter Superkondensator, Supercap genannt, speichert genügend Energie um die WLAN-Verbindung aufrecht zu erhalten. Der Nello wird also vom Strom der vorhandenen Türsprechanlage gespeist.

Funktionsumfang und Bedienung des Türöffners

Auch wenn das kleine Kästchen mit dem Türtelefon verbunden ist: Eine Sprechfunktion bietet es nicht. Um per Smartphone mit Besuchern vor der Haustür reden zu können, gibt es andere Lösungen wie das IP-Modul D301 von DoorBird. Es kostet deutlich mehr (250 Euro) und hat eine eigene Stromversorgung mit Steckernetzteil. Das setzt eine Steckdose in Türnähe voraus. Der Nello arbeitet dagegen völlig autark. Er bietet im Wesentlichen drei Funktionen:

  • Manuell Aufschließen per App: Über einen Schieber am Bildschirm lässt sich die Haustüre jederzeit von Hand öffnen – per Widget auch vom Kontrollzentrum in iOS aus. Das klappt sogar unterwegs, wenn überraschend der Besuch anruft und mitteilt, dass er daheim vor der Tür steht.
  • Homezone Unlock: Nello One erkennt, wenn sich ein registrierter Bewohner dem Haus nähert und wartet aufs Klingeln. Läutet der Nutzer während einer einstellbaren Zeitspanne (5 bis 20 Minuten) an der Tür, betätigt Nello den Summer und öffnet automatisch. Praktisch, wenn man beladen mit Einkaufstüten nach Hause kommt und nicht lange nach dem Schlüssel suchen will.
  • Programmierbare Zeitfenster: Das automatische Öffnen funktioniert auch ohne Ortungsdienste. In der App lassen sich Zeitfenster festlegen. Das können einmalige Ereignisse oder wiederkehrende Timer sein. Innerhalb der vorgegebenen Zeit öffnet Nello dann beim Klingeln von selbst die Tür. So kommt zum Beispiel der Paketbote ins Haus. Patienten einer Arztpraxis erhalten während der Sprechstunden Zutritt, oder Büroangestellte von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr.

Wer mag, kann die Zeitfenster in der App auch bestimmten Lieferdiensten zuordnen. So tauchen sie in eigenen Kategorien für DHL, Hermes, UPS oder auch Lieferheld und Foodora auf. Der Nutzer muss den Unternehmen dann nur noch eine Abstellgenehmigung erteilen. Wie das geht, steht ebenfalls in der App. Fortan braucht bei Lieferung niemand mehr vor Ort zu sein. Der Bote klingelt zur verabredeten Zeit an der Tür, gelangt dank Nello ins Haus und stellt das Paket vor der Wohnungstür ab.

Nello öffnet manuell, standbortbasiert und per Zeitfenster. ©digitalzimmer
Nello öffnet die Haustüre manuell, standortbasiert und per Zeitfenster. ©digitalzimmer

Für ängstliche Zeitgenossen bietet der Hersteller eine Paketversicherung von Axa für 49 Euro im Jahr an. Sie deckt Diebstahl, Feuer oder mutwillige Beschädigungen der Sendung bis zu einem Wert von 500 Euro ab. Der Versicherungsschutz beginnt mit Ablage des Pakets und endet mit dem Zustellungstag. Wer in Urlaub fährt, sollte sich also nicht darauf verlassen. Auch gegen Unbefugte, die während es Zeitfensters in den Hausflur gelangen und das abgestellte Fahrrad eines Mitarbeiters mitgehen lassen, hilft so eine Versicherung natürlich nichts. Deshalb haben wir im Digitalzimmer bislang darauf verzichtet, automatische Zeitfenster einzurichten.

Praktische Erfahrungen im Alltag

Die Handhabung der App erklärt sich von selbst. Klingelt jemand an der Tür, informiert Nello mit (abschaltbaren) Push-Nachrichten am Smartphone darüber. Sämtliche Ereignisse sind außerdem im „Activity-Feed“ der App ablesbar. Registrierte Nutzer, die ebenfalls die Nello-App auf ihrem Smarthome haben, erscheinen dort mit Bild und Namen (siehe unten). Kleines Manko: Die Zugriffsrechte der Nutzer lassen sich nachträglich nicht ändern. Wer einem Familienmitglied oder Mitarbeiter beim Hinzufügen den Status „Administrator“ gegeben hat, kann ihm dieses Privileg nicht mehr entziehen. Im Test gab es beim Versuch eine Fehlermeldung. Der schnell und kompetent antwortende Support kennt das Problem. An einer Lösung wird bereits gearbeitet. Bis dahin lautet der Rat: Benutzer löschen und mit den gewünschten Rechten neu hinzufügen. Ein zusätzlicher Aufwand, der sich verschmerzen lässt. Schließlich kommen solche Änderungen nicht jeden Tag vor.

Nello informiert, wenn registrierte Nutzer das Haus betreten. ©digitalzimmer
Nello informiert, wenn registrierte Nutzer das Haus betreten. ©digitalzimmer

Einziger echter Kritikpunkt: Der Homezone Unlock funktioniert nicht immer zuverlässig. Von zehn automatischen Türöffnungen schlagen ungefähr zwei fehl. Manchmal hilft dann ein langes oder zweimaliges Klingeln, um den Summer auszulösen. Für Anwesende im Büro oder in der Wohnung keine ideale Lösung. Sie vermuten hinter dem Sturmklingeln eher einen ungeduldigen Besucher – keinen Bewohner, der Nello zum Öffnen bewegen will. Auch Haustiere reagieren teilweise etwas irritiert.

Die Liste möglicher Ursachen für solche Aussetzer ist lang. Um einen Homezone Unlock auszulösen, müssen mehrere Systeme zusammenspielen. Da wäre zum einen die korrekte Ortung des Smartphones. Dann benötigt die Nello-App eine Mobilfunk-Verbindung zu den Cloud-Servern des Herstellers. Das Gerät in der Wohnung muss das Klingelsignal erkennen und diesen Sachverhalt ebenfalls ins Internet melden. Das geschieht per WLAN. Auf demselben Weg erteilt die Nello-Cloud schließlich den Befehl zum Öffnen. Ist nur ein Glied der Kette gestört oder benötigt die Übertragung zu viel Zeit, bleibt die Türe zu. Vor diesem Hintergrund ist es schon eine Leistung, dass Nello überhaupt so reibungslos funktioniert.

In unserem Fall tippt der Hersteller auf ein Problem mit der Türsprechstation. Bei 1+n-Anlagen von Siedle kommt es laut Support zu Signalschwankungen, die dazu führen können, dass ein Befehl nicht ausgeführt wird. Nello hat angeboten, unseren One gegen ein Exemplar mit etwas anderer Firmware auszutauschen, wenn das Problem weiter besteht. Wir werden das Verhalten beobachten und dann berichten. Da die Ausfälle nur gelegentlich vorkommen, braucht der Test noch etwas mehr Zeit.

Update vom 17. August 2018: Nach einem Austausch des Nello gegen ein Modell mit geänderter Firmware scheint das Problem behoben. Es sind  keine Ausfälle mehr vorgekommen.

Update vom 30. November 2018: Das Fazit nach einem halben Jahr fällt trotz allem gemischt aus. Auch wenn der Nello im Großen und Ganzen gut funktioniert, bleibt ein Restrisiko, dass der Sensor beim Türklingeln nicht reagiert. Die App registiert dann zwar das Ereignis, der Befehl zum Öffnen bleibt jedoch aus. Ob es an unserer Türsprechanlage liegt, kann auch der Support aus der Ferne nicht beantworten. Es soll im nächsten Jahr (2019) aber ein neues Modell mit verbesserter Technik geben. Wir werden berichten.

Nello One
  • Installation
  • Funktionsumfang
  • Bedienung
  • Zuverlässigkeit
4

Fazit

Praktische Fernbedienung für elektrische Türöffner. Wer auf eine Sprechfunktion verzichten kann, macht seine Haustüre damit in wenigen Minuten smart. Besonders bequem: das automatische Öffnen beim Klingeln per „Homezone Unlock“ – wenn es denn zuverlässig funktioniert.