Multiroom von LG: Alles im Fluss mit Music Flow

Wer Musikdateien auf dem Computer oder einer Netzwerk-Festplatte (NAS-System) sammelt, kann sie über DLNA-Server abspielen. Music Flow akzeptiert dabei alle gängigen Audioformate, FLAC-Dateien sogar mit hoher Auflösung bis 24 Bit /192 Kilohertz. Das Vor- und Zurückspulen auf dem Twonky-Server klappte im Test ohne Probleme. Auf Gapless-Wiedergabe müssen Freunde von klassischer Musik und Konzert-Aufnahmen allerdings verzichten. Zusammenhängende Alben werden mit kurzen Unterbrechungen zwischen den Titeln wiedergegeben. Das ist jedoch nicht nur bei LG so, viele DLNA-basierte Streaming-Systeme zeigen diesen Effekt. Ausnahmen wie Heos von Denon bestätigen lediglich die Regel.

DLNA-Server liefern Musik aus dem Heimnetz – im Test wurden aber nicht alle Titel angezeigt.
DLNA-Server liefern Musik aus dem Heimnetz – im Test wurden aber nicht alle Titel angezeigt.

In den Einstellungen der Music Flow App lassen sich mehrere Server hinzufügen, die das Multiroom-System dann automatisch abklappert. Bei größeren Sammlungen dauert dieser Prozess einige Zeit. Danach erscheinen die Titel und Alben alphabetisch sortiert unter „Musikbibliothek“ in der App. Zumindest sollten sie das. Im Test blieb die Indexierung der Dateien gelegentlich hängen. Dann waren nur die ersten paar Buchstaben des Alphabets in der App verfügbar. Oder die Suche nach Künstlern schlug fehl und lieferte keine Ergebnisse. Die Probleme traten eher mit großen Musikbibliotheken auf, die mehr als zehntausend Titel enthielten. Auch wenn einzelne Player vom Netz getrennt wurden, störte das die Funktion. Das Music Flow-System reagierte dann träge, als würde es im Hintergrund nach dem verlorenen Familienmitglied suchen. Meine Empfehlung lautet daher, die Lautsprecher möglichst eingeschaltet zu lassen, auch wenn sie im Standby rund 5 Watt verbrauchen. Wer Energie sparen will, kann sie durch einen langen Druck auf die Power-Taste in Tiefschlaf versetzen. Sie verbrauchen dann weniger als 0,5 Watt, benötigen nach dem Einschalten aber auch eine gute Minute, um sich im System zurückzumelden.

Bedienung am Gerät und über die Music Flow-App

Im laufenden Betrieb hat die Power-Taste am H3, H5 und H7 noch eine weitere Funktion: Sie schaltet zwischen Netzwerk-Musik und Bluetooth-Empfang um. Bei den Modellen mit Klinkeneingang aktiviert sie außerdem den „Portable In“. Ein Ring um den zentralen Schaltknopf regelt die Lautstärke. Am Akku-Lautsprecher H4 und am Soundbar sind Plus-Minus-Tasten dafür zuständig.

Das Bedienfeld mit Lautstärkering am Music Flow H3. ©digitalzimmer
Das Bedienfeld mit Lautstärkering am Music Flow H3. ©digitalzimmer
Das Pendant mit Lautstärke-Wippe am Akku-Modell Music Flow H4. ©digitalzimmer
Das Pendant mit Lautstärke-Wippe am Akku-Modell Music Flow H4. ©digitalzimmer

Einheitlicher hat LG die Bedienung in der App geregelt. Der Music Flow Player für Android und iOS  gefällt auf den ersten Blick durch seine aufgeräumte Optik – auch wenn es keine Tablet-Version gibt, die den größeren Bildschirm voll ausnutzt. Das Hauptmenü gleitet von links ins Bild und gewährt schnellen Zugriff auf die Musik des Smartphones, auf Titel im Netzwerk und auf Streaming-Dienste. Eine Besonderheit ist die „Stimmunsgwahl“. Sie stellt aus der heimischen Musikbibliothek automatisch Playlisten zusammen. Das Ergebnis klingt dann zum Beispiel „romantisch“, „lebendig“ oder „beruhigend“. Es eignet sich fürs „Training, für eine „Party“ und zum „Träumen“. Voraussetzung: Die Audiodateien sind möglichst komplett mit Metadaten versehen. Denn das System gleicht seine Titel- und Albumnahmen mit der Gracenote-Datenbank im Internet ab. Dort sind Zusatzinformationen wie „Mood“ (Stimmung) oder „Tempo“ zu Millionen von Tracks gespeichert. Unterm Strich hat LG seine Sache ziemlich gut gemacht. Der Music Flow Player gibt keine Rätsel auf, arbeitet ohne Programmabstürze und ist einfach zu bedienen.

Die Music Flow-App ist übersichtlich gestatet. ©digitalzimmer
Die Music Flow-App ist übersichtlich gestaltet. ©digitalzimmer
Hörtest: Der Klang des Music Flow-Systems

Mit klangvollen Alternativen von Bose, Bluesound, Denon, Raumfeld und Sonos hat das Music Flow-System starke Konkurrenz. Deshalb war ich gespannt, wie es sich im Hörtest schlagen würde. Meine Erfahrungen beruhen auf mehreren Sitzungen mit dem H3 und H4 sowie dem Soundbar HS 9. Zum H5/H7 kann ich wenig sagen, weil ich diese Modelle bislang nur im Handel und auf Messen gehört habe. Da fehlt mir der direkte Vergleich im gewohnten Hörraum.

Im Falle des kleinen H4 setzen die Gehäuseabmessungen dem Klang natürliche Grenzen. Zumal im Gehäuse ja auch noch Platz für den Akku sein muss. Trotzdem klingt der kompakte Multiroom-Lautsprecher erstaunlich frisch und durchaus basskräftig – eine Folge der Passivmembranen, die im Tieftonbereich unterstützend eingreifen. Verzerrungen sind erst bei einer Lautstärke zu hören, die man einer Funkbox diesen Formats ohnehin nicht zumuten sollte. Einem Vergleich mit meiner Referenz, dem Bluetooth-Lautsprecher SoundLink Mini von Bose hält der H4 zwar nicht ganz stand. Der SoundLink spielt noch runder und selbstverständlicher. Aber dafür hat der Bose ja auch keine Multiroom-Funktion.

Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterließ im Hörtest der H3. Sowohl einzeln als auch paarweise im Stereobetrieb fand ich ihn ein wenig glanzlos. Gegenüber dem Play:1 von Sonos oder dem SoundTouch 10 von Bose fehlt es an Bass, was bei höheren Lautstärken die Mitten und Höhen leicht betont. Frauenstimmen wie die von Emeli Sandé („Read All About It, Pt. III“) bekamen ein etwas harsches Timbre. Dafür spielte die kompakte Box sehr pegelfest und ließ sich auch durch harte Beats und Girarrenriffs nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

Wirklich überzeugt hat mich der Klang des Soundbars HS9. Er nahm es im Hörtest sogar mit der deutlich teureren Kombi aus Sonos Playbar und Sonos Sub auf. Wer damit leben kann, dass sich ein 110 Zentimeter langer Lautsprecherbalken am Fuß des Fernsehers breit macht, der bekommt hier eine echte Allround-Lösung. Ob Filmton in Dolby Digital, Musik-Stream aus dem Netzwerk oder Bluetooth-Signal: Der HS 9 kommt mit jedem Programm klar. Tipp: Falls der Lautsprecher einmal die Verbindung zum drahtlosen Subwoofer verliert, beide Geräte ausstecken und nacheinander wieder mit dem Stromnetz verbinden – erst den Soundbar, dann die Bassbox.

Der Music Flow-Soundbar HS9 überzeugte im Hörtest auf ganzer Linie. ©digitalzimmer
Der Music Flow-Soundbar HS9 überzeugte im Hörtest auf ganzer Linie. ©digitalzimmer
Besonderheiten
  • Bluetooth-Funktion in allen Playern
  • High-Resolution-Audiowiedergabe (bis 24 Bit/192 kHz)
  • Surround-Lösung fürs Heimkino
  • TV-Ton synchron in allen Räumen
  • sich selbst verstärkendes Mesh-Netzwerk

1 Gedanke zu „Multiroom von LG: Alles im Fluss mit Music Flow“

  1. Wollte mir das System u.a. aufgrund dieses Tests kaufen, nachdem nun endlich – spät aber doch und anscheinend auf massiven Druck der Nutzer – die versprochende Multiroom-Funktion per Google Cast nachgeliefert wird.
    Doch ein Blick in den (Online-)Handel zeigt, dass die Komponenten offenbar kaum bis gar nicht mehr erhältlich sind. Der LG-Support sagt, er habe „zur Zeit keine Informationen, wo man unsere Produkte kaufen kann.“

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