Intelligent schalten mit Funksteckdosen

Der Zwischenstecker von Belkin gehört zu einem ganzen Smart-Home-Sortiment. Neben dem hier vorgestellten WeMo Insight Switch umfasst es auch eine ältere Funksteckdose ohne Verbrauchsmesser (WeMo Switch), einen Bewegungssensor (WeMo Motion), zwei Videokameras, dimmbare LED-Leuchten und eine programmierbare Schaltbox namens WeMo Maker. Mit ihr können Bastler eine Vielzahl von Produkten über die Belkin-App steuerbar machen – vom Garagentor über Markisen bis hin zum Fischfutterautomaten am Aquarium. In den USA ist das WeMo-Angebot noch größer. Dort stattet Belkin auch Hausgeräte wie Kaffeemaschine, Luftbefeuchter oder Heizlüfter mit seiner drahtlosen Schalttechnik aus. Deutschen Kunden traut man so viel Begeisterung für Heimautomatisierung aber offenbar nicht zu.

Der manuelle Ein-/Ausschalter am WeMo Insight Switch von Belkin. ©digitalzimmer
Der manuelle Ein-/Ausschalter am WeMo Insight Switch von Belkin. ©digitalzimmer

Vorteil des WeMo-Systems: Es benötigt weder einen speziellen Router wie die DECT-Steckdose von AVM, noch eine Funkzentrale à la Devolo Home Control. Der Zwischenstecker verbindet sich ganz einfach mit dem vorhandenen WLAN, wobei die WeMo-App am Smartphone assistiert. Sie meldet das Gerät wie einen Streaming-Lautsprecher oder eine WLAN-Lampe am drahtlosen Netzwerk an. Kritik an der Reichweite, wie sie einige Rezensenten bei Amazon äußern, kann ich nicht teilen. Im Digitalzimmer-Test gab es diesbezüglich keine Unterschiede zwischen der WLAN-Steckdose von Belkin und den beiden anderen Modellen. Auch durch zwei Zimmer und drei Altbauwände hindurch hielt der WeMo Insight Switch den Funkkontakt zum Router. Die vergleichsweise stromhungrige WiFi-Technik (802.11n mit 2,4 GHz) wirkt sich allerdings auf den Standby-Verbrauch aus: Der Energiemesser registrierte selbst dann 1,4 Watt, als der Switch bereits ausgeschaltet und kein Gerät mehr daran angeschlossen war. Im Betrieb stieg der Verbrauch nur marginal auf 1,7 Watt. Die Funksteckdose von AVM benötigt während der Arbeit auch 1,6 Watt, fährt im Aus-Zustand aber auf 0,9 Watt herunter. Dass es noch sparsamer geht, beweist Devolo: Der Home-Control-Stecker gibt sich mit 0,4 beziehungsweise 0,7 Watt zufrieden.

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Die Schaltuhr-Funktionen von Belkin sind nicht ganz so umfangreich wie bei AVM. So gibt es neben Timer und Countdown nur Sonnenauf- und -untergangsregeln. Dafür kann der Switch auf Signale des Bewegungssensors WeMo Motion reagieren und so zum Beispiel das Licht einschalten, wenn jemand nach Hause kommt. Dass der Bewegungssensor ausschließlich im Paket mit dem alten Switch ohne Messfunktion verkauft wird, dass er eine eigene Steckdose benötigt und aus zwei Teilen besteht, die per Kabel verbunden sind macht die Installation nicht gerade einfacher. Das Design des Insight Switch hat auch seine Eigenarten: Wer den Zwischenstecker aufrecht in die Steckdose schiebt, blockiert mit dem ausladenden Gehäuse eventuell darüber liegende Wandschalter. Kopfüber eingesteckt bleibt der Schalter frei, doch dann sind die Power-Taste des Switch und die Statusanzeige nicht mehr zu sehen – zur Handbedienung muss man sich bücken, um von unten aufs Gerät zu blicken. Außerdem hält die Kindersicherung vor den Kontakten einen Stecker so fest, dass er sich nur schwer herausziehen lässt. Wer beherzt anpackt, zerrt leicht den ganzen Switch aus der Steckdose. Für den mobilen Einsatz mit wechselnden Geräten ist das Produkt somit weniger geeignet, eher zur dauerhaften Installation im Heimkino oder an der Kaffeemaschine.

Das Gehäuse des Belkin-Steckers (links) blockiert darüberliegende Wandsschalter.
Das Gehäuse des Belkin-Steckers (links) blockiert darüberliegende Wandschalter.

Über den „Fernzugriff“ in der App ist die Steckdose von unterwegs aus schaltbar. Die Reaktionszeiten sind naturgemäß etwas länger als daheim im WLAN, aber nach zwei bis drei Sekunden reagiert der Insight Switch eigentlich immer. Anders als bei AVM oder Devolo lassen sich in der App auch Regeln definieren und Zeitpläne erstellen. Wer Einstellungen zu Hause versäumt hat, holt sie am Smartphone nach. Laut US-Behörde CERT (Computer Emergency Readiness Team) – dem Gegenstück zum deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik – klafften anfangs ein paar Sicherheitslücken im System. Belkin hat sie aber letztes Jahr mit einem Firmware-Update geschlossen und liefert auch weiterhin regelmäßig Updates aus, um seine App an neue Betriebssystem-Versionen anzupassen oder die Leistung zu verbessern.

Der Anschluss ans Internet eröffnet noch mehr Möglichkeiten. Stichwort: IFTTT. Mit Unterstützung des Online-Dienstes If This Than That nimmt WeMo Kontakt zu anderen vernetzten Produkten im Smart Home auf. Im IFTTT-Channel des Insight Switch gibt es  entsprechende „Rezepte“ (Recipes). Sie schalten zum Beispiel den Strom ab, wenn die Ortungsfunktion des Handys ein Verlassen der Wohnung registriert – oder werfen den Luftbefeuchter an, wenn die Innenraumsensoren der Netatmo-Wetterstation eine zu trockene Umgebung signalisieren. Wer den exakten Preis pro Kilowattstunde in der WeMo-App hinterlegt, kann Verbrauchern automatisch den Saft abdrehen, wenn am Tag ein bestimmter Kostenrahmen erreicht ist. Wie von IFTTT gewohnt, sind nicht alle Rezepte in Deutschland verwendbar – weil es viele der vernetzbaren Produkte hier nicht gibt (z.B. Life360, Nest, Wally). Wer Spaß am Experimentieren hat und die englischen Benutzeroberflächen nicht scheut, kann mit dem Dienst aber Szenarien entwerfen, die über das ferngesteuerte Ein- und Ausschalten der Steckdose weit hinausgehen. Nur sicherheitsrelevante Funktionen würde ich nicht unbedingt einem kostenlosen Internet-Service in den USA überlassen.Devolo Home Control: Schalten mit System