Intelligent schalten mit Funksteckdosen

Die Lösung von Devolo ist mit dem Schalten von Steckdosen eigentlich unterfordert. Wie der Name schon sagt, soll Home Control das ganze Haus kontrollieren. Die drahtlose Schalt- und Messsteckdose ist deshalb nur ein Produkt unter vielen. Es gibt Tür- und Fensterkontakte, Funkschalter, Rauch- und Bewegungsmelder sowie Heizkörper- und Raumthermostate, um nur die Wichtigsten zu nennen. Alle haben eines gemeinsam: Sie benötigen zum Betrieb die Home Control Zentrale. So nennt Devolo seine Basisstation, die mit dem internationalen Funkstandard Z-Wave arbeitet.

Die Zentrale ist normalerweise Teil des Startpakets für 220 Euro, das auch eine Steckdose und einen Tür-/Fensterkontakt enthält. Wer mag, bekommt sie im Online-Shop des Herstellers aber auch solo für 130 Euro.  Die Basisstation gehört zu Hause in eine 230-Volt-Steckdose und kann auf zweierlei Weise mit dem Router in Verbindung stehen: per LAN-Kabel oder über die Stromleitung. Powerline-Pionier Devolo hat natürlich seine dLAN-Technik in den Funkstecker integriert. Wer ein passendes Gegenstück am Router installiert hat, kann die Home Control Basis daher fast überall in der Wohnung einstecken. Dies und die Tatsache, dass Z-Wave in Gebäude eine Funkeichweite von bis zu 40 Metern besitzt, macht Verbindungsprobleme ziemlich unwahrscheinlich.

Die Home Control Zentrale kann dank Powerline-Technik in fast jedem Raum installiert werden.
Die Home Control Zentrale kann dank Powerline-Technik in fast jedem Raum installiert werden.

Die Installation läuft cloudbasiert ab. Das heißt, zur Inbetriebnahme muss der Devolo-Kunde mit dem Internet verbunden sein. Auch alle späteren Einstellungen finden online im Browser auf der Webseite www.mydevolo.com statt. Hier registriert sich der Kunde und legt ein Benutzerkonto an. Danach kann er in seinem Smart Home kostenlos schalten und walten. Nur für besondere Dienste wie den SMS-Versand aufs Handy will Devolo in Zukunft Geld verlangen. Die Übertragung zwischen Computer und Server ist verschlüsselt. Dasselbe gilt auch für die Verbindung per App, wie das Smart-Home-Blog Siio.de  und AV-Test in Magdeburg herausgefunden haben. Wer ganz sicher gehen möchte, kann den Fernzugriff auch abschalten. Die Geräte arbeiten dann weiter ihre programmierten Zeitpläne und Regeln ab, neue Einstellungen lassen sich auf diese Weise aber nicht vornehmen. Das geht nur mit Internetverbindung.

Die Startseite von Devolo Home Control im Internet-Browser. ©digitalzimmer
Die Startseite von Devolo Home Control im Internet-Browser. ©digitalzimmer
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Wer denkt, das alles wäre zu viel Aufwand, um ein paar Steckdosen zu steuern, den kann ich beruhigen. Für ein System dieser Leistungsklasse ist Home Control geradezu spielend einzurichten. Anleitungsvideos im Browserfenster zeigen Schritt für Schritt, wie die Steckdose oder ein anderes Produkt aus dem Sortiment in Betrieb genommen wird. Danach lassen sich „Regeln“ unter dem gleichnamigen Menüpunkt definieren. Zum Beispiel, dass beim Auslösen des Bewegungsmelders die Steckdose für zwei Minuten Strom liefern soll. Im Digitalzimmer schalten wir damit eine Tischleuchte ein, sobald jemand den Flur betritt.

Alternativ gibt es „Zeitsteuerungen“, die nach der Uhr ablaufen. Einen astronomischen Kalender, der Sonnenauf- oder -untergang berücksichtigt, hat Devolo bislang nicht vorgesehen, den braucht es aber auch gar nicht. Schließlich sitzen im Bewegungsmelder oder Tür- und Fensterkontakt bereits Helligkeitssensoren, die sich als Auslöser nutzen lassen. Auf Wunsch schickt die Zentrale bei jeder Aktion eine Nachricht an zuvor festgelegte Empfänger – wahlweise als E-Mail, Push-Notification oder SMS. Die Adressen und Telefonnummern werden im Bereich „Nachrichten“ hinterlegt, der Versandauftrag selbst ist dann Teil der jeweiligen „Regel“ oder „Zeitsteuerung“. Anfangs hat mich diese Trennung etwas verwirrt, inzwischen finde ich sie logisch, weil damit jeder Empfänger nur einmal angelegt werden muss. Die App My Devolo für Android oder iOS schaltet programmierte Einstellungen auf Wunsch von unterwegs aus ein oder aus. Selbst Regeln anlegen oder ändern kann sie nicht. Das geht nur per Browser auf dem Devolo-Server. Weil die Anmeldeseite übers Internet erreichbar ist, können Änderungen nach Eingabe von Benutzername und Passwort aber jederzeit und von überall aus vorgenommen werden – auch im Urlaub.

Die Devolo-Funksteckdose mit Bewegungsmelder (links) und Tür-/Fensterkontakt (rechts).
Die Devolo-Funksteckdose mit Bewegungsmelder (links) und Tür-/Fensterkontakt (rechts).

Strenggenommen braucht man die App also nur, um die Steckdose zwischendurch auch mal von Hand zu steuern. Wer einen Funkschalter aus dem Devolo-Sortiment dazu kauft (50 Euro), kommt sogar ganz ohne Smartphone aus, denn der Alltag wird in Regeln festgelegt und läuft weitgehend automatisch ab. Deshalb lässt sich auch verschmerzen, dass die App My Devolo noch etwas handgestrickt wirkt. Texte sprengen auf dem Smartphone zum Teil den vorgesehenen Rahmen, etwa auf Hilfeseiten und beim Bearbeiten von Verbrauchswerten oder Gerätenamen. Und der Funktionsumfang ist doch recht eingeschränkt, wenn man bedenkt, dass hier lediglich eine für mobile Geräte optimierte Version der mydevolo-Webseite angezeigt wird. Die AVM-App MyFRITZ! hat allerdings noch weniger zu bieten und bei Belkin sind Teile der Benutzeroberfläche gar nicht auf Deutsch übersetzt. Kleinigkeiten nachbessern können also alle drei. Eine komfortable Alternative zum Steckerziehen und Schalten von Hand sind sie trotzdem – nicht nur zur Weihnachtszeit.