Was macht den Netflix-Faktor aus?

Seit über zehn Jahren gibt es Onlinevideotheken in Deutschland. Doch erst seitdem klar ist, dass Netflix kommt, ist das Ganze ein heißes Thema. Warum boomt Netflix in den USA schon seit Jahren, während die Branche in Deutschland eher vor sich hin dämmert? Ein Erklärungsversuch.

Im Jahr 2001 startete die erste deutsche Onlinevideothek „Arcor Video on Demand“ – mit einem schlanken Angebot an B- und XXX-Movies. Damit fiel hierzulande der Startschuss für eine Entwicklung, die heute, 13 Jahre später, endlich Fahrt aufnimmt. Seitdem ist einiges passiert. 2006 ging Maxdome an den Start, nach eigener Aussage der heutige Marktführer. Er brachte erstmals auch eine Video-Flatrate auf: Die Videothek bot vom Start weg Pakete an, in denen man etwa Comedy-Sendungen, Serien oder eine Auswahl an Filmen frei anschauen konnte. Und Maxdome drängte gleich auf den Fernseher – anfangs mit speziellen Streaming-Receivern, später eben mit Apps auf Smart-TVs, wie sie heute fast jede Onlinevideothek hat.

Maxdome war die erste Onlinevideothek mit Aboangebot in Deutschland. Kürzlich wurde das Angebot aufgehübscht und klarer strukturiert. Dabei wurden die Inhalte im Maxdome-Flatratepaket von den übrigen Leih- und Kauf-Filmen getrennt.
Maxdome war die erste Onlinevideothek mit Abo-Angebot in Deutschland. Kürzlich bekam sie ein neues Gesicht Dabei wurde das Flatrate-Paket von den Leih- und Kauffilmen getrennt.


Immer mehr Anbieter, wenig zählbare Erfolge

Seither ging die Entwicklung dynamisch weiter – zumindest auf der Anbieterseite. 2008 startete iTunes mit Filmen, 2010 Videociety als erste reine TV-Onlinevideothek. Im selben Jahr erweiterte die Amazon-Tochter Lovefilm ihr Disc-Verleihangebot um eine Videostreaming-Flatrate, zunächst aber nur in Kombination mit dem Scheiben-Service. Und seit April 2011 können Sky-Kunden ihre Sendungen auch online zeitversetzt anschauen – über Sky Go. Die Liste ließe sich weiter führen – etwa mit dem Sony Entertainment Network, mit Watchever (siehe unseren Test) oder dem Einstiegsangebot Snap des Pay-TV-Senders Sky.

Doch ein Video-on-Demand-Boom ist in Deutschland beim besten Willen nicht zu erkennen. Kein Anbieter kommuniziert Nutzerzahlen, Marktfoscher sehen allenfalls, dass im Film-Verleihgeschäft für Einzelabrufe heute etwa jeder dritte Euro online ausgegeben wird. Und im ersten Halbjahr 2014 sollen Flatrate-Videotheken à la Amazon Prime, Watchever oder das Maxdome-Paket in Summe 25 Millionen Euro erlöst haben. Wenn man pro Nutzer und Monat einen durchschnittlichen Preis von sechs Euro annimmt, steht diese Summe für weniger als eine Million zahlende Nutzer.

Auf den ersten Smart-TVs lässt sich die Netflix-App starten. Die Anmeldung war aber bislang nicht möglich.
Auf den ersten Smart-TVs lässt sich die Netflix-App installieren und starten. Die Anmeldung war aber bislang nicht möglich – auch nicht mit einem US-Account.

Und jetzt kommt Netflix. Der US-Dienst startete sein Videostreaming-Angebot in den USA ein knappes Jahr, nachdem Maxdome hierzulande seine Pforten öffnete, ist dort aber heute der größte TV-Premium-Anbieter, hat mehr Abonnenten als etwa HBO oder die Pay-TV-Pakete großer Kabelnetzanbieter. 36 Millionen US-Bürger nutzen Netflix, weltweit sind es inzwischen über 50 Millionen. In Großbritannien hatte der Anbieter nach weniger als einem Jahr über eine Million Nutzer. Im kleinen Holland, wo Netflix im September 2013 startete, gibt es laut unabhängigen Umfragen ebenfalls schon eine siebenstellige Nutzerzahl.

Kommt jetzt auch bei uns der Flatrate-Boom?

Insider bezweifeln, dass Netflix auch in Deutschland so schnell Fuss fassen kann. „Der deutsche Markt ist schwierig“ sagt etwa Oliver Trettin vom Bundesverband audiovisuelle Medien (BVV), „es gibt bei uns viel mehr hochwertige Free-TV-Angebote mit guten Filmen und Serien als im Ausland. Deshalb ist die Nachfrage nach Onlinevideotheken einfach geringer.“ Denn Internet-Videotheken mit Abos wie Netflix, Watchever oder das Maxdome Monatspaket zeigten eben ähnliche Inhalte wie das Fernsehen.

2 Gedanken zu „Was macht den Netflix-Faktor aus?“

  1. Was netflix in meinen Augen richtig macht:

    1. HTML 5 Player. Ich brauch kein dämliches Plugin um die Serien und Filme sehen zu können, die neueste Chrome Beta Version reicht und läuft auch problemlos auf meinem Linux.
    2. Der Player macht Spass. Ich muss trotz schlechter Bandbreite keine Bufferphasen hinnehmen, da nehme ich lieber in kauf, das die Qualität schwankt. Frustration bleibt aus. Auch das starten der nächsten Serienfolge ist super.
    3. Transparenter Testmonat. Ich konnte einen Monat testen ob es mir gefällt, ohne Risiko, die Kündigung ist nur einen Klick entfernt und nciht versteckt. Und ich kann das jeden Monat so kündigen. Alles richtig gemacht.
    4. Alles fühlt sich richtig an. Mir werden gute Empfehlungen gemacht, ich werde über alles was passiert informiert, es gibt Originalfassungen von viele Filmen und Serien.

    Netflix macht einfach den Eindruck zu wissen, was seine Kunden wollen.

    1. Ich habe mich ja nun auch einige Tage sehr intensiv mit Netflix auseinandergesetzt, da zum Beispiel mein Kunde, die Zeitschrift video, einen Test des Angebotes zum Start bei mir bestellt hat. Mein Fazit fällt ähnlich aus, und ein kurzes Treffen und Interview mit dem Netflix-CEO Reed Hastings hat mich nachhaltig beeindruckt. Diese ersten Eindrücke sind hier nachzulesen. Ein ausführlicher Vergleichstest von Netflix mit Maxdome, Amazon & Co. folgt in video-Ausgabe 11/2014. Ich werde aber auch hier demnächst mehr berichten – man kommt halt nur vor lauter Binge-Watching sonst zu nix …

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