Hue Enternainment liefert farbiges Licht zum laufenden Film- oder Musikprogramm.

Hue Entertainment startet mit Computerspielen

Der erste Partner für Hue Entertainment steht fest. Auf der der CES 2018 in Las Vegas hat Philips eine Zusammenarbeit mit Razer bekanntgegeben. Der amerikanische Spezialist für Computerzubehör wird sein Lichtsystem Razer Chroma mit Philips Hue verbinden. Dabei kommt erstmals die neue Entertainment-Erweiterung von Hue zum Einsatz. Sie ermöglicht es den Philips-Leuchtmitteln, synchron auf das Geschehen am Bildschirm zu reagieren. Ein wenig so, wie es „Ambilight + Hue“ mit Philips-TVs schon heute macht.

So funktioniert Hue Entertainment

Allerdings ist Hue Entertainment kein neues Ambilight. Das „Surround-Licht“ für den Raum unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von der Stimmungsbeleuchtung am TV. So findet keine Live-Analyse des Videosignals im Fernseher statt. Ambilight + Hue  holt seine Informationen aus diesem Signal. Es erweitert die Farben der Bildränder quasi in den Raum hinein. Das gilt auch für Nachrüstlösungen wie DreamScreen, die das Signal am HDMI-Anschluss abgreifen und mit TV-Geräten anderer Hersteller funktionieren.

Hue Entertainment bekommt seine Informationen stattdessen vom Programmanbieter. Mit dem Vorteil, dass auch Ereignisse außerhalb des Blickfelds die Lichtgestaltung beeinflussen können. Ein Hubschrauber, der von hinten über die Köpfe der Zuschauer hinwegdonnert, wirft zum Beispiel Schatten ins Heimkino, noch bevor er auf der Bildfläche erscheint. Flammen im Rücken des Zuschauers tauchen den Raum in loderndes Licht. Und ein Sonnenaufgang in High Dynamic Range  wirkt so strahlend, wie ihn kein HDR-Fernseher alleine darzustellen vermag. Mit anderen Worten: Surround-Sound bekommt seine visuelle Entsprechung in Form von Licht.

Hue Entertainment funktioniert nur mit Videoquellen, die ein Steuersignal liefern. Bild: Philips
Hue Entertainment funktioniert nur mit Videoquellen, die ein Steuersignal liefern. Bild: Philips

Das eröffnet Filmemachern und Spieleprogrammieren neue Möglichkeiten. Auch Musikvideos oder Livekonzerte profitieren von Hue Entertainment. Erste Experimente konnten Zuschauer der TV-Show „The Voice of Germany“ bereits beobachten. Sponsor Philips und ProSiebenSat1 haben den Gesangswettbewerb 2016 über eine App mit Hue verbunden. Dabei kamen aber auch Schwächen der bisherigen Technik ans Licht:  Normale Zigbee-Lampen reagieren zu träge für Effekte in Echtzeit. Bis der Befehl ausgeführt ist, kann eine Sekunde vergehen. Da liegt das Mordopfer im Film schon tot am Boden, während die LED-Lampe noch Mündungsfeuer simuliert.

Deshalb hat Philips eine Schnittstelle entwickelt, die neben dem gewohnten Zigbee-Protokoll zum Einsatz kommt. Ein Beitrag im Blog für Hue-Entwickler erklärt die Technik ausführlich. Verkürzt gesagt handelt es sich dabei um eine Kombination aus Unicast- und Broadcast-Befehlen. Die Hue-Bridge wählt eine Lampe im Entertainment-Raum aus und schickt per Unicast – also von Punkt zu Punkt –  ihr Befehlspaket dorthin. Die Lampe dient als Verteiler und sagt allen anderen Hue-Leuchtmitteln in Funkreichweite, was zu tun ist (Broadcast). Dabei verzichtet das System auf Wiederholungen, was die Übertragung beschleunigt. 25 Mal pro Sekunde lässt sich jede Lampe auf diese Weise ansprechen. Dass Befehle verloren gehen können, nimmt man in Kauf. Eine Lichtexplosion, die zu spät aufblitzt, ist störender als wenn der Effekt ganz ausbleibt.

Hue Entertainment braucht Partner

Voraussetzung für die Funktion: Inhalteanbieter müssen Steuerbefehle für das Licht in ihr Programm integrieren. Das geht bei Videospielen besonders einfach, weil sämtliche Bild- und Tonereignisse sowieso computergeneriert sind. Philips will eine eigene Software dafür zur Verfügung stellen, das Hue Entertainment Development Kit (EDK). Registrierte Programmierer können es nach Veröffentlichung aus dem Developer-Bereich herunterladen. Künftig sollen auch Filme und TV-Serien durch Hue Entertainment visuelle Unterstützung erfahren. Wie so etwas aussehen kann, hat Philips am Beispiel des Disney-Musicals „Vaiana“ auf der letzten IFA gezeigt (Bilder oben). Die polynesische Inselwelt der kleinen Prinzessin erwachte damit zu besonders farbenprächtigem Leben.

Computerzubehör mit der Chroma-Funktion von Razer leuchtet bunt. Bild: Hersteller
Computerzubehör mit der Chroma-Funktion von Razer leuchtet bunt. Bild: Hersteller

Los geht es aber wie gesagt mit Razer. Der Peripherie-Anbieter ist ein idealer Partner für Hue Entertainment, weil seine Tastaturen, Mäuse, Headsets und Mauspads schon jetzt in allen Farben des Regenbogens strahlen. Produkte mit der hauseigenen Chroma-Technologie wurden millionenfach verkauft. Ihre LEDs lassen sich in der Konfigurationssoftware Razer Synapse 3 einstellen. Über Plug-Ins liefern sie aber auch synchronisierte Lichteffekte zu mehr als 80 Computerspielen. Von Ego-Shootern wie Overwatch und Quake Champions über Adventures im Stil von The Little Acre bis hin zu Minecraft reicht das Angebot. Die Verbindung mit Philips Hue erweitert das Farbenspiel nun über den PC-Arbeitsplatz hinaus.


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Ein Software-Updates für Razer Synapse soll in Kürze die technischen Voraussetzungen schaffen. Seine Hue-App hat Philips bereits aktualisiert. Außerdem ist eine Hue-Bridge der zweiten Generation (V2) für Hue Entertainment notwendig. Die Idee zu Spielen mit Surround-Licht hat Razer übrigens schon vor einem Jahr formuliert. Auf der CES 2017 war unter dem Projektnamen Ariana von Partnern wie Wicked Lasers oder Nanoleaf die Rede. Sie sollten mit ihren Lichtsystemen das Spielerlebnis in den Raum tragen.

Philips bringt allerdings die besseren Voraussetzungen mit. Kein anderes smartes LED-System erfreut sich größerer Beliebtheit und ist so weit verbreitet wie Hue. Für einige Philips-Entwickler dürfte sogar ein Traum in Erfüllung gehen. Sie hatten schon vor zehn Jahren auf der IFA eine Art Ambilight für Gamer vorgestellt. Das sogenannte amBX-System sollte Spieler mit Lautsprechern, buntem Licht und Ventilatoren ins Geschehen hineinversetzen. Es ist schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Aus gutem Grund: Gegen den visuellen Sturm, den Hue Entertainment entfacht, war amBX nicht mehr als ein laues Lüftchen.

LED-Lampen im Raum erweitern das Fabspiel der Razer-Produkte am PC. Bild: Razer
LED-Lampen im Raum erweitern das Farbspiel der Razer-Produkte am PC. Bild: Hersteller

digitalzimme.de meint: Hue Entertainment hat viel Potential – wenn die Programmanbieter mitspielen. Die Spielebranche dürfte sich hier leichter tun, weil Surround-Licht für Gamer ein zusätzliches Verkaufsargument darstellt. Filmstudios müssen einen zusätzlichen Arbeitsschritt in der Post-Production einführen, der fürs Kino nichts bringt – weil es dort keine Raumbeleuchtung gibt. Hinzu kommen andere neue Technologien wie UHD-Blu-ray, HDR, HFR oder Dolby Atmos, die Hollywood bereits in Atem halten. Doch es gibt ja auch Anbieter wie Netflix oder Amazon. Die nutzen in ihren Eigenproduktionen bereits viele der oben genannten Qualitätsverbesserer. Warum sollte da im Videostream nicht auch noch Platz für ein wenig Hue Entertainment sein?