Koubachi: WLAN-Sensor lässt Pflanzen sprechen

Nicht jeder Blumenfreund hat ein Händchen für die Pflege seiner Topfpflanzen. Die „Plant-Care-Engine” des Züricher Start-up-Unternehmens Koubachi unterstützt Menschen ohne den Grünen Daumen deshalb bereits seit 2011 beim Gießen und Düngen. Nutzer der iPhone-App Koubachi oder der Webseite my.koubachi.com bekommen Erinnerungen auf ihr Smartphone oder ins E-Mail-Postfach geschickt, wenn die Pflanze Wasser oder Nährstoffe braucht. Dazu unterhält Koubachi eine Datenbank mit botanischen Informationen, die kontinuierlich ausgebaut werden soll. Derzeit umfasst sie etwas mehr als 100 verschiedene Pflanzenarten – vom Alpenveilchen bis zur Zwergpalme.

Koubachi_PlantSensor
Der WiFi-Plant Sensor (rechts) sendet seine Informationen an die App. (Bild: Koubachi)

Ein neuartiger WLAN-Sensor für den Blumentopf dürfte den digitalen Pflegedienst nun weiter verbessern. Er wird – ähnlich wie ein Feuchtemesser für Hydrokultur – direkt in die Erde gesteckt und meldet seine Informationen der Plant-Care-Engine im Internet. Sensoren im Pflanzenstecker prüfen laut Hersteller regelmäßig den Lichteinfall, die Raumtemperatur und die Bodenfeuchtigkeit. Die Werte werden mit der Pflege-Datenbank verglichen und erlauben exaktere Handlungsanweisungen.

Denn bislang stand der Plant-Care-Engine nur das hinterlegte Expertenwissen zur Verfügung, ergänzt um Zusatzinformationen wie Jahreszeit und Längen- sowie Breitengrad des Standorts (ermittelt über des GPS-Sensor im iPhone). Alles Weitere waren Näherungswerte. So musste der Nutzer mit jeder neu angelegten Pflanze einen Lernzyklus durchlaufen, in dem er täglich die Feuchtigkeit im Blumentopf von Hand überprüfte. Erst danach „wusste” die Datenbank, wie lange der Topf zum Durchtrocknen braucht und konnte Gießempfehlungen geben. Niedrigere Raumtemperaturen, etwa während des Urlaubs, oder besonders trockene Luft in der Heizperiode blieben unberücksichtigt.

An der grundsätzlich einfachen Bedienung soll sich nichts ändern: Der Pflanzensensor wird per Tastendruck mit der jeweiligen Pflanze in der App oder im Web-Interface gekoppelt. Das System gibt anschließend dieselben Pflegeanweisungen wie bisher – etwa dass ein Pfeilblatt mit raumtemperiertem Wasser gegossen werden möchte und Staunässe zu vermeiden sei, „außer der Untersetzter ist mit Kies gefüllt”. Die täglichen Push-Nachrichten oder E-Mails dürften allerdings zielgenauer sein, weil die Software direkt mit den Pflanzen „kommuniziert”. Außerdem soll das System Alarm auslösen, wenn zum Beispiel bei einem Heizungsausfall die Temperatur unter einen bestimmten Wert sinkt. Und wie bisher kann eine Ferienvertretung per iPhone auf das Koubachi-Konto zugreifen und damit Fehler beim Düngen oder Blumengießen vermeiden.

Der „Koubachi Plant Sensor” ist batteriebetrieben, verbraucht nach Aussage des Herstellers aber wenig Strom. Die Batterielaufzeit soll mehr als ein Jahr betragen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 109 Euro, ab März soll der Pflanzenstecker im Handel und über die Hersteller-Webseite erhältlich sein.

digitalzimmer.de meint: Das viel zitierte „Internet der Dinge” nimmt Gestalt an. Vernetzte Topfpflanzen sind ein Lichtblick für erfolglose Hobbygärtner. Vor allem aber lassen sie erahnen, welch kreative Anwendungen uns vielleicht bald ins Haus stehen: Küchenwagen, die mit dem Smartphone und der Pulsuhr kommunizieren, um die persönliche Kalorienbilanz zu aktualisieren. Oder Spülmaschinen, die selbst Reiniger und Klarspüler nachbestellen. Die Rede davon ist schon lange, doch bislang gibt es kaum Produkte in dieser Richtung – und niemand weiß, ob die Konsumenten bereit sind, für diesen Zusatznutzen Geld auszugeben. Auch der Pflanzensensor von Koubachi ist nicht ganz billig. Aber erstens lassen sich ohnehin nur neun Pflanzen in der App anlegen, was die Ausgaben begrenzt ;-) Und zweitens funktioniert das System auch ohne elektronische Feuchte-, Licht und Temperaturmessung, nur eben nicht so genau.

Update vom 1. August 2016: Im Juli 2015 hat die Husqvarna Group, zu der auch Gardena gehört, den Hersteller Koubachi übernommen. Die Planzensensoren aus der Schweiz werden mittlerweile nicht mehr Angeboten und durch das Smart Garden System von Gardena ersetzt. Für Käufer der Koubachi-Sensoren heißt das: Die teuer erstandenen Geräte hören nach einer Übergangszeit ganz einfach auf zu funktionieren. Auf der Herstellerseite steht, dass diese Übergangszeit drei Jahre betragen soll. Koubachi garantiert, dass die Systeme „Systeme nicht vor Ende 2018 heruntergefahren werden”. Ärgerlich ist das für Kunden aber natürlich trotzdem. Und es zeigt, wie plötzlich Smarthome-Produkte ihren Wert verlieren können – wenn sie auf einen Cloud-Dienst angewiesen sind.

Aufmacherfoto: Hersteller