BeoLink Multiroom: Streamen auf Dänisch

Was heute so neumodisch Multiroom-Audiosystem heißt, macht Bang & Olufsen schon lange. Die HiFi- und TV-Geräte aus Struer in Dänemark lassen sich seit mehr als 30 Jahren miteinander verbinden und übertragen ihren Ton auf Wunsch in andere Räume. Nur waren dafür immer Kabel notwendig. Nun kappt B&O die Strippen und präsentiert sein erstes drahtloses Streaming-System. Genauer gesagt: Die Dänen schalten diese Funktion für ihre jüngste Gerätegeneration mit einem Software-Update frei.

Geräte mit Network-Link-Funktion bilden ab sofort ein Multiroom-System. Bild: Bang & Olufsen
Geräte mit Network-Link-Funktion bilden ab sofort ein Multiroom-System. Bild: Bang & Olufsen

Geeignet für den neuen BeoLink Multiroom-Betrieb sind Produkte mit Netzwerkanschluss (per Kabel oder WLAN), im Firmenjargon Network Link genannt. Zu diesen seit 2012 erhältlichen Geräten gehören beispielsweise die Musiksysteme BeoSound Moment und BeoSound Essence, die Fernseher BeoVision 11 und BeoVision Avant sowie der Funklautsprecher BeoPlay A9. Letzterer allerdings nur in zweiter Generation, die 2014 auf den Markt kam – zu erkennen an einer zusätzlichen Bluetooth-Taste auf der Rückseite.

Bedienung mit oder ohne Smartphone-App

Sobald die Player im Netzwerk angemeldet sind, sollen sie ohne jede weitere Konfiguration zusammen spielen. Laut Hersteller genügt es, den Beoplay A9 auf der Rückseite zu berühren und er schließt sich einem laufenden Musikprogramm an. An der Beosound Essence erfüllt die Taste „Music“ denselben Zweck. Auf der TV-Fernbedienung BeoRemote One gibt es einen Knopf namens „Join“ dafür. Laufen in mehrere Räumen bereits unterschiedliche Audiostreams, wechselt bei jedem Tastendruck die Quelle. Touch to Join nennt Bang & Olufsen diese Funktion. Insgesamt sollen bis zu acht drahtlos verbundene B&O-Geräte gleichzeitig Musik streamen können. Mit einem Netzwerkanschluss per Ethernet-Kabel steigt die Zahl auf 18. Insgesamt dürfen maximal 32 Geräte in einem BeoLink Multiroom-System angemeldet sein.

Wer da noch den Überblich behalten will, kann die kostenlose App BeoMusic für Android oder iOS auf seinem Smartphone installieren. Sie gibt volle Kontrolle über das Multiroom-System und zeigt obendrein an, was in den einzelnen Zimmern gerade gespielt wird. Alternativ bietet sich auch der abnehmbare Touchscreen einer BeoSound Moment als drahtlose Kontrollzentrale an.

Quellenwahl durch einfache Berührung – oder in der BeoMusic-App. Bild: Bang & Olufsen
Quellenwahl durch einfache Berührung – oder in der BeoMusic-App. Bild: Bang & Olufsen
Integration älterer Bang & Olufsen-Geräte

Damit auch ältere B&O-Produkte am Multiroom-Streaming teilnehmen können, gibt es den sogenannten BeoLInk Converter. Als Anschlussbox verbindet er das alte, analoge Steuersystem Master Link mit dem neuen Network Link. So bekommen selbst Design-Ikonen aus dem Jahr 1994 wie der CD-Wechsler BeoSound 9000 mit seinem hin und her sausenden Laser-Schlitten einen Anschluss an die Zukunft. Nur Geräte mit der allerersten Vernetzungstechnologie Master Control Link (1982 – 1995) bleiben außen vor. So viel Rückwärtskompatibilität haben dann wohl nicht einmal die B&O-Ingenieure hinbekommen.

digitalzimmer.de meint: Eine vernetztes Produktsortiment wie das von Bang & Olufsen technisch weiter zu entwickeln, ohne die Kunden vor den Kopf zu stoßen, ist eine Herausforderung. Wer viel Geld in B&O-Geräte investiert, möchte nicht, dass sie innerhalb von ein paar Jahren veralten. Mit BeoLink Multiroom scheint der Generationswechsel zu gelingen: Traditionelle Tonquellen wie CD und UKW-Radio werden abgelöst vom modernen Streaming mit Bluetooth, DLNA, Deezer, TuneIn & Co. Trotzdem dürfen Jahrzehnte alte Geräte immer noch mitspielen. Dafür gebührt den Dänen wirklich Respekt.

Mit einer Anschlussbox dürfen sogar CD-Player von B&O mitspielen. Bild: Bang & Olufsen.
Mit einer Anschlussbox dürfen sogar CD-Player von B&O mitspielen. Bild: Bang & Olufsen.

3 Gedanken zu „BeoLink Multiroom: Streamen auf Dänisch“

  1. Sehr schön geschriebener Artikel!
    Eine Anmerkung noch: Selbst das erwähnte ältere “Master Control Link” System (1982-1995) kann über einen weiteren Converter (MCL zu ML) in das aktuelle “NetLink” Multiroom System eingebunden werden. Und das, was B&O somit seinen Kunden anbietet, ist wirklich einzigartig !! :-))

  2. In welcher Qualität streamt B+O denn das Musiksignal? Überträgt das System auch HiRes-Audio und welchen Funkstandard nutzt es dabei? Ist das WISA wie bei anderen B+O-Geräten?.

    1. Laut Bang & Olufsen wird die Musik in unkomprimierter CD-Qualität übertragen, das heißt mit 16 Bit/44.1 kHz. Höhere Auflösungen bis 24 Bit/192 kHz sind aber prinzipiell möglich. Sie sollen später mit einem Software-Update nachgeliefert werden.

      Als Funkstandard kommt das normale WLAN zum Einsatz. Wisa oder Immaculate Wireless Sound, wie es bei Bang & Olufsen heißt, wäre für den Multiroom-Betrieb weniger geeignet, weil die Funkwellen im Frequenzbereich von 5,2 bis 5,8 GHz nur schwer durch Wände gehen. Wisa (Wireless Speaker & Audio) wurde ursprünglich für Surround-Anlagen mit bis zu 7.1 Kanälen entwickelt, deren Lautsprecher alle im selben Raum stehen.

      Manche B&O-Produkte wie die BeoSound Moment unterstützen aber beide Funkstandards. So sollte es eigentlich möglich sein, die Aktivboxen im Raum per Wisa mit Musik zu versorgen und gleichzeitig Multiroom-Musik übers WLAN zu streamen. Beantwortet das die Frage?

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