Das Warten hat ein Ende: Ab sofort kann jeder Amazon-Kunde in Deutschland die sprachgesteuerten Lautsprecher Echo und Echo Dot bestellen. Bislang gab es beide Produkte nur auf Einladung. Interessenten mussten sich quasi auf der Webseite bewerben und wurden vom Anbieter ausgewählt. An den Preisen hat sich nichts geändert: Der säulenförmige Echo ist für rund 180 Euro erhältlich, sein Bruder Echo Dot – kaum größer als ein Eiskockey-Puck – kostet 60 Euro. Beide Modelle gibt es wahlweise in Schwarz oder Weiß.
Kein anderes Smarthome-Produkt hat es bislang geschafft, einen vergleichbaren Hype auszulösen – noch bevor es offiziell auf den Markt kam. Seit Ankündigung der deutschen Version im September 2016 (wir berichteten) verging kaum eine Woche, in der nicht Hersteller ihre Unterstützung in Aussicht stellten. Auf Messen wie der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas und der Integrated Systems Europe (ISE) in Amsterdam war die Stimme von Amazons Sprachassistentin Alexa allgegenwärtig. Gleichzeitig wuchs die Liste sogenannter Skills. So heißen Software-Erweiterungen, mit denen der Echo andere Geräte im Haushalt steuern kann. Das Angebot umfasst mittlerweile viele bekannte Marken von Philips über Osram, D-Link, Innogy, Netatmo und Tado bis hin zur Deutschen Telekom. Weitere wie Devolo, Denon oder Sonos wollen folgen.
Zwar setzt der parallele Einsatz mehrerer Skills etwas Geduld und Lust am Experimentieren voraus (mehr dazu in unserem Praxis-Ratgeber: Alexa-Skills richtig einsetzen). Aber dem Erfolg tut das keinen Abbruch. Gerade hat die deutsche Alexa eine Verbindung zum Online-Dienst IFTTT bekommen. Mit seiner Hilfe lassen sich Produkte steuern, die selbst keinen Zugang zum Sprachservice von Amazon haben. Der Trick: Alexa ruft per Sprachbefehl eine Internet-Adresse auf, mit der die gewünschte Aktion verknüpft ist. So lässt sich sich zum Beispiel die Szene eines Smarthome-Systems von Fibaro starten. Oder eine Regel in Devolo Home Control auslösen. Auch das BeoLink-Gateway einer Bang & Olufsen-Anlage ist auf diese Weise erreichbar. Für Einsteiger klingt das reichlich kompliziert, zumal man sich dafür bestimmte Sprachkommandos merken muss („Alexa … trigger die Szene XY“). Im Vergleich mit den Grundfunktionen des Echo ist es das auch. Musikhören, Wecken lassen oder auch Nachrichten abrufen klappt schließlich von ganz allein – ohne vorherige Einarbeitung des Nutzers.
Kein Wunder also, dass solche einfachen Aufgaben am meisten Zuspruch erfahren. Laut BI Intelligence, einem Branchendienst von Business Insider, zählen sie zu den meistgenutzen Funktionen des Echo. 98 Prozent der US-amerikanischen Besitzer haben im vergangenen Jahr mindestens einmal den Timer gesetzt. 82 Prozent spielten Musik, 66 Prozent haben sich Nachrichten vorlesen lassen. Auf den weiteren Rängen folgen der Wecker (64 %) und die Uhrzeit-Ansage (62%). Dann kommt mit 46 Prozent aber auch schon die erste Smarthome-Anwendung: Licht schalten. Sie findet mehr Anhänger als bezahlte Musikdienste (Spotify) oder Amazons Stammgeschäft, das Einkaufen im Online-Shop. Interesse an einer Sprachsteuerung für das Smarthome scheint also vorhanden. Darauf können Amazon und seine Partner aufbauen.
digitalzimmer.de meint: Die Testphase ist vorbei. Ab sofort steht der Amazon Echo nicht nur einem ausgewählten Kreis technisch interessierter Nutzer zur Verfügung. Nun muss er sich überall beweisen – in Haushalten mit vielen vernetzten Geräten genauso wie in Familien, die einen komfortblen Ersatz für den alten Radiowecker suchen. Damit das gelingt, kommt es auf alle Partner an. Auf Amazon als Betreiber der Plattform genauso wie auf Firmen, die ihre Produkte mit Alexa verbinden. Nehmen sie das Thema ernst und programmieren Skills, die klug reagieren und einfach zu bedienen sind? Oder hoffen sie eher auf den schnellen Marketing-Effekt des Amazon-Logos? Davon wird abhängen, ob der Echo auch hierzulande seinen Platz im Smarthome sichert.