Warum Ultraviolet kein Erfolg wird

Seit gut einem Jahr gibt es UltraViolet in Deutschland. Das Video-Streaming-Angebot der Filmindustrie ist an den Kauf eines Datenträgers gekoppelt: Allen DVDs oder Blu-ray-Discs mit dem UVVU-Logo liegt ein Ziffern- und Buchstabencode bei, der sich im Internet einlösen lässt. Danach steht der Film entweder in SD-Auflösung (854 x 640 Pixel) oder in HD (1920 x 1080 Pixel) auf Computer, Smartphone oder Tablet zum Abruf zur Verfügung.

So richtig bekannt ist das System, das von den großen Hollywood-Studios 20th Century Fox, Paramount, Sony Pictures, Universal und Warner unterstützt wird, aber bis heute nicht. Das mag vor allem an der komplizierten Bedienung liegen: Es gibt verschiedene Seiten, auf denen die Codes eingelöst werden können. In Deutschland sind das derzeit die Online-Videothek Videociety, der Online-Store von Sony Pictures und das Warner-Portal Flixster.

Jede Seite hat ihre eigenen Zugangskonten, die mit einer zentralen UltraViolet-Bibliothek verknüpft werden müssen. Nur dann sind die Filme von allen Studios auch über einen gemeinsamen Zugang abrufbar. Wer nicht aufpasst und beim Einlösen aus Versehen eine neue UltraViolet-Bibliothek anlegt, hat seine Filmsammlung hinterher über mehrere Konten verteilt. Rein theoretisch lassen sich die Bibliotheken auch zusammenführen, allerdings reagieren die Webseiten oft träge oder der Nutzer kann sich gar nicht anmelden. So ist nur schwer überprüfbar, welches Konto womit verbunden wurde. Und manche Funktionen wie Benutzerprofile oder Unterkonten für Familienangehörige sind nicht auf allen Seiten verfügbar.

Hinzu kommt, dass häufige Wartungsarbeiten und die permanente Umgestaltung der Angebote den Zugang erschweren. Hier ein paar typische Fehlermeldungen vom Versuch, den Film The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Electro für UltraViolet freizuschalten. Sie sind alle im Laufe eines Nachmittags (22.11.2014) entstanden:

Erster Versuch: Anmeldung auf der Sony-Seite, um den Film freizuschalten.
Erster Versuch: Anmeldung auf der Sony-Seite, um den Film freizuschalten.
Zweiter Versuch: Wir sind drin, aber das UltraViolet-System ist nicht erreichbar.
Zweiter Versuch: Wir sind drin, aber das UltraViolet-System ist nicht erreichbar.
Dritter Versuch: Die Datenbank spuckt eine Fehlermeldung aus.
Dritter Versuch: Die Datenbank spuckt eine Fehlermeldung aus.
Alternative Flixster: Hier gibt es gleich nach dem Anmelden einen weißen Bildschirm.
Alternative Flixster: Hier gibt es gleich nach dem Anmelden einen weißen Bildschirm.
Dasselbe in Violett auf der UltraViolet-Seite: kein Zugang möglich.
Dasselbe in Violett auf der UltraViolet-Seite: kein Zugang möglich.

Fazit: UltraViolet ist ein gutes Beispiel dafür, wie Video-on-Demand nicht sein sollte. Das System verkehrt die Vorteile des Online-Streamings ins Gegenteil, indem es den Filmabruf weit komplizierter macht als das Abspielen einer DVD oder Blu-ray-Disc. Wenn dies ein Trick sein soll, um den Verkauf physischer Datenträgern anzukurbeln, dann haben die Studios ganze Arbeit geleistet. Neue Kunden dürften auf diese Weise allerdings nicht zu gewinnen sein, denn die werden von iTunes, Netflix, Watchever & Co. inzwischen viel besser bedient.

Update vom 23.12.2015: Auch ein Jahr nach den beschriebenen Problemen scheint das System fehlerhaft. Nach dem Einlösen eines Ultraviolet-Codes über das Portal „Flixster“ (Film: „her“, Warner Brothers) hatten wir folgende Probleme: Der Titel wird zwar im Ultraviolet-Portal (www.myuv.com) angezeigt, nicht aber auf der Flixster-Webseite oder in der Flixster-App. Die Flixster-Bibliothek lässt sich aktuell übers Internet überhaupt nicht mehr aufrufen. Stattdessen erscheint eine leere Bildschirmseite mit der Aufforderung, den Support zu kontaktieren.

Update vom 29.12.2015: Mittlerweile ist der verschollene Film „her“ in der Flixster-App wieder aufgetaucht. Auf der Flixster-Webseite bleibt er verschwunden. Dort erscheint dieselbe Fehlermeldung wie vor einem Jahr (siehe unten). Ein Support-Ticket beim Flixster-Kundendienst ist seit 24.12. eröffnet.

Auch Ende 2015 noch: the same procedure as every year.
Auch Ende 2015 noch: the same procedure as every year.

Update vom 19.1.2016: Nach einigen erfolglosen Empfehlungen des Flixster-Supports („anderen Browser benutzen“, „Browser Cache leeren“), ist die Mediathek am Computer nun plötzlich wieder da. Das System scheint sich selbst repariert zu haben.