Normalerweise geht es auf diesem Blog um Smarthome zum Selbermachen. Berichte über Profi-Systeme überlasse ich anderen, die sich täglich damit beschäftigen – zum Beispiel den Kollegen von Das intelligente Haus. Allerdings gibt es Situationen im Leben, da drängt sich die Frage auf: Will ich wirklich alles selbst installieren und konfigurieren? Oder soll das lieber ein Fachbetrieb übernehmen? Die Hausrenovierung ist so eine Gelegenheit. Oder ein fälliger Bausparvertrag, der mal eben 5.000 bis 10.000 Euro locker macht.
Denn – sind wir ehrlich – viel günstiger kommt man als Auftraggeber nicht weg, wenn Licht, Heizung, Türen und Fenster vom Fachmann automatisiert werden sollen. Andererseits gehen Funklampen- und Thermostate für die Selbstmontage auch ins Geld. Arbeitszeiten nicht mitgerechnet. Da liegt die Überlegung nahe, einen Profi zu beauftragen. Zumal es Lösungen gibt, die ohne größere Engriffe ins Gebäude funktionieren. Der Austausch von Schaltern oder ein paar Module im Verteilerkasten genügen.
11 Profi-Systeme zum Nachrüsten im Überblick
Bleibt die Frage nach dem richtigen System – und hier kommt dieser Blog-Beitrag ins Spiel. Er liefert eine alphabetisch sortierte Marktübersicht von Nachrüst-Lösungen. Alle haben eines gemeinsam: Sie arbeiten mit Funk oder anderen Technologien, die eine schnelle, schmutzfreie Montage ermöglichen. Außerdem halten sie die Anfangsinvestition gering, weil keine Busleitungen nötig sind. Sollte ich eines vergessen haben: In den Kommentaren am Ende der Seite ist Platz dafür. Und nun viel Spaß beim Stöbern.
Aufmacherfoto: Loxone
- Afriso (Afriso Home)
- Busch-Jaeger (Busch free@home Wireless)
- Coqon (Coqon Professional)
- Digitalstrom
- Fibaro (Home Center 2)
- Gira / Jung (eNet Smart Home)
- Hager (Coviva, Quicklink)
- Loxone (Miniserver Go)
- Rademacher (Home Pilot 2.0)
- Somfy (Tahoma Premium)
- Wibutler (Wibutler Pro)
Afriso (Afriso Home)
Vom Haustechnik-Spezialisten Afriso aus Güglingen bei Heilbronn kommt ein universelles Funksystem. Seine Zentrale (Bild) unterstützt von Haus aus die Standards Z-Wave und EnOcean. Zigbee und Wireless-M-Bus lassen sich über Funkmodule nachrüsten. So steht eine große Auswahl an Sensoren, Reglern und anderen Geräten für die Haussteuerung zur Verfügung – nicht nur Afrisos eigene EnOcean-Produkte. Aussehen und Bedienung der Software erinnern an das Baukastensystem Homee von Codeatelier. Das kommt nicht von ungefähr: Die Homee-Entwickler gehören zur Afriso-Gruppe.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Elektro-, Sanitär- und Heizungsfachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Google Assistant, Netatmo, Philips Hue (Leuchtmittel)
Webseite: afrisohome.de
Busch-Jaeger (Busch free@home Wireless)
Busch free@home ist normalerweise ein Bussystem mit Steuerleitungen in den Wänden. Es gibt aber auch eine drahtlose Variante: free@home Wireless. Sie sie nutzt einen eigenen Funkstandard, um Lichtschalter, Heizung und Jalousien zu steuern. Die Systemzentrale stellt Verbindung zum Smarthome oder Tablet her. Über den heimischen Router lassen sich auch Philips Hue und Sonos-Lautsprecher einbinden. Außerdem bietet der Hersteller Touch-Panels für die Bedienung (Bild) und Lösungen für die Türkommunikation an. Diese verlangen allerdings eine verkabelte Installation.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung
Erhältlich über: Elektro-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Philips Hue, Sonos
Webseite: www.busch-jaeger.de
Coqon (Coqon Professional)
Coqon fährt zweigleisig: Die Basisversion der Funkzentrale, Qbox Basic genannt, richtet sich an Selbermacher. Sie ist online erhältlich und funktioniert mit leicht zu installierenden Produkten aus einem Basic-Sortiment. Für Unterputz-Geräte, Fußbodenheizung, die Verbindung mit Türklingeln und andere Extras ist eine Qbox Professional nötig. Die gibt es vom Fachbetrieb, der eine Basic-Box auch zur Pro-Version aufrüsten kann. Besonderheit des Systems: Die Funkzentralen benötigen keinen Internet-Anschluss im Haus. Sie kommunizieren per Mobilfunk direkt mit der Coqon-Cloud.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Elektro- und Sanitär-Fachbetriebe, Internet (Basic-Sortiment)
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Google Assistant, IFTTT, Netatmo, Philips Hue, Logitech Harmony, Sonos
Webseite: shop.coqon.de
Digitalstrom
Digitalstrom nutzt die vorhandene Elektroinstallation. Smarte Lüsterklemmen (Bild) in Unterputzdosen und Geräten kommunizieren über die Stromleitung mit einem Server im Verteilerkasten. Darüber habe ich schon 2011 berichtet. Die Powerline-Technik erspart das Verlegen neuer Leitungen. Über Schnittstellen lassen sich andere Standards einbinden – zum Beispiel Dali für die Lichtsteuerung oder EnOcean-Funk zur drahtlosen Kommunikation. Außerdem kann das System IP-Produkte wie digitale Dornbracht-Armaturen oder Hausgeräte von Siemens über das heimische Netzwerk steuern.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Elektro-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Google Assistant, Logitech Harmony, Netatmo, Philips Hue, Smarter, Sonos, IFTTT
Webseite: www.digitalstrom.com
Fibaro (Home Center 2)
Fibaro hat unter Selbermachern eine große Fangemeinde. Das Home Center 2 (Bild) kommt aber auch bei professionellen Installateuren zum Einsatz. Smart-Home-Fachbetriebe nutzen die Z-Wave-Funkzentrale, um Häuser ihrer Kunden zu automatisieren. Neben Produkten von Fibaro lässt sich dazu das umfangreiche Angebot an Z-Wave-Komponenten verwenden. Außerdem unterstützt das System eine große Zahl vernetzte Produkte, die über das IP-Protokoll zu Hause an den Router angeschlossen sind.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Smart-Home-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Bose, Denon, Netatmo, Philips Hue, Sonos, Yale, Yamaha
Webseite: www.fibaro.com
Gira / Jung (eNet Smart Home)
Die Gebäudespezialisten Gira und Jung haben eNet gemeinsam ins Leben gerufen. Der Funkstandard erleichtert die Installation, da nur Taster und Module in den Unterputz-Dosen ersetzt oder montiert werden müssen. Ein kleiner Server im Sicherungskasten stellt die Verbindung zum Smartphone her. Von Haus aus eignet sich eNet zum Schalten von Licht und Steckdosen sowie für die Rollladensteuerung. Gira und Jung haben aber weitere Hersteller ins Boot geholt, um die Funktionen zu erweitern. So übernimmt Siedle die Türkommunikation, Brumberg, Häfele und Steinel bieten Beleuchtungslösungen an. Tado ist für die Heizung zuständig.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung
Erhältlich über: Elektro-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Tado
Webseite: www.enet-smarthome.com
Hager (Coviva, Quicklink)
Hager setzt bei der Nachrüstung auf die drahtlose Variante des KNX-Standards. Das Funksystem KNX RF heißt in diesem Fall Quicklink, weil Schalter und Aktoren ohne Werkzeug oder weitere Geräte direkt miteinander verbunden werden. Wer mag, kann die Quicklink-Produkte aber nachträglich in ein verkabeltes KNX-System integrierten. Um die Funkinstallation vom Smartphone oder Tablet aus steuern zu können gibt es die Coviva Smartbox (Bild). Sie ermöglicht die Automatisierung von Licht, Rollläden oder Heizung und stellt eine Verbindung ins Internet her.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung
Erhältlich über: Elektro-Fachbetriebe, Webshop
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Google Assistant, Netatmo
Webseite: www.hager.de
Loxone (Miniserver Go)
Der Miniserver Go (Bild) ist die Nachrüst-Lösung des Smart-Home-Spezialisten Loxone. Anders als die klassische Variante kommt er nicht in den Verteilerkasten, sondern lässt sich überall in der Wohnung aufstellen, wo es einen Netzwerk-Anschluss (LAN) gibt. Über das Funkprotokoll Loxone Air steht er mit Tastern, Stellantrieben, Sensoren und anderen drahtlosen Produkten des Herstellers in Kontakt. Über einen Link-Anschluss lassen sich aber auch sogenannte Extensions der Kabelversion (Loxone Tree) verwenden. Damit stehen dann Erweiterungen für EnOcean, Infrarot, RS-232, DMX und andere Standards zur Verfügung.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Elektro- und Smart-Home-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Google Assistant, Sonos (von Drittherstellern)
Webseite: www.loxone.com
Rademacher (Home Pilot)
Die Basisstation Home Pilot (Bild) verwandelt funkgesteuerte Produkte von Rademacher in ein Smart-Home-System. Die Rolladen-, Markisen- und Torantriebe des Herstellers spielen dann nahtlos mit anderen Geräten zusammen. Es gibt Schalter und Dimmer fürs Licht, Überwachungskameras, Sensoren und mehr. Die Übertragung läuft im eigenen Funkstandard DuoFern ab, den Rademacher seit mehr als zehn Jahren verwendet.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Fachbetriebe für Rollladen und Sonnenschutz, Internet
Kompatibel mit: Amazon Alexa
Webseite: www.rademacher.de
Somfy (Tahoma Premium)
Somfy lässt seinen Kunden die Wahl: Entweder, sie steuern nur einzelne Aufgaben wie die Beschattung oder die Alarmanlage per Funk. Dann gibt es unter der Bezeichnung Connexoon eigene Apps dafür. Die große Smart-Home-Lösung heißt Tahoma Premium. Sie verbindet Somfys eigene Produkte mit Funklösungen anderer Hersteller wie Velux, Eltako oder Dimplex. Dabei kommen mehrere Funkstandards zum Einsatz. Die sogenannte Tahoma-Box unterstützt neben IO Homecontrol und RTS auch EnOcean und Z-Wave.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit, Videoüberwachung
Erhältlich über: Fachbetriebe für Rollladen und Sonnenschutz
Kompatibel mit: Amazon Alexa, IFTTT, Philips Hue, Sonos
Webseite: www.somfy.de
Wibutler (Wibutler Pro)
Als universelle Basisstation arbeitet der Wibutler Pro (Bild) mit den gängigen Funkstandards Z-Wave, Zigbee und EnOcean. Entsprechend lang ist die Liste kompatibler Geräte: Der installierende Fachbetrieb kann unter Produkten von Afriso, Eltako, Eurotronic, Oventrop, Peha und anderen Herstellern wählen. Zu Heizesseln und Wärmepumpen von Wolf stellt der Wibutler ebenfalls eine Verbindung her. Zigbee-Leuchtmittel wie die Lampen von Philips Hue oder Osram werden wie bei Afriso direkt an der Basis anmeldet. Die Funkbridge des Lichtsystems entfällt.
Geeignet für: Licht, Heizung, Beschattung, Sicherheit
Erhältlich über: Elektro- und Sanitär-Fachbetriebe
Kompatibel mit: Amazon Alexa, Philips Hue (Leuchtmittel)
Webseite: www.wibutler.com
Hallo,
schöne Übersicht. Was gerade bei Fibaro einige User machen ist: Sie nehmen einem System Integrator der die Hardware einbaut – zumindest die Unterputz Geräte. Und machen die Programierung dann selbst :).
Warum habt ihr das Bosch-Smart-Home nicht mit hineingenommen?
Weil Bosch Smart Home im Wesentlichen ein System für die Selbstmontage ist. Es gibt zwar einen Installationsservice, aber der ist im Umfang begrenzt. So richtet der Monteur maximal 30 Geräte ein – und er installiert keine Fremdprodukte wie zum Beispiel Philips-Hue, Amazon Echo oder Rollladenantriebe. Bei den Lösungen im Beitrag ist es umgekehrt: Sie werden weitgehend vom Fachmann installiert. Der Kunde kommt erst später beim Anlegen von Szenen oder Regeln ins Spiel, wenn überhaupt.
Ich hoffe, das beantwortet die Frage
Viele Grüße aus dem Digitalzimmer
Schöne Übersicht, was aber noch fehlt ist das Wiser-System von Merten. Ansonsten weiter so, fein dass ihr auch mal professionelle Lösungen vorstellt.
Hallo Arduino,
Wiser fehlt tatsächlich in der Übersicht. Allerdings nur, weil das System bislang noch nicht erhältlich ist. Schneider Electric (Merten) hat die Zentrale „Wiser Home Touch“ auf der Light + Building in Frankfurt vorgestellt und will sie im Herbst auf den Markt bringen. Produkte wie Batterietaster soll es erst Anfang 2019 geben.
Beste Grüße aus dem Digitalzimmer