Panasonic Multiroom: Die Mutter aller AllPlay-Systeme im Test

Die Bedienung  unterscheidet sich ebenfalls etwas von anderen Multiroom-Systemen, was mit dem AllPlay-Standard zusammenhängt. Qualcomm hat seine Lösung so konstruiert, dass es keine zentrale Fernbedienungs-App mehr gibt. Musik aus dem heimischen Netzwerk oder vom Smartphone läuft wie zu erwarten über die Panasonic-App. Streaming-Angebote wie Napster oder Spotify verwenden aber stattdessen ihr eigenes Programm. Sie müssen ihre Software an AllPlay angepasst haben, dann tauchen die Panasonic-Lautsprecher automatisch darin auf und lassen sich als Streaming-Ziel auswählen. Das funktioniert ähnlich wie mit AirPlay von Apple oder Spotify Connect. Neben Napster und Spotify hat auch Aupeo die nötige Anpassung in seiner App bereits vorgenommen. Für Webradio mit dem Internet-Dienst TuneIn gibt es ein extra Programm namens AllPlay Radio von Qualcomm.

Bedienung: Besonderheiten von AllPlay

Die strikte Arbeitsteilung der Apps hat Vor- und Nachteile. Wer vor allem Musik aus dem Internet hört, wird sie lieben. Favoriten, die er selbst pflegt und Musikvorschläge seines Streaming-Anbieters stehen in der gewohnten App zur Verfügung. Er muss sich an keine neue Bedienoberfläche gewöhnen und kann die Software von Aupeo, Napster oder Spotify weiterverwenden. Wenn Titel vom Smartphone oder aus Heimnetzwerk über die Player laufen, fällt die Trennung auch nicht weiter auf, denn dann ist immer die Panasonic-App zuständig. Bei einem häufigen Wechsel der Musikquellen wird die Trennung allerdings lästig. Mich stört zum Beispiel etwas, dass Lautsprecher auch dann in der Panasonic-App gruppiert werden müssen, wenn man Webradio hört. Mal kurz einen Titel im Haus verteilen, geht mit Internet-Musik nicht. Dazu muss man erst die Anbieter-App verlassen, zu Panasonic Music Streaming wechseln, dort eine Gruppe bilden und zur vorherigen App zurückkehren. Nutzer von Spotify Connect kennen dieses Hin und Her schon länger. Mir persönlich sind Systeme lieber, die möglichst alle Funktionen in eine App packen. Für die Aufteilung kann Panasonic aber wie gesagt nichts. Sie ist Teil des AllPlay-Konzepts.

Zweite Besonderheit: Damit die Musikauswahl über alle Quellen hinweg ähnlich funktioniert, haben die Panasonic-Programmierer das Streaming im Heimnetzwerk den Online-Angeboten angeglichen.  Soll heißen: In der App wird zuerst ein Song oder Album ausgewählt, danach lässt sich entscheiden, auf welchem Lautsprecher die Musik spielen soll. Das Prozedere ähnelt der Wiedergabe von Internet-Diensten wie Spotify Connect. In anderen Multiroom-Systemen ist es genau umgekehrt: Bei Bluesound, Bose, Denon, Raumfeld, Sonos & Co wählt man zuerst den Raum und danach das Programm. In einem großen Haus mit vielen Playern sorgt dieses Ordnungsprinzip für einen besseren Überblick. Nach etwas Eingewöhnung geht aber auch die Panasonic-Variante flott von der Hand. Insgesamt ist die App des Multiroom-Systems ziemlich schlicht gehalten. Es gibt weder systemübergreifende Favoritenlisten für Musik noch eine Suchfunktion. Wer einen bestimmten Titel, ein Album oder einen Interpreten aufrufen will, scrollt am Smartphone durch die jeweiligen Listen. Das kann bei vielen Tausend Einträgen schon etwas dauern.

Der Panasonic SC-ALL3 (links) spielt auch mit anderen AllPlay -Lautsprechern wie dem PlayLink 4 von Lenco zusammen. ©digitalzimmer
Der Panasonic SC-ALL3 (links) spielt auch mit anderen AllPlay -Lautsprechern wie dem PlayLink 4 von Lenco zusammen. ©digitalzimmer

Die Kombination von AllPlay-Geräten verschiedener Marken klappte im Test problemlos. Modelle von Lenco und Panasonic spielten einwandfrei zusammen. Sie tauchten auch gegenseitig in der App des jeweils anderen Herstellers auf. Allerdings würde ich nicht empfehlen, die PlayLink-App von Lenco für die Steuerung zu verwenden. Deren Funktionsumfang ist noch geringer als bei Panasonic. Einige Funktionen wie die drahtlose Paarung von Stereo-Boxen fehlen komplett, weil Lenco-Lautsprecher mit einem Schalter am Gerät vom rechten auf den linken Kanal umgeschaltet werden. Außerdem scheint die PlayLink-App nicht besonders gut gepflegt. Seit Januar 2015 gab es keine Updates mehr.

Ausstattung: Auf der Höhe der Zeit

Die verwendete Streaming-Technik von Qualcomm bietet fast alles, was Musiksammler sich von einem modernen Multiroom-System wünschen. Sie unterstützt WLAN-Verbindungen in den Standards 802.11  a/b/g/n mit 2,4 und 5 Gigahertz. Da sollte für jeden Router eine passende Einstellung dabei sein. Das AllPlay-System von Panasonic spielt High-Resolution-Audiodateien in einer Auflösung bis 24 Bit/192 Kilohertz ab und gibt zusammenhängende Tracks auf Live- oder Klassik-Alben ohne Unterbrechung („gapless“) wieder. Mit AAC, MP3, ALAC, FLAC und WAV sind die gebräuchlichsten Audioformate an Bord. Nur wer Exoten wie Ogg Vorbis oder WMA bevorzugt, muss sich anderswo umsehen.

4 Gedanken zu „Panasonic Multiroom: Die Mutter aller AllPlay-Systeme im Test“

  1. Hallo, kann ich mit der Panasonic Streaming App die All play Geräte von verschiedenen Devices aus konfigurieren? Also, ich würde mir die App auf mein Huawei P9 installieren, meine Frau auf ihrem Samsung S5. Würde hier eine gleichzeitige Steuerung im selben Netzwerk funktionieren und wie funktioniert die Synchronisation zwischen den Handys?
    Mir ist noch aufgefallen, dass die Android App ziemlich verissen wird. Läuft die iOS App stabiler?

    Vielen Dank für eine eine Antwort.

    1. Hallo Timo,
      ich glaube, ich verstehe Ihre Frage nicht ganz. Ein grundsätzliches Funktionsprinzip von Multiroom-Systemen ist da, dass mehrere Personen im Haushalt mit ihren Smartphones dieselben Lautsprecher bedienen können. Wenn Sie und Ihre Frau sich im selben Netzwerk befinden und die App installiert haben, sollte es also funktionieren.

      Aber was möchten Sie zwischen den Handys synchronisieren? Die Musik auf den Smartphones? Dass geht nicht. Um von allen Apps auf dasselbe Musikprogramm zugreifen zu können, muss es sich ebenfalls im Netzwerk befinden – entweder es wird dazu aus dem Internet gestreamt wie z.B. bei Spotify – oder es kommt von einer Festplatte (NAS-System) zu Hause.

      Zur Qualität der aktuellen Apps kann ich leider nichts sagen, weil sich kein Panasonic-System mehr bei uns im Testraum befindet. Die jüngsten Kritiken im Google Play Store beziehen sich auf die App-Version vom 2. Juli 2017.

  2. > ALL3 und ALL8 warten ihrer Größe entsprechend mit mehr Bass und Maximalpegel auf, erreichen aber nicht die Luftigkeit des kleinen ALL2. Außerdem lassen sie sich nicht paarweise als Stereo-Kombination betreiben.

    ALL3 und ALL8 lassen sich nicht paarweise als Stereo-Kombination betreiben — ist das definitiv richtig?

    Zumindest bei der ALL3 sagt ein User gegenteiliges:
    http://www.amazon.de/Kann-zwei-Speakern-Stereopaar-schalten/forum/Fx3TOP4FGJ9O6VT/Tx11C8QDI4IBA4I

    1. Zum Testzeitpunkt ging es nicht. Der Test fasst allerdings die Erfahrungen mit mehreren Geräten über viele Monate zusammen und eventuell gab es ein Software-Update, das die Funktion nachgeliefert hat. Im Dezember bei Fertigstellung des Textes hatte ich nur noch ein Exemplar des ALL3 da, konnte es also nicht ausprobieren.

      In der PDF-Bedienungsanleitung des ALL3/ALL8 aus dem Support-Bereich von Panasonic wird die Stereokoppelung nicht erwähnt – allerdings stammt die Ausgabe dort auch vom 20. August 2014. Auf der Webseite, die der Amazon-User zitiert, ist sie beim ALL3 angegeben, beim ALL8 nicht. Laut Historie der App im iOS-AppStore, wurde mit Software-Version 2.0.9 am 22.1.2015 die Unterstützung für rechten und linken Kanal bei All3 und All8 hinzugefügt. Das würde bedeuten, alle Modelle lassen sich mittlerweile als Stereopaar betreiben. Ich habe im Text an entsprechender Stelle eine Erklärung eingefügt.

      Vielen Dank für den Hinweis, David.

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