Ausprobiert: iPhone-App für Music Unlimited

Sony hat Wort gehalten: Die Smartphone-App für den hauseigenen Streaming-Dienst „Music Unlimited” gibt es jetzt auch in einer Version für iPhone & Co. Bislang war das Player-Programm nur für Android-Geräte erhältlich – weil Sony bei seinen Experia-Handys und Tablets selbst auf das Google-Betriebssystem setzt.

Die Sony-App setzt iOS 4.3 oder neuer voraus (Bild: digitalzimmer.de)
Die Sony-App setzt iOS 4.3 oder neuer voraus (Bild: digitalzimmer.de)

Die iOS-App bedeutet eine weitere Öffnung des recht abgeschlossenen Systems, denn Music Unlimited und andere Angebote des „Sony Entertainment Networks” lassen sich ansonsten nur auf Geräten der japanischen Marke nutzen – auf Bravia-Fernsehern und Blu-ray-Playern, Heimkino-Anlagen und der Playstation 3. Die iOS-App bringt den Musikkatalog über den Umweg iPhone nun auch auf Lautsprecher-Docks und AV-Receiver anderer Hersteller.

digitalzimmer.de hat die App, für die ein Monatsabo von Music Unlimited nötig ist, ausprobiert. Um Zugriff auf alle Lieder zu haben und eigene Playlisten erstellen zu können, ist ein so genanntes Premium-Abo für 9,99 Euro im Monat nötig. Mit dem Basis-Konto für 3,99 Euro gibt es nur vorgegebene Genre-Kanäle und personalisiertes Webradio. Auffälligster Unterschied zu den Produkten von Spotify, Napster, Rdio und Konsorten: Es gibt keinen Offline-Betrieb. Wie in der Sony-App für Android-Geräte muss das Smartphone zum Musikhören mit dem Internet verbunden sein. Es lassen sich keine Playlisten speichern, um sie auf Flugreisen oder einer Zugfahrt mit schlechter Mobilfunkversorgung abzuspielen.

Die Größe des Musikkatalogs liegt auf branchenüblichem Niveau. Sony selbst wirbt mit mehr als 15 Millionen Titeln – wie die Konkurrenz von Deezer, Juke, Napster und Rdio. Spotify hat nach eigenen Angaben über 18 Millionen Songs im Angebot. Ob der Nutzer von den Größenunterschieden überhaupt etwas merkt, hängt vom Musikgeschmack ab. Mainstream-Titel aus den Charts sind für gewöhnlich überall gut zu kriegen. Kleinere Klassik-Labels wie Harmonia Mundi oder spezielle Jazz-Titel finden sich eher bei Spotify; wenn überhaupt.

In jedem Fall lohnt es sich auch bei Music Unlimited, vom 30-tägigen Probeabo Gebrauch zu machen. Dazu müssen allerdings Kreditkartendaten hinterlegt werden. Verbraucherfreundlich: Die automatische Verlängerung lässt sich in den Konto-Einstellungen auf der Webseite abschalten, so dass nicht ungewollt Kosten entstehen. Endet ein Abo, hat der Nutzer auch keinen Zugriff auf Musik und Playlisten mehr. Er kann sein Konto aber später wieder reaktivieren – alle Wiedergabelisten und Favoriten sind dann noch da.

Die Bedienung der iOS-App klappt nach kurzer Eingewöhnung schnell und intuitiv. Ladeprobleme mit Bildern und Plattencovern, die beim Start zunächst auftraten, sind inzwischen behoben. Etwas untypisch in ihrer Zusammensetzung sind die Charts. So tauchte der aktuelle Hit „Whistle” von Flo Rida in den Hitlisten überhaupt nicht auf, obwohl er zum Testzeitpunkt bei Anbietern wie Spotify, Amazon oder iTunes weit vorne zu finden war und sehr wohl im Sony-Katalog vertreten ist. Auch „Euphoria” von Loreen, der Siegertitel des Eurovision Song Contest 2012 glänzte durch Abwesenheit. Dafür bevölkerten realtiv alte Titel von Jennifer Lopez, Sean Paul und LFMAO die Sony-Charts.

Insgesamt würde man sich eine ausgefeiltere Suche wünschen. So liefert die Eingabe des Songtitels „Euphoria” unter „Lieder” mehr als ein Dutzend Songs von Enrique Iglesias, die zum gleichnamigen Album gehören, in dieser Rubrik aber nichts zu suchen haben. Weil andere Funktionen zum Entdecken von Musik wie die Verbindung mit Facebook-Freunden oder Playlisten zum Abonnieren fehlen, kommt der Suchfunktion besondere Bedeutung zu. Immerhin: Das Klassik-Album „Legacy” von Geiger David wird auch unter dem Interpretennamen gefunden, nicht nur nach Eingabe des Dirigenten (Ion Marin) oder Orchesters (Royal Philharmonic Orchestra). Über diese Hürde stolpern viele Streaming-Dienste, weil die Metadaten des Albums häufig falsch verknüpft sind.

digitalzimmer.de meint: Die iOS-App für Music Unlimited ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Allerdings stoppt Sony auf halbem Weg: Der permanente Online-Zwang schränkt den Nutzen der Smartphone-App stark ein. Außerdem ist das Programm nur ans iPhone-Display angepasst. Eine iPad-Version, die den großen Tablet-Bildschirm ausnutzt, fehlt noch immer. Für Android-Tablets wie die Modelle von Sony gibt es sie bereits. Bis Music Unlimited die Qualität von Apps à la Rdio oder Spotify erreicht, braucht es also noch das eine oder andere Update.