Hunderttausende nutzen ihr Smartphone bereits beim Sport: Mit Apps wie „Runtastic“ erfassen sie zurückgelegte Entfernungen beim Joggen, speichern Rundenzeiten, Lauftempo und GPS-basiert sogar die Route. Andere kontrollieren über Zusatzgeräte am iPhone ihren Blutdruck oder Blutzuckerspiegel. Die Telekom Deutschland möchte beide Gruppen nun zusammenführen – und das Messen von Körperwerten zum Volkssport erheben.
„Health Score” heißt ein neuer Messwert, den der Telekommunikationsanbieter zusammen mit dem Schweizer Online-Portal quentiq.com Anfang 2012 einführen möchte. Score steht im Englischen für Spielstand oder Trefferzahl, und genauso wollen die beteiligten Unternehmen ihr Angebot auch verstanden wissen: Die Nutzer sollen wetteifern um die besten Plätze im Online-Ranking. Sie können ihren aktuellen Gesundheitszustand erfassen und Traningsfortschritte verfolgen. Wer stolz ist auf das Erreichte, darf seinen Score obendrein über Soziale Netzwerke teilen. „Wir wollen Menschen dafür begeistern, ihr eigenes Wohlbefinden einfach und spielerisch zu verbessern. Gesundheit darf Spaß machen“, erklärt Peter Ohnemus, Geschäftsführer von Quentiq.
Der Health Score selbst ist eine Zahl zwischen 1 und 1000, die rechnerisch ermittelt wird. Software von Quentiq berücksichtigt dabei neben Alter, Körpergröße, Geschlecht, Gewicht oder Blutdruck auch die Lebensweise des Nutzers (Tabak- und Alkoholkonsum), seine sportlichen Aktivitäten sowie eine Selbsteinschätzung. Das Verfahren dazu sollen führende Wissenschafter am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Universitätskrankenhaus Zürich entwickelt haben. Die nötigen Körperwerte stammen von Messmodulen wie Geräten der Medisana VitaDock-Reihe (Abbildung oben), die bereits in Telekom-Shops und übers Internet erhältlich sind. Die mobilen Gesundheits-Messer ermitteln Gewicht, Blutzucker, Körpertemperatur, Blutdruck oder Puls und übertragen die Daten im Netz der Telekom an die Quentiq-Plattform. Da es sich hier um sensible Angaben handelt, würden alle Daten sicher und verschlüsselt übertragen und gespeichert, versichern die Anbieter.
Was auf der Plattform mit den Nutzerinformationen geschieht, werden wohl erst die Datenschutzbestimmungen zeigen, wenn der Service 2012 an den Start geht. Quentiq spricht auf seiner Webseite neben Privat- und Geschäftskunden gezielt Versicherungsunternehmen an. Die Plattform soll ihnen helfen, Kosten zu senken – indem sie Menschen zu einem gesunden Lebensstil motiviere, aber eben auch „Daten zur persönlichen Gesundheit digitalisiert”.
digitalzimmer.de meint: Der Weg zum „Gläsernen Patienten” scheint vorgezeichnet. Erst unlängst meldete die Telekom, dass laut einer Studie des auf Handy-Themen spezialisieren Marktforschungsunternehmens Research2Guidance im Jahr 2015 die Mehrheit der Ärzte Apps für die Übertragung und Speicherung von Patientendaten einsetzen wird. Dr. Pablo Mentzinis vom Branchenverband Bitkom meint, „mobile Gesundheitslösungen könnten den dramatischen Kostenanstieg im Gesundheitswesen abfedern, indem Chroniker ihre Vitalwerte zu Hause erfassen”. Die Beliebtheit Sozialer Netzwerke dürfte ihren Teil dazu beitragen, dem Volkssport Gesundheitsmessung Akzeptanz zu verschaffen. Und wer nicht gleich freiwillig mitmacht, lässt sich vielleicht mit speziell ermäßigten Krankenkassen-Tarifen dazu motivieren …