The Voice of Germany – interaktiv mit HbbTV

Fernsehen zum Mitspielen: Wenn Xavier Naidoo, The BossHoss, Nena und Rea Garvey dieser Tage „The Voice of Germany” suchen, sind die Zuschauer live dabei. Sogar unmittelbarer als je zuvor: Die veranstaltenden Sender ProSieben und Sat.1 ziehen alle Register, um ihre werberelevante Zielgruppe an den Bildschirm zu fesseln. Twitter und Facebook sind fester Bestandteil des Programms – aber nicht am PC, Tablet oder Smartphone, sondern am TV selbst.

Xavier Naidoo, The BossHoss, Nena und Rea Garvey von Reamonn (v.l.n.r.) suchen „The Voice of Germany”. (Bild: ProSieben)
Xavier Naidoo, The BossHoss, Nena und Rea Garvey von Reamonn (v.l.n.r.) suchen „The Voice of Germany”. (Bild: ProSieben)

Der neue Standard HbbTV, mittlerweile in vielen höherpreisigen Fernsehgeräten mit Internetanschluss zu finden, macht diese Interaktion möglich. Zuschauer können Twitter-Kommentare zur Sendung direkt am Bildschirm mitverfolgen oder aktiv an Abstimmungen teilnehmen und dabei sehen, wie der Freundeskreis votet. Voraussetzung fürs Online-Voting ist ein Facebook-Account, den in der angepeilten Zielgruppe aber sowieso jeder haben dürfte – und natürlich ein Smart-TV oder ein Receiver, der die HbbTV-Angebote von ProSieben und Sat.1 anzuzeigen vermag. Dann erscheint am Bildschirm der sogenannte „Red Button”, und mit einem Druck auf die rote Taste der Fernbedienung gelangt der Casting-Fan direkt im Zusatzangebot der Sender. Wie so etwas aussieht, zeigt unser Video „Was ist eigentlich HbbTV” weiter unten auf dieser Seite.

„Wir freuen uns, als erste Sendergruppe in Deutschland eine Applikation dieser Art zur Verfügung stellen zu können”, erklärt Lars Friedrichs, Leiter Hybrid-TV und Teletext beim Dienstleister ProSiebenSat.1 Digital. Laut Auskunft der beiden Privatsender nutzen inzwischen über 320.000 Besucher die HbbTV-Seiten von ProSieben (Stand: Oktober 2011), beim Schwesterkanal Sat.1 waren es zuletzt rund 270.000 Nutzer. Verglichen mit den rund drei Millionen Zuschauern, die das Singspiel im Fernsehen verfolgen, sind das nur etwa zehn Prozent. Allerdings gibt es nach jüngsten Zahlen des Branchenverbands Bitkom derzeit auch nur etwa vier Millionen Internet-fähige TV-Geräte in deutschen Haushalten. Und laut Bitkom gehen nur 13 Prozent der Personen, die ein solches Gerät besitzen, damit überhaupt online – macht 520.000 Nutzer. So gesehen hätten ProSieben und Sat.1 bereits ein schönes Stück vom wachsenden Online-TV-Markt.

digitalzimmer.de meint: Jahrelang wurde Zuschauern das interaktive Fernsehen gepredigt – und von Herstellerseite versucht, das Mitspiel-Programm mithilfe von MHP-Receivern oder der Fernbedienung „Betty” schmackhaft zu machen. Dank HbbTV ist es jetzt plötzlich da. Die Sender experimentieren damit, die Werbebranche hat ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Da wird es nicht lange dauern, bis HbbTV-Spam am Bildschirm erscheint. Dass die Privatsender vor plakativen Einblendungen nicht zurückschrecken, wissen wir spätestens seit ProSieben & Co vermehrt Spielfilme und Serien auch außerhalb der Werbeblöcke mit Bannern und Stoppern fürs eigene Programm zupflastern.